Rückkehr ja – aber bitte ohne Kleinbeigeben! – Piusbruderschaft verdient mehr Rückendeckung in der öffentlichen Meinung


Kathedra Petri, Petersdom
Kathedra Petri, Petersdom

Gast­kom­men­tar von End­re A. Bárdossy*

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Mit gemisch­ten Gefüh­len, um nicht zu sagen kon­ster­niert, las ich den Arti­kel von Mar­kus Büning vom 13. Februar.

Er rühmt sich dar­in reich­lich mit Vor­schuß­lor­bee­ren, als er sich offen­bar all­zu selbst­be­wußt unter den „Star­ken“ ein­rei­hen und somit die mehr­heit­lich kon­ser­va­ti­ven Leser die­ses Blogs unter Beru­fung auf den Römer­brief als „Schwa­che“ dis­qua­li­fi­zie­ren möch­te. Wört­lich ver­stieg er sich dabei zu eini­gen Entgleisungen:

„Eine ande­re Fra­ge ist hier, das sei zuge­ge­ben, ob die­ser Gestus [näm­lich der Korankuß von Papst Woj­ty­la] von den ‚Schwa­chen‘ (vgl. Röm 15,1) in der Kir­che so über­haupt ver­stan­den wer­den kann. Inso­fern kann ich auch den Unmut vie­ler Katho­li­ken über die­se miß­ver­ständ­li­che Geste nach­voll­zie­hen. Nur eines möch­te ich zu beden­ken geben: Auch hier kann man mit dem Her­zen ver­su­chen, das Gute zu sehen, das Johan­nes Paul II. sicher woll­te…“, aber abso­lut sicher ver­fehl­te! Glei­ches gilt von den skan­da­lö­sen Assi­si-Ren­dez­vous der chro­ni­schen, post­kon­zi­lia­ren Dia­log­sucht. Silen­ti­um ist oft Gold und Reden ist öfters nur ein Geschwätz. Es geht aber nicht um das Schwei­gen, son­dern um Stil­le, Ruhe, Gelas­sen­heit als Grund­la­gen der guten Tat.

Für den Autor bleibt es den­noch zu hof­fen, „daß die Pius­bru­der­schaft bei ihrem Rück­kehr­be­geh­ren die je ‚fäl­lig gewor­de­ne Hei­lig­keit‘, die Gott sei­ner Kir­che auch wäh­rend der Pha­se der [kata­stro­pha­len!] Kon­zils­re­form geschenkt hat, anneh­men kann. Nur dann kön­nen ihre Mit­glie­der wie­der voll­wer­ti­ge Glie­der der einen, hei­li­gen, katho­li­schen und apo­sto­li­schen Kir­che sein, gehört doch auch die in den Kon­zil­s­päp­sten kon­kret gewor­de­ne Hei­lig­keit zum Wesen der hei­li­gen [und oft genug unhei­li­gen!] Kir­che. Mir ist klar, daß gera­de vie­le Leser auf die­ser Sei­te über das zuvor Gesag­te die Nase rümp­fen wer­den. Aber wir müs­sen doch alle gemein­sam eines aus gan­zem Her­zen wol­len: die Ein­heit des mysti­schen Lei­bes Jesu Chri­sti, die Ein­heit der Kir­che. Und die­se ist auf Dau­er nur zu errei­chen, wenn bei­de Sei­ten hier ernst­haft auf­ein­an­der zuge­hen [um jeden Preis?!]. In die­sem Sin­ne ist eine Rück­kehr zu begrü­ßen, denn dann kön­nen die Pius­brü­der die Schät­ze, die sie in den letz­ten Jah­ren bewahrt haben, frucht­bar in die gan­ze Kir­che ein­brin­gen. Wenn nicht, dann bestün­de die Gefahr einer erneu­ten Abschot­tung unter dem ‚for­ma­len‘ Dach der Kir­che, die dem Gan­zen nicht zu Gute käme…“ – so lau­tet der Tenor bei Büning.

