
(Rom) Die Rede von Papst Franziskus an die Religionsführer beim Weltgebetstreffen in Assisi gliederte sich am vergangenen Dienstag in drei Teile. Eine Meditation, eine Rede und einen Friedensappell. Die Meditation verdient Aufmerksamkeit. Franziskus sprach auch von Jesus Christus, was im Rahmen interreligiöser Ereignisse in der modernen Pastoral eher selten der Fall ist. Auf die Meditation folgte die offizielle Ansprache, deren Inhalt von ganz anderer Ausrichtung war.
In seiner Ansprache sagte der Papst:
„Heute haben wir nicht gegeneinander gebetet, wie es leider manches Mal in der Geschichte vorgekommen ist.“
Es stellt sich die Frage, wann in der Geschichte die Kirche und die Päpste „gegen“ jemand gebetet haben, wann Heilige Messen zelebriert wurden, um gegen jemanden oder gegen eine Religion Schlechtes zu erbitten.
Der Papst nannte weder Namen noch machte er Orts- oder Zeitangaben, wann dergleichen geschehen sein soll. In seiner Rede sagte er „wir“. Selbstbezichtigungen sind schick. Seit 2000 sind sie sogar in der Kirche in Mode gekommen. Sie sollten aber konkret sein und tatsächlich auf sich selbst beziehen für eine persönliche Schuld. An die Brust anderer zu klopfen ist bloße Rhetorik. Franziskus bezichtigte aber weder sich noch nannte er konkret jemand anderen.
Als Papst spricht er für die Kirche. Mit der Art seiner Aussage stigmatisierte er letztlich die Kirche, deren Geschichte er vor den Vertretern der anderen Religionen und vor der Weltöffentlichkeit ins Zwielicht rückte. Im Gegensatz zur heutigen Kirche, jener von Papst Franziskus, hätte die Kirche der Vergangenheit demnach „gegen“ jemand gebetet. Man betrachte den mit einem kurzen Satz konstruierten Gegensatz, jenen Topos, der den Modernisten so teuer ist.

Dann sagte der Papst:
„Ohne Synkretismus und ohne Relativismus haben wir hingegen nebeneinander und füreinander gebetet.“
Genügt die bloße Feststellung, um Synkretismus und Relativismus zu bannen? Das öffentliche Gebet der verschiedenen Religionsvertreter, das 1986 in Assisi stattfand, war für viele gläubige Katholiken ein öffentliches Ärgernis. Es wurde als offener Synkretismus kritisiert. 2002 und 2011 fand sich dieser Punkt nicht mehr auf dem Programm. Wie dünn das Eis ist, auf dem man sich bei den Weltgebetstreffen, Marke Comunità di Sant’Egidio, in Assisi bewegt, zeigt das Treffen Assisi III, als Papst Benedikt XVI. 2011 nach Assisi ging.
Gegen starke Bedenken versicherte er, jeden Synkretismus verhindern zu wollen. An seiner ehrlichen Absicht zweifelte keiner. Es ist aber die Art der Veranstaltung, in der die Fallstricke und Stolpersteine bereits enthalten sind. Entgegen den Vorgaben betete ein Babalawo des Yoruba-Kultes laut am Mikrophon in einer katholischen Kirche seine Götter an. Der Yoruba-Kult mit teilweiser Reinkarnation der Ahnen und zahlreichen Naturgottheiten gehört zu den animistischen Religionen. Zu ihm gehören Voodoo, Santeria, Umbanda und andere Variationen, die durch die Sklaven in Amerika entwickelt wurden.

Was ist das?
2016 fegte man alle Bedenken und Diskussionen der vergangenen 30 Jahre vom Tisch und kehrte zum öffentlichen Gebet aller Religionen von 1986 zurück.
Was ist das?
Im Programm des vergangenen Dienstags hieß es, daß jeder Religionsvertreter öffentlich zu „seinem Gott“ betet. Von welchem Gott ist da die Rede? Wenn Synkretismus die Begegnung zwischen verschiedenen Religionen ist, die Interaktion, Vermischung und Vermengung schafft, dann geschieht er am deutlichsten durch die öffentliche Anbetung verschiedener Gottheiten im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung. Was anderes als Synkretismus sollte es sein, wenn diese Anbetung verschiedener Götter mit der gemeinsamen Bitte um ein „Klima des Friedens“ erfolgt, das Unterschiedliches zusammenführen soll?
