Erzbischof Forte attackiert die vier Kardinäle: „Die Zweifel (Dubia) werfen Zweifel über jene auf, die sie aufgeworfen haben“


Symposium über Amoris laetitia, 9. März 2017, San Salvatore in Lauro (Msgr. Forte, 2.v.l., Alberto Melloni, 2.v.r.)
Symposium über Amoris laetitia, 9. März 2017, San Salvatore in Lauro (Msgr. Forte, 2.v.l., Alberto Melloni, 2.v.r.)

(Rom) Erz­bi­schof Bru­no For­te, Papst-Adla­tus wäh­rend der bei­den Bischofs­syn­oden über die Fami­lie, attackier­te die vier Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner wegen der Dubia (Zwei­fel), die sie zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia dem Papst vor­ge­legt haben haben.

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Der Erz­bi­schof von Chie­ti-Vas­to war von Papst Fran­zis­kus zum Son­der­se­kre­tär der Syn­ode bestellt wor­den. Als sol­cher spiel­te er eine wenig rühm­li­che Rol­le bei der Aus­ar­bei­tung der ein­zel­nen Berich­te. Bei der ersten Bischofs­syn­ode im Herbst 2014 kamen aus sei­ner Feder die umstrit­te­nen Pas­sa­gen zur Homo­se­xua­li­tät im Zwi­schen­be­richt. Anfang Mai 2016 ent­hüll­te er, von Papst Fran­zis­kus einen spe­zi­el­len Auf­trag für die Abfas­sung des Schluß­be­richts der zwei­ten Bischofs­syn­ode im Herbst 2015 erhal­ten zu haben. Der Auf­trag lau­te­te, die vom Papst mit der Syn­ode beab­sich­ti­gen Zie­le zu ver­schlei­ern. Aus die­sem Grun­de soll­te For­te die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen im Schluß­be­richt nicht erwäh­nen, weil das star­ke Wider­stän­de wecken könn­te. Er sol­le, so der päpst­li­che Auf­trag, so for­mu­lie­ren, daß die Wider­stän­de mög­lichst gering blei­ben. Er, der Papst, wer­de dann in Sachen wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne schon die Wei­chen stellen.

Wört­lich gab For­te am 2. Mai 2016 im Stadt­thea­ter von Vas­to den Auf­trag von Papst Fran­zis­kus wie folgt wieder:

„Wenn wir aus­drück­lich von Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne spre­chen, wer weiß, was die uns dann für ein Casi­no [einen Wir­bel] machen. Wir reden des­halb nicht direkt davon. Mach es so, daß die Prä­mis­sen gege­ben sind, die Schluß­fol­ge­run­gen zie­he dann ich.“

For­te zeig­te sich begei­stert von der päpst­li­chen Tak­tik. Das sei „typisch für einen Jesui­ten“, kom­men­tier­te For­te scher­zend sei­ne Ent­hül­lung und lob­te die „Weis­heit“ von Papst Fran­zis­kus, die es erlaubt habe, zu Amo­ris Lae­ti­tia zu gelangen.

Symposium über Amoris laetitia in der Kirche San Salvatore in Lauro

„Die Kraft der Lie­be in einer Weg­werf­ge­sell­schaft, die von Gleich­gül­tig­keit geprägt ist“, so lau­te­te das Sym­po­si­um über Amo­ris lae­ti­tia, das am Don­ners­tag in der römi­schen Kir­che San Sal­va­to­re in Lau­ro gegen­über der Engels­burg statt­fand. Einer der Refe­ren­ten war Erz­bi­schof Bru­no For­te in sei­ner Funk­ti­on als Son­der­se­kre­tär der Bischofs­syn­ode, deren „Ergeb­nis“ das Apo­sto­li­sche Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia ist. Ein ande­rer Refe­rent war der Histo­ri­ker Alber­to Mel­lo­ni, Lei­ter der pro­gres­si­ven „Schu­le von Bologna“.

For­te nütz­te sein Refe­rat, um die vier nam­haf­ten Kar­di­nä­le anzu­grei­fen, die Zwei­fel (Dubia) äußer­ten und dem Papst am 19. Sep­tem­ber 2016 fünf Fra­gen vor­leg­ten, die die­ser sich seit­her wei­gert, zu beantworten.