Mein Pro­test dage­gen gilt in erster Linie natür­lich der Vor­spie­ge­lung fal­scher Tat­sa­chen und Hal­tun­gen, aber dar­über hin­aus Rah­ner sel­ber, den der Autor als Anklä­ger in den Zeu­gen­stand ruft. Denn was soll „die je fäl­lig gewor­de­ne Hei­lig­keit“ hei­ßen? Nichts ande­res als eine Leer­for­mel des berüch­tigt-berühm­ten Jesui­ten Karl Rah­ner, daß man auch „so“ Christ sein kann, womit er einen rück­grat­lo­sen Rela­ti­vis­mus und eine halt­los-libe­ra­le Situa­ti­ons­ethik zu kaschie­ren versuchte.

Erzbischof Marcel Lefebvre mit Papst Pius XII
Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re mit Papst Pius XII,

Rah­ner war ein ein­ge­fleisch­ter Alt-Revo­lu­tio­när und ein frucht­ba­rer Evo­lu­tio­när uner­gründ­ba­rer Schach­tel­sät­ze, der mit sei­nem Nebel­sprü­hen gera­de des­halb in die Schicke­ria der Kon­zils­be­ra­ter paß­te, spe­zi­ell an der Sei­te des dama­li­gen roten Wie­ner Kar­di­nals Franz König. Neben dem damals noch unrei­fen, jün­ge­ren, 33jährigen Theo­lo­gen Joseph Ratz­in­ger (*1927). Rah­ner (1904–1984) war der Haupt­ver­ant­wort­li­che der Kon­zils­ka­ta­stro­phe im deut­schen Sprach­raum. Ratz­in­ger erreich­te den Zenit sei­nes theo­lo­gi­schen Höhen­flu­ges erst als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on. Als grei­ser Papst erkann­te er die vom soge­nann­ten „pasto­ra­len“ Früh­ling des Zwei­ten Vati­can­ums gesä­te Miß­ern­te, die in einem stren­gen Win­ter ver­kam, lei­der ein wenig asyn­chron. Anstatt die histo­ri­sche Kol­lek­tiv- oder die per­sön­li­che Schuld mann­haft ein­zu­ge­ste­hen, such­te er die gra­vie­ren­den Unstim­mig­kei­ten mit der sophi­sti­schen Unter­schei­dung der „Her­me­neu­tik des Bru­ches“ und der „Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“ schön­zu­re­den. Auch heu­te schweigt er sich, man möch­te sagen, in fal­scher Demut aus. Sei­ne über­rei­che Weis­heit aus Geschich­te, Phi­lo­so­phie und Theo­lo­gie wur­de von sei­ner zau­dern­den Regie­rungs­kunst in den Schat­ten gestellt, um schließ­lich und end­lich schmach­voll abzudanken.

Ein pro­phe­tisch begna­de­ter unga­ri­scher Dich­ter schrieb ein­dring­li­che Wor­te in einem auf­rüt­teln­den Vers:

De böjt s jám­bor­ság néked mint a pélva,
mert vét­ke­sek közt cin­kos aki néma…

Denn Fasten und Fröm­me­lei sind dem Herrn nur Spelzen,
da Zustim­mung ist unter Schur­ken das Schweigen…

Mihá­ly Babits: Das Buch Jonas (1938)

Erzbischof Lefebvre mit Papst Johannes XXIII
Erz­bi­schof Lefeb­v­re mit Papst Johan­nes XXIII.

