Papst Franziskus: „Judas Iskariot erhängte sich und hatte bereut“ – ich weiß nicht, kann sein, aber dieses Wort läßt uns zweifeln“


Judaskuß: Wirken der Liebe Gottes bis zum Ende oder Allerlösungslehre?
Judaskuß: Wirken der Liebe Gottes bis zum Ende oder Allerlösungslehre?

(Rom) Laut Papst Fran­zis­kus habe Judas Iska­ri­ot, der Apo­stel, der Jesus ver­ra­ten hat, sei­ne Tat „bereut“. Bereits in der Ver­gan­gen­heit hat­te Fran­zis­kus den Ein­druck ver­mit­telt, daß auch Judas geret­tet sein könn­te. Den päpst­li­chen Über­le­gun­gen schei­nen The­sen des von der Kir­che abge­fal­le­nen Theo­lo­gen Eugen Dre­wer­mann zugrun­de zu lie­gen. Theo­lo­gen war­nen davor, den Men­schen am Bei­spiel Judas‘ eine Aller­lö­sungs­leh­re zu suggerieren.

Judas Iskariot: Dieb, Pauperist, Verräter

Anzei­ge

Judas Iska­ri­ot war einer der zwölf Apo­stel und zugleich das Schwar­ze Schaf der Gemein­schaft. Er ver­wal­te­te die Kas­sa der Jün­ger und wur­de zum Dieb. Er kri­ti­sier­te die Sal­bung Jesu mit teu­rem Nar­den­öl und wur­de damit zum Pro­to­ty­pen einer heuch­le­ri­schen „Armuts­kri­tik“ an der Kir­che. Im Johan­nes­evan­ge­li­um heißt es dazu:

„Da nahm Maria ein Pfund ech­tes, kost­ba­res Nar­den­öl, salb­te Jesus die Füße und trock­ne­te sie mit ihrem Haar. Das Haus wur­de vom Duft des Öls erfüllt.
Doch einer von sei­nen Jün­gern, Judas Iska­ri­ot, der ihn spä­ter ver­riet, sagte:
War­um hat man die­ses Öl nicht für drei­hun­dert Dena­re ver­kauft und den Erlös den Armen gege­ben? Das sag­te er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hät­te, son­dern weil er ein Dieb war; er hat­te näm­lich die Kas­se und ver­un­treu­te die Ein­künf­te. Jesus erwi­der­te: Laß sie, damit sie es für den Tag mei­nes Begräb­nis­ses tue.
Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch“ (Joh 12,4–6).

Die Predigt von Papst Franziskus

Der Osser­va­to­re Roma­no gibt in sei­ner heu­ti­gen Aus­ga­be die Stel­le der gest­ri­gen mor­gend­li­chen Papst-Pre­digt in San­ta Mar­ta wie folgt wieder:

Es gibt noch eine wei­te­re, tie­fe­re Ebe­ne, in die der Papst in sei­nen Über­le­gun­gen vor­ge­drun­gen ist. Er wies dar­auf hin, daß „der Herr gut ist, auch für die­se Scha­fe“. Er beton­te ein Wort, das wir in der Bibel fin­den, „ein Wort, das sagt, daß Judas sich erhängt hat, erhängt und ‚bereut‘ “ Und er [der Papst] kom­men­tier­te: „Ich glau­be, daß der Herr die­ses Wort neh­men und mit sich tra­gen wird, ich weiß nicht, kann sein, aber die­ses Wort läßt uns zwei­feln.“ Vor allem unter­strich er: „Aber was bedeu­tet die­ses Wort? Daß bis zum Schluß die Lie­be Got­tes in die­ser See­le arbei­te­te, bis zum Moment der Ver­zweif­lung.“ Und es ist genau das, sagt er, um den Kreis sei­ner Über­le­gun­gen zu schlie­ßen, „die Hal­tung des Guten Hir­ten mit den ver­irr­ten Schafen.“

Das Wort, von dem der Papst hier spricht, ist „pen­ti­to“. Judas Iska­ri­ot sei „pen­ti­to“ gewe­sen, als er sich erhäng­te. „Pen­ti­to“ von „pen­tir­si“ (bereu­en) ist im Deut­schen als Par­ti­zip Per­fekt „bereut“ wie­der­zu­ge­ben, als voll­zo­ge­ner Zustand. „Die­ses Wort läßt uns zwei­feln“, sag­te Fran­zis­kus, womit im Kon­text nur gemeint sein kann, daß bezwei­felt wer­den müs­se, daß Judas Iska­ri­ot ver­dammt ist.

„Doch weh dem Menschen“

Kapitell von Vezelay: links der erhängte Judas, rechts, laut Papst Franziskus, der Eugen Drewermann zitiert, Jesus als der Gute Hirte, der Judas im letzten Moment gerettet hat. Unsinn sagen die Kunsthistoriker, das ist ein Dämon, der Judas verschleppt hingegen ein Dämon.
Kapi­tell von Vezelay: links der erhäng­te Judas, rechts – laut Papst Fran­zis­kus, der hier Eugen Dre­wer­mann folgt – Jesus als der Gute Hir­te, der Judas im letz­ten Moment geret­tet hat. Unsinn sagen die Kunst­hi­sto­ri­ker: Die dar­ge­stell­te Figur sei ein Dämon, der Judas verschleppt.

Im Mat­thä­us­evan­ge­li­um heißt es zu Judas Iskariot:

„Als nun Judas, der ihn ver­ra­ten hat­te, sah, dass Jesus zum Tod ver­ur­teilt war, reu­te ihn sei­ne Tat. Er brach­te den Hohen­prie­stern und den Älte­sten die drei­ßig Sil­ber­stücke zurück und sag­te: Ich habe gesün­digt, ich habe euch einen unschul­di­gen Men­schen aus­ge­lie­fert. Sie ant­wor­te­ten: Was geht das uns an? Das ist dei­ne Sache. Da warf er die Sil­ber­stücke in den Tem­pel; dann ging er weg und erhäng­te sich“ (Mt 27,3–5).

Der Evan­ge­list Mar­kus schreibt, ohne Judas Iska­ri­ot nament­lich zu nennen:

„Doch weh dem Men­schen, durch den der Men­schen­sohn ver­ra­ten wird. Für ihn wäre es bes­ser, wenn er nie gebo­ren wäre“ (Mk 14,21).

