Streit um Auslegung von Amoris laetitia: Wird „lateinamerikanisches Denken“ von Papst Franziskus im Westen nicht beachtet?


Rodrigo Guerra und Rocco Buttiglione: Mangelt es in Europa und Nordamerika nur an Verständnis für "das Denken und die Erfahrung Lateinamerikas" in Jorge Mario Bergoglio, um Papst Franziskus zu verstehen?
Rodrigo Guerra und Rocco Buttiglione: Mangelt es in Europa und Nordamerika nur an Verständnis für "das Denken und die Erfahrung Lateinamerikas" in Jorge Mario Bergoglio, um Papst Franziskus zu verstehen?

(Rom) „Bei­de waren Gelehr­te des Den­kens von Karol Woj­ty­la, nun aber sind bei­de für die Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster über die 180-Grad-Wen­de des Phi­lo­so­phen Roc­co But­tig­li­o­ne und des Sozio­lo­gen Rodri­go Guer­ra López. But­tig­li­o­ne ern­te­te für sei­nen flie­gen­den Wech­sel in das Lager der Kas­pe­ria­ner den Applaus des pro­gres­si­ven Erz­bi­schofs von Chi­ca­go, Bla­se Cupich. Guer­ra „duel­liert sich mit einem pol­ni­schen Studienkollegen“.

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Bei­de waren bekann­te Woj­ty­lia­ner und wur­den im Streit um das nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia zu Ex-Woj­ty­lia­ner. Im Juli ver­öf­fent­lich­ten bei­de jeweils einen Auf­satz im Osser­va­to­re Roma­no, der offi­ziö­sen Tages­zei­tung des Vati­kans, mit dem sie das umstrit­te­ne Apo­sto­li­sche Schrei­ben im Sin­ne einer Öff­nung für die Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten aus­leg­ten und gut­hie­ßen (sie­he Neue Vati­kan-Stra­te­gie: „Amo­ris lae­ti­tia“ von Woj­ty­lia­nern ver­tei­di­gen las­sen). Die bei­den Auf­sät­ze aus pro­mi­nen­ter Feder wer­den als wei­te­res indi­rek­tes Signal gese­hen, wie Papst Fran­zis­kus das Ergeb­nis der dop­pel­ten Bischofs­syn­ode über die Fami­lie ver­stan­den wis­sen will.

Blase Cupichs Applaus für Rocco Buttigliones Kehrtwende

Aus dem Kreis der Kas­pe­ria­ner und der Papst-Ver­trau­ten kam ent­spre­chen­der Applaus für die bei­den Autoren. Bla­se Cupich, der von Fran­zis­kus ernann­te „Linksaußen“-Erzbischof von Chi­ca­go – „um die vor­wie­gend kon­ser­va­ti­ve Ten­denz unter den US-Bischö­fen zu kip­pen“, so Magi­ster -, fand loben­de Wor­te für Roc­co But­tig­li­o­ne. Cupich been­det sei­ne jüng­ste Kolum­ne in der vier­zehn­tä­gig erschei­nen­den Diö­ze­san­zei­tung Catho­lic New World mit den Worten:

„Pro­fes­sor Roc­co But­tig­li­o­ne – ein Gelehr­ter, der die Bewun­de­rung von Papst Bene­dikt XVI. und des hei­li­gen Johanns Paul II. hat­te – schrieb jüngst über die Schwie­rig­kei­ten, die eini­ge damit haben, das zu ver­ste­hen und zu akzep­tie­ren, was Papst Fran­zis­kus vor­schlägt. In der offi­zi­el­len Tages­zei­tung des Vati­kans, dem Osser­va­to­re Roma­no, schrieb But­tig­li­o­ne, daß das christ­li­che Volk durch die Glau­bens­wahr­neh­mung oder sen­sus fidei‚ ‘sofort den Papst ver­stan­den hat und ihm gefolgt ist‘, als er sei­nen neu­en Ansatz vorlegte.“

Cupich wei­ter:

