
(London) Eine Ärztegewerkschaft legt den Ärzten nahe, nicht mehr von „expectant mothers“ zu sprechen, sondern von „pregnant people“. Die „Empfehlung“ geht auf den absurden Fall Hayden zurück: Eine 20jährige Frau, die ihre Geschlechtsumwandlung unterbrochen hat, um ein Kind zu bekommen, bevor sie zum „Mann“ wird.
„Da nur die Verrückten perfekt logisch sind, überrascht es nicht, daß die British Medical Association die Ärzte auffordert, nicht mehr von ‚expectant mothers‘ (wörtlich Mütter in Erwartung), sondern allgemeiner von ‚pregnant people‘ (schwangere Leute) zu sprechen.“ Mit diesen Worten kommentierte die Tageszeitung Il Foglio einen Fall, der sprachlos macht.
Die Ärztegewerkschaft druckte diese Empfehlung in einer Informationsbroschüre für ihre 170.000 Mitglieder ab. Darin heißt es allen Ernstes:
„Die Ungleichheit der Geschlechter findet ihren Widerhall in den traditionellen Ideen über die weibliche und männliche Rolle. Man setzt voraus, daß gewohnheitsgemäß eine Frau Kinder bekomme. Dieses Stereotyp kann die Frauen häufig ernsthaft benachteiligen. Obwohl sich eine große Mehrheit schwangerer Leute als weiblich identifiziert werden kann, können wir gegenüber intersexuellen Menschen und Transmen inklusiv sein, wenn wir den Ausdruck schwangere Leute anstatt Mütter in Erwartung gebrauchen.“
Der Fall Hayden und eine „extreme Logik“
Das Problem ist nicht, zu verstehen, was denn nun schon wieder Transmen sein sollen. Das Problem ist, daß England derzeit vom Fall Hayden aufgewühlt wird. „Britain’s first pregnant man“, das sind Schlagzeilen zwischen Wirklichkeit und Fiktion, die manchen Medien gefallen. Bei Hayden Cross handelt es sich um eine 20jährige Frau, die eine Geschlechtsumwandlung zum „Mann“ durchführen läßt, weil sie sich als „Mann“ fühlt. Mit 14 Jahren wurde sie von einer Mädchenschule geworfen. Die Gründe kann man nur erahnen. Mit 17 ließ sie sich amtlich als „männlich“ registrieren und änderte ihren Namen. Hayden ist seither amtlich ein Mann. Sie hat ihre Geschlechtsumwandlung aber „unterbrochen“, um noch schnell ein Kind zu bekommen, bevor sie ein „Mann“ wird. Inzwischen ist die junge Frau im vierten Monat schwanger und überzeugt, daß sie – die Mutter – ihrem Kind „der beste Dad der Welt“ sein wird.
„Alles ist extrem logisch“, so Il Foglio. Hayden, die eigentlich ein „Mann“ ist, aber, bevor sie ein „Mann“ wird, doch noch als Frau, die sie gar nicht ist, gebären will, weil sie als „Mann“ ein Kind haben will, ist trotz der Geburt eines Kindes nicht als Frau zu betrachten, weil eine der führenden Ärztegewerkschaften des Landes die Ärzte zur neolinguistischen Umdeutung bewegen will, daß nicht gesagt ist, daß jemand, der ein Kind zur Welt bringt, eine Frau sein muß.
Aus dieser Logik folgt, daß es beleidigend ist, eine Frau, die ein Kind gebärt, auch eine Frau zu nennen. Das sei nicht nur für die Frau beleidigend, sondern auch für die Nicht-Frau und die gewesene Frau und die mutmaßliche Frau und die künftige Frau …
Kurzum: Das Gebären eines Kindes durch eine Frau ist letztlich ein diskriminierender Akt nicht nur gegenüber Männern, die nicht gebären können, sondern auch gegenüber Männern, die gebären können … Andererseits, wenn ein Kind zwei Mütter und drei Väter haben kann, warum nicht auch eine Mutter, die der Vater ist, also als Mutter eine Frau hat, die gar keine Frau ist, sondern ein Mann, der ein Kind haben will, wozu er gar nicht befähigt ist, sich aber als Mann, der offenbar nur als Frau getarnt ist, künstlich befruchten läßt durch die Samenspende eines unbekannten Mannes, von dem man nicht weiß, ob er nicht in Wirklichkeit vielleicht eine Frau ist, was im einen Fall eigentlich eine schwule Beziehung wäre, im anderen Fall eine lesbische Beziehung wäre, die beide keinem Kind das Leben schenken können, … Alles klar?
Was offensichtlich nicht in diese Logik paßt, ist eine Gewerkschafterin, eine Ärztin, eine Ministerin, eine Bürgermeisterin, eine Bürgerrechtlerin, eine Feministin, die klar und deutlich für die Frauen und Mütter und insgesamt für das Frausein auftritt und Stellung nimmt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Sun (Screenshot)