Österreichs grüner Bundespräsident „könnte wieder in die Kirche eintreten“


Am 26. Januar 2017 wird Alexander Van der Bellen als neuer Bundespräsident angelobt
Am 26. Januar 2017 wird Alexander Van der Bellen als neuer Bundespräsident angelobt

Von Mar­tha Burger-Weinzl

Anzei­ge

(Wien) Öster­reichs gewähl­ter Bun­des­prä­si­dent Alex­an­der Van der Bel­len besuch­te am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de, eine Woche nach sei­ner Wahl, den bekann­te­sten öster­rei­chi­schen Wall­fahrts­ort Maria­zell. Daß er dort­hin „gepil­gert“ sei, schrie­ben die Medi­en ehr­li­cher­wei­se aber doch unter Anfüh­rungs­zei­chen. Bekannt­lich ist das neue Staats­ober­haupt schon vor lan­ger Zeit aus der Kir­che aus­ge­tre­ten. Den Wie­der­ein­tritt stellt er sich viel­leicht zu ein­fach vor.

Der beken­nen­de Agno­sti­ker steht durch­aus in einer Tra­di­ti­on: jener der lin­ken Bun­des­prä­si­den­ten. Die­se wur­den bis­her aus­nahms­los von der SPÖ gestellt. Der erste rote Ersatz­kai­ser über­nahm im März 1919 das höch­ste (damals noch pro­vi­so­ri­sche) Staats­amt. Im sel­ben Monat hat­te man den letz­ten Kai­ser, Karl I., mit Inter­nie­rung  (Habs­bur­ger-Gesetz) bedroht, und zum Ver­las­sen des Lan­des gezwun­gen.  Aus der Kir­che trat Seitz zwar erst 1939 aus, womit er ledig­lich den tie­fen Gra­ben zwi­schen Sozi­al­de­mo­kra­tie und katho­li­scher Kir­che formalisierte.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg folg­ten Karl Ren­ner, Theo­dor Kör­ner, Adolf Schärf, Franz Jonas und Heinz Fischer. Sie alle gehör­ten der SPÖ an, und alle waren aus der Kir­che aus­ge­tre­ten. Für einen „gestan­de­nen“ Roten gehör­te das zum Par­tei­ka­non. „Ich bin nichts, die Par­tei ist alles!“, wie der Bun­des­kanz­ler und SPÖ-Bun­des­vor­sit­zen­de (1983–1986/88) Fred Sino­watz sag­te. In den ersten Nach­kriegs­jahr­zehn­ten war die Hal­tung sogar noch stramm anti­kle­ri­kal. Die Logen­mit­glied­schaft ist unter rang­ho­hen Roten noch immer beliebt. Kir­chen­feind­lich ist man seit der Ära von Kar­di­nal König nicht mehr. Ein Kon­sens, der die Kir­che viel geko­stet hat und heu­te mit der Flos­kel begrün­det wird, sie müs­se auf die „Lebens­wirk­lich­keit“ der Men­schen achten.

Zweierlei Maß

Van der Bel­len hat­te vor der Wahl durch­blicken las­sen, er kön­ne viel­leicht nach erfolg­ter Wahl wie­der in die Kir­che ein­tre­ten. Sein Kon­kur­rent, der frei­heit­li­che Drit­te Natio­nal­rats­prä­si­dent Nor­bert Hofer, wur­de mit Hohn und Spott über­zo­gen, auch von der Deut­schen Sek­ti­on von Radio Vati­kan, weil er im Wahl­kampf die Wor­te der Gelöb­nis­for­mel für die höch­sten Staats­char­gen pla­ka­tie­ren ließ: „So wahr mir Gott hel­fe“. Das ist jener Teil, der von lin­ken Mini­stern regel­mä­ßig aus­ge­las­sen wird. Rudolf Kirch­schlä­ger (par­tei­los) war 1974 der erste Bun­des­prä­si­dent nach dem Zwei­ten Welt­krieg, der das Amts­ge­löb­nis mit dem Zusatz „So wahr mit Gott hel­fe“ leistete.

Vor Van der Bel­len, dem ehe­ma­li­gen KPÖ-Sym­pa­thi­san­ten, SPÖ-Mit­glied, Grü­nen-Chef und Frei­mau­rer, lagen kirch­li­che Funk­tio­nä­re hin­ge­gen – vor Ehr­furcht gerührt – für den Bro­sa­men gefühlt auf dem Bauch, daß er „viel­leicht“ wie­der in die Kir­che ein­tre­ten könn­te. Die Ver­band­s­ka­tho­li­ken, aber auch die ton­an­ge­ben­den Bischö­fe über­kam nicht der lei­se­ste Hauch eines Ver­dachts, daß es sich bei den Wor­ten nur um ein wahl­tak­ti­sches Kal­kül han­deln könn­te, geschwei­ge denn wur­de ihm Heu­che­lei vor­ge­wor­fen. Nie und nim­mer, doch nicht ein Grüner.

