
(Washington) „Alles nur eine Frage des Geldes?“ Diese Frage stellt der katholische Journalist Marco Respinti zur Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, den bisher weltweit ersten „Homo-Botschafter“ Randy Berry im Amt zu bestätigen. Berry, politisch der Demokratischen Partei zugehörig, ist der erste Botschafter eines Landes, zudem der Weltmacht USA, der exklusiv und weltweit Homo-Interessen zu vertreten hat. Als solchen ernannte ihn Trumps Vorgänger, Barack Obama, im April 2015 und machte damit ein Wahlkampfversprechen von 2012 wahr, als er gegenüber der LGBT-Lobby versprach, seine zweite Amtszeit zur homo-freundlichsten Amtszeit eines Präsidenten in der Geschichte der USA zu machen.
Jüngst nahm Trump mehrere der Homo-Maßnahmen seines Amtsvorgängers zurück, darunter dessen Toiletten-Politik. Anders entschied Trump in Sachen Homo-Botschafter. Er bestätigte Randy Berry in seinem Amt, obwohl er ein Vertreter der politischen Gegenseite ist und eine gesellschaftspolitische Agenda vertritt, zu der sich Trumps Wähler einen klaren Kurswechsel erwarten.
Interessenkonflikt?
„Donald Trump hat einen schweren Interessenskonflikt“, so Respinti. Im Wahlkampf war er Feuer und Flamme im Kampf gegen die „ideologische Kolonialisierung“, wie Papst Franziskus in Abwandlung eines Wortes von Benedikt XVI. die Ausbreitung der Gender-Ideologie nannte. Nun im Amt „steht er aufgrund von familiären Banden mit dem Rücken an der Wand“, so Respinti. Zudem scheint in diesem Punkt follow the money eine Rolle zu spielen.
Am vergangenen 13. Februar wurde Berry von Trump als Sondergesandter der USA für „LGBTI-Rechte“ bestätigt. Ein solches Amt gab es in der Geschichte zuvor nicht, und auch seither kennt es kein anderes Land. Berry gehört seit 1993 dem Diplomatischen Corps der USA an. Er hielt mit dem Wahlsieg von Bill Clinton Einzug im State Department. Der bekennende Homosexuelle ist „verheiratet“ mit einem Mann. Das Paar hat zwei Kinder – woher auch immer. Zu den Aufgaben Berrys gehört es, weltweit die Gesetzgebungen anderer Staaten zu beäugen, und tatsächliche oder fiktive „Diskriminierungen“ von Homosexuellen zu kritisieren. In verschiedenen Ländern mischte sich der Homo-Gesandte in innere Angelegenheiten ein, so zum Beispiel in Italien, als im Herbst 2015 und Frühjahr 2016 kontrovers die Einführung der „Homo-Ehe“ diskutiert wurde und zwei Millionen Menschen in Rom gegen deren Legalisierung und gegen die Einführung der Gender-Ideologie an den öffentlichen Schulen auf die Straßen gingen.
Berrys Besuch im Vatikan
Berry hingegen mischte sich zugunsten der Einführung ein und es fehlte auch nicht an einer Gelegenheit, einen Abstecher in den Vatikan zu machen, wo er am 10. November von Vertretern des Staatssekretariats und des Päpstlichen Rats Iustitia et Pax empfangen wurde. Berry sprach nach dem Treffen von der „Bedeutung“ der „Kontakte“ zum Vatikan und verwies auf den kurz darauf beginnenden Papst-Besuch in Uganda, wo „Homosexualität noch illegal“ sei und lobte den wenige Monate zuvor erfolgten Papst-Besuch in Paraguay, wo erstmals auch Vertreter von Homo-Organisationen zu einem offiziellen Treffen mit dem Papst eingeladen worden waren.
Am 20. Januar 2017, seinem letzten Amtstag, ernannte Obama noch am Morgen Berry zum stellvertretenden Assistenten des Leiters des Amtes für die Demokratie, Menschenrechte und Arbeit im US-Außenministeriums, um ihm eine Zukunft zu sichern. Obama rechnete offensichtlich damit, daß die von ihm geschaffene Figur eines Homo-Gesandten unter Trump schnell wieder der Vergangenheit angehören würde.