„Aber ‚eini­ge Wei­se tun sich schwer, ihn zu ver­ste­hen‘, setz­te er fort. Ihre Kri­tik kon­zen­triert sich auf das Kapi­tel der Exhorta­ti­on‚ ‚in dem der Papst sagt, daß unter bestimm­ten Bedin­gun­gen und gewis­sen Umstän­den eini­ge wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne die Eucha­ri­stie emp­fan­gen kön­nen‘. Sie schei­nen nicht zu ver­ste­hen, merkt But­tig­li­o­ne an, daß die­se Mög­lich­keit zu einem ehr­li­chen und anspruchs­vol­len Unter­schei­dungs­pro­zeß führt. Es ist kein Blan­ko­scheck oder eine leicht­fer­ti­ge Erlaub­nis alles zu machen, was uns gefällt.“

Der Erz­bi­schof for­der­te die Leser auf, But­tig­li­o­nes „wich­ti­gen“ Auf­satz zu lesen, und ließ ihn auf der Inter­net­sei­te des Erz­bis­tums Chi­ca­go voll­in­halt­lich in eng­li­scher Fas­sung veröffentlichen.

Das gewendete Erzbistum Chicago

Das Erz­bis­tum Chi­ca­go unter Cupich erweist sich über­haupt als ziem­lich aktiv in der För­de­rung der von Papst Fran­zis­kus unter­stütz­ten Kas­per-The­se. Die bekann­te römi­sche Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà  Cat­to­li­ca ver­öf­fent­lich­te am 9. Juli einen vom Schrift­lei­ter und Papst-Ver­trau­ten Pater Anto­nio Spa­da­ro SJ zusam­men mit Pater Lou­is Came­li SJ unter­zeich­ne­ten Arti­kel: „Die Her­aus­for­de­rung der Unter­schei­dung in ‚Amo­ris lae­ti­tia‘“. Der Jesu­it Came­li ist Cupichs Bischofs­vi­kar für Bil­dung und Mission.

In einem Inter­view mit Catho­lic New World sag­te Came­li, daß Spa­da­ro auf sei­ne Anre­gung hin­das The­ma auf­ge­grif­fen habe. Die Zei­tung des Erz­bis­tums Chi­ca­go ver­öf­fent­lich­te auch die­sen Auf­satz in eng­li­scher Spra­che, der zuvor bereits in der Jesui­ten­zei­tung der USA Ame­ri­ca erschie­nen war.

Pater Spa­da­ro, den Papst Fran­zis­kus – eben­so wie Erz­bi­schof Cupich – per­sön­lich zum Syn­oda­len der Bischofs­syn­ode ernannt hat­te, spiel­te eine füh­ren­de Rol­le in der Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung der Syn­ode und seit­her in der Ver­brei­tung der „authen­ti­schen“ Les­art von Amo­ris lae­ti­tia.

Rodrigo Guerras „kreative Treue“

„Was Rodri­go Guer­ra López betrifft, ist vor allem zu sagen, daß er nicht nur ein ‚Sozio­lo­ge‘ ist, son­dern, daß er an der Inter­na­tio­na­len Aka­de­mie der Phi­lo­so­phie (IAP) in Liech­ten­stein“ auch in Phi­lo­so­phie pro­mo­vier­te, so Magi­ster. Im Hoch­schul­rat der Aka­de­mie sitzt übri­gens auch Roc­co But­tig­li­o­ne. Guer­ra ist Mit­glied des Päpst­li­chen Rates für Gerech­tig­keit und Frie­den, der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben und der Theo­lo­gi­schen Kom­mis­si­on des Latein­ame­ri­ka­ni­scher Bischofs­ra­tes (CELAM) sowie Grün­der des Cen­tro de Inve­sti­ga­ción Social Avanzada (CISAV) von Quer­eta­ra in Mexiko.