Die Kir­chen­vä­ter sahen den Selbst­mord des Judas als Bei­spiel für das Ende jener, die sich von Chri­stus abwen­den. Der Ver­rat des Petrus wird dem Ver­rat des Judas gegen­über­ge­stellt. Petrus bereu­te auf­rich­tig, kehr­te um und fand die Gna­de Chri­sti, der ihn zum Ober­haupt sei­ner Kir­che mach­te. Judas hin­ge­gen ende­te auf dem Blut­acker. Sein Tod wird in der Apo­stel­ge­schich­te dra­ma­tisch geschildert:

„Sein Leib barst aus­ein­an­der und alle Ein­ge­wei­de fie­len her­aus“ (Apg 1,18).

Allerlösungslehre im Gefolge Drewermanns?

Woll­te Papst Fran­zis­kus sagen, daß es „bis zum Moment der Ver­zweif­lung“ die Chan­ce zur Umkehr gibt, weil Got­tes Lie­be am Werk ist? Oder woll­te er  dar­über hin­aus­ge­hen im Sin­ne einer Allerlösungslehre?

Bereits in der Ver­gan­gen­heit, zuletzt am 2. Okto­ber auf dem Rück­flug von Aser­bai­dschan, hat­te Papst Fran­zis­kus kryp­ti­sche Aus­sa­gen zum Schick­sal des Judas Iska­ri­ot getä­tigt. Er sprach über ein Kapi­tell in der Basi­li­ka im bur­gun­di­schen Vezelay und einem „kom­pli­zen­haf­te Lächeln“ Jesu (sie­he Das Kapi­tell von Vezelay: Papst Fran­zis­kus in der Schu­le von Eugen Dre­wer­mann?. Sie­he auch Unfall 5 in Papst Fran­zis­kus macht Feh­ler und wie­der­holt sie – Eine Doku­men­ta­ti­on)

Grund­la­ge der päpst­li­chen Mei­nung über das Ende des Judas Iska­ri­ot scheint ein Buch des häre­ti­schen Theo­lo­gen Eugen Dre­wer­mann, der 2005 aus der katho­li­schen Kir­che aus­ge­tre­ten ist. Papst Fran­zis­kus scheint im Gefol­ge Dre­wer­manns eine Dämo­nen­dar­stel­lung auf dem genann­ten Kapi­tell mit Chri­stus zu ver­wech­seln. Eine „bedrücken­de Vor­stel­lung“, so damals die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Sei­te Mes­sa in Lati­no, die umso zwei­fel­haf­ter ist, wenn sie tat­säch­lich erfolgt, um die „unend­li­che Barm­her­zig­keit“ Got­tes darzustellen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vezelay/​ACV (Screen­shots)

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36 Kommentare

  1. Es reu­te ihn der Ver­rat. Aber aus Ver­zwei­fung dar­über nahm er sich das Leben. Dass er die­sen Selbst­mord eben­falls im letz­ten Moment noch bereu­te, sagt die Hl. Schrift nicht. Wir wis­sen es nicht, aber auch nicht das Gegen­teil mit letz­ter Sicherheit.

  2. 1. Wir wis­sen defi­ni­tiv nicht, was mit Judas nach sei­nem Tod ist. Auch Aus­sa­gen von Dämo­nen in Exor­zis­men lie­fern nicht letz­te Gewissheit.
    2. Die Pre­dig­ten von St. Mar­tha wer­den uns in Zusam­men­fas­sun­gen und Zita­ten gelie­fert; ich traue die­ser Art von „Über­lie­fe­rung“ nicht.
    3. Mit dem Hin­weis auf Dre­wer­mann wird hier sug­ge­riert. Gibt es aber nicht auch Bei­spie­le dafür, dass der Papst an der Exi­stenz der Höl­le festhält?
    4. Erlaubt uns Mk 14, 21 zu sagen: Judas IST in der Höl­le? Wir möch­ten sagen: ja; aber nur Gott weiss es mit Gewissheit.

    • Nur Gott „weiß“ es mit abso­lu­ter „Gewiss­heit“, aber es ist eine als Argu­ment sehr schwer­wie­gen­de Tra­di­ti­on, Mk 14,21 so aus­zu­le­gen, dass Judas in der Höl­le ist. Das ist ja jetzt auch kein ein­zel­ner Lap­sus im Dis­kurs die­ses Mannes.
      Wir haben es bei Fran­zis­kus mit einem Mann zu tun, der eine fast krank­haf­te Freu­de dar­an zu haben scheint, die kirch­li­che Tra­di­ti­on zu ver­bie­gen, zu ver­än­dern und zu zer­stö­ren. Viel­leicht ist das gut so, weil sich dann end­lich jeder Katho­lik ent­schei­den muss, ob er den unge­schmink­ten Zustand der Hier­ar­chie zur Kennt­nis neh­men oder lie­ber wei­ter ver­leug­nen will. Irgend­wann muss sich eben jeder ein­mal ent­schei­den, ob er lie­ber dem Herrn der Kir­che oder dem, was sich durch unse­re Bequem­lich­keit an „Anti“-Christlichen in die Kir­che ein­ge­schli­chen hat, zu fol­gen. Und die mei­sten wer­den lei­der dem Ver­füh­rer erliegen.

  3. Kann man nicht ein­fach das Chri­stus­wort fuer sich ste­hen las­sen? Es dient auch als Abschreckung denn es Gibt auch eine droh­bot­schaft bei ihm!
    Er ist der Herr und nicht ein Kum­pel der Theologie!

  4. Doch wir wis­sen es und es gibt kei­nen Zweifel!

    Neben der bereits zitier­ten Stel­le im Mar­kus-Evan­ge­li­um (Mk 14,21) gibt es dazu noch eine wei­te­re Aus­sa­ge JESU, näm­lich Sei­ne ganz ein­deu­ti­gen Wor­te bei Sei­nem Abschieds­ge­bet. „Vater, die Stun­de ist gekom­men … Solan­ge ich in ihrer Mit­te gewe­sen bin, habe ich sie, die Du mir gege­ben hast, in Dei­nem Namen erhal­ten und habe sie behü­tet, und kei­ner von ihnen ist ver­lo­ren­ge­gan­gen außer dem Soh­ne des Verderbens.“

    • Mit Ihrem Hin­weis über das schlim­me Schick­sal (Ver­lo­ren­ge­hen) des Judas Iska­ri­ot in der Abschieds­re­de Jesu aus dem Johan­nes­evan­ge­li­um haben Sie recht. 

