Malteserorden versucht kommissarische Verwaltung durch Entgegenkommen abzuwenden


Malteserorden im Dilemma: Demonstratives Entgegenkommen gegenüber Papst Franziskus, um kommissarische Verwaltung doch noch abzuwenden?
Malteserorden im Dilemma: Demonstratives Entgegenkommen gegenüber Papst Franziskus, um kommissarische Verwaltung doch noch abzuwenden?

Von Giu­sep­pe Nardi

Anzei­ge

(Rom) Der Sou­ve­rä­ne Rat des Mal­te­ser­or­dens nahm am ver­gan­ge­nen Sams­tag den Rück­tritt des 79. Groß­mei­sters, Fra Matthew Fest­ing an. Albrecht Frei­herr von Boe­se­la­ger wur­de vom „Statt­hal­ter ad inte­rim“ wie­der in sein Amt als Groß­kanz­ler ein­ge­setzt, und das Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren gegen ihn wur­de mit einer ver­blüf­fen­den Begrün­dung annul­liert. „Es gibt kei­ne Grund­la­ge für irgend­wel­che Ankla­gen gegen ihn“, so Groß­kom­tur Fra Hoff­mann von Rum­er­stein. Der Sou­ve­rä­ne Rat bemüh­te sich demon­stra­tiv allen Wün­schen des Pap­stes ent­ge­gen­zu­kom­men. Im Gegen­zug beton­te Hoff­mann von Rum­er­stein in sei­ner ersten Erklä­rung eben­so demon­stra­tiv die Sou­ve­rä­ni­tät des Ordens. Die ent­schei­den­de Fra­ge, ob damit die Gefahr abge­wen­det wer­den konn­te, daß Papst Fran­zis­kus einen päpst­li­chen Kom­mis­sar ernennt, bleibt jedoch offen. Wie ange­spannt die Lage ist, zeigt sich dar­an, daß Hoff­mann von Rum­er­stein jede Erwäh­nung von Neu­wah­len, um den Nach­fol­ger Fest­ings als 80. Groß­mei­ster zu bestim­men, ver­mied. Ange­sichts der Bericht­erstat­tung stellt sich am Ran­de die Fra­ge: Ver­öf­fent­licht die FAZ heu­te gar bestell­te Arti­kel? Wem soll eine so ein­sei­ti­ge Pro­pa­gan­da helfen?

Sechs Wochen Tauziehen zwischen Vatikan und Malteserorden

Der 79. Groß­mei­ster, Fra Matthew Fest­ing, war am 24. Janu­ar von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen wor­den, der ihn bei die­ser Gele­gen­heit rund­weg zum Rück­tritt auf­for­der­te, wor­in Fra Fest­ing ein­wil­lig­te. Dem Rück­tritt waren sechs Wochen eines har­ten Tau­zie­hens vor­aus­ge­gan­gen, in denen es um Gehor­sam, Sou­ve­rä­ni­tät und katho­li­sche Moral­leh­re ging. Papst Fran­zis­kus hat­te sich im Kon­flikt nicht hin­ter Groß­mei­ster Fest­ing gestellt, der den Ver­trau­ens­bruch sei­nes Groß­kanz­lers Albrecht Frei­herr von Boe­se­la­ger beklag­te, dem er vor­warf, die Ver­tei­lung von Ver­hü­tungs­mit­teln, „auch mit abtrei­ben­der Wir­kung“, nicht ver­hin­dert oder sogar geför­dert zu haben.

Boe­se­la­ger ver­füg­te aller­dings über einen bes­se­ren Draht zum Vati­kan, als Groß­mei­ster Fest­ing. Papst Fran­zis­kus wünsch­te „Dia­log“ und auch für even­tu­el­le „Pro­ble­me mit der Moral­leh­re“ sol­le man „Lösun­gen“ suchen, so Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin im Namen des Pap­stes. Mit ande­ren Wor­ten: Wich­tig ist, daß Boe­se­la­ger wie­der als Groß­kanz­ler ein­ge­setzt wird.

