300 Jahre Freimaurerei: Spaniens Logen betreiben Imagepflege – mit Hilfe eines Jesuiten


Jesus Soriano, spanischer Hochgradfreimaurer
Jesus Soriano, spanischer Hochgradfreimaurer

(Madrid) 2017 bege­hen die Frei­mau­rer das 300. Grün­dungs­fest der Groß­lo­ge von Lon­don. Aus die­sem Anlaß bemü­hen sich Spa­ni­ens Frei­mau­rer mit einer Ver­an­stal­tungs­rei­he in der Öffent­lich­keit „gegen wenig Wis­sen, aber vie­le fal­sche Mythen und Irr­tü­mer“ über ihren Geheim­bund anzu­ge­hen, und das mit Hil­fe eines Jesui­ten. Das The­ma der Rei­he lau­tet „Frei­mau­rer und Katholiken“.

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Nach einer ersten Ver­an­stal­tung auf der Mit­tel­meer­in­sel Menor­ca folgt mor­gen, dem 15. Febru­ar, eine zwei­te in Madrid. In bei­den Fäl­len tre­ten die­sel­ben Refe­ren­ten und Dis­ku­tan­ten auf: Jesús Soria­no Car­ri­l­lo, Sou­ve­rä­ner Groß­in­spec­teur des Ober­sten Rates, als Ver­tre­ter der Frei­mau­re­rei und Pater Pedro Alva­rez Laza­ro, Jesu­it und Pro­fes­sor für Kir­chen­hi­sto­ri­ker an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Comil­las, als Ver­tre­ter der katho­li­schen Kir­che. Menor­ca gilt, im Ver­hält­nis zu Flä­che und Bevöl­ke­rung, als das Gebiet mit der höch­sten Logen­dich­te nach London.

Obwohl die Frei­mau­re­rei im Lau­fe der ver­gan­ge­nen 300 Jah­re sich in ver­schie­de­ne Zwei­ge und Orga­ni­sa­tio­nen auf­ge­glie­dert hat, beru­fen sich alle auf die im Juni 1717 gegrün­de­te Groß­lo­ge von Lon­don.

Der Ober­ste Rat des Alten und Ange­nom­me­nen Schot­ti­schen Ritus, dem Jesus Soria­no Car­ri­l­lo ange­hört, bezieht sich auf den höch­sten unter den Hoch­gra­den, den 33. Grad. In Spa­ni­en wur­de der 33. Grad nach der fran­zö­si­schen Erobe­rung Spa­ni­ens 1808 durch den als König ein­ge­setz­ten Bru­der Napo­le­ons, Joseph Bona­par­te, ein­ge­führt. Weil Bona­par­te gestürzt wur­de und das Land ver­las­sen muß­te, gilt offi­zi­ell 1811 als Grün­dungs­jahr des 33. Gra­des in Spa­ni­en. Auch die­se zwei­te Grün­dung erfolg­te von Frank­reich aus, nach­dem 1802 der erste Ober­ste Rat in Süd Caro­li­na in den USA ins Leben geru­fen wor­den war. Jesus Soria­no Car­ri­l­lo besitzt, laut frei­mau­re­ri­schem Selbst­ver­ständ­nis, als Ober­ster Rat über die „voll­kom­me­ne Einweihung“.

Logennaher Verein und Rechtsanwaltskammer

Jesuit und Freimaurerforscher, Pater Pedro Alvarez
Jesu­it und Frei­mau­r­er­for­scher, Pater Pedro Alvarez

Die Ver­an­stal­tung auf Menor­ca wur­de vom Kul­tur­ver­ein Lux Ago­ra durch­ge­führt, einer 2010 ent­stan­de­nen, logen­na­hen Ver­ei­ni­gung. Inter­es­san­ter ist der Ver­an­stal­ter des zwei­ten Abends in Madrid. In der spa­ni­schen Haupt­stadt lädt die ört­li­che Rechts­an­walts­kam­mer zur Dis­kus­si­on über „Frei­mau­rer und Katholiken“.

