Der Papst und der Malteserorden: Ein Pyrrhussieg?


Papst Franziskus und Großmeister Matthew Festing: Kein "Dialog", der Papst ließ sie Muskeln spielen und verlangte Festings Rücktritt.
Papst Franziskus und Großmeister Matthew Festing: Kein "Dialog", der Papst ließ sie Muskeln spielen und verlangte Festings Rücktritt.

Von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Der Rück­tritt des Groß­mei­sters des Mal­te­ser­or­dens, Matthew Fest­ing, von Fran­zis­kus am 24. Janu­ar gefor­dert, droht für letz­te­ren zum Pyr­rhus­sieg zu wer­den. Papst Berg­o­glio hat erreicht, was er woll­te, muß­te dafür aber die Mus­keln spie­len las­sen, indem er sowohl dem Recht als auch dem gesun­den Men­schen­ver­stand Gewalt antat. Und das ist dazu bestimmt, schwer­wie­gen­de Kon­se­quen­zen nicht nur inner­halb des Mal­te­ser­or­dens zu haben, son­dern unter den Katho­li­ken der gan­zen Welt, die immer per­ple­xer und des­ori­en­tier­ter sind wegen der Art, in der Fran­zis­kus die Kir­che leitet.

Der Papst wuß­te, daß er über kei­nen Rechts­ti­tel ver­fügt, um in inne­re Ange­le­gen­hei­ten eines sou­ve­rä­nen Ordens ein­grei­fen, erst recht nicht, um den Rück­tritt des Groß­mei­sters ver­lan­gen zu kön­nen. Er wuß­te auch, daß der Groß­mei­ster dem mora­li­schen Druck einer Rück­tritts­for­de­rung, so ille­gi­tim sie auch sein moch­te, nicht wider­ste­hen wür­de kön­nen. Auf die­se Wei­se übte Papst Berg­o­glio sei­ne Voll­macht in offe­nem Wider­spruch zum Geist des Dia­logs aus, der das Leit­mo­tiv des Jah­res der Barm­her­zig­keit war. Schwer­wie­gen­der ist, daß der Ein­griff erfolg­te, um jene Rich­tung im Orden zu „bestra­fen“, die am treue­sten zum unver­än­der­li­chen Lehr­amt der Kir­che steht, und um den säku­la­ren Flü­gel zu unter­stüt­zen, der die Rit­ter von Mal­ta in eine huma­ni­tä­re NGO ver­wan­deln möch­ten, in einen Ver­brei­ter von Kon­do­men und Abtrei­bung „um Gutes zu tun“.

Das näch­ste Opfer scheint der Kar­di­nal­pa­tron Ray­mond Leo Bur­ke zu sein, der die dop­pel­te Schuld hat, die katho­li­sche Recht­gläu­big­keit inner­halb des Ordens ver­tei­digt zu haben und einer der vier Kar­di­nä­le zu sein, die die theo­lo­gi­schen und mora­li­schen Irr­tü­mer des Berg­o­glia­ni­schen Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia kri­ti­siert haben.

Am 20. Juni 2014 schien noch eine traute Dreisamkeit zu herrschen: Papst Franziskus und Freiherr von Boeselager (links), der wenige Woche zuvor zum Großkanzler des Ordens aufgestiegen war. In der Mitter Großmeister Fra Matthew Festing, den Papst Franziskus nun über die Klinge springen ließ, weil er Boeselager wegen "Vertrauensbruches" abgesetzt hatte.
Am 20. Juni 2014 schien noch eine trau­te Drei­sam­keit zu herr­schen: Papst Fran­zis­kus und Frei­herr von Boe­se­la­ger (links), der gera­de zum Groß­kanz­ler auf­ge­stie­gen war. In der Mit­te Groß­mei­ster Fra Matthew Fest­ing, den Papst Fran­zis­kus nun über die Klin­ge sprin­gen ließ, weil er Boe­se­la­ger wegen „Ver­trau­ens­bru­ches“ abge­setzt hat­te, schließ­lich ging es „ja nur um Kondome“.