      Man muss sol­che schwer­wie­gen­den Aus­sa­gen des Herrn ernst neh­men und beher­zi­gen statt sie zu unter­schla­gen, das Evan­ge­li­um umzu­deu­ten, zu rela­ti­vie­ren und dadurch zu verfälschen.

      Mir kommt es ein­mal mehr so vor, als habe die­ser Papst nicht rich­tig und genau genug über das nach­ge­dacht, was er hier der Chri­sten­heit verkündet.

  5. Über die eigen­sin­ni­gen theo­lo­gi­schen Geh­ver­su­che die­ses alten ewig­mo­der­nen Man­nes brei­tet man wohl bes­ser den barm­her­zi­gen Man­tel des Schwei­gens aus …
    Wobei ich dem Impe­tus, selbst dem ärg­sten Sün­der noch das Him­mel­reich zu suchen, wenn auch naiv, so doch etwas abge­win­nen kann. Es hat etwas von dem Ent­set­zen und Zurück­schrecken, ja von dem Nicht­wahr­ha­ben­wol­len der Kin­der, wenn die­se erfah­ren, daß jemand in die Höl­le kom­men kann.

    • Geehr­ter @ MisterX,
      Über die total ver­rück­te Pre­dig­ten von Berg­o­glio im domus Sta. Mar­ta soll­te nicht der Man­tel des barm­her­zi­gen Schwei­gens gelegt werden;
      im Gegen­teil, all die­ser Unsinn und Häre­sie soll­te sorg­fäl­tigst archi­viert und publi­ziert wer­den, damit spä­te­re Gene­ra­tio­nen wis­sen, was die Moder­ni­sten und ihre Tole­rie­rer der Hl. Kir­che ange­tan haben. 

      Judas Iska­rioth ist tot seit 1986 Jah­ren; er steht/​stand vor dem Herrn, dem Ewi­gen Rich­ter- der höch­sten Instanz.
      Kei­ner von uns will in sei­nen Schu­hen stehen.

      Aber am Ran­de bemerkt: mir ist es lie­ber, daß Berg­o­glio über Judas Unsin­nig­kei­ten pre­digt (aus psych­ia­tri­scher Sicht schon typisch die fal­sche Chro­no­lo­gie: erst beging Judas Ver­rat, dann erhängt er sich und dann zeig­te er Reue…- als­ob Judas sich nach sei­nem Tod noch mit Aus­sa­gen gemel­det hät­te) (ein Schelm, wer hier jetzt an die Wort­mel­dung des koma­tö­sen Apo­sto­li­schen Kom­mis­sars für die Fran­zis­ka­ner der Imma­cu­la­ta P. Fidenzio Vol­pi ofmCap denkt, der nach schwe­rer Hirn­blu­tung mit tie­fem Koma und apal­li­scher Sym­pto­ma­tik („ein klei­nes Mal­heur, aber schon gut auf dem Wege der Bes­se­rung…“) plötz­lich via Pater Bru­no ver­lau­ten ließ, daß es ihm jetzt schon viel bes­ser gin­ge, daß er guter Hoff­nung war, schnell wie­der gesund zu wer­den und sei­ne (hen­ke­ri­sche) Arbeit wie­der­auf­zu­neh­men, und daß er bete­te für alle sei­ne Geg­ner und Feinde…“.
      Zwei Wochen spä­ter war Vol­pi tot.) 

      Viel schlim­mer waren die Wor­te und Gedan­ken, die Berg­o­glio für fast genau drei Jah­ren in Dezem­ber 2013 der Got­tes­mut­ter Maria in den Mund resp. in dem Geist legte.
      Es wird durch ein Irre ein Amok­lauf in der Hl. Kir­che und wohl gegen den Glau­ben vor­ge­nom­men und so Vie­le schwei­gen wissend.
      Miserabel.

      • Nun, wer­ter Adri­en Antoine,
        das eine schließt das ande­re nicht aus.
        Nach wie vor hal­te ich es für unklug und unge­eig­net, Fran­zis­kus zu zitie­ren. Doku­men­ta­ti­on ver­mag den einen oder ande­ren Irr­tum – um der Abschreckung wil­len – zu bewah­ren. Viel­leicht ist dies wich­tig. Wahr­schein­lich sogar.
        Für mei­nen Teil nun, notie­re ich rech­te Wor­te – und suche solche.
        Allein ver­mag es die aktu­el­le Herr­schaft auf dem Papst­thron nicht recht zu richten.
        Wes­halb ich nun wei­ter Absti­nenz übe.
        Dies muß ja nicht so blei­ben. Des Herrn Plan ist eben­so unein­seh­bar wie die Will­kür Sei­ner geschichts­wirk­sa­men Gnade.
        Und am Ende ist Er es allein, der gerecht zu rich­ten vermag.
        Dar­auf ver­traue ich.
        Also blei­be ich ohne Sorge.
        Und bete doch für die See­len, die Ihm fern sind.
        Und sei es mei­ne eigene.

  6. Eine bedin­gungs­lo­se All-Erlö­sung aller Men­schen durch Jesus Christus?

    Das ist lei­der biblisch FALSCH ‑gera­de auch im Fal­le des Ver­rä­ters Judas:

    Der Herr selbst sagt in Lk22,22 war­nend über ihn: “..weh dem Men­schen, durch den er [der Men­schen­sohn] ver­ra­ten wird“ und in Mk14,21 nahe­zu dro­hend: „Für ihn [den Ver­rä­ter] wäre es bes­ser, wenn er nie gebo­ren wäre.“

    Das mögen vie­le gera­de auch in der heu­ti­gen Zeit nicht mehr hören und wahr­ha­ben, aber so sind uns die Wor­te des Herrn oder z.B. in Apg 1,16–20 die des Hl. Petrus von den Evan­ge­li­sten bezeugt und zwar uns zur War­nung und Mahnung:
    Es kommt immer gera­de auch auf unse­ren eige­nen Wil­len zur Umkehr zu Gott an, nicht nur allein auf Got­tes Barmherzigkeit.