Malteserorden: Erklärung von Großkomtur Hoffmann von Rumerstein in seiner Funktion als Statthalter ad interim
Mal­te­ser­or­den: Erklä­rung von Groß­kom­tur Hoff­mann von Rum­er­stein in sei­ner Funk­ti­on als Statt­hal­ter ad interim

Das aber ver­wei­ger­te der Groß­mei­ster und zeig­te sich ent­täuscht über die feh­len­de Rück­deckung des Hei­li­gen Stuhls und empört über den locke­ren Umgang des Vati­kans mit der katho­li­schen Moral­leh­re. Fest­ing erklär­te zwei­mal schrift­lich, mit einer von Papst Fran­zis­kus ein­ge­setz­ten Unter­su­chungs­kom­mis­si­on nicht zusam­men­zu­ar­bei­ten. Er wuß­te, daß die­se Kom­mis­si­on nicht ein even­tu­el­les Fehl­ver­hal­ten Boe­se­la­gers unter­su­chen soll­te. Die Mehr­heit der vom Papst ernann­ten Kom­mis­si­ons­mit­glie­der ste­hen in per­sön­li­chen oder öko­no­mi­schen Ver­bin­dun­gen zu Boe­se­la­ger. Sie könn­ten also kei­ne „objek­ti­ve“ Unter­su­chung garan­tie­ren, so Groß­mei­ster Fest­ing. Auf den Bericht eben die­ser Kom­mis­si­on berief sich Papst Fran­zis­kus, als er Fest­ings Rück­tritt forderte.

Dabei geht die Ernen­nung oder Abset­zung eines Groß­kanz­lers des Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­dens einen Papst recht­lich gese­hen eben­so­we­nig an, wie die Ernen­nung oder Ent­las­sung eines deut­schen Bun­des­kanz­lers oder eines fran­zö­si­schen Pre­mier­mi­ni­sters. Die­se Staa­ten wür­den sich jede Ein­mi­schung ent­schie­den ver­bit­ten. Doch für „Freun­de“ setzt sich Papst Fran­zis­kus offen­sicht­lich sogar über das Völ­ker­recht hin­weg. Boe­se­la­ger, unter des­sen Amts­zeit als Groß­hos­pi­ta­lier des Ordens, bei min­de­stens drei Hilfs­pro­jek­ten durch das Mal­te­ser Hilfs­werk Ver­hü­tungs­mit­tel ver­teilt wur­den, darf sich nach den bis­he­ri­gen Ereig­nis­sen jeden­falls (und trotz eigen­wil­li­ger Aus­le­gung der katho­li­schen Moral­leh­re) einen „Freund des Pap­stes“ nennen.

Nach Fest­ings Ableh­nung einer Zusam­men­ar­beit mit der Unter­su­chungs­kom­mis­si­on, weil dem Vati­kan kei­ne sol­che Ein­mi­schung in inne­re Ange­le­gen­hei­ten eines ande­ren Völ­ker­rechts­sub­jekts zusteht, wur­de der Ton­fall des Vati­kans ener­gi­scher. Nun hieß es, die Ordens­lei­tung befän­de sich „in einer Kri­se“. Der Papst sah sich gewis­ser­ma­ßen zum Ein­grei­fen „genö­tigt“. In der geschön­ten Fas­sung Jörg Bre­mers (FAZ) heißt es: „Um wei­te­ren Scha­den von die­ser rit­ter­li­chen Gemein­schaft zur Hil­fe an den ‚Her­ren Kran­ken‘ abzu­wen­den“, habe sich der Papst „ein­ge­mischt“. Fran­zis­kus rief den Groß­mei­ster zu sich und erzwang, mora­lisch gese­hen, des­sen Rück­tritt. Das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at teil­te dem Orden bereits am näch­sten Tag mit, daß des­sen Sou­ve­rä­ni­tät fak­tisch Ver­gan­gen­heit sei. Der Papst (!) annul­lier­te alle Ent­schei­dun­gen Fest­ings und auch des Sou­ve­rä­nen Rates seit dem 6. Dezem­ber (Tag der Abset­zung Boe­se­la­gers als Groß­kanz­ler) und gab bekannt, daß er einen päpst­li­chen Kom­mis­sar ein­set­zen werde.

