PEW-Studie: Liberale protestantische Gemeinschaften sterben ab, konservative wachsen


Washington Post: liberale protestantische Kirchen sterben ab, konservative gedeihen
Washington Post: liberale protestantische Kirchen sterben ab, konservative gedeihen

(Washing­ton) Das Ergeb­nis stand eigent­lich auf­grund der Erfah­run­gen bereits fest. „Den­noch ist es gut, wenn eine seriö­se, wis­sen­schaft­li­che Stu­die die Erfah­rungs­wer­te bestä­tigt“, so der spa­ni­sche Kolum­nist Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña. Das PEW Rese­arch Cen­ter mit Sitz in Washing­ton bestä­tig­te in einer jüngst ver­öf­fent­lich­ten Stu­die, daß libe­ra­le pro­te­stan­ti­sche kirch­li­che Gemein­schaf­ten in Nord­ame­ri­ka einen lei­sen, aber siche­ren Tod ster­ben, wäh­rend kon­ser­va­ti­ve gedeihen.

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Die PEW-Stu­die kon­zen­trier­te sich auf Ent­wick­lungs­trends im pro­te­stan­ti­schen Spek­trum Nord­ame­ri­kas. Die pro­te­stan­ti­schen Kon­gre­ga­tio­nen, die einst eine ein­fluß­rei­che Säu­le in die­sen Län­dern waren, aber in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten einen zuneh­mend libe­ra­le­ren Kurs ein­ge­schla­gen haben, schrump­fen jähr­lich um eine Mil­li­on Mitglieder.

Die tra­di­tio­nel­len pro­te­stan­ti­schen Gemein­schaf­ten der USA, die gesell­schaft­lich und poli­tisch lan­ge prä­gend waren, befin­den sich in einer Kri­se. Wie die von der Washing­ton Post am 4. Janu­ar unter der Über­schrift „Libe­ral churches are dying. But con­ser­va­ti­ve churches are thri­ving“ ver­öf­fent­lich­ten PEW-Stu­die besagt, daß die „Moder­ni­sie­rungs­ver­su­che“ der libe­ra­len pro­te­stan­ti­schen Gemein­schaf­ten, mit denen ihr Nie­der­gang gestoppt wer­den soll­te, das Abster­ben nur beschleu­nigt haben.

Spongs „Modernisierungsschub“ beschleunigte den Niedergang

Es habe eine Rei­he von Anstren­gun­gen gege­ben, den Nie­der­gang auf­zu­hal­ten. Vor bald 20 Jah­ren ver­öf­fent­lich­te der libe­ra­le Theo­lo­ge John Shel­by Spong, bis 2000 Bischof der Epi­skopa­len Kir­che von Newark, das Buch „Why Chri­stia­ni­ty Must Chan­ge or Die: A Bishop Speaks to Belie­vers In Exi­le“, das 2004 unter dem Titel: „Was sich im Chri­sten­tum ändern muss: ein Bischof nimmt Stel­lung“ auch in deut­scher Über­set­zung her­aus­ge­ge­ben wur­de. Dar­in ver­tritt Spong die The­se, dem Nie­der­gang der histo­ri­schen pro­te­stan­ti­schen Deno­mi­na­tio­nen (im deut­schen Sprach­raum wür­de man von „Lan­des­kir­chen“ spre­chen) müs­se durch einen Moder­ni­sie­rungs­schub ent­ge­gen­ge­tre­ten wer­den. Wenn sie sich „moder­ni­sie­ren“, wür­den sie auch wie­der wachsen.

Unter Moder­ni­sie­rung ver­stand Spong eine Anpas­sung an den links­li­be­ra­len Main­stream etwa in gesell­schafts­po­li­ti­schen und bio­ethi­schen Fra­gen wie Femi­nis­mus, Schei­dung, Homo­se­xua­li­tät und Abtreibung.

Spongs The­sen fan­den in der pro­te­stan­ti­schen Füh­rungs­ebe­ne Nord­ame­ri­kas, ob unter Luthe­ra­nern, Pres­by­te­ria­nern, Metho­di­sten oder Epi­skopa­len (Angli­ka­ner), und vor allem im aka­de­mi­schen Bereich rasche Ver­brei­tung. Die libe­ra­le Kir­chen­hi­sto­ri­ke­rin Karen L. King von der Har­vard Div­in­ty School schrieb, daß Spongs Buch „Pflicht­lek­tü­re“ für alle Inter­es­sier­ten sein müs­se. Der libe­ra­le Har­vard-Theo­lo­ge Har­vey Cox lob­te den Denk­an­satz Spongs als „bedeu­ten­de Lei­stung“, denn das Chri­sten­tum müs­se sich „ändern“, um den „Bedürf­nis­sen der moder­nen Welt“ zu entsprechen.

Spongs The­se wur­de prä­gend für die Aus­rich­tung der histo­ri­schen, gro­ßen Deno­mi­na­tio­nen und deren theo­lo­gi­schen Aus­bil­dungs­stät­ten. Die Fol­ge der beschleu­nig­ten Moder­ni­sie­rung war jedoch kei­ne Trend­um­kehr und neue Blü­te, son­dern ein eben­so beschleu­nig­ter Nie­der­gang. Spongs The­se war kein Ret­tungs­an­ker, son­dern ein Brand­be­schleu­ni­ger. Sel­ten sei jemand mit einer so hoch­ge­lob­ten The­se so sehr dane­ben­ge­le­gen, so de la Cigoña.

