„Der Westen ist zum Grab Gottes geworden“ – Kardinal Sarahs „J’accuse…!“


Kardinal Robert Sarah mit Großmeister Fra Matthew Festin vom Souveränen Malteserorden.
Kardinal Robert Sarah mit Großmeister Fra Matthew Festing vom Souveränen Malteserorden.

(Rom) „Die west­li­che Kul­tur hat sich orga­ni­siert, als wür­de Gott nicht exi­stie­ren. Wir haben ihn getö­tet. Der Mensch weiß nicht mehr, wer er ist, noch weiß er, wohin er geht.“ Kar­di­nal Robert Sarah, der Prä­fekt der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung ver­öf­fent­lich­te in der am 12. Janu­ar erschie­ne­nen aktu­el­len Aus­ga­be (1/​2017) der Zeit­schrift Vita e pen­sie­ro der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät vom Hei­li­gen Kreuz von Mai­land ein J’accuse…! gegen den Westen.

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„Die wah­re Kri­se, die heu­te die Welt erschüt­tert, ist nicht in erster Linie wirt­schaft­lich oder poli­tisch, son­dern eine Got­tes­kri­se und zugleich eine anthro­po­lo­gi­sche Kri­se“, so der Kar­di­nal. „Gewiß, heu­te redet man nur über die wirt­schaft­li­che Kri­se: Nach sei­ner ethi­sche­ren und reli­giö­se­ren Aus­rich­tung ist in der Ent­fal­tung der euro­päi­schen Macht das wirt­schaft­li­che Inter­es­se auf immer abso­lut­e­re Wei­se bestim­mend geworden.“

„Die west­li­che Kul­tur hat sich fort­schrei­tend orga­ni­siert, als wür­de Gott nicht exi­stie­ren: Vie­le haben heu­te ent­schie­den, ohne Gott aus­zu­kom­men. Wie Nietz­sche erklär­te, ist Gott im Westen für vie­le tot. Und wir haben Ihn getö­tet. Wir sind Sei­ne Mör­der, und unse­re Kir­chen sind die Kryp­ten und Grä­ber Got­tes. Eine beacht­li­che Zahl von Gläu­bi­gen hat kei­nen Umgang mehr mit Ihm, sie gehen nicht mehr in die Kir­che, weil sie es ver­mei­den wol­len, die Ver­we­sung Got­tes zu rie­chen. So aber weiß der Mensch nicht mehr, wer er ist, noch weiß er, wohin er geht. Es fin­det eine Art von Rück­fall in das Hei­den­tum und die Göt­zen­an­be­tung statt: die Wis­sen­schaft, die Tech­no­lo­gie, das Geld, die Macht, der Erfolg, die unge­hemm­te Frei­heit, das gren­zen­lo­se Ver­gnü­gen sind heu­te unse­re Götter.“

Es sei daher ein Per­spek­ti­ven­wech­sel not­wen­dig, so der Kar­di­nal aus Guinea.

„Wir müs­sen uns dar­an erin­nern: In Gott ‚leben wir, bewe­gen wir uns und sind wir‘ (Apg 17,28). In Ihm sub­si­stiert alles. Er ist der Anfang und der Sitz der Fül­le, wie der Hei­li­ge Pau­lus sagt. Außer­halb von Ihm hat nichts Bestand. Jede Sache fin­det in Gott ihr eigent­li­ches Sein und die ihr inne­woh­nen­de Wahr­heit. Anders aus­ge­drückt: Ent­we­der Gott oder nichts. Natür­lich gibt es enor­me Pro­ble­me, oft schmerz­li­che Situa­tio­nen, eine schwie­ri­ge und bedrücken­de Exi­stenz. Den­noch müs­sen wir erken­nen, daß Gott jeder Sache einen Sinn gibt. Unse­re Sor­gen, unse­re Pro­ble­me, unse­re Lei­den exi­stie­ren und sie besor­gen uns, aber wir wis­sen auch, daß sich in Ihm alles löst, wir wis­sen auch, daß es um Gott oder nichts geht, und wir neh­men das als etwas Offen­sicht­li­ches wahr, nicht äußer­lich, aber im Inne­ren der See­le, weil die Lie­be sich nicht durch Gewalt auf­zwingt, son­dern mit einem inne­ren Licht das Herz anrührt.“

Zwei Tage vor der Ver­öf­fent­li­chung hat­te Kar­di­nal Sarah Bene­dikt XVI. im Klo­ster Mater Eccle­siae in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten besucht. 2015 war das Buch „Gott oder nichts“ des Kar­di­nals erschie­nen, das von Bene­dikt XVI. nach­drück­lich gelobt wur­de. Der vor­ma­li­ge Papst beton­te vor allem die Glau­bens­freu­de des Kar­di­nals, der in sei­ner Hei­mat „unter der kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur zu lei­den hat­te“, und des­sen „muti­ge Ant­wort auf die ‚Gen­der-Theo­rie‘ “. „Gott oder nichts“ wur­de zu einem der meist­ver­kauf­ten reli­giö­sen Bücher des Jahres.

Im Herbst 2016 folg­te das Buch „Die Kraft der Stil­le“, das noch nicht in deut­scher Aus­ga­be erschie­nen ist.

1979 mach­te ihn Johan­nes Paul II. zum Erz­bi­schof von Con­a­kry und zum damals jüng­sten Erz­bi­schof der Welt­kir­che. 2001 wur­de Kar­di­nal Sarah von Johan­nes Paul II. zum Kar­di­nal erho­ben und als Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker an die Römi­sche Kurie beru­fen. 2010 ernann­te ihn Papst Bene­dikt XVI. als Nach­fol­ger von Kar­di­nal Paul Josef Cor­des zum Vor­sit­zen­den des Päpst­li­chen Rates Cor Unum. Papst Fran­zis­kus mach­te ihn im Herbst 2014 zum Prä­fek­ten der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on. Eine Ent­schei­dung, die von Mit­ar­bei­tern des Pap­stes heu­te als „Betriebs­un­fall“ gese­hen wird.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Orderof​mal​ta​.org (Screen­shot)

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