Im übri­gen war es Papst Fran­zis­kus, der dem Athe­isten Euge­nio Scal­fa­ri, wie Van der Bel­len mit Logen­er­fah­rung, ver­si­cher­te, ihn nicht bekeh­ren zu wol­len. Da ist ein „viel­leicht“ für den öster­rei­chi­schen „Kon­sens“ doch schon ein „wun­der­ba­rer“ Anfang, wenn nicht schon die Lösung, um eines der Lieb­lings­wör­ter des der­zeit ein­zi­gen öster­rei­chi­schen Kar­di­nals zu zitieren.

Abtreibung und Exkommunikation

Nun, soll­te der künf­ti­ge Bun­des­prä­si­dent tat­säch­lich in die Kir­che zurück­keh­ren, so wird das jeden Katho­li­ken freu­en. Über die per­sön­li­chen Beweg­grün­de steht uns kein Urteil zu. Der Schritt setzt das Bekennt­nis zu allen Glau­bens­wahr­hei­ten voraus.

Aller­dings soll dem neu­en Staats­ober­haupt, das am 26. Janu­ar 2017 ange­lobt wird, etwas in Erin­ne­rung geru­fen wer­den, was viel­leicht man­cher Hir­te im „Eifer“ ver­ges­sen könn­te. Zu nen­nen wäre eini­ges, doch an die­ser Stel­le soll es nur ein Punkt sein.  In die Kir­che tritt man näm­lich nicht ein­fach so aus und ein wie in einem Ver­ein. Die Befür­wor­tung der Abtrei­bung, vor allem die akti­ve Mit­wir­kung an einer Abtrei­bung in wel­cher Form auch immer,  schließt aus der Gemein­schaft der Kir­che aus. Das betrifft gera­de Poli­ti­ker, die für die Gesetz­ge­bung ver­ant­wort­lich sind, wie die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on 2002 bekräftigte.

Noch im Wahl­kampf ließ Van der Bel­len nicht die Spur einer Kri­tik am gel­ten­den Abtrei­bungs­ge­setz erken­nen, durch das in Öster­reich jähr­lich Kin­der im fünf­stel­li­gen Bereich getö­tet werden.

2007 war Van der Bel­len Bun­des­vor­sit­zen­der (Bun­des­spre­cher) der Grü­nen, als sei­ne Par­tei die „Abtrei­bung auf Kran­ken­schein in öffent­li­chen Spi­tä­lern“ for­der­te.  Kein Wider­spruch war je von Van der Bel­len zu hören, als sei­ne Par­tei 2014 for­der­te, „dass Frau­en in Öster­reich das Recht erhal­ten, einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch im öffent­li­chen Kran­ken­haus durch­zu­füh­ren“ und daß eine „flä­chen­decken­de Ver­sor­gung in öffent­li­chen Kran­ken­häu­sern sicher­ge­stellt wird“, oder 2015 for­der­te: „Schwan­ger­schafts­ab­bruch muss sicher, legal und kosten­los für alle Frau­en mög­lich sein“.

Grünes Bekenntnis oder christliches Credo

Im gel­ten­den Par­tei­pro­gramm der Grü­nen heißt es:

„Wesent­li­cher Bestand­teil der Selbst­be­stim­mung der Frau ist die Straf­frei­heit bei Schwan­ger­schafts­ab­bruch, da es allei­ni­ge Ent­schei­dung der Frau­en ist, ob sie sich für oder gegen einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch entscheiden.“

Bis zum Beweis des Gegen­teils muß das als Bekennt­nis des Alex­an­der Van der Bel­len ange­nom­men wer­den und nicht das Cre­do des katho­li­schen Glaubens.

Das Wort Abtrei­bung wird im grü­nen Par­tei­pro­gramm gemie­den wie die Erwäh­nung des unge­bo­re­nen Kin­des. Erst recht wird nicht gesagt, daß es bei der „Ent­schei­dung für oder gegen einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch“ um eine Ent­schei­dung über Leben oder Tod eines Men­schen geht. Eben­so­we­nig wird beim Namen genannt, was hin­ter dem Wort „Schwan­ger­schafts­ab­bruch“ steckt, näm­lich die Tötung eines unge­bo­re­nen Kin­des. Als das Par­tei­pro­gramm 2001 auf dem Bun­des­kon­greß der Grü­nen beschlos­sen wur­de, war Van der Bel­len Bundesvorsitzender.

Aufbruch oder im Dunkeln tappen

Wenn also Van der Bel­len wie­der in die Kir­che ein­tre­ten soll­te, wird das ein guter Tag für Öster­reich sein, denn es wür­de den Beginn einer Wen­de in der Abtrei­bungs­tra­gö­die signa­li­sie­ren. Dafür gibt es bis­her aber nicht die gering­sten Anzei­chen, wes­halb die Mel­dung von angeb­li­chen Kir­chen­ein­tritts­ab­sich­ten wohl ins Reich geschickt gestreu­ter und vor allem eigen­nüt­zi­ger Mythen gehört. Davon wur­den in den ver­gan­ge­nen Mona­ten zahl­rei­che in Umlauf gebracht. Wer über soviel Unter­stüt­zung durch die Mas­sen­me­di­en ver­fügt, wie der Anti-Hofer-Kan­di­dat Van der Bel­len (er hät­te auch Hinz und Kunz hei­ßen kön­nen), ist dies­be­züg­lich klar im Vorteil.

