Kreuzprozession in Sankt Petersburg – Oktoberrevolution und die Wiederkehr der Religion


Kreuzprozession in Sankt Petersburg
Kreuzprozession in Sankt Petersburg

(Mos­kau) Bil­der von der Kreuz­pro­zes­si­on in Sankt Peters­burg vom ver­gan­ge­nen 12. Sep­tem­ber. Die Pro­zes­si­on führ­te von der Kasa­ner Kathe­dra­le über den berühm­ten, vor New­s­ki-Pro­spekt zum Alexander-Newski-Kloster.

Ikone Alexander Newskis
Iko­ne Alex­an­der Newskis
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Der Ruri­ki­de Alex­an­der New­s­ki, Fürst von Now­go­rod (ab 1249 Groß­fürst von Kiew), brach­te 1240 in der Schlacht an der Newa das Vor­drin­gen der Schwe­den auf rus­si­sches Gebiet zum Ste­hen, 1242 in der Schlacht am Pei­pus­see auch jenes des Deut­schen Ordens. Von der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che wird er seit 1547 offi­zi­ell als Hei­li­ger ver­ehrt. Der New­s­ki-Pro­spekt, eine vor 300 Jah­ren ange­leg­te Pracht­stra­ße von 4,5 Kilo­me­tern Län­ge, ver­bin­det den Win­ter­pa­last der Zaren an einem Ende mit dem Alex­an­der-New­s­ki-Klo­ster am ande­ren Ende. Im Klo­ster sind die Gebei­ne des hei­lig­ge­spro­che­nen Ruri­ki­den­für­sten begraben.

An der Pracht­stra­ße liegt auch die vor mehr als 200 Jah­ren errich­te­te Kasa­ner Kathe­dra­le, die nach dem Vor­bild des Peters­doms in Rom errich­tet wur­de. Die Kathe­dra­le wur­de über einem älte­ren Vor­gän­ger­bau, der Mariä-Geburt-Kir­che errich­tet. Benannt ist sie nach einer Iko­ne der Got­tes­mut­ter von Kasan, die in der Kathe­dra­le ver­ehrt wird.

Kasaner Kathedrale
Kasa­ner Kathedrale

Die Kir­che gilt als Gedächt­nis­kir­che für die sieg­rei­che Abwehr von Napo­le­ons Ruß­land­feld­zug von 1812. In ihr ist Feld­mar­schall Michail Kutu­sow begra­ben, der als rus­si­scher Ober­be­fehls­ha­ber den Abwehr­kampf lei­te­te. Der Feld­mar­schall hat­te vor den Kämp­fen in der soeben fer­tig­ge­stell­ten Kir­che gebe­tet und die Got­tes­mut­ter um Hil­fe ersucht.

Nach der kom­mu­ni­sti­schen Okto­ber­re­vo­lu­ti­on wur­de die Kathe­dra­le geplün­dert und ver­wü­stet. 1918 erlit­ten der Erz­prie­ster der Kir­che, Phi­lo­soph Ornats­ky, zusam­men mit sei­nen bei­den Söh­nen das Mar­ty­ri­um. Ornats­ky hat­te für die Opfer der Kom­mu­ni­sten ein Requi­em zele­briert. Dar­auf­hin wur­den auch er und sei­ne bei­den Söh­ne ver­haf­tet. An einer Klip­pe am fin­ni­schen Meer­bu­sen durf­te er für die zum Tode Ver­ur­teil­ten noch ein Gebet spre­chen, dann wur­den er, sei­ne Söh­ne und 30 wei­te­re Men­schen erschos­sen und ihre Lei­chen über die Klip­pen ins Meer geworfen.

Kreuzprozession über den Newski-Prospekt 2016
Kreuz­pro­zes­si­on über den New­s­ki-Pro­spekt 2016

1922 wur­den alle Wert­ge­gen­stän­de, lit­ur­gi­schen Gerä­te und Iko­nen von der Sowjet­re­gie­rung beschlag­nahmt und die Kathe­dra­le 1932 in ein Muse­um des Athe­is­mus umgewandelt.

Im Novem­ber 1990 konn­te in Abspra­che mit der Muse­ums­di­rek­ti­on – das Muse­um wur­de nach dem Ende der Sowjet­herr­schaft in Muse­um der Reli­gi­ons­ge­schich­te umbe­nannt – erst­mals wie­der eine Hei­li­ge Lit­ur­gie zele­briert wer­den. 1999 wur­de die Räu­mung des Muse­ums und die Rück­ga­be der Kathe­dra­le an die rus­sisch-ortho­do­xe Kir­che  ver­ein­bart. Die Über­ga­be war 2001 abge­schlos­sen. 2002 konn­te die Iko­ne der Got­tes­mut­ter von Kasan in die Kir­che zurück­ge­führt wer­den. Seit 2017 ist die Kathe­dra­le wie­der Sitz des Metro­po­li­ten von Now­go­rod und Sankt Petersburg.

2013 fand nach mehr als 90 Jah­ren wie­der die erste Kreuz­pro­zes­si­on statt, die an die Über­füh­rung der Reli­qui­en des Ruri­ki­den­für­sten New­s­ki in das nach ihm benann­te Klo­ster am Ende des New­s­ki-Pro­spekts erin­nert. Das Video zeigt Auf­nah­men von der vier­ten Kreuz­pro­zes­si­on seit deren Wie­der­be­le­bung (Sep­tem­ber 2016).

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Youtube/​MiL

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