    Ich gebe einem Stu­den­ten der Theo­lo­gie durch­aus dar­in recht, der schrieb: 

    „In Jedem Schei­tern des Men­schen bleibt Gott gegen­wär­tig. Er geht nicht, er wen­det sich nicht ab. Er bleibt.“

    Das ist genau der im Gleich­nis des Herrn vom ver­lo­re­nen abwe­sen­den Sohn (Lk 15,11–32) nach die­sem stets sehn­suchts­voll Aus­schau hal­ten­de Vater, der vol­ler Mit­leid und Erbar­men ist und ihm sogar ent­ge­gen­geht, als der Sohn reu­mü­tig zum Vater zurückkehrt.

    Aber ohne die­se eige­ne Umkehr und Reue des ein­zel­nen Men­schen ist eben die Barm­her­zig­keit Got­tes nicht zu haben.

    Wer etwas ande­res pro­pa­giert, weicht von der bibli­schen Bot­schaft ab und irrt.

    Ob somit im Fall des Judas Iska­ri­ot des­sen Sui­zid wirk­lich als ein Akt der Reue und Süh­ne über sei­nen Ver­rat am Herrn zu wer­ten ist oder nicht viel­mehr als rei­ne Ver­zweif­lung ohne ein Ver­trau­en in die ver­ge­ben­de Barm­her­zig­keit Gottes?

    Jesu Wor­te über sei­nen Ver­rä­ter sehe ich nicht als unbarm­her­zi­ges Urteil son­dern als qua­si pro­phe­ti­sche Aus­sa­ge über Judas Schick­sal – uns zur Warnung!

    Wie ganz anders dage­gen die Heils­zu­sa­ge des Herrn an den schul­dig ver­ur­teil­ten aber reu­ig sei­ne Stra­fe abneh­men­den mit­ge­kreu­zig­ten Ver­bre­cher, der Chri­stus dort öffent­lich(!) als unschul­dig ver­ur­teilt und als König des über­ir­di­schen Rei­ches Got­tes bekennt (Lk 14,40) und ihn um sein Erbar­men für sein eige­nes Schick­sal bittet:

    „Noch heu­te wirst du mit mir im Para­dies sein!“

    • Aber ohne die­se eige­ne Umkehr und Reue des ein­zel­nen Men­schen ist eben die Barm­her­zig­keit Got­tes nicht zu haben.
      Am Mon­tag wur­de das Eva­ge­li­um Lukas 5,17–26 in der Mes­se gele­sen. Über die Stel­le; Weil es ihnen aber wegen der vie­len Leu­te nicht mög­lich war, ihn hin­ein­zu­brin­gen, stie­gen sie aufs Dach, deck­ten die Zie­gel ab und lie­ßen ihn auf sei­ner Trag­bah­re in die Mit­te des Rau­mes hin­un­ter, genau vor Jesus hin.
      Als er ihren Glau­ben sah, sag­te er zu dem Mann: Dei­ne Sün­den sind dir vergeben.
      Unser Pfar­rer sag­te dann, dass die­se Stel­le zei­ge, dass Jesus sehr wohl ohne Reue und Sün­den­be­kennt­nis Sün­den vergebe.

      • Ich wei­se auf Lk 5,20 hin:
        Als er ihren Glau­ben sah, sag­te er zu dem Mann: „Dei­ne Sün­den sind dir vergeben…“
        Schon in dem ver­trau­ens­vol­len Hin­wen­den des gelähm­ten Man­nes und sei­ner Hel­fer zu Chri­stus liegt doch ein Akt des Glau­bens und der Reue, nicht wahr?
        Auch ohne dass es hier expli­zit von dem Gelähm­ten aus­ge­sagt ist, scheint er mir kei­nes­falls gegen­über Chri­stus etwa indif­fe­rent zu sein, son­dern möch­te vol­ler Ver­trau­en auf (kör­per­li­che) Hei­lung vor ihn gebracht wer­den: Ein ein­deu­ti­ger Glaubensakt.
        Ob er auch die Ver­ge­bung sei­ner Sün­den von Chri­stus erhoff­te, ist nicht extra in dem Evan­ge­li­um ausgesagt.
        Chri­stus ver­gibt ihm und bekräf­tigt und beweist sei­ne Macht zu die­ser Ver­ge­bungs­tat für die zwei­felnd umste­hen­den Pha­ri­sä­er etc. durch das kör­per­li­che Heilungswunder.
        Ein Macht­be­weis und eine Lek­ti­on für die dama­li­gen aber auch uns heu­ti­ge Men­schen, das er, Chri­stus, Sün­den ver­ge­ben kann, was viel wich­ti­ger für das ewi­ge Heil der Men­schen ist als die gele­gent­li­che Hei­lung von kör­per­li­chen Gebrechen.
        Wie Ihr Pfar­rer dar­aus abso­lut sicher meint schlie­ßen zu kön­nen, Chri­stus ver­ge­be auch ohne Reue, ist mir unverständlich.

      • Ihr Pfar­rer, sehr geehr­te @Suzanne, hat stu­diert und ist beru­fen, Got­tes Scha­fe zu wei­den. Er wird es bes­ser wis­sen als ich, der ich nur ein Laie bin…

        Und doch: Zeigt sich in dem gren­zen­lo­sen Ver­trau­en, dass die Freun­de des Gelähm­ten dazu ver­an­lasst, sogar das Gebäu­de zu beschä­di­gen, nur um ihn zu Jesus zu brin­gen, nicht der Wunsch nach Erlö­sung – von kör­per­li­chem wie von gei­sti­gem Leid? Und setzt die­ser Wunsch nach Erlö­sung nicht die Erkennt­nis des Schei­terns und die Reue über die Sün­den vor­aus? Die­ser Gelähm­te und sei­ne Freun­de set­zen alles in Bewe­gung, auch Din­ge die unmög­lich schei­nen, nur um die­se Erlö­sung zu fin­den. Sie drin­gen zu Jesus vor – ohne Rück­sicht auf Ver­lu­ste – weil sie wis­sen, dass er hel­fen kann und hel­fen wird!
        Das ist in mei­nen Augen schon etwas ganz ande­res, als anzu­neh­men, alle wür­den sowie­so in den Him­mel kom­men – unab­hän­gig von Schuld, Reue und Sühne. 