Zwischen Loyalität gegenüber dem Papst und Verteidigung der Souveränität

Am Sams­tag ver­sam­mel­te sich der Sou­ve­rä­ne Rat, weil die Ordens­ver­fas­sung vor­sieht, daß ein Rück­tritt des Groß­mei­sters vom Rat ange­nom­men wer­den muß, um Rechts­kraft zu erlangen.

Malteserritter
Mal­te­ser­rit­ter

Der Sou­ve­rä­ne Rat nahm den Rück­tritt erwar­tungs­ge­mäß an. Gemäß Ordens­ver­fas­sung über­nahm der Groß­kom­tur des Ordens, Fra Lud­wig Hoff­mann von Rum­er­stein, ein öster­rei­chi­scher Pro­feß­rit­ter, als Statt­hal­ter ad inte­rim die Lei­tung des Ordens. Immer laut Ver­fas­sung übt er die­ses Amt aus, bis der 80. Groß­mei­ster gewählt sein wird, des­sen Wahl Hoff­mann von Rum­er­stein vor­zu­be­rei­ten und durch­zu­füh­ren hat.

Laut Schrei­ben von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Paro­lin, das die­ser am 25. Janu­ar im Namen des Pap­stes über­mit­tel­te, übe der Groß­kom­tur hin­ge­gen nur solan­ge ad inte­rim die Ordens­lei­tung an, „bis ein Päpst­li­cher Legat ernannt sein wird“. Damit sag­te Papst Fran­zis­kus, daß er dem Orden – wie auch immer – sei­ne völ­ker­recht­li­che Sou­ve­rä­ni­tät ent­zieht und ihn unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung stel­len wird. Eine sol­che dau­ert bei Ordens­ge­mein­schaf­ten in der Regel drei Jah­re. Das Ergeb­nis wäre völ­lig offen, zumal der Papst Groß­mei­ster Fest­ing am 24. Janu­ar ankün­dig­te, den Mal­te­ser­or­den „refor­mie­ren“ zu wol­len. Daß es sich um einen „Kom­mis­sar“ han­delt, wie ihn Papst Fran­zis­kus im Juli 2013 bereits für den bis dahin blü­hen­den Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta ernann­te, steht außer Zwei­fel, da der päpst­li­che Legat, wie Kar­di­nal Paro­lin schreibt, die Ordens­lei­tung vom Statt­hal­ter über­neh­men wird.

Erste Erklärung von Statthalter Hoffmann von Rumerstein

Papst Fran­zis­kus ver­fügt über kei­nen Rechts­ti­tel für ein sol­ches Vor­ge­hen, außer die Mal­te­ser­rit­ter fol­gen sei­nem Vor­ge­hen und geben damit ihre eige­ne Sou­ve­rä­ni­tät selbst preis. In der ersten offi­zi­el­len Erklä­rung des Groß­kom­turs als „inte­ri­mi­sti­scher Statt­hal­ter“ erwähn­te er, ein dezen­ter, aber nicht unwe­sent­li­cher Hin­weis, daß der Groß­mei­ster, dem er für sei­nen Ein­satz für „unse­ren Orden“ dank­te, auf Auf­for­de­rung von Papst Fran­zis­kus zurück­ge­tre­ten ist.