Was am 20. September in Assisi geschehen ist, ist der öffentliche Versuch, dem einzigen, wahren und dreieinen Gott von politischer Korrektheit diktierte, menschliche Spielregeln aufzuzwingen. Das erkennbare Ziel scheint ein Allreligionenabkommen, eine Art weltweites, interreligiöses Konkordat, um „Frieden“ zu erlangen. Nicht der Mensch hat sein Knie vor Gott zu beugen und Frieden zu erbitten, sondern Gott soll sich einem menschlichen Abkommen beugen, auf dieselbe Stufe mit irgendwelchen Göttern, Gottheiten, Götzen … anderer Religionen.

Hier geht es nicht um ein Gebet um Frieden. Hier geht es nicht um das Gebet eines jeden zu je „seinem Gott“. Hier geht es um die simple Aufforderung von Mensch zu Mensch, „Frieden“ zu halten, die aber bombastisch religiös garniert wird. Ach ja, wie war das noch mit einer gewissen Religion, dem Islam, und seinem Verhältnis zur Gewalt? Aber das darf man ja nicht sagen, weshalb der Papst in seiner morgendlichen Predigt sagte, der Krieg sei schlimmer als der Terrorismus. Der Begriff „Krieg“ wird nicht mit den Dschihadmilizen in Verbindung gebracht, obwohl sie tatsächlich einen unerbittlichen Krieg führen. Der Terrorismus hingegen ist zum Synonym für „islamischen Terrorismus“ geworden. Nun wissen wir es: Der islamische Terrorismus ist weniger schlimm als der Krieg. Man hätte sich eine Fußnote zu dieser päpstlichen Aussage gewünscht.
Entweder es gibt den einen, wahren Gott, dann ist das Friedensgebet zu anderen Götzen Lug und Trug und ohne jede Bedeutung. Oder aber es gibt den einen, wahren Gott nicht, dann handelt es sich beim Friedensgebet von Assisi um ein rein weltlich Ding. Was ist es also, was die Gemeinschaft von Sant’Egidio und Papst Franziskus mit Assisi und dieser Öffnung zum Synkretismus erreichen wollen? An ein Vielgötterspektakel, die sich in der Stadt des Heiligen Franziskus ein Stelldichein gaben, wird im Vatikan ja wohl niemand ernsthaft gedacht haben.
„Wir hier, die wir in Frieden versammelt sind, glauben an eine brüderliche Welt und erhoffen sie. Wir wünschen, dass Männer und Frauen unterschiedlicher Religionen überall zusammenkommen und Eintracht schaffen, besonders wo es Konflikte gibt. Unsere Zukunft ist das Zusammenleben“, sagte Papst Franziskus.

Darin liegt ein Funken Wahrheit. Was aber ist mit dem Reich Gottes, dem Himmel, dem himmlischen Jerusalem, der ewigen Verdammnis? „Unsere Zukunft ist das Zusammenleben“, das stimmt, ist so aber verkürzt und vermittelt den Eindruck, als sei dieses „Zusammenleben“ das Ziel des Menschen. Formulierte Papst Franziskus eine neue Variante vom „Paradies auf Erden“? Wichtig ist nur, daß wir friedlich zusammenleben, um „Frieden“ zu haben? Die bisherigen Varianten vom „Paradies auf Erden“ sind bekanntlich alle kläglich gescheitert und verursachten dabei den Tod von Millionen von Menschen.
„Das Gebet und der Wille zur Zusammenarbeit sind ein Unterpfand für einen wahren und nicht für einen trügerischen Frieden: nicht für die Ruhe dessen, der Schwierigkeiten vermeidet und sich abwendet, wenn seine eigenen Interessen nicht berührt werden; nicht für den Zynismus dessen, der sich die Hände reinwäscht von Problemen, die nicht die eigenen sind; nicht für die virtuelle Annäherung dessen, der alles und alle über die Tastatur eines Computers beurteilt, ohne die Augen für die Nöte der Brüder zu öffnen und sich die Hände für die Bedürftigen schmutzig zu machen. Unser Weg ist der, sich in diese Situationen hineinzubegeben und den Leidenden den ersten Platz zu geben; die Konflikte auf sich zu nehmen und sie von innen her zu heilen; beständig Pfade des Guten zu beschreiten und die Schleichwege des Bösen zu meiden; geduldig, mit der Hilfe Gottes und dem guten Willen Friedensprozesse zu beginnen.“
Diese Ermahnung richtet sich an alle, auch den Schreibenden, und verlangt nach einer ernsten Gewissenserforschung. Der Heilige Vater sollte sie allerdings auch an die Journalisten richten, die Medien zu Propagandamaschinen machen, um die Abtreibung durchzusetzen oder zu verteidigen, um die Euthanasie salonfähig zu machen und den Rammbock für die Gender-Ideologie zu spielen.
