(Brüssel/Rom) Der Erzbischof von Utrecht, Kardinal Willem Eijk, wurde als „Gegner“ von Papst Franziskus tituliert, weil er im Oktober 2015, zusammen mit anderen zwölf Kardinälen, in einem Brief an den Papst die Vorgangsweise bei der Bischofssynode über die Familie kritisiert hatte. Der niederländische Kardinal machte nun den Vorschlag, Papst Franziskus solle eine Enzyklika zur Verurteilung der Gender-Theorie veröffentlichen, die sich immer mehr ausbreite, das christliche Bild von der Ehe und der Familie angreife, die Homosexualisierung fördere und in vielen Ländern von ihren Verfechtern mit inquisitorischem Eifer gesetzlich durchzusetzen versucht wird.
Der Protest der dreizehn Kardinäle 2015
Im Oktober 2015 protestierten dreizehn Kardinäle mit einem Brief gegen eine Begünstigung der Kasperianer bei der Bischofssynode und eine Benachteiligung der Verteidiger des Ehesakramentes. Vor allem äußerten sie den Verdacht vorgefertigter Ergebnisse im Sinne des Vorschlages von Kardinal Walter Kasper, um wiederverheiratet Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen. Dabei spielte auch die Gender-Ideologie eine Rolle. Im Zuge der ersten Bischofssynode von 2014 hatte der Synodensondersekretär Bruno Forte homophile Passagen in den Zwischenbericht der Synode eingefügt. Erzbischof Forte wurde von Papst Franziskus ernannt, der an ihm auch nach der Polemik um die Passagen festhielt und 2015 erneut zum Sondersekretär machte. Unter Kritikern der Kasper-Thesen hält sich daher die Überzeugung, Forte habe die Passagen mit Billigung des Papstes eingefügt.
Über den Brief der Kardinäle herrschte jedenfalls große Verärgerung im päpstlichen Umfeld. Im Brustton der Empörung wurden die Unterzeichner, darunter Kardinal Eijk, scharf angegriffen. Der Papst-Vertraute Marcello Semeraro, Bischof von Albano Laziale und Sekretär des C9-Kardinalsrates, sagte der Presse, er „empfinde Abscheu“. Papstnahe Medien berichteten von einer „Verschwörung“ gegen den Papst. Papst Franziskus selbst unterstellte den Kardinälen vor der Synodalversammlung eine „konspirative Hermeneutik“ zu betreiben.
Der vertrauliche Brief der Kardinäle wurde vom päpstlichen Hofvatikanisten Andrea Tornielli publik gemacht. Zugleich wurde in einem geschickten Manöver der Franziskus-kritische Vatikanist Sandro Magister beschuldigt, ihn der Öffentlichkeit bekanntgemacht zu haben, um Papst Franziskus zu schaden. Magister war bereits wenige Monate zuvor, nach 35 Dienstjahren, die Akkreditierung beim Vatikan entzogen worden. Im war vorgeworfen worden, die Sperrfrist für die Veröffentlichung der Öko-Enzyklika Laudato si mißachtet zu haben. Magister beteuerte, daß diese Entscheidung ohne sein Zutun vom Chefredakteur des Wochenmagazins L’Espresso getroffen worden war, für das Magister arbeitet. Unter Kollegen bestand kein Zweifel, daß man im Umfeld des Papstes nur nach einer Gelegenheit gesucht hatte, den namhaften und in seinem Urteil einflußreichen Vatikanisten für seine papstkritischen Kommentare bestrafen zu können. Wenige Monate später erhielt Magister die Akkreditierung als „Weihnachtsgnade“ wieder zurück.
Mitwirkung an zwei Sammelbänden gegen die Kasper-Thesen
Der Niederländer Kardinal Eijk war schon vor dem Brief-Vorfall in der Gunst des päpstlichen Hofes gesunken.
Im Sommer 2015 hatte er zusammen mit zehn weiteren Kardinälen einen Sammelband zur bevorstehenden Familiensynode geschrieben. Darin legten die Autoren eine kritische Auseinandersetzung mit Kaspers-Thesen vor, denen sie eine Absage erteilten. Zu den Autoren neben Eijk gehörten auch die deutschen Kardinäle Joachim Meisner und Paul Josef Cordes und der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Kardinal Robert Sarah. Herausgeber war der deutsche Kirchenrechtler Winfried Aymans.
Und bereits im Jahr zuvor gehörte er zu einer Gruppe von fünf Kardinälen und weiteren Autoren, die vor der ersten Bischofssynode über die Familie, unter Federführung von Kardinal Raymond Burke, den Sammelband „In der Wahrheit Christi bleiben“ gegen die Kasper-Thesen vorgelegt hatten. Das Buch gilt als Auftakt des Widerstandes gegen eine versteckte Änderung der kirchlichen Morallehre durch Änderung der kirchlichen Praxis. Kardinal Burke war damals noch Präfekt am Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur und bei der Bischofssynode 2014 Wortführer der Verteidiger der katholischen Sakramentenlehre. Über versteckte Manöver während der Synode sagte Kardinal Burke: „Das ist Verrat!“ Aus Ärger über die Pläne, die durch diesen Widerstand durchkreuzt wurden, statuierte Papst Franziskus an ihm ein Exempel. Wenige Wochen nach Abschluß der ersten Bischofssynode setzte er Kardinal Burke ab und entfernte ihn aus der Römischen Kurie. Dadurch konnte der Wortführer der Gegner der Kasper-Fraktion an der zweiten Bischofssynode gar nicht mehr teilnehmen.