        Wenn in nun über Judas nach­den­ke, kann ich kei­nen ähn­lich gear­te­ten Ver­such erken­nen, zu Jesus vor­zu­drin­gen. Ja, die Tat reu­te ihn – so steht es aus­drück­lich in der Schrift – aber die Bereit­schaft, dazu zu ste­hen und sich Got­tes Urteil aus­zu­lie­fern – @hicethodie beschreibt es wei­ter unten sehr gut – fehlt. Judas sucht Erlö­sung im Tod. Ich per­sön­lich hof­fe für ihn, dass er sie gefun­den hat, aber ich glau­be, er hat eher schlech­te Karten…

        Wie gesagt, der Pfar­rer wird es bes­ser wis­sen. Er hat stu­diert und ist beru­fen, Got­tes Scha­fe zu wei­den. Ich bin nur ein Laie.

  7. „Doch weh dem Men­schen, durch den der Men­schen­sohn ver­ra­ten wird. Für ihn wäre es bes­ser, wenn er nie gebo­ren wäre“ (Mk 14,21).

    Das ist ein­deu­tig, den­ke ich.
    Die­ses aus­ein­an­der­neh­men­de Betrach­ten bzgl dem Schick­sal Judas Iska­ri­ots, ange­sto­ßen von Papst Fran­zis­kus, bringt mei­ner Mei­nung nach nichts, schon gar nichts Neu­es hervor.
    Ich weiß die Quel­le nicht mehr, glau­be mich aber erin­nern zu kön­nen, dass es eine kirch­lich aner­kann­te Pri­vat­of­fen­ba­rung war, wo es hieß, Judas Iska­ri­ot sei am tief­sten Punkt der Hölle.
    Über­legt doch ein­mal, er hat den Herrn Jesus Chri­stus ver­ra­ten und dem Tod aus­ge­lie­fert. Dabei muss man das Heils­ge­schicht­li­che aus­blen­den, denn die Sün­de an sich(Gott dem Tod aus­zu­lie­fern) könn­te doch grö­ßer nicht sein. Petrus hat „ledig­lich“ abge­strit­ten, Jesus zu ken­nen, nach­dem er sah wie mit sei­nen Anhän­gern ver­fah­ren wur­de. Das war nicht so fol­gen­schwer, wie der Ver­rat von Judas.

    Dan­ke an Katho­li­sches, dass auch erwähnt wur­de, dass Judas sozu­sa­gen der erste war, der den Huma­nis­mus über die Ver­eh­rung Got­tes stellte.
    Das ver­dient m.M.n. mehr Betrach­tung, als die für mich unbe­greif­li­che Fra­ge, ob Judas nun in der Höl­le sei.

    • Pri­var­of­fen­ba­rung
      Es war eine Visi­on der Hl. Maria von Agre­da, die aus­führ­lich über die Ver­dam­mung und Höl­len­pein des Ver­rä­ters Judas berichtet. 

      Aber auch beim Exor­zis­mus von Anne­lie­se Michel soll sich Judas aus der Höl­le gemel­det haben: „Ich bin ver­dammt in Ewig­keit, in Ewig­keit, in Ewig­keit!“ Frei­lich ist der Fall Anne­lie­se Michel nicht kirch­lich aner­kannt und des­halb mit Vor­sicht zu betrachten.

    • So den­ke ich auch,
      vor Allem glau­be ich nicht, das Judas wirk­lich reu­te, er war ganz modern der Ueber­zeu­gung Jesus in die Enge zu trei­ben, zwingt die­sen sich zu offen­ba­ren und als den zu zei­gen, der er Judas Ver­staend­nis nach sein sollte.
      Das ist eine unge­heu­er­li­che Anmassung !
      Und sein Satz: „Ich habe unschul­di­ges Blut ver­ra­ten“ kann auch so inter­pre­tiert wer­den, das Judas die­sen Jesus nun „nur“ noch als Men­schen wahrnimmt,der eben in sei­nen Augen gar kein Gott sein kann, weil er die Angrei­fer nicht ver­nich­tet, son­dern nur ein Mensch wie er Judas selbst, da er sich fuer unschul­dig haelt, „darf“ Jesus das auch sein.
      Der Sui­zid und die angeb­li­che Reue sind mei­ner Ansicht die Reak­ti­on auf sein eige­nes Schei­tern, er steht da, sei­ne Welt­an­schau­ung ist in 1000 Tei­le zerbrochen.
      Ein Cha­rak­ter­zug der „heu­ti­gen“ Theo­lo­gen ist, uns die wahr­haft Hei­li­gen zu ver­dun­keln und die Unhei­li­gen (Judas, Luther, etc.) zu erhoehen.
      Schrecklich !

      • Dan­ke für die Antworten.
        Ich war sehr irri­tiert über die Wor­te des Pfar­rers, den ich schon wegen ande­rer Äuße­run­gen, als sehr moder­ni­stisch einstufe.Selber war ich bis­her über­zeugt, dass zur Sün­den­ver­ge­bung die bekann­ten fünf „B“ gehören.
        Nur als Laie wüß­te ich mei­nen Kin­der, hät­ten sie es gehört, nicht über­zeu­gend dar­zu­le­gen, war­um die Kir­che sich zwecks Sün­den­ver­ge­bung nicht auf die­se Stel­le beruft, wo die­sem Mann die Sün­den­ver­ge­bung ohne von außen sicht­ba­re Reue und Bekennt­nis qua­si nach­ge­wor­fen wird.

      • Da haben Sie Recht. Beach­tung fin­den fast nur mehr Per­so­nen wie Judas, Luther oder auch Bon­hoef­fer, der ja evan­ge­lisch war. Als gäbe es kei­ne inter­es­san­ten katho­li­schen Hei­li­gen, von denen man ler­nen könnte.