Die Tra­gö­die der Abtrei­bung bringt das Volk nicht nur um sei­nen Nach­wuchs, son­dern zer­rüt­tet es inner­lich. Der dunk­le Schat­ten, das eige­ne Fleisch und Blut getö­tet zu haben, liegt auf Zehn­tau­sen­den von Frau­en und Män­nern. Papst Johan­nes Paul II. sag­te: „Ein Volk, das sei­ne Kin­der umbringt, hat kei­ne Zukunft“. Die in der Kri­tik ste­hen­de Mas­sen­ein­wan­de­rung steht in einem direk­ten Zusam­men­hang damit. Wer sich ihr mit gutem Grund ver­wei­gert, muß dar­an mit­wir­ken, die Grund­la­gen des Gemein­we­sens wie­der auf­zu­rich­ten. Dazu zählt ganz zuvor­derst auch ein Ende der Abtrei­bung. Wird die­ser Zusam­men­hang nicht erkannt, ob links oder rechts, dann tappt die Poli­tik die­ses Lan­des und tap­pen ihre höch­sten Reprä­sen­tan­ten auch wei­ter­hin im Dunkeln.

Text: Mar­tha Burger-Weinzl
Bild: Youtube/Bundespräsident.at (Screen­shots)

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5 Kommentare

  1. Laut Medi­en­be­rich­ten war vdB nie katho­lisch. Er sprach daher auch immer nur vom mög­li­chen Wie­der­ein­tritt in die luthe­ri­sche Kirche.

  2. Kann uns in noch offen­sicht­li­che­rer Wei­se vor Augen geführt wer­den, dass unse­re Kir­che mit die­sem Papst eine fal­sche Rich­tung ein­ge­schla­gen hat? – Noch ein­mal: Ich ste­he fas­sungs­los vor den Ent­wick­lun­gen in unse­rer Kir­che und fra­ge mich, was die­sen Papst bewegt. – Er redet (plau­dert), wenn er schwei­gen soll­te. Er schweigt, wenn er reden müsste.

  3. Van der Bel­len weiß nicht, was es bedeu­tet in die katho­li­sche Kir­che wie­der­ein­zu­tre­ten bzw wozu er sich dadurch voll und ganz beken­nen müss­te. Es wür­de ja sein bis­he­ri­ges Leben voll­ends in Fra­ge stel­len, denn die Din­ge für die er sich bis­her poli­tisch ein­ge­setzt hat, waren über­wie­gend gegen das gerich­tet, für was die katho­li­sche Kir­che steht.
    Ich wer­de nie ganz ver­ste­hen, wie­so unter rang­ho­hen lin­ken Poli­ti­kern fast immer ein logi­scher Zusam­men­hang gefun­den wird zwi­schen ihrer Par­tei­mit­glied­schaft und einem Aus­tritt aus der katho­li­schen Kir­che. Es gibt weni­ge Aus­nah­men, ein ehe­ma­li­ger stei­ri­scher und ein aktu­el­ler bur­gen­län­di­scher Lan­des­po­li­ti­ker fal­len mir dazu als Bei­spie­le ein.
    Ich wer­de auch nie ganz nach­voll­zie­hen kön­nen, wie­so ein zwang­haf­ter Zusam­men­hang bestehen muss, zwi­schen Arbei­ter­ge­werk­schaf­ten, poli­tisch lin­ken Par­tei­en und einem Kir­chen­aus­tritt. Ver­mut­lich liegt der Grund dar­in, dass man sich dabei auf die mar­xi­sti­sche Ideo­lo­gie beruft, als eine Art hoh­le Ersatz­re­li­gi­on. Mehr ist es ja nicht.
    Wahr­schein­lich ist die Abtrei­bung u.a. der eigent­li­che Grund für all das kir­chen­fer­ne Geha­be. Aber gleich­zei­tig sind die Ange­hö­ri­gen die­ser Kli­en­tel auch die­je­ni­gen, die am mei­sten nach finan­zi­el­len Fei­er­tags­zu­schlä­gen gie­ren. Qua­si der gre­go­ria­ni­sche Kalen­der als will­kom­me­ner Rah­men was Geld und Lebens­op­ti­mie­rung angeht.
    Viel­leicht wäre es aus Sicht der katho­li­schen Kir­che not­wen­dig gewe­sen, unter Ver­weis auf Hei­li­ge wie einen Jose­ma­ria Escri­va, sich auch um die arbei­ten­de Schicht zu bemü­hen, die von Gott so weit ent­fernt ist.

  4. Hin und her macht Taschen leer“:
    die­se alte Bör­sia­ner­weis­heit gilt auch für religiöse/​agnostische/​atheistische Bekennt­nis­se un Überzeugungen.
    Poli­ti­ker soll­ten jedoch immer auf­pas­sen, nicht zu schein­hei­lig aufzutreten.

  5. War­um kann man denn nicht für van der Bel­lens Wie­der­be­keh­rung beten anstatt nega­ti­ver Leser­brie­fe zu schreiben?

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