Doch nun kam es anders. Trump erklärte bisher nicht, warum er Berry in seinem Amt als ersten und einzigen LGBT-Diplomaten bestätigte. „Sehr viel hängt jedoch von seiner Tochter Ivanka und ihrem Mann Jared Kushner ab“, so Respinti.
Ivanka und Jared Kushners Einfluß
Ivanka stammt aus Trumps erster Ehe mit der im mährischen Zlin geborenen Ivana Zelnickowa, Tochter eines Tschechen und einer Österreicherin. Ivanka gilt als Trumps Lieblingskind. Sie assistierte dem Vater in der Firmenleitung der Trump Organization. Sie war meist auch seine Begleiterin bei gesellschaftlichen Ereignissen. Er verläßt sich auf sie, auch bei der Vorbereitung von Fernsehauftritten. Ivanka ist mit Jared Kushner verheiratet, der wie Trump im Immobiliensektor tätig ist. Bevor sie 2009 Jared heiratete, trat Ivanka zum Judentum über. Kushners Großvater, Josef Kuschner, der nach 1949 in den USA den Grundstein zu einem Immobilienvermögen legte, stammte aus dem brandenburgischen Küstrin (heute Polen).
Während des Wahlkampfes verdrängte Ivanka faktisch Melania Knauß, die dritte und aktuelle Frau Trumps, aus der Rolle der „First Lady“. „Trump vertraut Ivanka vielleicht blind. Ihr Einfluß auf ihn ist beachtlich“, so Respinti. Jedenfalls so beachtlich, daß Trump ihren Ehemann Jared zum Präsidentenberater ernannte. Ihm kommt als Senior-Berater eine Schlüsselrolle zu. Das Triumvirat der einflußreichsten und engsten Berater besteht damit neben dem Chefstrategen Steve Bannon und dem Chief of Staff, Reince Priebus, aus Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner.
Ivanka und Jared Kushner gelten als Teil der New Yorker Schickeria, und diese unterstützt derzeit mit Eifer die Homo-Lobby. Laut der gutinformierten Seite Politico.com sei auf Druck des Ehepaars Kushner das bereits unterschriftsfertige Dekret von Trump nicht unterzeichnet worden, mit dem eine andere Homo-Maßnahme Obamas versenkt werden sollte. Nur Gerede?
2014 erließ Trumps Vorgänger unter dem Vorwand, Homosexuelle vor „Schikanen“ zu schützen, ein Dekret, mit dem Homo-Quoten bei der Vergabe von Positionen in der Bundesverwaltung eingeführt wurden. Am 31. Januar wollte Trump die Homo-Quoten wieder abschaffen. Stattdessen geschah an jenem Tag nichts dergleichen und es wurde eine knappe Presseerklärung veröffentlicht, in der es lapidar hieß: „Präsident Donald J. Trump ist entschlossen, die Rechte aller Amerikaner zu schützen einschließlich der LGBTQ-Gemeinschaft“. Das Homo-Kürzel variiert, weil offenbar niemand so genau weiß, was es alles bedeuten soll. Ist Trump umgefallen? „Die Sache ist etwas komplizierter“, so Respinti.
Die Homo-Ehe
Ein erster Aspekt ist die Legalisierung der „Homo-Ehe“, die im Juni 2015 vom Obersten Gerichtshof der USA durchgeführt wurde. Diese Entscheidung spaltete wie kaum eine andere in jüngster Zeit die US-Gesellschaft. Wie in Sachen Abtreibung 1973 war es eine Handvoll Richter, die einen radikalen und tiefgreifenden Eingriff in die Gesellschaft und die Rechtsordnung des Landes vornahmen. Dagegen regt sich bis heute starker Widerstand. Unter anderem sehen viele Amerikaner die in der Verfassung festgelegte Gewaltenteilung mißachtet, wenn Richter gegen den Willen des Volkes oder der vom Volk gewählten Parlamente Entscheidungen durchsetzen. Fast zwei Drittel der US-Staaten hatten durch Volksentscheid oder Parlamentsbeschluß die „Homo-Ehe“ abgelehnt und zum Teil in den Staatsverfassungen die Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau festgeschrieben. Darüber setzte sich der Oberste Gerichtshof mit einer Mehrheitsentscheidung hinweg.
