Brasilianischer Bischof fordert wegen des Priestermangels die Laienzelebration


Bischof Luiz Demetrio Valentini: Wegen des Priestermangels die Laienzelebration einführen.
Bischof Luiz Demetrio Valentini: Wegen des Priestermangels die Laienzelebration einführen.

(Bra­si­lia) Bra­si­li­ens Epi­sko­pat ist seit Jahr­zehn­ten befrei­ungs­theo­lo­gisch durch­tränkt. Die Fol­gen sind dra­ma­tisch. Die Qua­li­tät der katho­li­schen Ver­kün­di­gung ist schwach und sozi­al­po­li­tisch domi­niert. Daher fin­det eine mas­si­ve Abwan­de­rung von Katho­li­ken in evan­ge­li­ka­le Gemein­schaf­ten statt, die aus den USA ins Land gekom­men sind. Der eme­ri­tier­te Bischof Luiz Deme­trio Valen­ti­ni von Jales beklag­te in einer Pre­digt im Mari­en­wall­fahrts­ort Apa­re­ci­da den Prie­ster­man­gel, der in Bra­si­li­en „und in vie­len Gegen­den der Welt“, die Gläu­bi­gen ohne Eucha­ri­stie las­se. Des­halb for­der­te er, daß künf­tig auch Lai­en die Hei­li­ge Mes­se zele­brie­ren kön­nen sollen.

Amazonas-Werkstatt und Angriff gegen den Priesterzölibat

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In Bra­si­li­en werkt bereits seit Jah­ren Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, in der gemein­sam mit dem öster­rei­chi­schen Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräut­ler errich­te­ten Ama­zo­nas-Werk­statt, an einem neu­en Prie­ster­tum. Hum­mes war als Erz­bi­schof von Sao Pau­lo Pri­mas von Bra­si­li­en, dann bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on. Kräut­ler war bis zu sei­ner alters­be­ding­ten Eme­ri­tie­rung Bischof von Xin­gu im Ama­zo­nas-Becken. Sie spre­chen von einem Not­stand unter der indi­ge­nen Bevöl­ke­rung des Ama­zo­nas-Beckens und for­dern als Lösung die Ein­füh­rung einer Son­der­stu­fe des Wei­he­sa­kra­ments, de fac­to jedoch die Prie­ster­wei­he für soge­nann­te viri pro­ba­ti.

Mit ande­ren Wor­ten: Es geht um die Abschaf­fung des Zöli­bats als kon­sti­tu­ti­ves Wesens­merk­mal des Prie­ster­tums und eine funk­tio­na­le „Lösung“. Die Ama­zo­nas-Werk­statt wird zwar vor­der­grün­dig auf den Ama­zo­nas-Raum bezo­gen, doch mit gutem Grund ver­mu­ten Beob­ach­ter, daß es sich um einen gene­rel­len Angriff zur Abschaf­fung des Prie­ster­zö­li­bats han­delt. Die indi­ge­ne Bevöl­ke­rung Bra­si­li­ens, so Kri­ti­ker, die­ne nur als Vor­wand, um den seit 1968 vor allem im Westen ange­fein­de­ten Prie­ster­zö­li­bat abzuschaffen.

Bischof Valentinis Vorschlag: „Gemeinschaftspriester“ statt Diözesanpriester

Bischof Luiz Deme­trio Valen­ti­ni pre­dig­te am ver­gan­ge­nen 14. Febru­ar in Unse­rer Lie­ben Frau von Apa­re­ci­da, dem größ­ten bra­si­lia­ni­schen Mari­en­wall­fahrts­ort. Dabei for­der­te er, dar­über nach­zu­den­ken, daß „vie­le Katho­li­ken kei­nen regel­mä­ßi­gen Zugang zur Eucha­ri­stie“ hät­ten, weil es an Prie­stern feh­le. Anlaß der Pre­digt war das 25. Grün­dungs­ju­bi­lä­um der Associaçà£o Nacio­nal dos Presbà­teros do Bra­sil. Der Inhalt sei­ner Pre­digt wur­de kri­tik­los vom Medi­en­zen­trum A12 des Mari­en­wall­fahrts­or­tes ver­brei­tet, das vom Redempto­ri­sten­or­den betreut wird.

Wört­lich sag­te Valentini:

„Sind wir eine Kir­che, die das Brot teilt, oder sind wir eine Kir­che, die es ihren Gemein­schaf­ten vorenthält?“

Dabei bemüh­te der ehe­ma­li­ge Bischof von Jales Papst Bene­dikt XVI. als Kron­zeu­gen mit des­sen Wor­ten: „Ohne Eucha­ri­stie gibt es kei­ne christ­li­che Gemein­schaft“. Bene­dikt hat­te die­se Wor­te 2007 in Apa­re­ci­da zur Eröff­nung der 5. CELAM-Gene­ral­ver­samm­lung der Bischö­fe Latein­ame­ri­kas und der Kari­bik gesprochen.

Es sei not­wen­dig, über den Prie­ster­man­gel nach­zu­den­ken, der „nicht nur in Bra­si­li­en, son­dern in vie­len Gegen­den der Welt“ herrsche.