Laut Roma­set­te, der Online-Tages­zei­tung der Diö­ze­se Rom, erklär­te Erz­bi­schof For­te, daß die Kri­tik an Amo­ris lae­ti­tia „kei­ne Exi­stenz­be­rech­ti­gung“ habe. Wört­lich berich­te­te Roma­set­te:

„Eine treue Inter­pre­ta­ti­on von Amo­ris lae­ti­tia gab, wer die Syn­ode aus näch­ster Nähe erlebt hat­te, aus der das apo­sto­li­sche Schrei­ben her­vor­ge­gan­gen ist, näm­lich Msgr. For­te: ‚Die auf­ge­wor­fe­nen Zwei­fel (Dubia) wer­fen Zwei­fel über jene auf, die sie auf­ge­wor­fen haben, weil sie anwe­send waren und den kol­le­gia­len Geist erlebt haben. Im Mit­tel­punkt von Amo­ris lae­ti­tia steht die Kri­se der wirk­li­chen Fami­lie. Die Bot­schaft ist, daß es sich trotz der Wun­den und des Schei­terns, lohnt, auf die Fami­lie zu set­zen. Was ist also zu tun? Lie­ben, wie Gott es tut. Und wie soll die­se Auf­merk­sam­keit für die ver­wun­de­ten Men­schen aus­ge­drückt wer­den? Mit der Ver­ge­bung, die die gro­ße Kraft der Lie­be ist‘. Dann zeig­te For­te die Vor­schlä­ge des apo­sto­li­schen Schrei­bens auf: anneh­men, beglei­ten, unter­schei­den und inte­grie­ren. ‚Der Weg der Beglei­tung gip­felt in der Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, die Zei­chen des Gehor­sams gegen­über der Barm­her­zig­keit Got­tes ist.“

Erzbischof Forte weiß im März 2017 nicht mehr, was er im Mai 2016 sagte

Laut Erz­bi­schof For­te habe Papst Fran­zis­kus impli­zit nicht auf die Fra­gen der vier Kar­di­nä­le zu ant­wor­ten, weil deren Beden­ken „kei­ne Exi­stenz­be­rech­ti­gung“ hät­ten. Die Nicht­be­ant­wor­tung der Fra­gen und die Halt­lo­sig­keit der Beden­ken begrün­de­te For­te damit, daß die vier Kar­di­nä­le Syn­oda­len gewe­sen sei­en und den „kol­le­gia­len Geist“ der Syn­ode mit­er­lebt hät­ten. Das Gan­ze wur­de von For­te mit einem pole­mi­schen Wort­spiel garniert.

Auf­grund der von ihm selbst gemach­ten Ent­hül­lun­gen vom 2. Mai 2016 weiß For­te, daß die Syn­ode eben kei­ne Aus­sa­ge getä­tigt hat­te, mit denen die umstrit­te­nen Pas­sa­gen von Amo­ris lae­ti­tia zu recht­fer­ti­gen sind. Der „kol­le­gia­le Geist“ der Syn­ode steht daher in kei­nem Zusam­men­hang mit Amo­ris lae­ti­tia und erst recht nicht mit den Dubia, die aus fünf Fra­gen bestehen, um deren Beant­wor­tung Papst Fran­zis­kus ersucht wur­de, um die ent­stan­de­ne Ver­wir­rung zu been­den. „Nur ein Blin­der kann leug­nen, daß wegen Amo­ris lae­ti­tia in der Kir­che größ­te  Ver­wir­rung herrscht“, sag­te Kar­di­nal Car­lo Caf­farra, einer der vier Unter­zeich­ner der Dubia.

Erz­bi­schof For­te gehört offen­sicht­lich nicht nur zu den Blin­den. Er weiß am 9. März 2017 nicht ein­mal mehr, was er am 2. Mai 2016 selbst stolz verkündete.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Roma­set­te (Screen­shot)

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13 Kommentare

  1. Mein Gott ist das eine pein­li­che Gesprächskultur…
    Wenn von Kar­di­nä­len Fra­gen im Namen vie­ler Gläu­bi­ger, die enben­so den­ken, gestellt wur­den, und man die­se ein­fach nur des­avu­iert, so ist das eine Pein­lich­keit hoch Drei. Wir leben doch nicht im Mittelalter?

    • Das Mit­tel­al­ter war kei­nes­wegs fin­ster. Es war eine oder sogar die licht­voll­ste Zeit, seit unser Herr Jesus Chri­stus hier auf Erden wan­del­te. Die Pein­lich­kei­ten unse­rer Tage kön­nen nicht auf das Mit­tel­al­ter bezo­gen wer­den. Es wäre jetzt nicht aus­rei­chend Platz an die­sem Ort, das aus­führ­lich darzulegen.

      Aber anson­sten stim­me ich Ihnen mit den Pein­lich­kei­ten zu.

  2. Soweit ich weiß, waren zumin­dest ein Teil der dubia kar­di­nä­le nicht bei der Syn­ode. Daher konn­ten sie auch nichts vom (Un)Geist der Syn­ode mitbekommen.

  3. Wir brau­chen kei­ne x‑ten Senf zu den Fra­ge­stel­lern, wir brau­chen end­lich eine Ant­wort auf die Fragen!
    Auch Fran­zis­kus‘ Wor­te sei­en Ja oder Nein.
    Ein Krieg gegen als Kri­ti­ker wahr­ge­nom­me­ne Kar­di­nä­le ist natür­lich auch eine Ant­wort. Eine vom Bösen. Müs­sen wir das wirk­lich so verstehen?