Trump kritisierte die „Homo-Ehe“ im Wahlkampf heftig. Homo-Organisationen unterstützte umgekehrt massiv seine Gegenkandidatin Hillary Clinton und warnten vor einem Wahlsieg Trumps. Wurde seine Haltung zu diesem Thema von seinen politischen Gegnern akzentuierter dargestellt, als sie es ist? Die Ablehnung der „Homo-Ehe“ scheint jedenfalls keiner kategorischen Ablehnung der Gender-Ideologie gleichzukommen.
Der Einfluß aus der Familie
Ein zweiter Aspekt ist, wie bereits angedeutet, der Einfluß von Ivanka und Jared Kushner auf Trump. Auf ihren Einfluß geht es zurück, daß am 31. Januar Obamas „Homo-Quoten“ in der Bundesverwaltung nicht abgeschafft und stattdessen die zitierte Erklärung veröffentlicht wurde. In jüdischen Medien wurde aufmerksam registriert, daß Jared und Ivanka Kushner am 6. November, zwei Tage vor der Präsidentschaftswahl, den Old Montefiore Friedhof in Queens aufsuchten, um am Grab des Lubawitscher Rebbe, so wird Menachem Mendel Schneerson, der 1994 verstorbene Gründer der Chabad-Bewegung, genannt, für einen guten Wahlausgang zu beten.
Terrorismus-Bekämpfung nicht LGBT-Lobbying
Ein dritter Aspekt ist die Rede von Trump am 21. Juli 2016 auf dem Nominierungsparteitag der Republikanischen Partei in Cleveland. Als er seine Nominierung annahm, sagte er: „Als Euer Präsident werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um unsere LGBTQ-Bürger vor Gewalt und Unterdrückung zu schützen.“ Diese nun von einigen Medien zitierte Aussage scheint mit der Erklärung vom 31. Januar übereinzustimmen. Was aber sagte Trump genau in Cleveland? Trump sprach damals, wie aus den Sätzen davor und danach hervorgeht, über das Attentat vom 12. Juni 2016 auf einen Club für Homosexuelle in Orlando (Florida). Der Muslim Omar Mateen, selbst mit offenbar unklarem Verhältnis zur Homosexualität, hatte damals 49 Menschen getötet. Trump sprach von einem „islamischen Terroristen“. Alle US-Bürger, darunter auch die homosexuellen, vor islamischem Terrorismus zu schützen, ist etwas anderes als „Homo-Quoten“ in der Bundesverwaltung. Das war auch der Grund, weshalb Trumps Rede in Cleveland auch den Applaus der Konservativen fand, während dieselben Kreise momentan über die unterbliebene Abschaffung der „Homo-Quoten“ rätseln.
Gleiches gilt für die Bestätigung Randy Berrys. Sie mit dem Verweis auf den Schutz von US-Bürgern vor islamischem Terrorismus zu rechtfertigen, wäre dann doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Natürlich ist nicht zu vergessen, daß der neue US-Außenminister, Rex Tillerson, als 33. Präsident der Boy Scouts of America (2010–2012) mit Nachdruck den Verband dazu drängte, Homosexualität anzuerkennen und Homosexuelle in Führungspositionen zuzulassen, was zuvor zum Schutz der Minderjährigen und wegen des christlichen Weltbildes untersagt war. Der Mineralölkonzern ExxonMobil, dessen Vorstandsvorsitzender Tillerson bis vor kurzem war, gehörte neben anderen Großkonzernen zu den großzügigsten Sponsoren für Abtreibungsorganisationen. Derselbe Tillerson gilt gleichzeitig als „guter Freund“ von Rußlands Präsident Wladimir Putin, der wiederum als „Feind“ der Homo- und Abtreibungslobby gilt. Dies alles besagt, daß unter Angehörigen der Eliten und unter Vertretern an Konzernspitzen persönliche Anschauungen von wirtschaftlichen Interessen und gesellschaftlichen „Notwendigkeiten“ zu unterscheiden sind. Regiert ein linker Präsident, gehört es offenbar zur Politik von Konzernen aller Art, dessen politische Vorlieben zu sponsern, um mit ihm in wirtschaftlichen (und vielleicht auch rechtlichen, auch strafrechtlichen, kartellrechtlichen und zivilrechtlichen) Dingen „im Geschäft“ zu bleiben.