Enzyklika zur Verurteilung der Gender-Ideologie
Nun meldete sich Kardinal Willem Eijk erneut zu Wort und forderte Papst Franziskus auf, angesichts der weltweiten Auseinandersetzung, eine Enzyklika zur Verurteilung der Gender-Ideologie zu veröffentlichen, die dem christlichen Menschenbild und der christlichen Morallehre widerspreche. Unter anderem berichtete der Catholic News Service darüber. Es bestehe die Notwendigkeit, in dieser umfassenden und in zahlreichen Staaten auftretenden Auseinandersetzung, „Klarheit“ zu schaffen, die Lehre der Kirche darzulegen und den Katholiken und allen Menschen guten Willens Orientierung zu geben. In vielen Ländern werde zum Beispiel durch Gesetze oder Richtlinien versucht, die Gender-Theorie zu einem Teil der Lehrpläne zu machen und an Schulen zu unterrichten. Der Versuch der ideologischen Einflußnahme sei enorm. In vielen Ländern erheben sich Volksbewegungen gegen die Gender-Ideologie, meist von Katholiken angestoßen, (Manif pour tous, Family Day, Frente por la Familia, Demo für alle, Marsch für die Familie).
Papst Franziskus äußerte sich bereits mehrfach über die Gender-Ideologie. Seine Aussagen blieben jedoch, aufgrund gegenteiliger Signale, ambivalent. Beobachter sind der Meinung, daß er sich in seiner Kritik weniger gegen die Gender-Ideologie selbst stellt, sondern mehr den „ideologischen Kolonialismus“, mit Betonung auf Kolonialismus, kritisiert. So steht etwa seine geäußerte Ablehnung im Widerspruch zum Vorgehen der von ihm gegründeten Päpstlichen Stiftung Scholas Occurrentes, die im spanischsprachigen Raum unter Kindern die die Gender-Ideologie verbreitet. Zudem fielen mehrere Papst-Vertraute mit zweifelhaften Stellungnahmen auf, die eine Bereitschaft zur Anerkennung der Homosexualität als „Normalität“ signalisieren, und die sich mit den weltlichen Kräften, die die Gender-Ideologie vertreten, arrangieren zu wollen.
Kardinal Eijks Vorstoß zielt darauf ab, in dieser Frage, einer der aggressivsten Auseinandersetzungen, Klarheit zu schaffen und eine eindeutige Positionierung der katholischen Kirche als sicherem Orientierungspunkt für die Menschheit zu erreichen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: SMM/MiL (Screenshot)
Nun, das wäre eine Gelegenheit, das „Gemeinsame“ hervorzuheben, das „Trennende“ unter den Tisch zu wischen, oder auch die Elemente des „Guten, Wahren und Schönen“, die in dieser Ideologie enthalten sein könnten, herauszustellen. Oder nicht?
Ein sehr gefährliches Kommentar, @Elias!
Mit genau den gleichen Wötern und Sätzchen hat das nordbelgische episkopale Establishment, geführt und fehlgeführt von Danneels und seinen Boys, ab 1995 versucht Homo- und Pädophilie salonfähig zu machen und kirchlich zu institutionalisieren.
Das Gute hat mit dem Bösen nichts gemeinsam; Gott hat mit dem Teufel nichts gemeinsam (obwohl Satan sich natürlich auf einer Ebene mit dem Herrn stellen möchte).
Und wie schon die antike Philosophen wußten, ist etwas nur gut wenn es in seiner Gesamtheit gut ist.
Die „Elemente des „Guten,Wahren, Schönen“ dieser Ideologie werden im Augenblick übrigens intensiv gerichtlich verfolgt und bis zum buchstäblich letzten Heller bezahlt.
S.E. Kardinal Eijk verdient hier höchsten Respekt.
Er hat, wie soviele andere auch, die große Gefahren für die Hl. Kirche und für die Gläubigen wahrgenommen und erkannt;
und wie ein guter Hirte reagiert er, meldet an die Stäbe nach hinten was in der ersten Linie los ist, und fragt respektvoll-korrekt um klare und sinnvolle Führungsworte.
Es gibt soviel Feigheit und Schweigen, und soviel Angst bei der Niederknüppelung und Berieselung mit „Misericordina“;
Kardinal Eijk ist mutig und kämpft für den Glauben.
Gerade das zeichnet einen guten Schäferhund aus.
„Daß mir der Hund am Liebsten sei,
sagst du, o Mensch, sei Sünde;
der Hund blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde“.
(Ich denke hier nicht an Kommissar Rex, und auch nicht an den Mann, für den das Halten eines Hundes die größte Dummheit auf der Welt war, sondern an die so viele Hirte- und Hütehunde, die treu und unverdrossen ihre Pflicht tun- „Hunde des Herrn“, cfr. „Domini canes“, um die Mastino nicht zu vergessen 🙂 )
Aber, @ Adrien Antoine: mein Kommentar ist ironisch gemeint (und ziemlich giftig, das gebe ich zu)! Es ist jetzt Mode, das „Gemeinsame“ zu betonen und das Trennende zu leugnen, (siehe Lund). Wenn nun Rom dieses „Prinzip“ auch auf die Gender„religion“ anwenden sollte, dann sollte man eine solche Enzyklika lieber nicht wünschen. Der Kardinal meint es gut, und ihn habe ich auch nicht gemeint; aber dem „Chef“ vertraue ich nicht (mehr). Hoffentlich ist es jetzt klar.