Mei­ne auf­ge­brach­te Ent­geg­nung könn­te man mit zahl­rei­chen Bei­trä­gen aus der Feder bekann­ter Fach­leu­te erhär­ten, die in Katho​li​sches​.info in die­sem Sin­ne publi­zie­ren. Wer hier flei­ßig mit­liest, wie mei­ne Wenig­keit, der kann sich eine qua­li­fi­zier­te Mei­nung bil­den, wel­che Bünings Behaup­tun­gen dia­me­tral wider­spricht. Büning sel­ber dürf­te das geahnt haben, sonst hät­te er uns nicht so aus­fäl­lig ein „Nasen­rümp­fen“ unter­stellt, anstatt unse­re immer tra­gi­scher aus­ufern­den „Dubia“ ernst zu neh­men. Es geht uns schließ­lich nicht um Extra­va­gan­zen, son­dern um Glau­bens­wahr­hei­ten. Die ange­fach­te Dis­kus­si­on über die heik­len, bis dato auch streng­ge­hei­men Ver­hand­lun­gen der Pius­brü­der mit dem „alten Fuchs“ Berg­o­glio, brin­gen also vor­läu­fig nicht viel mehr als eine inhalts­ar­me Polemik.

Dem Ergeb­nis der Dis­kus­si­on sehe ich trotz­dem mit gro­ßem Inter­es­se ent­ge­gen. Ich hof­fe aber, daß Katho​li​sches​.info sich nicht zu einem Dis­kus­si­ons­fo­rum der sub­jek­ti­ven Mei­nun­gen ent­wickeln, son­dern sei­nen objek­ti­ven und sou­ve­rä­nen Anspruch bewah­ren möge, eine Hohe Schu­le der Katho­li­schen Leh­re zu sein, wor­an man sich mes­sen und inmit­ten einer chao­ti­schen Welt der Lügen- und Lücken­pres­se ver­trau­ens­voll hal­ten kann.

Wenn „Gott sei­ner Kir­che auch wäh­rend der Pha­se der Kon­zils­re­form Hei­lig­keit geschenkt haben soll­te“ – dann kämen als Kan­di­da­ten allen vor­an die Pius­brü­der in Betracht mit dem hel­den­haf­ten Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re (1905–1991) an der Spit­ze. Auf sei­nem Grab ist ein Plä­doy­er für das Jüng­ste Gericht eingemeißelt:

Tra­di­di quod et accepi
Ich habe über­lie­fert, was ich emp­fan­gen habe.
(1 Korin­ther­brief 15,3)

Sei­ne Sus­pen­si­on (1976) sechs Jah­re nach der lega­len Errich­tung der ersten soge­nann­ten Pia unio (1970), die Exkom­mu­ni­ka­ti­on (1988) und die Auf­he­bung der Kir­chen­stra­fen (2009) spre­chen für die unter­schied­li­che Qua­li­tät der durch­wegs unhei­lig agie­ren­den Päp­ste Mon­ti­ni, Woj­ty­la und Ratz­in­ger. Daß eine Sus­pen­si­on, Exkom­mu­ni­ka­ti­on oder Kano­ni­sa­ti­on kei­ne unfehl­ba­re, dog­ma­ti­sche Lehr­ent­schei­dung dar­stellt, das müß­te eigent­lich jeder Katho­lik wis­sen kön­nen. Was Berg­o­glio mit der Pius­bru­der­schaft im Schil­de führt, wis­sen wir noch nicht. Wahr­schein­lich nichts Gutes!

*End­re A. Bár­d­os­sy war o. Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor in San Sal­va­dor de Jujuy, Argen­ti­ni­en, für Betriebswirtschafts­lehre und Lei­ter eines Semi­na­rio de Apli­ca­ción Inter­di­sci­pli­na­ria im Depart­a­men­to de Cien­ci­as Socio-Econó­micas an der Uni­ver­si­dad Nacio­nal de Cuyo in Men­do­za. Zuletzt leg­te er bei Katho​li​sches​.info die deut­sche Über­set­zung des Auf­sat­zes „Die mar­xi­sti­sche Ver­mitt­lung des christ­li­chen Glau­bens“ von Arturo Sosa Abas­cal (1978), dem neu­en Jesui­ten­ge­ne­ral vor.

Bild: Wikicommons/​et nunc/fsspx.org  (Screen­shots)

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