Tatoos, Wahrsagerei, Traumdeutung, kein Blut essen – Was die Bibel meint


von Pater Ange­lo Bel­lon OP

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Der Domi­ni­ka­ner­pa­ter Ange­lo Bel­lon, ein Moral­theo­lo­ge, beant­wor­te­te in der Monats­schrift Il Timo­ne eine Anfra­ge zu einer Stel­le des Buches Levi­ti­kus 19,26–27, in der es um ver­schie­de­ne Ver­bo­te geht:

1.) „Ihr sollt nichts mit Blut essen.“ Die Stel­le im Buch Levi­ti­kus gehört zu den Moral­vor­schrif­ten, die aber­gläu­bi­sche Prak­ti­ken ver­ur­tei­len, die unter den Hei­den üblich waren.

Was das Ver­bot anbe­langt, kein blu­ti­ges Fleisch zu essen, ist die Über­set­zung der Sep­tuag­in­ta inter­es­sant, die eine Über­set­zung des hebräi­schen Tex­tes der Bibel ins Grie­chi­sche ist, die von 70 Exper­ten des Alten Testa­ments erstellt wur­de für die Juden, die außer­halb des Hei­li­gen Lan­des gebo­ren wur­den und leb­ten, und die ihre Mut­ter­spra­che nicht mehr beherrschten.

Dort weist die Über­set­zung auf die Teil­nah­me an göt­zen­die­ne­ri­schen Opfern hin, die von den Hei­den auf den Ber­gen dar­ge­bracht wur­den. Dar­auf bezieht sich die Stel­le im Buch Levi­ti­kus. Man soll nicht am Göt­zen­dienst teil­neh­men, und nicht von den göt­zen­die­ne­ri­schen Opfern essen.

Der Hei­li­ge Pau­lus erin­nert dar­an, daß das Göt­zen­op­fer­fleisch Dämo­nen dar­ge­bracht wird. „Ich will nicht, daß ihr euch mit Dämo­nen ein­laßt. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trin­ken und den Kelch der Dämo­nen. Ihr könnt nicht Gäste sein am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämo­nen“ (1 Kor 10,20–21).

Dämonenfratze als Tätowierung
In Ost­asi­en ver­brei­te­te Dämo­nen­dar­stel­lung als Tätowierung

2.) „Ihr sollt nicht Wahr­sa­ge­rei trei­ben.“ In Ägyp­ten und im gan­zen Ori­ent wur­de die Wahr­sa­ge­rei betrie­ben, indem man gol­de­nen und sil­ber­nen Flit­ter oder Edel­stei­ne in mit Was­ser gefüll­te Kel­che und Becher warf.

Man beob­ach­te­te dann, wel­che Figu­ren oder Phä­no­me­ne sich im Was­ser bil­de­ten, um dar­aus Wis­sen über zukünf­ti­ge und ver­bor­ge­ne Din­ge abzuleiten.

3.) „Ihr sollt kei­ne Zau­be­rei betrei­ben“ und den Träu­men kei­ne Bedeu­tung bei­mes­sen. Auch in die­sem Fall geht es um For­men des Aber­glau­bens, die dar­auf abzie­len, die Zukunft aus den Träu­men, aus Wol­ken, Vögeln oder Schlan­gen abzu­lei­ten, wie man­che die­sen Vers aus dem Hebräi­schen übersetzen.

4.) „Ihr sollt euer Kopf­haar nicht rund­um abschnei­den. Du sollst dei­nen Bart nicht stut­zen.“ Hier wer­den ori­en­ta­li­sche Bräu­che ver­bo­ten, die eben­falls mit Göt­zen­an­be­tung und Aber­glau­ben zu tun hatten.

Der grie­chi­sche Histo­ri­ker Hero­dot berich­tet, daß eini­ge ara­bi­sche Stäm­me zu Ehren des Got­tes Orot­al die Kopf­haa­re an den Schlä­fen und auf dem Hin­ter­kopf scho­ren, so daß nur der vor­de­re, obe­re Teil des Kop­fes mit Haa­ren bedeckt blieb (s. Lagran­ge: Les reli­gi­ons sémi­ti­ques, S. 323). Auch Pli­ni­us spricht von einer aber­gläu­bi­schen Art der Ara­ber, sich den Bart zu scheren.

Auf die­se aber­gläu­bi­sche Pra­xis bezieht sich auch der Pro­phet Jere­mia, wenn er sagt, daß Gott „alle, die sich das Haar an den Schlä­fen sche­ren“ stra­fen wird (Jer 9,24–25 und 25,23).

5.) „Für einen Toten dürft ihr kei­ne Ein­schnit­te auf eurem Kör­per anbrin­gen.“ Sich zum Zei­chen des Schmer­zens selbst zu ver­letz­ten, war bei vie­len ori­en­ta­li­schen Völ­kern Brauch, wie Hero­dot und Xeno­phon bestätigen.

6.) „Und ihr dürft euch kei­ne Zei­chen und Figu­ren auf eurer Haut ein­rit­zen und auf­drücken. Ich bin der Herr.“ Hier wird das damals im Ori­ent weit­ver­brei­te­te Täto­wie­ren ver­ur­teilt, das häu­fig mit Göt­zen­an­be­tung und Aber­glau­ben in Zusam­men­hang stand.

Hier wird aus­ge­sagt: Ich bin der Herr. Der Mensch darf nicht sei­nen Kör­per ent­stel­len, der Got­tes Werk ist.