Dann dank­te er Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Paro­lin „sehr“ für „Ihr Inter­es­se und ihre Hil­fe für unse­ren Orden“. „Wir wer­den ger­ne mit dem Lega­ten zusam­men­ar­bei­ten, den der Hei­li­ge Vater zu ernen­nen beab­sich­tigt, um uns zu bera­ten.“ Die Beto­nung liegt auf „bera­ten“. Die For­mu­lie­rung ist ehr­erbie­tig und respekt­voll gegen­über dem Hei­li­gen Stuhl, ohne jedoch die eige­ne Sou­ve­rä­ni­tät auf­zu­ge­ben, die aus­drück­lich betont wird. Gleich­zei­tig ver­si­cher­te der Groß­kom­tur den Papst der voll­sten Loya­li­tät. Die Sou­ve­rä­ni­tät beton­te der Groß­kom­tur selbst dann, wenn er schreibt: „Ich habe die Dekre­te zur Ein­lei­tung eines Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens gegen Albrecht Boe­se­al­ger und die Sus­pen­die­rung sei­ner Mit­glied­schaft im Orden annul­liert“. Hoff­mann von Rum­er­stein setz­te Boe­se­la­ger „mit sofor­ti­ger Wir­kung“ wie­der in sein Amt als Groß­kanz­ler ein. „Es gibt kei­ne Grund­la­ge für irgend­wel­che Ankla­gen gegen ihn.“ Zumin­dest die­ser Satz ver­blüfft. Ihm haf­tet ein „Schwamm drü­ber und zurück zur Tages­ord­nung“ an.

Hoffnung auf eine Zukunft ohne Kommissar

Der Orden hofft offen­sicht­lich, eine kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung noch abwen­den zu kön­nen, die unwei­ger­lich zu einem hef­ti­gen Kon­flikt mit dem Hei­li­gen Stuhl um die Sou­ve­rä­ni­tät füh­ren wür­de. Ein Kon­flikt, den der Orden weder unter Fest­ing woll­te noch unter Hoff­mann von Rum­er­stein will, son­dern ihm vom Hei­li­gen Stuhl auf­ge­zwun­gen wird. Ob sich Papst Fran­zis­kus damit begnü­gen wird, einen Lega­ten zu ernen­nen, der den Orden nur „bera­ten“ kann, muß sich erst zei­gen. Es darf bezwei­felt wer­den, denn Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Paro­lin ließ den Punkt in sei­nem Schrei­ben vom 25. Janu­ar nicht offen. Dar­in heißt es zwar, die „Voll­mach­ten“ des Päpst­li­chen Lega­ten wer­de Fran­zis­kus im Ernen­nungs­de­kret fixie­ren. Zuvor stell­te Kar­di­nal Paro­lin aber klar, daß Hoff­mann von Rum­er­stein nur „bis“ zur Ernen­nung des Lega­ten die Ordens­lei­tung inne­ha­be, die dann auf den Lega­ten übergehe.

Malteser beim Einzug in den Petersdom
Mal­te­ser beim Ein­zug in den Petersdom

Die FAZ ver­öf­fent­lich­te heu­te den Arti­kel „Die Papst­kri­ti­ker ver­lie­ren den Macht­kampf im Mal­te­ser­or­den“ aus der Feder von Jörg Bre­mer. Bre­mer ergreift dar­in, wie bereits in einem vor­he­ri­gen Arti­kel, so ein­sei­tig Par­tei, daß die Fra­ge im Raum steht: Ver­öf­fent­licht die FAZ bestell­te Arti­kel? Laut Bre­mer, mit offen­bar besten Kon­tak­ten zum Kreis um Boe­se­la­ger, habe Kar­di­nal­staat­s­e­kre­tär Paro­lin nur einen „Son­der­de­le­gier­ten“ ange­kün­digt, der „für Fran­zis­kus die ’spi­ri­tu­el­le Erneue­rung‘ der Mal­te­ser beglei­ten, nicht aber in die Sou­ve­rä­ni­tät des Ordens mit Gerichts­bar­keit und diplo­ma­ti­schen Ver­tre­tun­gen ein­grei­fen“ soll. Woher Bre­mer das weiß, schreibt er nicht, denn geschrie­ben hat Paro­lin etwas ganz ande­res (sie­he Wort­laut des Schrei­bens). Nach­dem die Tages­post ange­deu­te­te, daß sich Spen­der des Ordens wegen der Ver­hü­tungs­sa­che und dem Durch­ein­an­der zurück­zie­hen, scheint der Kreis um Boe­se­la­ger um Scha­dens­be­gren­zung bemüht. Nur mit schö­nen Wor­ten und einer ver­zerr­ten Dar­stel­lung, nach dem Mot­to „Die Bösen sind immer die Kon­ser­va­ti­ven“, wirkt der Ver­such aller­dings weder ehr­lich noch glaubwürdig.