Gestern empfing Papst Franziskus Vertreter der italienischen Journalistenkammer. Er sprach von Wahrheit, Professionalität und der Achtung der Würde des Einzelnen. Konkret wurde er, um zu wiederholen, daß Gerede „Terrorismus“ sei, der „tötet“, daß der „Journalismus keine Vernichtungswaffe gegen einzelne oder sogar Völker“ werden dürfe und Journalisten „nicht die Angst vor Veränderungen oder Phänomene wie Zwangsmigrationen durch Krieg und Hunger“ fördern sollen. Das war’s?
Die Wortwahl blieb vage und wurde nur dort konkreter, wo sie sich politisch korrekt bewegte. Die brennenden bioethischen Fragen, bei denen es um Leben und Tod geht, und zwar im größten Stil, blieben unerwähnt. Das ist so seit dem Beginn seines Pontifikats. Das aber sind die Themen, die den Frieden zerstören, wie Papst Benedikt XVI. es in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2013 formulierte. Wörtlich sagte er:
„Jede dem Leben zugefügte Verletzung, besonders an dessen Beginn, verursacht unweigerlich irreparable Schäden für die Entwicklung, den Frieden und die Umwelt. Es ist auch nicht recht, auf raffinierte Weise Scheinrechte oder willkürliche Freiheiten zu kodifizieren, die auf einer beschränkten und relativistischen Sicht des Menschen sowie auf dem geschickten Gebrauch von doppeldeutigen, auf die Begünstigung eines angeblichen Rechts auf Abtreibung und Euthanasie abzielenden Begriffen beruhen, letztlich aber das Grundrecht auf Leben bedrohen.“
Abtreibung, Euthanasie und die „Homo-Ehe“ sind „eine Beleidigung der Wahrheit vom Menschen und eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens.“
Wenn dem so ist, wie Benedikt XVI. es formulierte, und daran besteht kein vernünftiger Zweifel, hinkt das „Friedensmodell“, das Papst Franziskus generell und speziell mit Assisi anzustreben scheint. Es zielt einseitig auf die Abwendung einer Kriegsgefahr ab. Ein Zusammenhang, den er bereits in seiner morgendlichen Predigt in Santa Marta herstellte. Ob es alle anderen Religionen auch so sehen, die er in Assisi zu ihren Göttern beten ließ, daß es keinen „Kriegsgott“ gibt, das wäre erst noch zu klären.
Die Ansprache von Papst Benedikt XVI. ruft etwas Grundlegendes in Erinnerung, das sich mit dem synkretistischen Gebet aller, jeder um Frieden zu „seinem Gott“, wie es sich am Dienstag in Assisi abspielte, so ganz und gar nicht vertragen will.
Wie bekämpft man Gleichgültigkeit, Haß, Mißtrauen, Fundamentalismus, von denen Papst Franziskus sprach? Und wie bekämpft man Abtreibung, Euthanasie, Homosexualität und Gender-Ideologie? – Was noch unbedingt zu ergänzen wäre. Indem man sich zu Christus bekehrt.
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich. Wer mich erkennt, der erkennt auch den Vater. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen“ (Joh 14,6–7).
Es gibt nur diesen einen Weg, den das Evangelium lehrt. Gewiß, „die Wege des Herrn sind unergründlich“, sagt der Volksmund. Der Auftrag Christi an Petrus lautet aber:
„Stärke deine Brüder“ (Lk 22,32).

Damit ist wohl nicht gemeint, was Franziskus sagte:
„Und als Religionsführer sind wir gehalten, feste Brücken des Dialogs zu sein, kreative Vermittler des Friedens.“
„Wir als Religionsführer“, womit alle Vertreter der anderen als „Religionsführer“ mit dem Papst und den Bischöfen auf einer Ebene stehen, sollen „kreative Vermittler des Friedens“ sein. Eines Friedens, der sehr menschengemacht klingt. Will der Papst damit dem Denken der Regierenden entgegenkommen?
Der Apostel Paulus schrieb den Thessalonichern, daß Christus der „Herr des Friedens“ ist. Der „wahre und nicht trügerische Frieden“, von dem Papst Franziskus spricht, kann daher nur von Christus kommen. Wie war das also noch mit den „Religionsführern“ als „kreative Vermittler des Friedens“?