  8. Ganz unab­hän­gig von Papst Fran­zis­kus, zu dem ich sowie­so jeg­li­ches Ver­trau­en ver­lo­ren habe, habe ich den­noch die Hoff­nung, dass auch Judas noch Gna­de vor dem Herrn gefun­den hat, wenn viel­leicht auch erst im letz­ten Moment sei­nes Lebens.
    Nicht weil ich Jesu Wort anzweif­le: „Für ihn wäre es bes­er, wenn er nie gebo­ren wäre.“, son­dern weil ich hof­fe, Er könn­te die Ver­zweif­lung Judas über sei­ne Tat, die in einen Selbst­mord mün­de­te, als Hil­fe­schrei auf­ge­fasst haben.

  9. @marienkind
    Sie haben völ­lig Recht.
    Die­ses ste­te „Zwei­feln“ an einer von unse­rem Herrn und Gott Jesus Chri­stus geof­fen­bar­ten Wahr­heit wird zu einer wah­ren Seuche.
    Neben der von Ihnen zitier­ten Wor­te Chri­sti über das Ver­lo­ren­ge­hen (!) des Soh­nes des Ver­der­bens ist auch fol­gen­de Stel­le aus dem hl. Evan­ge­li­um nach Johan­nes eindeutig:

    Joh 6,70
    Jesus erwiderte:
    Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt?
    Und doch ist einer von euch ein Teufel.
    Joh 6,71
    Er sprach von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot;
    denn die­ser soll­te ihn ver­ra­ten: einer der Zwölf.

    -

    • und den­noch hat die Kir­che NIE jeman­den – end­gül­tig! – ver­dammt, wohl aber eine rie­sen­gro­ße Zahl hei­lig gespro­chen, die damit – end­gül­tig! – in der Gemein­schaft mit Gott wohnen.

      • Das muss und kann sie auch nicht, die Kir­che – jeman­den end­gül­tig ver­dam­men. Das macht der lie­be Gott schon selbst, der ja als ein­zi­ger in die Her­zen der Men­schen sieht.
        Jeman­den hei­lig spre­chen, kann die Kir­che dage­gen schon. Nach mensch­li­chem Ermes­sen sind man­che Men­schen – vor­aus­ge­setzt alle Unter­su­chun­gen wer­den sorg­fäl­tig, gewis­sen­haft, gründ­lich, unvor­ein­ge­nom­men und vor allem ohne ein poli­ti­sches Exem­pel sta­tu­ie­ren zu wol­len durch­ge­führt – hei­lig, das heißt in der Anschau­ung Got­tes. Die­se Hei­li­gen die­nen uns als Vor­bild und Fürbitter.
        Aauch hier ver­tre­te ich per­sön­lich im Übri­gen die Auf­fas­sung, dass der lie­be Gott auch die­ses Urteil selbst fäl­len wird – unab­hän­gig vom „Vor­ur­teil“ der Men­schen. Denn auch hier gilt: Er sieht in die Her­zen der Menschen…

  10. Dan­ke, Kas­san­dro, für Ihre tie­fen Gedan­ken. Aber Sie sagen es ja selbst: der mit­ge­kreu­zig­te Ver­bre­cher nahm reu­ig sei­ne Stra­fe an und war sich sei­ner Unwür­dig­keit zutiefst bewusst.

    Nie­mals aber kann ein Suzid Aus­druck von Reue sein, er ist viel­mehr ein erneu­ter Aus­druck ego­isti­schen Stol­zes: ich habe einen unent­schuld­ba­ren Feh­ler getan, also been­de ich mein wert­lo­ses Leben, weil ich mich nicht mehr ertra­gen kann. Sui­zid ist – nicht gene­rell – aber gera­de und beson­ders im Fal­le des Judas – eine Selbst­er­mäch­ti­gung, eine Form von Selbst­er­lö­sung, die eben nicht das Heil von Gott erwar­tet und Gott als Rich­ter aner­kennt. Daher ist sei­ne Reue nicht voll­kom­men, son­dern sie bleibt im gott­fer­nen Ego­is­mus stecken. Judas starb nicht als ein Erlö­ster, der sich im Bewusst­sein sei­ner schwe­ren Schuld Gott ganz über­eig­net und sein Urteil annahm und die Kon­se­quen­zen sei­nes Han­delns ertrug. Hät­te er dies ver­mocht, er hät­te zwei­fels­oh­ne wie der Schä­cher am Kreuz Erlö­sung fin­den können.

  11. Es ist Tatsache,die Loge fei­ert u.a. am Grün­don­ners­tag Judas!!
    Judas hat­te nur eine irdi­sche Reue, denn er glaub­te nicht an den Erlö­ser von Schuld und Sün­de. Jesus war für ihn nicht der Sohn Got­tes. Petrus hin­ge­gen war ja vom Vater erleuch­tet wor­den und konn­te beken­nen: Du bist Chri­stus, der Sohn des leben­di­gen Got­tes. Sei­ne Reue kam aus sei­ner lie­ben­den See­le und so konn­te er Ver­zei­hung erlangen.