Fra Hoff­mann von Rum­er­stein, der Statt­hal­ter ad inte­rim, leg­te in sei­ner ersten Erklä­rung wert dar­auf, allen Wün­schen des Pap­stes demon­stra­tiv ent­ge­gen­zu­kom­men, aber gleich­zei­tig die Sou­ve­rä­ni­tät des Ordens zu beto­nen. Vor allem ver­mied er es, die Neu­wahl des 80. Groß­mei­sters zu erwäh­nen. Die Fra­ge, wie weit der Orden tat­säch­lich bereit ist, für sei­ne Sou­ve­rä­ni­tät ein­zu­tre­ten, bleibt damit offen. Papst Fran­zis­kus kann, was die Öffent­lich­keit angeht, in jedem Fall einen Sieg auf gan­zer Linie ver­bu­chen. Und ein­mal mehr ist der Ein­druck ent­stan­den, unter dem Papst aus Argen­ti­ni­en, weht ein „neu­er Wind“ in Sachen Moral­leh­re, Ver­hü­tung und Recht. Unter ihm herr­schen „Fle­xi­bi­li­tät“, wie Kar­di­nal Mara­dia­ga Anfang 2014 sag­te, oder eine „neue Fle­xi­bi­li­tät“, wie ein von Fran­zis­kus ernann­ter Kar­di­nal im August 2015 mit Blick auf die Bischofs­syn­ode über die Fami­lie mein­te. Kurz­um: Fle­xi­bi­li­tät „statt Stren­ge“, wie Papst Fran­zis­kus selbst an ande­rer Stel­le schon mehr­fach betonte.

Gefälligkeitsartikel der FAZ? Mit dem Finger auf Kardinal Burke zeigen

An der Berichts­er­stat­tung der FAZ erstaunt vor allem Bre­mers Ver­such, ganz im Zun­gen­schlag des Boe­se­la­ger Umfel­des, eine „Intri­ge“ „erz­kon­ser­va­ti­ver Hard­li­ner“ „gegen den Papst“ zu kon­stru­ie­ren. Kon­kret wird dabei mit dem Fin­ger auf Kar­di­nal Bur­ke gezeigt. Die­ser hat sich in der Sache Mal­te­ser­or­den aber nie auf irgend­ei­ne Wei­se öffent­lich geäu­ßert. Eine simp­le Fra­ge genügt daher, um die Halt­lo­sig­keit die­ses Pro­pa­gan­da­kon­strukts auf­zu­zei­gen: Wie soll­te Kar­di­nal Bur­ke denn mit der Abset­zung Boe­se­la­gers Papst Fran­zis­kus scha­den oder gegen die­sen intri­gie­ren kön­nen? Mit ande­ren Wor­ten: War­um soll­te Papst Fran­zis­kus gezielt geschä­digt wer­den, weil Boe­se­la­ger nicht mehr Groß­kanz­ler ist? Wo liegt ein nach­voll­zieh­ba­rer Zusammenhang?

Malteser: Ritter und Damen
Mal­te­ser: Rit­ter und Damen

Hin­ter einer sol­chen Behaup­tung steht viel­mehr die ziem­lich durch­sich­ti­ge Absicht, aus dem tat­säch­lich vor­han­de­nen, aber auf ganz ande­re, weit grund­sätz­li­che­re Din­ge zurück­ge­hen­den Kon­flikt zwi­schen Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal Bur­ke, Was­ser auf die Müh­len Boe­se­la­gers zu lei­ten. Mit ande­ren Wor­ten: ein Ablenkungsversuch.