In der Anti­ke prak­ti­zier­ten jene, die irgend­wel­che Gott­hei­ten anbe­te­ten, häu­fig das Täto­wie­ren, indem sie sich selbst Sym­bo­le oder den Namen die­ser Gott­heit ein­präg­ten. Dar­auf nimmt die Gehei­me Offen­ba­rung Bezug, wenn sie vom Tier spricht und von jenen, die auf ihrer rech­ten Hand oder ihrer Stirn ein Kenn­zei­chen tra­gen (Offb 13,16), wäh­rend die Bewoh­ner des neu­en Jeru­sa­lem den Namen Got­tes als äuße­res Sie­gel ihrer Zuge­hö­rig­keit zu Ihm auf der Stirn tra­gen wer­den (Offb 3,12) und zum Zei­chen Sei­nes wirk­sa­men Schut­zes, damit ihnen kein Scha­den zuge­fügt wer­den kann (Offb 7.3).

7.) Es ist daher nicht ver­bo­ten, sich die Haa­re in einer bestimm­ten Wei­se zu schnei­den oder sich täto­wie­ren zu las­sen. Das Ver­bot steht immer im Zusam­men­hang mit Aber­glau­be und Götzenanbetung.

Heu­te sind Täto­wie­run­gen wie­der ver­brei­te­te Mode, wäh­rend sie lan­ge weit­ge­hend auf Gefan­ge­ne, Matro­sen und viel­leicht noch Sol­da­ten beschränkt waren. Sie sind jedoch eine Mode und kei­ne Unter­wer­fung unter Dämo­nen. Aller­dings sehen Exor­zi­sten in man­chen Fäl­len eine still­schwei­gen­de Anru­fung dämo­ni­scher Kräfte.

8.) Wenn sich jemand absicht­lich aus Aber­glau­be die Haa­re in einer gewis­sen Wei­se schnei­den und sich täto­wie­ren lie­ße, um irgend­wel­chen Dämo­nen zu hul­di­gen, wür­de er das von Gott erlas­se­ne Ver­bot ver­letz­ten und eine schwe­re Sün­de begehen.

Über­set­zung: Mar­tha Burger-Weinzl
Bild: Wiki­com­mon­s/m­da-art (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. Der Kate­chis­mus ver­bie­tet jeg­li­che For­men von Wahr­sa­ge­rei und Magie:
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    „2116 Sämt­li­che For­men der Wahr­sa­ge­rei sind zu ver­wer­fen:[ Indienst­nah­me von Satan und Dämo­nen, Toten­be­schwö­rung oder ande­re Hand­lun­gen, von denen man zu Unrecht annimmt, sie könn­ten die Zukunft „ent­schlei­ern“ [Vgl. Dtn 18,10; Jer 29,8.].
    Hin­ter Horo­sko­pen, Astro­lo­gie, Hand­le­sen, Deu­ten von Vor­zei­chen und Ora­keln, Hell­se­he­rei und dem Befra­gen eines Medi­ums ver­birgt sich der Wil­le zur Macht über die Zeit, die Geschich­te und letzt­lich über die Men­schen, sowie der Wunsch, sich die gehei­men Mäch­te geneigt zu machen.
    Dies wider­spricht der mit lie­ben­der Ehr­furcht erfüll­ten Hoch­ach­tung, die wir allein Gott schulden.

    2117 Sämt­li­che Prak­ti­ken der Magie und Zau­be­rei, mit denen man sich gehei­me Mäch­te unter­tan machen will, um sie in sei­nen Dienst zu stel­len und eine über­na­tür­li­che Macht über ande­re zu gewin­nen – sei es auch, um ihnen Gesund­heit zu verschaffen -‚
    ver­sto­ßen schwer gegen die Tugend der Gottesverehrung.
    Sol­che Hand­lun­gen sind erst recht zu ver­ur­tei­len, wenn sie von der Absicht beglei­tet sind, ande­ren zu scha­den, oder wenn sie ver­su­chen, Dämo­nen in Anspruch zu nehmen.
    Auch das Tra­gen von Amu­let­ten ist verwerflich.
    Spi­ri­tis­mus ist oft mit Wahr­sa­ge­rei oder Magie verbunden.
    Dar­um warnt die Kir­che die Gläu­bi­gen davor.
    Die Anwen­dung soge­nann­ter natür­li­cher Heil­kräf­te recht­fer­tigt weder die Anru­fung böser Mäch­te noch die Aus­beu­tung der Gut­gläu­big­keit anderer.“
    -

  2. Kir­che, es ist ein extrem gro­ßes Pro­blem, wenn man Wahr­hei­ten unter­drückt und ver­fälscht. Sie unter­drücken ech­te Infor­ma­tio­nen und stel­len Din­ge falsch dar. Ver­un­stal­ten die­se sogar bis zur Unkennt­lich­keit. Sie wer­den wis­sen, war­um Sie das tun. Sie wer­den mir zustim­men müs­sen, daß eine Kul­tur, die auf Lügen und vie­len wei­te­ren schlim­men Kon­zep­ten auf­baut, abso­lut kei­nen Wert hat. Solch eine Kul­tur wird in der Geschich­te der Mensch­heit höch­stens für kur­ze Zeit bestehen kön­nen. Dies ist so, die Geschich­te zeigt dies. Die Kir­che hat ihren Auf­trag nicht gut erfüllt, sie hat die Men­schen nicht gut behan­delt und behan­delt sie noch immer nicht gut. Dies zu erken­nen, ist der trau­rig­ste Augen­blick mei­nes Lebens auf die­ser Erde. Aus ver­schie­de­nen Grün­den habe ich kei­ne Hoff­nung mehr, daß die­se Kir­che zu etwas Gutem wird. Dies ist die trau­rig­ste Erkennt­nis, die ich bis­lang je hat­te. Das Leben braucht kei­ne Kir­che, aber die Kir­che braucht Leben. Lügen ver­hin­dern die freie har­mo­ni­sche Ent­wick­lung des Lebens, also der Schöpfung.

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