  12. Ich lese das Schick­sal des Judas Iska­ri­ot, der übri­gens „nur“ ein von Jesus Chri­stus beru­fe­ner Jün­ger aber KEIN APOSTEL (=Zeu­ge der Auf­er­ste­hung!) war, vor­nehm­lich als war­nen­des Lehr­bei­spiel für uns alle – ange­fan­gen vom Papst bis hin zum gering­sten Glaubensgeschwister:
    Sein Ver­rat des Herrn wiegt wiegt umso schwe­rer, da er doch die gan­ze Zeit Chri­stus selbst, sein Bei­spiel, sei­ne Leh­ren und Gleich­nis­se und sei­ne Wun­der­ta­ten, die Chri­stus als Got­tes Sohn selbst heu­te noch ein­drucks­voll bezeu­gen, qua­si im inner­sten Jün­ger­kreis und direkt vom Herrn vor Augen gestellt bekam! Einen authen­ti­sche­ren und glaub­haf­te­ren Leh­rer als den Herrn selbst gibt es nicht! Aber es gibt eben auch den frei­en Wil­len des Men­schen, den Gott und eben auch Chri­stus ach­tet und respek­tiert – selbst wenn er dazu dient, an Gott zu zwei­feln und sich von ihm abzu­wen­den. Das hat Judas Iska­ri­ot getan und letzt­end­lich Jesus Chri­stus, den Sohn Got­tes, ver­ra­ten und des­sen Fein­den ausgeliefert.
    Sein Ver­rat des Herrn ist für mich dabei nur der Gip­fel­punkt einer wahr­schein­lich schon lan­ge vor­her bei ihm ein­ge­setzt haben­den nega­ti­ven Ent­wick­lung, in deren Ver­lauf er zumin­dest man­che Lehr­wor­te und Taten Chri­sti ange­zwei­felt und sogar ver­ach­tet haben dürfte.
    Ich hal­te kri­mi­nal-psy­cho­lo­gisch einen Ver­rat des Judas am Herrn qua­si plötz­lich und spon­tan ohne einen vor­aus­ge­gan­ge­nen lan­gen inne­ren Ent­frem­dungs- und Abwen­dungs­pro­zess für äußerst unwahr­schein­lich. Auch scheint Judas Iska­ri­ot zumin­dest die ande­ren Jün­gern die gan­ze Zeit über sei­ne wah­ren Ansich­ten getäuscht und sich getarnt zu haben ähn­lich wie ein Agent oder Spion.
    Der Herr hat ihn längst durch­schaut und warnt ihn mit sei­nen Leh­ren und Gleich­nis­sen immer wie­der; eine wie­der­hol­te Ein­la­dung zur Umkehr, die aber offen­sicht­lich nicht ergrif­fen son­dern aus­ge­schla­gen wird.

    DAS ist die Schuld des Judas Iska­ri­ot, nicht etwa nur eine ein­zi­ge kurz­schluss­ar­ti­ge Fehl­hand­lung des Ver­rats am Ende die­ser ver­bre­che­ri­schen Laufbahn.

    Ja, Judas wird offen­bar nach dem Mat­thä­us­evan­ge­li­um noch gna­den­haft die Erkennt­nis in die Falsch­heit sei­nes Han­delns geschenkt; ihn reut sein Ver­rat (Mt27,3–10).
    Anders als Chri­stus es ihn aber gelehrt hat (z.B. im Gleich­nis vom ver­lo­re­nen Sohn, der zum hin­ter­gan­ge­nen und betro­ge­nen Vater umkehrt), sucht der Ver­rä­ter Judas eben nicht bei Gott oder beim Herrn selbst oder bei sei­nen Mit­jün­gern Ver­ge­bung und Ent­schul­di­gung son­dern eben bei den Hohen­prie­stern und den Älte­sten – den Geg­nern Christi.
    Viel­leicht möch­te er sie sogar zur Kor­rek­tur ihres Tun brin­gen – aber natür­lich erfolg­los: „Was geht das uns an? Sieh du zu, wie du klar­kommst.“ kriegt er von ihnen zur Antwort.
    Jetzt ver­zwei­felt er, wirft sei­nen Ver­rä­ter Lohn in den Tem­pel qua­si als ein Opfer. Aber ein sinn­lo­ses Opfer, das von den Hohen­prie­stern nicht für Gott ange­nom­men wird son­dern für den Kauf eines Frem­den­fried­hofs in Jeru­sa­lem ver­wen­det wird.
    Judas geht aber nach die­ser Abfuhr durch die Hohen­prie­ster in sei­ner Ver­zweif­lung wie­der nicht vor Gott oder unter die Augen Jesu oder zu den Mit­jün­gern son­dern er nimmt sich das Leben.
    Eben nicht wie es im Gleich­nis vom ver­lo­re­nen Sohn ihm als Weg vom Herrn auf­ge­zeigt wurde:
    Der ver­lo­ren­ec­Sohn begeht eben kei­nen Sui­zid, als er sein ver­pflich­tet Leben erkennt und er getaucht nicht den Leu­ten Des­car­tes Lan­des, um für sich Gna­den zu erbit­ten. Nein, er macht sich auf zu sei­nem Vater, bereit, die logisch gerech­te Kon­se­quenz dort auf sich zu neh­men und dort als Tage­löh­ner zu arbei­ten. Statt­des­sen wird er als Sohn erkannt und ange­nom­men und für ihn ein Fest gefeiert.
    Aber Judas Iska­ri­ot glaubt offen­sicht­lich nicht an solch eine unver­dien­te Barm­her­zig­keit und bringt sich um…

    • Kor­rek­tur.
      Der fol­gen­de Satz ent­hält fal­sche Schreibweisen:

      „Der ver­lo­ren­ec­Sohn begeht eben kei­nen Sui­zid, als er sein ver­pflich­tet Leben erkennt und er getaucht nicht den Leu­ten Des­car­tes Lan­des, um für sich Gna­den zu erbitten.“

      Kor­rekt soll­te es heißen:
      „Der ver­lo­re­ne Sohn begeht eben kei­nen Sui­zid, als er sein ver­pfusch­tes Leben erkennt und er geht auch nicht den Leu­ten des frem­den Lan­des, um für sich Gna­den zu erbitten.“

      Ich bit­te um Ent­schul­di­gung für mei­ne feh­ler­haf­te ursprüng­li­che Übermittlung.

    • @ Kas­san­dro. Judas gehört ein­deu­tig zu den zwölf Apo­steln. Viel­leicht mal in der Hl. Schrift lesen.

      • Na, lie­ber Glau­bens­bru­der, war­um denn so spitz?
        Nach dem Bibel­le­xi­kon von Stub­han bedeu­tet „Apo­stel“ Bote, Gesand­ter, Ver­tre­ter [Jesu Christi].
        Das trifft doch i.e.S. nur auf die Jün­ger Jesu zu, die eben auch Zeu­gen Sei­ner Auf­er­ste­hung und Him­mel­fahrt waren und vor letz­te­rer Sei­nen Aus­sen­dungs­be­fehl zur Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums erhiel­ten. Sie waren dann auch an Pfing­sten gemein­sam ver­sam­melt, als der Hl. Geist auf sie nie­der­kam. Zu Ihnen tritt etwas spä­ter noch Pau­lus, der eben­falls die­sen Titel erhält und auf ihn per­sön­lich gro­ßen Wert legt.
        Judas Iska­ri­ot gehör­te zwar zum eng­sten Jün­ger­kreis der Zwölf, ver­wirkt aber durch sei­nen Abfall und Ver­rat und Selbst­mord die Beru­fung zum Apo­stel­amt – für ihn wird ja dann Mat­thi­as durch Los erwählt.
        Die hei­li­ge katho­li­sche und APOSTOLISCHE Kir­che lei­tet sich von Jesus Chri­stus und von den von Ihm per­sön­lich zur Ver­kün­di­gung und Mis­si­on aus­ge­sand­ten APOSTELN [einschl. Pau­lus] ab.
        Judas Iska­ri­ot gehört NICHT zu diesen.
        Oder wür­den Sie wirk­lich sagen, dass sich die Kir­che auch von ihm herleitet?