„Das Christentum muß sich ändern, Spong irrte sich jedoch im Weg“

Der Autor der Stu­die unter­such­te in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren die 22 größ­ten pro­te­stan­ti­schen Kon­gre­ga­tio­nen in der kana­di­schen Pro­vinz Onta­rio. Die Unter­su­chung bestä­tig­te, daß die libe­ra­len Kon­gre­ga­tio­nen schrump­fen, wäh­rend die kon­ser­va­ti­ven wach­sen. Die kon­ser­va­ti­ve, pro­te­stan­ti­sche Theo­lo­gie mit ihrer Sicht der Bibel, in der die Histo­ri­zi­tät der bibli­schen Berich­te ernst genom­men wird, erwei­se sich als weit zukunfts­fä­hi­ger als die libe­ra­le Theo­lo­gie, die „unwei­ger­lich zum Nie­der­gang“ führe.

93 Pro­zent der Pasto­ren der wach­sen­den Kon­gre­ga­tio­nen glaubt, daß „Jesus mit Leib und See­le das Grab wirk­lich ver­las­sen und von den Toten auf­er­stan­den ist“, wäh­rend das nur 56 Pro­zent der Pasto­ren der schrump­fen­den Kon­gre­ga­tio­nen glauben.

90 Pro­zent der Gläu­bi­gen der kon­ser­va­ti­ven Kon­gre­ga­tio­nen sind über­zeugt, daß Gott „als Ant­wort auf die Gebe­te Wun­der wirkt“, wäh­rend das nur für 44 Pro­zent der Gläu­bi­gen der schrump­fen­den, libe­ra­len Kon­gre­ga­tio­nen gilt.

Deut­li­che Unter­schie­de zei­gen sich auch im Ver­hält­nis zum Mis­si­ons­auf­trag Jesu. Wäh­rend die libe­ra­len Kon­gre­ga­tio­nen auf mis­sio­na­ri­sche Akti­vi­tä­ten ver­zich­ten, die sie als „Pro­se­ly­tis­mus“ ableh­nen und Mis­si­on für „kul­tu­rell unsen­si­bel“ hal­ten, neh­men die kon­ser­va­ti­ven Kon­gre­ga­tio­nen den Mis­si­ons­auf­trag ernst und ent­fal­ten ent­spre­chen­de Initia­ti­ven zur Bekeh­rung der Nicht-Christen.

Spong und ande­re libe­ra­le Theo­lo­gen hät­ten zumin­dest mit sei­ner pro­vo­kan­ten Grund­the­se recht gehabt, so David Mil­lard Has­kell, Pro­fes­sor für  Reli­gi­ons- und Kul­tur­wis­sen­schaf­ten an der Wil­frid Lau­rier Uni­ver­si­ty, in der Washing­ton Post: „Das Chri­sten­tum muß sich ändern oder es stirbt. Aller­dings irr­ten sie sich beim ein­zu­schla­gen­den Weg.“

In Bra­si­li­en bestä­tig­te kurz vor Weih­nach­ten ein bekann­ter Sozio­lo­ge die Grund­aus­sa­ge der PEW-Stu­die. Im bevöl­ke­rungs­reich­sten Land Latein­ame­ri­kas erle­ben kon­ser­va­ti­ve pro­te­stan­ti­sche Deno­mi­na­tio­nen einen rasan­ten Auf­stieg, wäh­rend die befrei­ungs­theo­lo­gisch-pro­gres­siv durch­tränk­te katho­li­sche Kir­che des Lan­des, deren sicht­bar­ster Ver­tre­ter Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes ist, mas­si­ve Ver­lu­ste durch Abwan­de­rung in Rich­tung Pro­te­stan­tis­mus erlei­det. Das beste „Pro­dukt“ der Kir­che, so der Sozio­lo­ge, sei ihre „anthro­po­lo­gi­sche Nüch­tern­heit“ und ihre „ern­ste Strenge“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Washing­ton Post (Screen­shot)

 

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2 Kommentare

  1. Genau das­sel­be gilt auch für den Katho­li­zis­mus. Kon­ser­va­ti­ve, Glau­bens­treue Bischö­fe und Ordens­ge­mein­schaf­ten haben Erfolg, libe­ra­le nicht. Aber im Rom Berg­o­gli­os ver­folgt man Recht­gläu­bi­ge und schwa­dro­niert von einer kryp­top­ro­te­stan­ti­schen „Kir­che mit ama­zo­ni­schem Ant­litz“, die ja auch vom oben genann­ten Kar­di­nal Hum­mes befür­wor­tet wird. Ob das Erfolg haben wird, darf bezwei­felt werden.

  2. Der Moder­nis­mus wur­de im Para­dies gete­stet und vom Teu­fel als sehr brauch­bar erkannt. Als Fort­set­zer von 1517 trat er als „Geist des Kon­zils“ in Erschei­nung. In Ver­bin­dung mit der 68er Ver­wahr­lo­ser­be­we­gung ist es gelun­gen, Kir­che und Staat her­un­ter zu wirt­schaf­ten auf das heu­ti­ge Niveau. Die vom GdK Geschä­dig­ten sind für jeden Blöd­sinn anfäl­lig: Gut­men­schen mit Fern­sten­lie­be, aber die abge­trie­be­nen Kin­der sind schnurz.

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