(Rom) Der 1917 gegründeten Päpstlichen Katholischen Universität von Peru war 2012 von Papst Benedikt XVI. die Anerkennung als „päpstliche“ Universität entzogen worden. Zugleich wurde ihr auch das Recht genommen, sich „katholisch“ zu nennen. Vier Jahre später gewährte Papst Franziskus wieder die Anerkennung, ohne daß sich an der Haltung des Rektorats und der Ausrichtung etwas geändert hatte. Ein Affront gegen Benedikt XVI. und den Primas von Peru, Kardinal Cipriani Thorne. Letzterer war kraft eines Amtes als Erzbischof von Lima Großkanzler der Universität. Um ihn nicht erneut in dieser Funktion zu haben, einigten sich der Vatikan, das Universitätsrektorat und die Bischofskonferenz auf eine Neuregelung ohne den Kardinal.
Als Juan Luis Kardinal Cipriani Thorne 1999 Erzbischof von Lima wurde, fand er eine Universität vor, die kein wirkliches katholisches Profil mehr hatte. Als Großkanzler versuchte er der „Päpstlichen Katholischen Universität“ ein solches zurückzugeben. Seine Bemühungen scheiterten jedoch bald am Widerstand des Rektorats. Der Kardinal wandte sich deshalb an Rom und bat um Intervention.
Die Universität zeigte kein Einsehen und ließ schließlich sogar Ultimaten ungerührt verstreichen. So erfolgte 2012 die Aberkennung ihres Status als „päpstlicher“ und als „katholischer“ Universität, während Kardinal Cipriani Thorne sich aus allen Universitätsgremien zurückzog. Das Rektorat gab sich trotzig und nannte sie Universität weiterhin mit vollem Namen „Päpstliche Katholische Universität von Peru“, weil das unabhängig vom Kirchenrecht der „staatlich anerkannte und eingetragene“ Namen der Universität sei.
Papst Franziskus erkennt Universität ohne Gegenleistung wieder an
Am vergangenen 12. August teilte die Ehemalige Päpstliche Katholische Universität von Peru in einer Presseerklärung mit, daß ihr Papst Franziskus erlaubt habe, sich auch offiziell wieder „päpstlich“ und „katholisch“ nennen zu dürfen (siehe Papst Franziskus: Rebellen-Universität von Peru darf sich wieder „Päpstlich“ und „Katholisch“ nennen).
Die Entscheidung von Papst Franziskus wurde zur Ohrfeige für den Primas von Peru, den Erzbischof von Lima Juan Luis Kardinal Cipriani Thorne. Kardinal Thorne war es, der in Rom auf ein Eingreifen gegen die Rebellen-Universität gedrängt hatte. Es gehe um die Autorität und um die Glaubwürdigkeit der Kirche, hatte er damals betont.
Nur vier Jahre nach der Aberkennung durch Benedikt XVI. entschied nun Papst Franziskus das genaue Gegenteil, ohne daß sich an der Universität etwas geändert hätte. Rektor ist weiterhin Marcial Antonio Rubio Correa, der den Vatikan desavouierte, indem er in Ungehorsam die Universität weiterhin „päpstlich“ und „katholisch“ nannte.
Kardinal Cipriani Thorne ist die herausragende Gestalt im peruanischen Episkopat. Der Angehörige des Opus Dei bot anderen kirchlichen Strömungen im Episkopat die Stirn, besonders den Tendenzen zur marxistischen Befreiungstheologie, der sich auch Teile der Universität geöffnet hatten. Seit der Wahl von Papst Franziskus steht er unter Druck. Eine Gruppe von peruanischen Bischöfen versucht seinen Einfluß zurückzudrängen und ihn zu marginalisieren.
Bestimmungen zum Großkanzler neu geregelt
Kardinal Cipriani Thorne war als Erzbischof von Lima Großkanzler der Universität, bis er sich nach den Aberkennungen aus den Universitätsgremien zurückzog. Gemäß Statuten wäre er, der durch die Entscheidung von Papst Franziskus öffentlich bloßgestellt und innerhalb der Bischofskonferenz geschwächt wurde, nun automatisch wieder Großkanzler der Universität.
In Rom und in der Peruanischen Bischofskonferenz bereitet man jedoch bereits die Zeit nach Kardinal Cipriani Thorne vor, der im Dezember 2018 sein 75. Lebensjahr vollendet.
Die Bestimmungen über den Großkanzler wurden in den Statuten geändert. Künftig ist nicht mehr der Erzbischof von Lima Großkanzler, sondern der Vorsitzende der Peruanischen Bischofskonferenz. Das ist derzeit Salvador Piñeiro Garcàa‑Calderón, der Erzbischof von Ayacucho o Huamanga, der sich im August „hocherfreut“ über die Entscheidung von Papst Franziskus zeigte, der Universität wieder die vollen Titel und Anerkennungen zurückzugeben.
Und für alle Fälle wurde im Artikel 6 der Universitäts-Statuten eine Zusatzklausel eingefügt, die eine Reaktion auf das Verhalten des Kardinals im Universitäts-Streit ist und daher ein weiterer Schlag gegen Cipriani Thorne darstellt. Im vollen Wortlaut heißt es nun:
„Der Vorsitzende der Peruanischen Bischofskonferenz ist kraft seines Amtes Großkanzler. Der Heilige Stuhl kann jedoch, wenn er es für notwendig erachtet, auf bestimmte Zeit einen anderen Prälaten zum Großkanzler ernennen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: PUCP (Screenshots)