  4. Rich­ti­ger müss­te es hei­ßen: „Der Weg der Beglei­tung gip­felt in der Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, die Zei­chen des Gehor­sams gegen­über der Barm­her­zig­keit Got­tes und Fran­zis­kus, sei­nes Stell­ver­tre­ters – auf Erden – sind.“

    • Wer­ter Josef P.!
      Sie haben einen wich­ti­gen Nach­satz unter­schla­gen, wegen des­sen Feh­len Ihr Satz nicht „rich­ti­ger“, son­dern „fal­scher“ als je zuvor gewor­den ist. Der feh­len­de Bedin­gungs­zu­satz nach JP II.(FC)lautet, frei for­mu­liert: „.. wenn sie sich aller Hand­lun­gen ent­hal­ten, die sakra­men­tal Ver­hei­ra­te­ten vor­be­hal­ten sind und wie Brü­der und Schwe­stern zusammenleben“.

      • Wer­ter Herr Sophus,
        natür­lich müss­te es so hei­ßen, ich woll­te ledig­lich – mei­nes Erach­tens – die unge­heu­er­li­chen Wor­te Erz­bi­schof For­tes ergän­zen, schien aber irgend­wie nicht als das erkannt wor­den zu sein.

  5. An den Dubia schei­den sich die Gei­ster. Wer sich auf die Pro- oder Con­tra-Sei­te schlägt, zeigt ganz klar wes Gei­stes Kind er ist: Der Lack­mus-Test der Katholizität.

  6. Statt Anr­wor­ten nur her­ab­wür­di­gen­de Kom­men­tie­run­gen der fra­ge. Nun gut – es wird offen­bar kei­ne Ant­wort geben, so viel scheint fest­zu­ste­hen. Was wird die Kon­se­quenz dar­aus sein? Wer­den es die vier Zwei­feln­den wagen? Und wie lan­ge wol­len sie noch zuwarten?
    Das ist die span­nen­de Fra­ge. Even­tu­ell steht Berg­o­gli­os Umwer­ben der Pius­se damit in Zusam­men­hang. Will er die mäch­tig­ste Frak­ti­on der glau­bens­treu­en Sei­te à la Petrus­brü­der durch Köde­rung de fac­to mund­tot machen?

    • Falls die Pius­bru­der­schaft durch Papst Fran­zis­kus in die katho­li­sche Kir­che ein­ge­bun­den wird, wür­de sie sich dann nicht ver­pflich­tet füh­len, sich dafür dank­bar erwei­sen zu müssen?
      Ein­ge­bun­den sein – heißt das gleich­zei­tig gefes­selt zu sein?
      Denn wer nach lan­gen Jah­ren des War­tens dank­bar und erleich­tert ist, dem dürf­te es schwe­rer fal­len, Kri­tik an der Per­son zu üben, der man die Rück­kehr zu ver­dan­ken hat.
      Folg­lich also „mund­tot“ gemacht?

      • Ja, sehr gut for­mu­liert, Marienzweig.Bergoglio ist wahr­schein­lich eines ganz sicher: ein gewief­ter Tak­ti­ker. Die dubia könn­ten sich für ihn noch tat­säch­lich zu einem ern­sten Pro­blem mau­sern. Wie ’s aus­sieht, ver­sucht er, durch­zu­tau­chen, es drauf ankom­men zu las­sen, in der Hoff­nung, dass die glau­bens­treue Sei­te bereits zu schwach ist, um mehr als einen Sturm im Was­ser­glas zu erzie­len. Das Feh­len der Pius­se als gro­ßes extraeccle­sia­ni­sches Auf­fang­la­ger für alle, die Berg­o­gli­os Zer­set­zungs­werk nicht mehr mit­tra­gen wol­len, könn­te sich noch schmerz­lich bemerk­bar machen. Dafür kann Berg­o­glio schon so man­che Zuge­ständ­nis­se machen, dies umso mehr, als sei­tens der ecclsia dei-Gemein­schaf­ten erfah­rungs­ge­mäß so gut wie kein Wider­stand oder Gegen­wind zu spü­ren ist.

        • Die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten sind in einer Zwangs­la­ge. Sie müs­sen ihre Gemein­schaft schützen.

  7. Ein­mal war es der „Geist des Kon­zils“, neu­er­dings ist es der „Geist des Kol­le­gi­ums“, bei­de mit ver­hee­ren­der Wir­kung. Gegen Macher steht der Hl. Geist macht­los da! Bei der Ver­ge­bung der ideo­lo­gi­schen Übel­ta­ten dann auch?
    Unser Papst ist ganz vom Geist des Kon­zils geprägt. 

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