Kardinal Robert Sarah – Vom Papst berufen und zugleich isoliert


Kardinal Robert Sarah, vom Papst berufen und gleichzeitig isoliert
Kardinal Robert Sarah, vom Papst berufen und gleichzeitig isoliert

(Rom) Am 28. Okto­ber gab der Vati­kan die Ernen­nung von 27 neu­en Mit­glie­dern der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung bekannt. Ein Ein­griff, der die inter­nen Gleich­ge­wich­te ver­schiebt, und genau das scheint beab­sich­tigt. Nicht gesagt wur­de, wer von den bis­he­ri­gen Mit­glie­dern, dar­un­ter bekann­te Namen aus dem Pon­ti­fi­kat von Bene­dikt XVI., vom Papst nicht bestä­tigt wur­de. Nun herrscht Klarheit.

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Zu ver­dan­ken ist sie dem Vati­ka­ni­sten San­dro Magi­ster, der sich die Mühe der Recher­che mach­te, um das Aus­maß der „Erneue­rung“ zu ver­ste­hen. Der Kreis der Neu­ernann­te zeigt kei­ne ein­heit­li­che Hand­schrift, weist aber doch in eine bestimm­te Richtung.

Die Neuen

Die von Fran­zis­kus neu­ernann­ten Mit­glie­der sind:

  • Rai­ner Maria Woel­ki, Erz­bi­schof von Köln
  • John Olorun­fe­mi Onai­ye­kan, Erz­bi­schof von  Abu­ja (Nige­ria)
  • Pie­tro Paro­lin, Kardinalstaatssekretär
  • Gérald Cyprien Lacroix, Erz­bi­schof von  Qué­bec (Kana­da)
  • Phil­ip­pe Nakel­len­tu­ba Oué­drao­go, Erz­bi­schof von Ouag­adou­gou (Bur­ki­na Faso)
  • John Atcher­ley Dew, Erz­bi­schof von Wel­ling­ton (Neu­see­land)
  • Ricar­do Bláz­quez Pérez, Erz­bi­schof von Val­la­do­lid (Spa­ni­en)
  • Arlin­do Gomes Fur­ta­do, Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Cabo Ver­de (Kap­ver­di­sche Inseln)
  • Gian­fran­co Rava­si, Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Rates für die Kultur
  • Benia­mi­no Stel­la, Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Klerus
  • Domi­nic Jala, Erz­bi­schof von Shil­long (Indi­en)
  • Dome­ni­co Sor­ren­ti­no, Erz­bi­schof-Bischof von Assi­si-Nocera Umbra-Gual­do Tadi­no (Ita­li­en)
  • Denis James Hart, Erz­bi­schof von Mel­bourne (Austra­li­en)
  • Pie­ro Mari­ni, Erz­bi­schof und Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Komi­tees für die Inter­na­tio­na­len Eucha­ri­sti­schen Kongresse
  • Ber­nard Nico­las Auber­tin, Erz­bi­schof von  Tours (Frank­reich)
  • Romu­lo G. Val­les, Erz­bi­schof von Davao (Phil­ip­pi­nen)
  • Loren­zo Vol­to­li­ni Esti, Erz­bi­schof von Por­to­vie­jo (Ecua­dor)
  • Arthur Joseph Ser­ra­tel­li, Bischof von Pater­son (USA)
  • Alan Ste­phen Hopes, Bischof von East Anglia (Groß­bri­tan­ni­en)
  • Clau­dio Mania­go, Bischof von Castel­la­ne­ta (Ita­li­en)
  • Bernt Ivar Eids­vig, Bischof von Oslo (Nor­we­gen)
  • Miguel àngel D‘Annibale, Bischof von Rio Gal­le­gos (Argen­ti­ni­en)
  • José Manu­el Gar­cia Cord­ei­ro, Bischof von Bra­gan­ça Miran­da (Por­tu­gal)
  • Charles Mor­e­rod, Bischof von Lau­sanne, Genf und Frei­burg (Schweiz)
  • Jean Pierre Kwam­bam­ba Masi, Weih­bi­schof von Kin­sha­sa (Demo­kra­ti­sche Repu­blik Kongo)
  • Ben­ny Mario Tra­vas, Bischof von Mul­tan (Paki­stan)
  • John Bos­co Chang Shin Ho, Weih­bi­schof von Dae­gu (Korea).