Guer­ra stell­te in sei­nem Osser­va­to­re Roma­no-Auf­satz den Spa­gat zwi­schen der kirch­li­chen Tra­di­ti­on, wie sie von Papst Johan­nes Paul II. in Fami­lia­ris con­sor­tio ver­tei­digt wur­de, und der „Öff­nung“ von Papst Fran­zis­kus in Amo­ris lae­ti­tia als „krea­ti­ve Treue“ dar.

„Gera­de wegen sei­ner Aus­le­gun­gen des hei­li­gen Tho­mas von Aquin und von Woj­ty­la kri­ti­sier­te ihn in einer Ant­wort sein Stu­di­en­freund, der Pole Jaros­law Mer­ecki“, so Magi­ster, der bei­de Auf­sät­ze auf sei­ner Inter­net­sei­te veröffentlichte.

Haben Europa und Nordamerika „Denken und Erfahrung Lateinamerikas“ in Papst Franziskus nicht verstanden?

Guer­ra repli­zier­te inzwi­schen sei­nem „Lie­ben Jareck“. Dar­in beklagt der mexi­ka­ni­sche Sozio­lo­ge und Phi­lo­soph eine „Begrenzt­heit der phi­lo­so­phi­schen und theo­lo­gi­schen Kul­tur Euro­pas und Nord­ame­ri­kas“, die sich davon ent­bun­den füh­le, sich gründ­lich mit dem katho­li­sche Den­ken Latein­ame­ri­kas zu befas­sen, beson­ders mit dem Den­ken Berg­o­gli­os. Damit ver­baue man sich selbst den Weg, die­ses Pon­ti­fi­kat zu verstehen.

Wört­lich schrieb Guerra:

„Der Man­gel an Stu­di­en in Euro­pa über die latein­ame­ri­ka­ni­schen Phi­lo­so­phen und Theo­lo­gen ist weit­ver­brei­tet. Manch­mal habe ich den Ein­druck, daß eini­ge euro­päi­sche (und nord­ame­ri­ka­ni­sche) Aka­de­mi­ker das latein­ame­ri­ka­ni­sche Den­ken für eine Art von min­der­wer­ti­gem oder zweit­ran­gi­gem Ein­satz hal­ten gegen­über dem, was in Län­dern wie Deutsch­land, Frank­reich und auch Ita­li­en pro­du­ziert wird. Das wäre nicht mehr als eine anek­do­ten­haf­te Anmer­kung, wenn sie, mei­nes Erach­tens, nicht auch wich­tig wäre, um etwas von dem zu ver­ste­hen, was bezüg­lich Fran­zis­kus‘ geschieht.

Lie­ber Jareck, fin­dest Du nicht, daß die gro­ße Mehr­heit der Men­schen (um nicht zu sagen alle), die in unter­schied­li­chem Grad und Ton Papst Fran­zis­kus in Fra­ge stel­len, sich nicht Mühe gemacht haben, sich in das Den­ken und die pasto­ra­le Erfah­rung Latein­ame­ri­kas zu ver­tie­fen? Als Johan­nes Paul II. zum Papst gewählt wur­de, erfor­der­te sein intel­lek­tu­el­les und pasto­ra­les Pro­fil eine beson­de­re Anstren­gung, um sei­ne Leh­re zu ver­ste­hen. Für vie­le war es not­wen­dig, die Geschich­te der Chri­sten Polens zu stu­die­ren, die ver­schie­de­nen phi­lo­so­phi­schen Tra­di­tio­nen an den Wur­zeln Woj­ty­las, und in sei­ne schwie­ri­ge Phi­lo­so­phie ein­zu­drin­gen, um bis in die Tie­fe zum Bei­spiel die wirk­li­che Trag­wei­te und die Bedeu­tung von Redemptor homi­nis, von Labo­rem exer­cens oder dem zu ver­ste­hen, was schließ­lich als ‚Theo­lo­gie des Lei­bes‘ bekannt wur­de. Män­ner wie Roc­co But­tig­li­o­ne, Mas­si­mo Ser­re­ti, Tade­u­sz Sty­c­zen, Ange­lo Sco­la und ande­re lei­ste­ten eine unglaub­li­che Arbeit der Ver­tie­fung und des Erklä­rens, die noch heu­te ihre Früch­te trägt.