Es ist mehr als bedau­er­lich, wenn eine FAZ, die eine seriö­se und unpar­tei­ische Bericht­erstat­tung garan­tier­ten soll­te, im schrä­gen Chor jener mit­singt, die jene, die zu ern­sten The­men Fra­gen an den Papst for­mu­lie­ren, zu „Hard­li­nern“ und „Geg­nern des Pap­stes“ stem­peln. Bereits der Titel von Bre­mers-Arti­kel hat es in sich, wenn er den schwer­wie­gen­den, aber ordens­in­ter­nen Kon­flikt um Gehor­sam, Ver­hü­tung und inzwi­schen auch die Sou­ve­rä­ni­tät völ­lig zusam­men­hangs­los mit „Papst­kri­ti­ker“ ver­knüpft. Die FAZ redet mit dem Arti­kel jenen im päpst­li­chen Umfeld das Wort, die Kar­di­nal Bur­ke als Gegen­spie­ler des Pap­stes fürch­ten und ihn, nach­dem sei­ne 2014 erfolg­te Abset­zung und Ent­fer­nung aus der Römi­schen Kurie nicht zu genü­gen schei­nen, wie auch immer „unschäd­lich“ machen möch­ten. Dabei besteht Kar­di­nal Bur­kes „Schuld“ allein dar­in, die katho­li­sche Glau­bens- und Moral­leh­re gegen „fle­xi­ble“ Umin­ter­pre­ta­tio­nen zu verteidigen.

Die Zukunft des Malteserordens: kondomverteilend an der Seite der Welthungerhilfe?

Vor allem bleibt auch nach der Sit­zung des Sou­ve­rä­nen Rates vom Sams­tag die schwer­wie­gen­de Fra­ge im Raum, was Boe­se­la­ger mit dem Mal­te­ser­or­den vor­hat, und wel­che Reform­plä­ne Papst Fran­zis­kus mit die­sem hat – und inwie­weit die­se bei­den Plä­ne über­ein­stim­men. Abseh­bar scheint, daß die Vor­rang­stel­lung der Pro­feß­rit­ter, die allein die Ewi­gen Gelüb­de able­gen, besei­tigt wer­den soll. Boe­se­la­ger gehört ja bekannt­lich nicht zu die­sem Kern des Ordens.

Soll aus dem Sou­ve­rä­nen Rit­ter- und Hos­pi­tal­or­den, der sich in der Ver­tei­di­gung des christ­li­chen Glau­bens, der katho­li­schen Kir­che und in der Hil­fe für Kran­ke und Not­lei­den­de seit sei­ner Grün­dung vor bald 1000 Jah­ren so gro­ße Ver­dien­ste erwor­ben hat, wirk­lich zu einem Kon­kur­renz­un­ter­neh­men für die Welt­hun­ger­hil­fe und ande­re, rein welt­li­che, huma­ni­tä­re Ein­rich­tun­gen gemacht wer­den? Soll der Mal­te­ser­or­den mor­gen auf einer Stu­fe mit lai­zi­sti­schen Hilfs­wer­ken ste­hen, zu deren pri­mä­ren Auf­ga­ben neben der Schaf­fung von Kost und Logis die Ver­tei­lung von Ver­hü­tungs­mit­teln und die För­de­rung der Abtrei­bung ist?

So sieht die Rea­li­tät näm­lich in den Hun­ger­ge­bie­ten und in den Flücht­lings­la­gern der Welt aus. Ein Aspekt, der gera­de durch das Finan­zie­rungs­ver­bot für huma­ni­tä­re Ein­rich­tun­gen, die auf irgend­ei­ne Wei­se Abtrei­bung för­dern, das vom neu­en US-Prä­si­den­ten Donald Trump unter­zeich­net wur­de, Aktua­li­tät erhal­ten hat.