Die Nicht-Bestätigten

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster recher­chier­te die Namen jener bis­he­ri­gen Mit­glie­der, die nicht von Fran­zis­kus bestä­tigt wurden:

  • Nor­ber­to Kar­di­nal Rive­ra, Erz­bi­schof von Mexiko-Stadt
  • Zen­on Gro­cho­lew­ski, em. Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für das katho­li­sche Bildungswesen
  • Ange­lo Kar­di­nal Sco­la, Erz­bi­schof von Mailand
  • Geo­ge Kar­di­nal Pell, Prä­fekt des Wirtschaftssekretariats
  • Marc Kar­di­nal Ouel­let, Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Bischöfe
  • Oswald Kar­di­nal Gra­ci­as, Erz­bi­schof von Mumbai
  • Ange­lo Kar­di­nal Ama­to, Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse
  • Ray­mond Leo Kar­di­nal Bur­ke, Patron des Sou­ve­rä­nen Malteserordens
  • Mau­ro Kar­di­nal Pia­cen­za, Großpönitentiar
  • Mario Oli­veri, eme­ri­tier­ter Bischof von Albenga-Imperia

Fast alle sind bekann­te Ratz­in­ge­ria­ner oder waren mit Papst Fran­zis­kus in Kon­flikt gera­ten. Meist trifft bei­des zu. Die Kar­di­nä­le Pia­cen­za und Bur­ke wur­den 2013 und 2014 als Dik­aste­ri­en­lei­ster abge­setzt. Gegen das von Kar­di­nal Gro­cho­lew­ski gelei­te­te Dik­aste­ri­um setz­te Kar­di­nal Berg­o­glio 2011 sei­nen nun­meh­ri­gen Ghost­wri­ter, Vic­tor Manu­el Fer­nan­dez, als Rek­tor der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Argen­ti­ni­en durch. Zwi­schen Kar­di­nal Rive­ra, Pri­mas von Mexi­ko, und dem Papst waren beim Mexi­ko-Besuch des Pap­stes die Fun­ken geflo­gen und tun es auch jetzt durch das Auf­tre­ten des neu­en Apo­sto­li­schen Nun­ti­us im Kon­flikt um die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“. Am Stuhl von Kar­di­nal Pell sägt das päpst­li­che Umfeld schon seit län­ge­rem. Die Kar­di­nä­le Sco­la, Ouel­let und Ama­to schei­nen bereits für die Ablö­sung vor­ge­se­hen zu sein. Nicht bestä­tigt wur­de auch, wie erwar­tet, der von Papst Fran­zis­kus eme­ri­tier­te Bischof Mario Oli­veri von Albenga-Imperia.

Über­haupt wur­den unter den Erz­bi­schö­fen und Bischö­fen, die bis­her Mit­glied der Kon­gre­ga­ti­on waren, nur zwei bestä­tigt, Erz­bi­schof Michel-Marie-Ber­nard Cal­vet von Nou­méa in Neu­ka­le­do­ni­en und Bischof Julián López Martà­n von León, neun aber nicht.

Erzbischof Piero Marini und Kardinal Stella als „Aufpasser“

Im Vati­kan wird bestrit­ten, daß der Umbau der Kon­gre­ga­ti­on erfolgt sei, um ihre Prä­fek­ten, Kar­di­nal Robert Sarah, zu „dis­zi­pli­nie­ren“. Die Rede ist von „not­wen­di­gen Anpas­sun­gen“. Die Wirk­lich­keit sieht anders aus. „Dem Kar­di­nal­prä­fek­ten Sarah wur­den nicht weni­ge Unter­stüt­zer der von ihm erhoff­ten ‚Reform der Reform‘ ent­zo­gen“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. Gemeint ist die Reform der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie­re­form von 1969/​1970.

Die Neu­be­set­zung der Kon­gre­ga­ti­on erfolg­te kei­nes­wegs zufäl­lig, nach­dem Kar­di­nal Sarah mit der For­de­rung nach einer „Reform der Lit­ur­gie­re­form“ an die Öffent­lich­keit getre­ten war. Er for­der­te vor der Som­mer­pau­se alle Prie­ster welt­weit auf, wie­der zur Zele­bra­ti­ons­rich­tung Osten zurück­zu­keh­ren, und nann­te den kom­men­den Ersten Advents­sonn­tag als geeig­ne­ten Stich­tag, die­se Ände­rung in die Tat umzu­set­zen. Der Vati­kan demen­tier­te Ände­run­gen der Lit­ur­gie, doch der Kar­di­nal beharr­te. Neben ande­ren „Unfreund­lich­kei­ten“ folg­te Ende Okto­ber der Umbau der Kongregation.

Zu den „Über­le­ben­den“ an der Sei­te von Kar­di­nal Sarah, so Magi­ster, gehört Albert Mal­colm Kar­di­nal Ran­jith, der Erz­bi­schof von Colom­bo (Sri Lan­ka), der selbst eini­ge Jah­re Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on war. Der Freund des über­lie­fer­ten Ritus ver­fügt über eine soli­de lit­ur­gi­sche Aus­bil­dung. Er spricht neben sei­ner Mut­ter­spra­che Tamil flie­ßend Eng­lisch, Fran­zö­sisch, Deutsch, Ita­lie­nisch, Spa­nisch und beherrscht zudem die alten Spra­chen Grie­chisch und Latein. Der Kar­di­nal scheint Papst Fran­zis­kus bei des­sen Besuch auf Sri Lan­ka im Janu­ar 2015 beein­druckt zu haben.