Angesichts der Gesamtausrichtung von Assisi IV sei nur ganz am Rande gewagt, auf das Herrenwort hinzuweisen:
„Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34).
Der heilige Kirchenlehrer Alphons von Liguori schreibt in seiner „Betrachtungen über die Wahrheit der Göttlichen Offenbarung gegen die wichtigsten Einwände der Deisten“ (1773):
„Nein, weder Jesus Christus noch die Kirche waren die Ursache der Kriege und Aufruhre; es waren die Feinde der Wahrheit, die von der Kirche gelehrt wird, mit der Absicht, sich von dieser und ihren Doktrinen zu trennen. Die Religion, die unsere Kirche bekennt, fördert mit dem Verbot der Sünden und der Förderung der guten Sitten zugleich den allgemeinen Frieden. Das ist eine Wahrheit, die man durch die Erfahrung eindeutig erleben kann: In jenen Reichen, in denen der Gehorsam gegenüber der Kirche am größten ist, herrscht am meisten Frieden. […] Sie sagen aber: Gott will den allgemeinen Frieden. Wer leugnet das? Aber Er will ihn nicht zum Nachteil Seines Glaubens. Er, der der Friedensfürst ist, will ihn und gebietet uns, ihn mit uns und den anderen zu halten: Inquire pacem, et persequere eam. Aber von welchem Frieden spricht der Herr? Er spricht vom wahren Frieden, den man erwirbt und sich bewahrt durch Ausübung der Tugenden: Fiat pax in virtute tua.
Er spricht von jenem Frieden, den man erreicht, indem man sich in Eintracht mit Gott und dem Nächsten befindet; dieser Friede geleitet uns dann zur ewigen Glückseligkeit. Er spricht ebenso vom falschen Frieden, den man glaubt zu erreichen, indem man jene toleriert, die gegen das, was Gott offenbart hat, glauben und handeln wollen, wie es ihnen gefällt. Das ist der Friede der Gottlosen, den sie in ihrer ewigen Verdammnis schlafen. Diesen Frieden des Todes will unser Erlöser nicht, sondern ist gekommen, um ihn von der Welt zu verjagen: Er sagte Nolite arbitrari, quia pace venerim mittere in terram: non veni pacem mittere, sed gladium.
Der Heilige Lukas schrieb Schwert statt Trennung, denn Christus ist gekommen, um die Ungläubigen von den Gläubigen zu trennen, damit die Gläubigen nicht durch den Umgang mit den Ungläubigen verlorengehen, wie der Heilige Lukas selbst erklärt: Cum autem vadis cum adversio tuo ad principem, in via da operam liberari ab illo, ne forte trahat te ad iudicem, et iudex tradat te exactori, et exactor mittat te in carcerem. Das ist der Abgrund, in den die Toleranz führt durch den Umgang mit den Feinden des Glaubens.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild:
Entschuldigung aber das obere Bild gleicht fuer mich einer ganz langen
Anklagebank im Gericht.
Der Klaeger: JESUS CHRISTUS !
Quo vadis sancta ecclesia romana ?
Meine Vermutung ist, Papst Franziskus meinte in seiner Interpretation von ‚gegeneinander beten‘ die Karfreitagsfürbitte, wo für die Bekehrung der Juden gebetet wird.
Es ist schon eine kleine Provokation, dass diese Treffen ob ihres Inhalts in Assisi stattfinden. In Anspielung an Franz von Assisi, der sich aber im Gegensatz zu Papst Franziskus nie anderen Religionen gebeugt hat. Er hat sogar die Kreuzzüge vor muslimischen Gegnern verbal verteidigt, in einer Zeit wo diese noch aktuell waren.
Wenn alle Religionen versammelt sind, macht Papst Franziskus keine Werbung für den katholischen Glauben, dessen weltliches Oberhaupt er ist.
Wenn er von Barmherzigkeit redet, erwähnt er diese lieber ein Dutzend Mal, statt den Begriff ‚Beichte‘ zu verwenden.
Und wenn er ein angeblich verbindliches Dokument herausbringt(Amoris Laetitia) wartet er monatelang, bis er sich überlegt hat, was seine Worte denn eigentlich bedeuten sollen.
Hauptsache in den Medien entsteht ein oberflächlich positiver Eindruck, der alleine von Humanismus, bloßen Gesten und Effekthascherei getragen wird.
Wenn ein total friedlicher Mensch die Unfriedlichkeit eines anderen rügen will, dann fordert er ihn auf:„sei friedlich!“. Traut er sich nicht, dann sagt er: „lasset uns friedlich sein!“