Die Inten­ti­on der Ver­an­stal­tungs­rei­he, so Info­Va­ti­ca­na, sei es, das Image der Logen in der Öffent­lich­keit zu ver­bes­sern. Dabei hel­fe ihnen der Kir­chen­hi­sto­ri­ker Pedro Alva­rez. „Der Jesu­it, kor­re­spon­die­ren­des Mit­glied der König­li­chen Aka­de­mie der Geschichts­wis­sen­schaf­ten, bemüh­te sich bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren um eine ‚Nor­ma­li­sie­rung‘ der Bezie­hun­gen zwi­schen der Frei­mau­re­rei und der katho­li­schen Kir­che“, so die spa­ni­sche Nach­rich­ten­sei­te. Alva­rez‘ Hal­tung ste­he aller­dings „im Wider­spruch zur lan­gen Geschich­te der Ver­ur­tei­lun­gen der Logen durch die Päp­ste und zum eben­so lan­gen Kampf die­ser Geheim­ge­sell­schaft gegen den Glauben“.

Die „Geschich­te der Frei­den­ker-Bewe­gun­gen“ gehört zum For­schungs­schwer­punkt des Jesui­ten, wie es auf der Inter­net­sei­te der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Comil­las heißt. Die 1890 in Kantabri­en gegrün­de­te Uni­ver­si­tät, heu­te mit Schwer­punkt in Madrid, wird vom Jesui­ten­or­den geführt.

„Normalisierung“ der Beziehungen zwischen Loge und Kirche

Alva­rez grün­de­te 1989, zusam­men mit sei­nem Mit­bru­der Enri­que Men­en­dez Ure­na SJ, das Insti­tut zur Erfor­schung des Libe­ra­lis­mus, Krausis­mo und der Frei­mau­re­rei. Die vom Insti­tut betreu­te Schrif­ten­rei­he zählt inzwi­schen 22 Bän­de. Der Krausis­mo erlang­te zwi­schen 1873 und dem Aus­bruch des Spa­ni­schen Bür­ger­krie­ges 1936 unter Spa­ni­ens Intel­lek­tu­el­len erheb­li­che Bedeu­tung. Er geht auf den deut­schen Pan­the­isten Karl Chri­sti­an Krau­se, selbst Frei­mau­rer, zurück und such­te erfolg­reich Frei­mau­re­rei und Sozia­lis­mus für die Schaf­fung eines Welt­staa­ten­bun­des zu verknüpfen.

Die Hal­tung der katho­li­schen Kir­che gegen­über dem frei­mau­re­ri­schen Geheim­bund ist durch ent­spre­chen­de Ver­ur­tei­lun­gen ein­deu­tig. Die gesam­te Frei­mau­re­rei lehnt einen per­sön­li­chen Gott ab. Sie beken­nen nur einen Welt­bau­mei­ster, einen fer­nen Demi­ur­gen, der die Welt erschaf­fen, sie dann aber sich selbst über­las­sen habe. Man­che Tei­le sind offen athe­istisch. Den­noch gibt es wie­der­holt Ver­su­che durch ein­zel­ne Kir­chen­ver­tre­ter, eine Aner­ken­nung der Logen durch die Kir­che her­bei­zu­füh­ren. In der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und Öster­reich gab es in den 70er Jah­ren offi­zi­el­le, gemisch­te Kom­mis­si­on dafür. In Bonn ende­te deren Tätig­keit mit der Bekräf­ti­gung der Unver­ein­bar­keit. In Öster­reich sah es anders aus. Dort war es der dama­li­ge Glau­bens­prä­fekt Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger, der am 23. Novem­ber 1983 mit einer Prä­zi­sie­rung klar­stell­te, daß auch wei­ter­hin die Unver­ein­bar­keit einer Logen­mit­glied­schaft für Katho­li­ken gilt.

Für eini­ges Auf­se­hen sorg­te am 14. Febru­ar 2016, heu­te vor einem Jahr, der Offe­ne Brief „Lie­be Brü­der Frei­mau­rer“ von Kuri­en­kar­di­nal Gian­fran­co Rava­si, der in der ita­lie­ni­schen Wirt­schafts­ta­ges­zei­tung Il Sole 24 Ore abge­druckt wur­de. Nur weni­ger Tage vor­her hat­te La Croix die Tages­zei­tung der Fran­zö­si­schen Bischofs­kon­fe­renz gefor­dert, daß Frei­mau­rer nicht mehr exkom­mu­ni­ziert sein sollen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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1 Kommentar

  1. Dan­ke für Ihren infor­ma­ti­ven Artikel.
    Auf­grund feh­len­der Kom­men­ta­re, gehe ich gehe davon aus, dass Ihre Leser­schaft katho­li­sche Arti­kel bevor­zugt. Das detail­lier­te Wis­sem um die Frei­mau­rer allein führt kei­ne ein­zi­ge See­le zum Heil bei Gott.

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