An Zahl gewich­ti­ger sind jedoch die „Auf­pas­ser“, die dem Kar­di­nal zur Sei­te gestellt wur­den. Das gilt offen­sicht­lich für Benia­mi­no Stel­la, der kein Lit­ur­gi­ker, dafür aber ein enger Ver­trau­ter des Pap­stes ist. Nicht min­der gilt das für den Bug­nini-Schü­ler Pie­ro Mari­ni, der aller­dings ein aus­ge­wie­se­ner Fach­mann ist. Der Ko-Archi­tekt der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie­re­form gilt als ent­schie­de­ner Geg­ner einer Wie­der­ge­win­nung der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus.

Die Bestätigten

Die Namen aller Kar­di­nä­le und Bischö­fe, die als Mit­glie­der bestä­tigt wurden:

  • Peter Kar­di­nal Erdö, Erz­bi­schof von Esztergom-Budapest
  • Juan Luis Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne, Erz­bi­schof von Lima
  • Jean-Pierre Kar­di­nal Ricard, Erz­bi­schof von Bordeaux
  • Ange­lo Kar­di­nal Bag­nas­co, Erz­bi­schof von Genua
  • Kazi­mierz Kar­di­nal Nycz, Erz­bi­schof von Warschau
  • Albert Mal­colm Kar­di­nal Ran­jith, Erz­bi­schof von Colombo
  • Domi­ni­que Kar­di­nal Mam­ber­ti, Prä­fekt der Apo­sto­li­schen Signatur
  • Michel-Marie-Ber­nard Cal­vet, Erz­bi­schof von Nou­méa (Neu­ka­le­do­ni­en)
  • Julián López Martà­n, Bischof von León (Spa­ni­en)

Ins­ge­samt zählt die Voll­ver­samm­lung der Kon­gre­ga­ti­on, zusam­men mit Kar­di­nal­prä­fekt Robert Sarah und dem Sekre­tär Kuri­en­erz­bi­schof Arthur Roche, nun 38 Mit­glie­der, acht mehr als bis­her. Mehr als 70 Pro­zent wur­den neu ernannt.

Die Pha­se Eins im Umbau der Kon­gre­ga­ti­on war bereits im Som­mer und Herbst 2014 erfolgt, als Papst Fran­zis­kus den dama­li­gen Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on, den „Klei­nen Ratz­in­ger“ Anto­nio Kar­di­nal Cañi­zares als Erz­bi­schof von Valen­cia nach Spa­ni­en zurück­schick­te, Der Papst nütz­te die Gele­gen­heit, um den gesam­ten Mit­tel­bau im Dik­aste­ri­um aus­zu­tau­schen. Alle Ver­fech­ter einer „Reform der Reform“ wur­den durch Lit­ur­gi­ker vom Schlag eines Pie­ro Mari­ni ersetzt. Als Kar­di­nal Sarah am 24. Novem­ber 2014 zum neu­en Prä­fek­ten ernannt wur­de und bald dar­auf sein Amt antrat, war er an der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on bereits iso­liert. Um es mit den Wor­ten des Vati­ka­ni­sten Magi­ster zu sagen:

„Kar­di­nal Sarah ist dazu ver­ur­teilt, Ämter zu lei­ten, die gegen ihn arbeiten.“

Das dürf­te auch sei­nen Stra­te­gie­wech­sel erklä­ren, sich auf ande­re Wei­se Gehör zu ver­schaf­fen, vor allem durch sei­ne Bücher. Im jüng­sten Buch „La Force du silence“ (Die Kraft der Stil­le), das am 6. Okto­ber in Frank­reich erschie­nen ist, bekräf­tigt er gegen das vati­ka­ni­sche Demen­ti, ob Ankün­di­gung, Wunsch oder Pro­phe­zei­ung, daß die „Reform der Reform“ statt­fin­den werde.

Papst Fran­zis­kus und sein Umfeld schei­nen die Wor­te als Dro­hung ver­stan­den zu haben. Drei Wochen spä­ter erfolg­te Pha­se Zwei im Umbau der Kongregation.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Sacra Lit­ur­gia (Screen­shot)

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5 Kommentare

  1. Für Kar­di­nal Sarah muss man viel um den Hei­li­gen Geist der Stär­ke beten. Sei­ne Situa­ti­on ist kaum aushaltbar…

    • Gebet ist das eine, dazu muss aber auch die offe­ne Sol­di­da­ri­tät kom­men. Die gibt es zumeist nicht unter den Lehr­amtstreu­en. Man scheut die Aus­ein­an­der­set­zung, hält sich nur zu gern bedeckt und lässt die aus­ge­wie­se­nen Opfer gern im Regen ste­hen. Des­halb sind die halb­her­zi­gen Aktio­nen der Lehr­amtstreu­en bis­lang nicht erfolgreich.

  2. Wie lan­ge schaut der lie­be GOTT die­sem „Kasch­per­le-Thea­ter“ noch zu?
    Die 100 Jah­re Satans­rauch sind inzwi­schen vorbei!
    O GOTT komm uns zu Hil­fe – HERR eile uns zu helfen.
    EHRE sei dem VATER und dem SOHN und dem HL. GEIST – wie im Anfang so auch JETZT und alle Zeit und in Ewig­keit. Amen

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