Das Ende der Toiletten-Politik
Ein vierter Aspekt ist die eingangs erwähnte Entscheidung Trumps, Obamas Toiletten-Politik aufzuheben, die es – ganz im Sinne der Gender-Ideologie – Schülern absurderweise erlaubte, auch die Toiletten und die Umkleideräume des jeweils anderen Geschlechts zu benützen. Entscheidend sei, so die dem Dekret zugrundeliegende Logik, als was sich jemand gerade fühle. Würde das nicht respektiert, wäre das ein Fall von Diskriminierung. Anders ausgedrückt: Man konstruiert zunächst fiktive Diskriminierungen, macht sie dann zum Politikum, um sie mit moralischer Empörung zu „bekämpfen“.
Der befreundete Milliardär
Und schließlich ist da noch ein fünfter Aspekt: der Milliardär Peter Andreas Thiel. Thiel, 1967 in Frankfurt am Main geboren, besitzt neben der Staatsbürgerschaft der Bundesrepublik Deutschland auch jene der USA und seit 2011 – aller guten Dinge sind drei – auch jene Neuseelands. Aufgewachsen ist Thiel bereits in den USA. Sein Privatvermögen wird von Forbes mit 2,7 Milliarden Dollar angegeben. Das verdiente er u.a. als Miteigner von PayPal und Facebook. Zudem gehören ihm Unternehmen, die Software entwickeln, die von den Streitkräften den Geheimdiensten der USA genutzt werden. Ein Linker war Thiel nie. Seit seiner Studentenzeit bekannte sich der Homosexuelle als Libertärer. Der Republikanischen Partei schloß er sich erst im Zuge der Trump-Kandidatur an. Thiel ist Mitglied im Lenkungskomitee der Bilderberger-Konferenzen. Die Bilderberger hatten allerdings auf Hillary Clinton und nicht auf Donald Trump gesetzt, wie deren Einladungslisten zu den Treffen von 2015 und 2016 zeigen. Auf dem erwähnten Nominierungsparteitag von Cleveland durfte Thiel als Trump-Delegierter sprechen und sagte, daß er stolz sei, homosexuell und ein Republikaner zu sein. „Das hatte es noch nicht gegeben“, so Respinti. „Der Anti-Obama- und Anti-Clinton-Schwule paßte offenbar in den Wahlkampf.“ Der Milliardär sagte damals auch, daß die Diskussion der Linken über Toiletten nur von den „wirklichen Problemen“ ablenke.
Thiel wurde von Trump in das Übergangsteam genommen, das die Überleitung von der alten zur neuen Regierung bewerkstelligen sollte. Als Trump im vergangenen Dezember, kurz nach seiner Wahl, die Magnaten der Silicon Valley traf, fiel Thiel, der dort großgeworden war, eine Schlüsselrolle zu. Für Trumps Wahlkampf hatte er 1,25 Millionen Dollar gespendet
Eine von Thiels Firmen, die Palantir Technologies, beschäftigt sich mit data-mining (die Auswertung von Informationen aus großen Datenbanken). Zu den Kunden gehören NSA, CIA und FBI.
Wo liegt also die Logik im ganzen LGBTI oder Q‑Dickicht? Offenbar darin, daß man gegen die „Homo-Ehe“, und gegen Trans-Toiletten sein kann, wie Thiel in Cleveland erklärte, aber andere Teile der Gender-Ideologie akzeptieren könne. Die Frage ist, wie weit diese Denkweise Einfluß auf den neuen US-Präsidenten hat oder haben könnte. Waren die Zurückstellung des Homo-Quoten-Abschaffung und die Bestätigung Berrys nur strategische Schachzüge, um die geballten Angriffe seiner Gegner abzufedern? Zumal die Gegenseite die meisten Medien kontrollieren, die Trump selbst „falsche“ Händedrücke zum Vorwurf machen. Oder sind es Versuche für ein Arrangement? Berry kann als weisungsgebundener Botschafter im Amt belassen, aber in seinem Handlungsspielraum auf Null eingeschränkt werden. Die Homo-Quoten können bei nächster Gelegenheit abgeschafft werden. Werden sie das aber? Das fragen sich derzeit andere Unterstützer Trumps, nicht Thiel.
Text: Andreas Becker
Bild: Wikicommons