„Heu­te ist es not­wen­dig, daß die Kir­che die Rufe der Gemein­schaf­ten hört, auf die sie auf­merk­sam ach­ten soll, und die auf die Fra­ge der Prie­ster hin­wei­sen. Sie ver­langt, kor­rekt gelöst zu wer­den, und es ist not­wen­dig, die Sicht­wei­se des Zwei­ten Vati­can­ums über die Dien­ste wiederherzustellen.“

„Papst Franziskus wird sich nicht hindern lassen, solange …“

Der eme­ri­tier­te Bischof von Jales ging dann auf die Begeg­nung der bra­si­lia­ni­schen Bischö­fe mit Papst Fran­zis­kus ein. Die­ser habe kla­re Wor­te gefun­den. Er erwar­te sich, daß ihm die Bra­si­lia­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz mit Mut und Klug­heit „ein Pro­jekt“ unterbreite.

„Per­sön­lich habe ich mir erlaubt, mei­ne Posi­ti­on zu äußern, auch wenn ich mir bewußt bin, daß sie wenig Gewicht haben mag. Das Leben lehrt, die per­sön­li­chen Bestre­bun­gen zu rela­ti­vie­ren und in den grö­ße­ren Rah­men der Geschich­te zu stel­len. Es ist nicht wich­tig, daß alle unse­re Träu­me ver­wirk­licht wer­den, vor allem jetzt, da ich als eme­ri­tier­ter Bischof nichts mehr ent­schei­den kann.
Ich neh­me mir aber die Frei­heit, die Bra­si­lia­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz auf­zu­for­dern, die Dis­kus­si­on über die­ses Pro­blem zu beschleu­ni­gen, damit die Ange­le­gen­heit, mit Pres­by­tern der Gemein­schaf­ten rech­nen zu kön­nen, in den Details geklärt wer­den kann, so daß die Anwei­sung von Papst Fran­zis­kus orga­ni­siert und in die Pra­xis umge­setzt wer­den kann, die Maß­nah­me in Gang zu set­zen, die in das Leben der Kir­che tief ein­grei­fen wird. Papst Fran­zis­kus wird sich trotz kir­chen­in­ter­ner Wider­stän­de nicht hin­dern las­sen, solan­ge er auf die ein­deu­ti­ge Unter­stüt­zung durch die Bra­si­lia­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz und beson­ders der bra­si­lia­ni­schen Prie­ster rech­nen kann, die heu­te hier durch die Natio­na­le Ver­ei­ni­gung der Prie­ster Bra­si­li­ens (Associaçà£o Nacio­nal dos Presbà­teros do Bra­sil) ver­tre­ten sind.“

Der eme­ri­tier­te Bischof for­der­te damit einen neu­en Prie­ster­ty­pus, den er „Gemein­schafts­prie­ster“ oder „Prie­ster der Gemein­schaft“ nann­te und in Gegen­satz zum Diö­ze­san­prie­ster stell­te. Die Wort­wahl soll offen­bar eine basis­de­mo­kra­ti­sche Note ein­füh­ren, wie sie im befrei­ungs­theo­lo­gisch durch­tränk­ten Kle­rus Bra­si­li­en weit­ver­brei­tet ist. Letzt­lich han­delt es sich nicht genau um den­sel­ben Vor­schlag, an dem in der Ama­zo­nas-Werk­statt bereits an Details  und einem kon­kre­ten Fahr­plan (zunächst Ama­zo­nas-Syn­ode, dann Bischofs­syn­ode in Rom) geba­stelt wird. Der Vor­schlag weist aber in die­sel­be Rich­tung und geht noch radi­ka­ler über die Ama­zo­nas-Werk­statt hinaus.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: A12​.com (Screen­shots)

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3 Kommentare

  1. Exzel­lenz!
    Könn­te es nicht sein, dass zwi­schen dem jahr­zehn­te­lang äußerst pro­gres­si­sti­schen Kurs des bra­si­lia­ni­schen Kle­rus und dem Prie­ster­man­gel ein kau­sa­ler Zusam­men­hang besteht? Wäre doch ein­mal wert, dar­über nachzudenken,oder?

  2. Die­se Kräut(l)er-Pfarrer sehen alle­samt so nie­der­ge­schla­gen und trau­rig aus – wie wenn sie gleich das Wei­nen anfan­gen wür­den (Dre­wer­mann lässt grüßen).
    Kein Wun­der – in einer Kir­che nach ihrer Vor­stel­lung, gibt es auch nichts mehr zu lachen: Wer befreit die Befrei­ungs­theo­lo­gen aus den Fes­seln der Befreiungstheologie?

  3. Ohne das Eucha­ri­sti­sche Opfer gibt es kei­ne christ­li­che Gemein­schaft, wenn es kei­ne Prie­ster gibt, gibt es kein Eucha­ri­sti­sches Opfer, kei­ne Hei­li­ge Mes­se. Prie­ster gibt es dort, wo Semi­na­ri­sten gläu­big sein dür­fen, ande­ren­falls gibt es nur lee­re Pseu­do-Prie­ster­se­mi­na­re. Bei einer „Lai­en­ze­le­bra­ti­on“ kommt zum feh­len­den Prie­ster noch der Betrug der Gläu­bi­gen hin­zu, Brot kann jeder selbst backen.

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