      • Kas­san­dro. Aber Judas war unter den 12 Jün­gern, die aus­ge­sandt wur­den um Kran­ke zu hei­len, Tote auf­zu­wecken, Aus­sät­zi­ge rein zu machen und Dämo­nen aus­zu­trei­ben. Und um die Bot­schaft zu ver­kün­den: Das Him­mel­reich ist nahe.

        Das steht in Mat­thä­us 10,5–15.

        Somit wur­de auch Judas ausgesandt.

    • Judas ist wirk­llich eine tra­gi­sche Figur, an der sich in erschrecken­der Wei­se das gan­ze Geheim­nis der Bos­heit auf­tut: Ein von Jesus Aus­er­wähl­ter und in den eng­sten Jün­ger­kreis Beru­fe­ner, wird zum Ver­rä­ter. An sei­nem Bei­spiel wird deut­lich, dass Aus­er­wäh­lung und Ver­rat sich nicht gegen­sei­tig ausschlie0en, son­dern eng zusam­men­ge­hen kön­nen – durch die gesam­te Geschich­te hin­durch – bis in unse­re Zeit. Judas­se gab es und wird es immer geben!

      • @dhmg
        Stimmt, in Mt10 wer­den sie ALLE einschl. Judas Iska­ri­ot als Apo­stel bezeichnet.
        Inso­fern haben Sie und @Petrus recht.
        Dan­ke für Ihren Hin­weis, @dhmg.
        Aller­dings hat Judas Iska­ri­ot durch sei­ne in sei­nem Ver­rat gip­feln­de Falsch­heit offen­bar sei­ne Beru­fung zum Apo­stel verwirkt.
        Auf ihn grün­det sich die hei­li­ge katho­li­sche und apo­sto­li­sche Kir­che nicht.

  13. @Suzanne
    Ich hab noch­mal über die Äuße­run­gen Ihres Pfar­rers nachgedacht:
    Viel­leicht woll­te er mit sei­ner Pole­mik gegen die Ohren­beich­te vor­ge­hen, die ja z.B. bei unse­ren evan­ge­li­schen Glau­bens­ge­schwi­stern nicht üblich ist. M.W. wen­det sich der sün­di­ge evan­ge­li­sche Christ bzgl. Ver­ge­bung direkt an Gott – Jesus Chri­stus. Und erfährt m.E. von Ihm Vergebung.
    Dem ist aller­dings ent­ge­gen zu hal­ten, dass der Herr nach sei­ner Auf­er­ste­hung den Apo­steln und damit auch den von ihnen abge­lei­te­ten Nach­fol­gern, den geweih­ten Prie­stern, die Voll­macht zur Sün­den­ver­ge­bung bzw. eben auch der Nicht­ver­ge­bung über­tra­gen hat.
    Aber die Hin­wen­dung zu Gott, der Glau­be an Sei­ne (des Herrn) Sün­den­ver­ge­bung und m.E. auch die Reue braucht es schon…

    • @ Kas­san­dro
      Oder besag­ter Prie­ster recht­fer­tigt mit die­ser Aus­sa­ge sei­ne Ange­wohn­heit, nach Abhal­tung einer Buß­an­dacht die Gene­ral­ab­so­lu­ti­on zu ertei­len; er stün­de das­mit nicht allein.

    • Des­halb fül­len auch die evan­ge­li­schen Brü­der, frei nach C.G.Jung, die Sprech­zim­mer der Psy­cho­the­ra­peu­ten. Jung hat prak­ti­zie­ren­de Katho­li­ken zur Beich­te geschickt und die Behand­lung abgelehnt.

      • Die hei­li­ge per­sön­li­che Beich­te ist aber kei­ne psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Heil­me­tho­de son­dern das Sakra­ment (=Gna­den­ge­schenk) der Sündenvergebung.
        Mitt­ler­wei­le ist sie ja lei­der auch selbst unter sonst prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken eher sel­ten gewor­den, ohne dass die­se Men­schen des­halb nun öfter als frü­her in psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Behand­lung müssen.
        Ich wäre vor­sich­tig beur­tei­len zu mögen, ob Pro­te­stan­ten öfter psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Behand­lung brau­chen als prak­ti­zie­ren­de Katholiken.
        Das kann leicht zu einem fal­schen und m.E. unan­ge­brach­ten Gefühl einer stol­zen Über­le­gen­heit gegen­über ande­ren Kon­fes­sio­nen führen.
        Ich ken­ne jeden­falls gläu­bi­ge evan­ge­li­sche Chri­sten, die psy­chisch völ­lig ok sind und mit denen ich mich in gegen­sei­ti­gem Respekt auf Augen­hö­he gut über den Glau­ben aus­tau­schen kann, ohne dass ich mich und mei­ne katho­li­sche Kon­fes­si­on ver­bie­gen oder gar ver­leug­nen müsste.

  14. @ Kas­san­dro, vie­len Dank für Ihren Bei­trag von 15:15 zum The­ma und Pro­blem Judas. Sie haben dies The­ma des Ver­ra­tes an unserm Herrn, Jesus Chri­stus, nicht nur sehr ein­ge­hend son­dern auch ver­ständ­lich dar­ge­legt. Die­ses Pro­blem hat All­ge­mein­gül­tig­keit und betrifft ver­mut­lich uns alle. Es gilt zum Vater zurück­zu­keh­ren und Ihn um Ver­zei­hung zu bitten.

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