Flüchtlings‑, Kata­stro­phen- und Hun­ger­hil­fe sind not­wen­dig und wich­tig. Der Mal­te­ser­or­den hat aber von Anfang an, das war der eigent­li­che Beweg­grund für sei­ne Grün­dung, auch das See­len­heil der Not­lei­den­den im Blick gehabt. Soll das Den­ken an die See­le der Men­schen, denen man hilft, ganz ver­ges­sen werden?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: orderofmalta/​MiL (Screen­shot)

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4 Kommentare

  1. Die Ent­wick­lung um den einst sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­den kann nur mit größ­ter Sor­ge betrach­te­te wer­den. Es ist eine Ent­wick­lung aus einem fal­schen päpst­li­chen Amts­ver­ständ­nis, das die gan­ze Kir­che, die Gemein­schaft der Hei­li­gen betrifft. Es geht erkenn­bar nur mehr um die Macht und die Zer­stö­rung von allem, was die­sem Macht­ver­ständ­nis ent­ge­gen­steht. Dabei gilt auch hier, Fran­zis­kus hät­te kei­ne Macht, wenn sie ihm nicht von oben gege­ben wäre, und nach die­ser Logik tra­gen die die grö­ße­re Schuld, die ihm die­se Macht gege­ben haben und sich heu­te dem Miss­brauch nicht ent­ge­gen­stel­len, wohl­wis­send dass es beim erkenn­ba­ren heu­ti­gen Macht­miss­brauch vor­der­grün­dig um die Mal­te­ser, als Die­ner Chri­sti, dass es in Wahr­heit aber um den cor­pus chri­sti mysti­cum geht, die Zukunft der Kir­che. Übri­gens Pha­ri­sä­er als Cla­queu­re gab es vor 2000 Jah­ren eben­so, wie heute.

  2. Vor einem Jahr hat Papst Fran­zis­kus auch den Haupt­mann der Schwei­zer­gar­de ploetz­lich grund­los gefeu­ert. die Schwei­zer­gar­de ist so sehr brav und treu dass sie kaum pro­te­stiert haben.Aber mir hat es nicht gefal­len und ich fand es verdaechtig.

  3. Die Kir­che befin­det sich anschei­nend im Sta­di­um ihrer völ­li­gen (Selbst)- Auf­lö­sung. Und offen­sicht­lich ist dage­gen kein Kraut gewach­sen. Was sich mit dem Mal­te­ser­or­den abge­spielt, ist wohl ein Dreh­buch für alles noch Kom­men­de. Intri­gen, Lügen, Inter­views, Irre­füh­run­gen, ver­steck­te und offe­ne Dro­hun­gen, unge­recht­fer­tig­te Abset­zun­gen sind die Zuta­ten (wie bei der Mafia), mit wel­chen die letz­ten der Getreu­en ein­ge­schüch­tert und mund­tot gemacht wer­den. Die Saat der Frei­mau­rer und Mar­xi­sten geht präch­tig auf und nie­mand kann sie bis­lang stoppen. 

    Des­we­gen wäre mög­li­cher­wei­se ein Wort von Papst em. Bene­dikt XVI. umso wich­ti­ger. Es gibt auch Zeit­ge­nos­sen, die ger­ne das Kind mit dem Bade aus­schüt­ten und das Gan­ze alles als Fol­ge des 2. Vat. Kon­zils ver­ste­hen. Dann stellt sich aber die Fra­ge, war­um die 4 Kar­di­nä­le mit ihren Dubia sich aus­drück­lich und zurecht auf Lehr­do­ku­men­te von Papst Johan­nes Paul II. stützen.
    Oder muß man fra­gen: ist auch Papst Bene­dikt XVI. nicht schon ein Opfer all die­ser Intri­gen? – Wie auch immer: „Papst“ Fran­zis­kus und sei­ne Unter­stüt­zer haben es offen­bar sehr eilig- und das läßt hof­fen, daß das alles bald zuen­de ist.

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