(Rom) Die Freundlichkeiten von katholischen Kirchenvertretern für die lutherische „Reformation“ von 1517 überstürzen sich. Das gilt nicht nur für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, sondern auch für Papst Franziskus in Rom. Es scheint eine regelrechte Luthermanie ausgebrochen zu sein, die Katholisches vergessen läßt. Und weil es manchmal besser ist, über etwas zu lachen, weil man sonst darüber weinen müßte, ausnahmsweise eine Karikatur.
Der Historiker Roberto de Mattei machte mit dem Aufsatz „Welcher Kirche gehört Papst Bergoglio eigentlich an? darauf aufmerksam, daß am 13. Oktober vom Heiligen Stuhl mit keiner Geste der Auftakt zum Gedenkjahr 100 Jahre Fatima begangen wurde. Stattdessen empfing Papst Franziskus am selben Tag lutherische „Pilger“ aus Deutschland. Der Vatikan veröffentlichte im Anschluß die offizielle Ansprache des Papstes an die Lutheraner. Nicht veröffentlicht wurden die vom Papst frei gesprochenen Worte, die von weit größerer Aussagekraft und Brisanz sind.
Während 100 Jahre Fatima für die päpstliche Agenda offenbar von geringer Bedeutung ist, stehen 500 Jahre „Reformation“ in der Agenda ganz oben. Was für das Fatimajahr am 13. Oktober versäumt wurde, wird hingegen für Martin Luther am 31. Oktober mit internationalem Aufwand und Echo gefeiert. Dann wird Papst Franziskus nach Lund reißen, um mit einem gemeinsamen lutherisch-katholischen Gedenken den Auftakt zum Lutherjahr zu begehen.
Die Fotomontage einer traditionsverbundenen spanischen Internetseite bringt auf eine ironische Weise den Eindruck auf den Punkt, den die päpstlichen Gesten vermitteln.
Halb wahr, halb falsch – eine Frage von Kontext und Perspektive
Der Historiker Roberto de Mattei wirft Papst Franziskus vor, in einer Aussage häufig Wahrheit und Täuschung zu vermengen, was die Aussage halb wahr und halb falsch zugleich mache.
Als Beispiel kann das erste „Video des Papstes“ vom Januar 2016 genannt werden. Liest oder hört man nur die Worte des Papstes, klingt die Botschaft durchaus orthodox. Im Kontext der Bilder und der Aussagen der anderen Akteure erhalten die päpstlichen Worte jedoch eine ganz andere Bedeutung. Wegen seiner synkretistischen Botschaft wurde das Video teils heftig kritisiert, da es alle Religionen auf dieselbe Stufe stellt. Ins Bild gesetzt wurden neben dem Christentum auch das Judentum, der Islam und der Buddhismus. Das Jesuskind wird im Video gleichrangig mit einer Buddhastatue gezeigt.
Die obige Fotomontage setzt dasselbe Mittel ein, um auf ironische Weise auf umstrittene Inhalte aufmerksam zu machen. Liest man nur, was Papst Franziskus in den Mund gelegt wird, scheint die Aussage orthodox und auf Jesus Christus bezogen. Im Kontext des Bildes aber, läßt man Franziskus mit dem Finger auf Martin Luther zeigen.
Siehe zum Thema auch: Martin Luthers Einzug im Vatikan – Chronologie der lutherisch-katholischen Annäherung seit 2013
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Cronica de Papa Francisco (Screenshot)