Bei sei­ner Begeg­nung mit dem Groß­mei­ster, kün­dig­te ihm Papst Fran­zis­kus sei­ne Absicht an, den Orden zu „refor­mie­ren“, das heißt, den Wil­len des­sen reli­giö­sen Cha­rak­ter zu ver­fäl­schen, obwohl er im Namen der päpst­li­chen Auto­ri­tät die Eman­zi­pie­rung von den reli­giö­sen und mora­li­schen Nor­men  ein­lei­ten will. Es han­delt sich um ein Pro­jekt zur Zer­stö­rung des Ordens, das natür­lich nur dank der Kapi­tu­la­ti­on der Rit­ter statt­fin­den kann, die bedau­er­li­cher­wei­se ihren kämp­fe­ri­schen Geist ver­lo­ren zu haben schei­nen, der sie bei den Kreuz­zü­gen und in den Gewäs­sern von Rho­dos, Zypern und Lepan­to aus­ge­zeich­net hat. Auf die­se Wei­se hat Papst Berg­o­glio jedoch viel von sei­ner Glaub­wür­dig­keit ver­lo­ren, nicht nur in den Augen der Rit­ter, son­dern in einer immer grö­ßer wer­den­den Zahl von Gläu­bi­gen, die den Wider­spruch zwi­schen sei­ner gewin­nen­den und honig­sü­ßen Art zu spre­chen und sei­ner into­le­ran­ten und ein­schüch­tern­den Art zu han­deln wahrnehmen.

Vom Zen­trum an die Rän­der, die für Papst Berg­o­glio viel wich­ti­ger sind als das Zen­trum: Weni­ge Tage vor dem Rück­tritt des Groß­mei­sters des Mal­te­ser­or­dens, hat eine ande­re Nach­richt, die auf der­sel­ben Linie liegt, die katho­li­sche Welt erschüt­tert. Msgr. Rigo­ber­to Cor­re­dor Ber­m๭dez, Bischof von Perei­ra in Kolum­bi­en, hat mit Dekret vom 16. Janu­ar 2017 den Prie­ster Alber­to Uri­be Medi­na a divi­nis sus­pen­diert, weil er – laut Erklä­rung der Diö­ze­se – „öffent­lich und pri­vat sei­ne Ableh­nung des dok­tri­nel­len und pasto­ra­len Lehr­am­tes des Hei­li­gen Vaters Fran­zis­kus vor allem bezüg­lich der Ehe und der Eucha­ri­stie zum Aus­druck gebracht“ habe. Die Erklä­rung der Diö­ze­se fügt hin­zu, daß der Prie­ster sich durch die­se sei­ne Hal­tung „öffent­lich von der Gemein­schaft mit dem Papst und der Kir­che getrennt habe“.

Don Uri­be wur­de also beschul­digt, ein Häre­ti­ker und Schis­ma­ti­ker zu sein, weil er jene pasto­ra­len Vor­ga­ben von Papst Fran­zis­kus ablehnt, die in den Augen vie­ler Kar­di­nä­le, Bischö­fe und Theo­lo­gen im Geruch der Häre­sie ste­hen, gera­de weil sie sich vom katho­li­schen Glau­ben zu ent­fer­nen schei­nen. Das bedeu­tet: ein Prie­ster, der sich wei­gert, wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen oder prak­ti­zie­ren­den Homo­se­xu­el­len die Kom­mu­ni­on zu spen­den, wird a divi­nis sus­pen­diert oder exkom­mu­ni­ziert, wäh­rend jene, die das Kon­zil von Tri­ent und Fami­lia­ris con­sor­tio ableh­nen, zu Bischö­fen beför­dert oder viel­leicht sogar zu Kar­di­nä­len ernannt wer­den, wie es sich wahr­schein­lich Msgr. Charles Sci­clu­na, der Erz­bi­schof von Mal­ta, erwar­tet, einer der bei­den mal­te­si­schen Bischö­fe, die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, die more uxorio leben, den Kom­mu­nion­emp­fang erlauben.

Der Name der klei­ne Mit­tel­meer­in­sel scheint jeden­falls in einem selt­sa­men Zusam­men­hang mit der Zukunft von Papst Berg­o­glio zu ste­hen, die weni­ger ruhig zu wer­den scheint, als man sich vor­stel­len könnte.

Wer ist heu­te recht­gläu­big, und wer ist häre­tisch und schis­ma­tisch? Das ist die gro­ße Debat­te, die sich am Hori­zont abzeich­net: Ein fak­ti­sches Schis­ma, wie es die deut­sche Tages­zei­tung Die Tages­post genannt hat, also ein Bür­ger­krieg in der Kir­che, für den der statt­fin­den­de Krieg inner­halb des Mal­te­ser­or­dens nur ein blas­ser Vor­ge­schmack ist.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt erschie­nen: Vica­rio di Cri­sto. Il pri­ma­to di Pie­tro tra nor­ma­li­tà  ed ecce­zio­ne (Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Der Pri­mat des Petrus zwi­schen Nor­ma­li­tät und Aus­nah­me), Vero­na 2013; in deut­scher Über­set­zung zuletzt: Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil – eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, Rup­picht­eroth 2011.

Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

Mer­ken

Mer­ken

Mer­ken

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!