(Madrid) Der Bischof von Teneriffa untersagte den Freimaurern das Auftreten in einer katholischen Kirche. Im November findet auf den Kanarischen Inseln der Jahreskongreß der Hochgradfreimaurerei des 33. Grades des Alten Angenommenen Schottischen Ritus statt.
Bischof Bernardo Alvarez Afonso teilte den Freimaurerlogen der Kanarischen Inseln mit, daß er die Anwesenheit freimaurerischer Symbole in der Kirche von Santa Cruz de La Palma nicht dulde. Die Freimaurer wollten der verstorbenen Logenbrüder gedenken.
Der Bischof von Teneriffa machte seine Entscheidung öffentlich, mit der er die Anwesenheit der Loge Abora Nr. 87 in einer Kirche von Santa Cruz de La Palma untersagte. Die Mitteilung erging an die Meister der Freimaurerlogen der Kanarischen Inseln, die in diesen Tagen die „Freimaurerische Woche“ feiern.
Nach Jahrzehnten erster Freimaurer-Marsch um Christus-Erlöser-Kirche
Laut der Tageszeitung ABC fand ein Treffen zwischen Bischof Alvarez und dem Sozialisten Jeronimo Saavedra (PSOE) statt. Saavedra war von 1993–1996 Minister der sozialistischen Regierung von Felipe Gonzalez, von 1999–2003 spanischer Senator, von 2007–2011 Bürgermeister von Las Palmas und ist seither spanischer Parlamentsabgeordneter. Saavedra ist zudem führender Freimaurer auf den Kanarischen Inseln. Bei diesem Treffen teilte der Bischof dem ehemaligen Minister sein „Nein“ zu einem offiziellen Auftreten der Logen in einer Kirche mit.
In dieser Woche versammelt sich auf der Insel La Palma mehr oder weniger alles, was Rang und Namen bei den Freimaurern Spaniens hat, darunter auch Oscar de Alfonso Ortega, der Großmeister der Großloge von Spanien. Dieser sagte im Herbst 2015: „Wir erleben einen der besten Momente für die Freimaurerei“.
Die Freimaurer werden am Freitag, den 2. September einen „Freimaurer-Marsch“ um die Christus-Erlöser-Kirche abhalten. Dergleichen wurde seit Jahrzehnten nicht mehr durchgeführt. „Es ist das erste Ereignis dieser Art seit der Rückkehr der Demokratie“, so Saavedra.
Wiederbelebung der Loge Abora Nr. 87
Damit feiern die Logenbrüder die Wiederbelebung der Loge Abora Nr. 87 nach 80 Jahren der Inaktivität „aus politischen Gründen“. In den von den nationalen Kräften der Volksfront entrissenen Gebieten mußten die Freimaurerlogen ihre Aktivitäten einstellen. Am 1. März 1940 erließ Generalissimus Franco die Ley para la Represión de la Masonería y el Comunismo, das Gesetz zur Unterdrückung der Freimaurerei und des Kommunismus. Die spanische Freimaurerei setzte ihr Arbeit aus dem mexikanischen Exil fort, wo etliche spanische Logenbrüder bei Staatspräsident Lázaro Cárdenas del Río von der diktatorische herrschenden Partei der Institutionellen Revolution (PRI), selbst ein Freimaurer, Asyl und Schutz fanden.
Derzeit sind auf den Kanarischen Inseln 20 Logen aktiv. Die Loge Abora Nr. 87 nahm 1875 ihre Arbeit auf. Sie gehört heute der Großloge von Spanien an, nachdem der Großorient von Spanien am Ende des Spanischen Bürgerkrieges untergegangen war.
Teneriffa war vor dem Bürgerkrieg eines der wichtigsten Freimaurerzentren Spaniens. Um 1900 errichtete dort die Loge Añaza, die zum Großorient von Spanien gehörte, einen großen Freimaurertempel. General Franco beschlagnahmte 1936 den Tempel und übereignete ihn der spanischen Falange.
Kongreß der Hochgradfreimaurer
Die Rückgabe an die Loge war nicht möglich. Die gewogene Stadtregierung mit sozialistischer Beteiligung (2011–2015) sorgte dafür, daß der Tempel unter Denkmalschutz gestellt und 2015 mit Renovierungsarbeiten begonnen wurde. Laut Renovierungsplan soll ein Drittel der Kosten von der öffentlichen Hand und zwei Drittel von Privaten finanziert werden. Treibende Kraft der Renovierung ist der sozialistische Gemeinderat Florentino Guzmán Plasencia.
Im kommenden November findet in Santa Cruz de Tenerife der diesjährige internationale Kongreß der Hochgradfreimaurer statt. Er wird vom Obersten Rat des 33. und höchsten Grades des Alten Angenommenen Schottischen Ritus (A.A.S.R.) ausgerichtet und findet jedes Jahr an einem anderen Ort statt.
Die Logenbrüder hoffen, zumindest die Abschlußveranstaltung im renovierten Freimaurertempel abhalten zu können.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Diario de Avisos/ABC (Screenshots)