Es ist mei­ne Mei­nung, daß es not­wen­dig ist, eine eben­sol­che Anstren­gung im Fall von Jor­ge Mario Berg­o­glio SJ zu lei­sten. Wie vie­le Dis­kus­sio­nen wür­den wir ver­mei­den, wenn wir die intel­lek­tu­el­le und pasto­ra­le Bio­gra­phie unse­res Pap­stes zu Rate zie­hen wür­den! An den wich­tig­sten aka­de­mi­schen Insti­tu­ten, die sich der Ver­brei­tung und der Ver­tie­fung des päpst­li­chen Lehr­am­tes wid­men, haben Pro­fes­so­ren und Stu­den­ten die Schrif­ten von Jor­ge Berg­o­glio und sei­ner belieb­te­sten Autoren, Lucio Gera, Juan Car­los Scan­no­ne oder Methol Fer­ré, kaum einem ernst­haf­ten und syste­ma­ti­schen Stu­di­um unter­zo­gen. Von einem umfas­sen­den und gründ­li­chen Stu­di­um der Theo­lo­gie des Vol­kes oder des Lehr­am­tes der latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischö­fe ganz zu schwei­gen. Wür­de es sich also nicht loh­nen, bei der Bewer­tung von ‚Amo­ris lae­ti­tia‘ die ‚Metho­de‘ zu ändern?“

Annäherungsversuche an das Denken Jorge Mario Bergoglios

In der Tat liegt das Den­ken von Papst Fran­zis­kus auch im vier­ten Jahr sei­nes Pon­ti­fi­kats weit­ge­hend im Dun­keln und gibt unver­än­dert zahl­rei­che Rät­sel auf.

Zum Ver­hält­nis von Papst Fran­zis­kus zu Methol Fer­ré siehe:

zur „Volks­theo­lo­gie“ oder „Theo­lo­gie des Vol­kes“ und den gei­sti­gen Wur­zeln von Papst Fran­zis­kus sie­he fol­gen­de Annäherungsversuche:

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cis­av (Screen­shot)

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6 Kommentare

    • Papst­treue heißt ja nicht, einen Papst zum Über­men­schen zu machen. Inso­fern wuss­ten und wis­sen wirk­lich papst­treue Katho­li­ken, dass ein Papst immer Irr­tü­mern unter­lie­gen kann. Ein guter Papst weiß um sei­ne mensch­li­che Begrenzt­heit und wird daher demü­tig sein. In der Geschich­te gab es gute aber auch schlech­te Päp­ste, denn die mensch­li­che Ver­su­chung zum Hoch­mut macht eben auch vor dem Papst nicht halt.

  1. Nun, das Den­ken von Papst Fran­zis­kus scheint mir eng mit den Inhal­ten der Befrei­ungs­theo­lo­gie zusam­men­zu­hän­gen. Zu die­ser gibt es sehr pro­fun­de Ana­ly­sen sei­tens Joseph Ratz­in­ger noch als Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re. Die in Latein­ame­ri­ka behei­ma­te­te Befrei­ungs­theo­lo­gie ver­bin­det mar­xi­sti­sche Theo­rie der Pra­xis mit christ­li­chen Glau­bens­in­hal­ten. Dabei wird der christ­li­che Glau­be in ein Pro­gramm revo­lu­tio­nä­rer Pra­xis umge­formt. wobei das Spi­ri­tu­el­le dem poli­ti­schen Den­ken wei­chen muss. Dass die Befrei­ungs­theo­lo­gie den christ­li­chen Glau­ben ver­kürzt, belegt Ratz­in­ger in sei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem Phä­no­men latein­ame­ri­ka­ni­scher Glau­bens­welt sehr präzise.

  2. Es ist gespen­stisch, wie schnell die bei­den Her­ren in das ande­re Lager über­ge­wech­selt sind.

    Es stel­len sich die Fragen:
    – Liegt die Qua­li­tät des päpst­li­chen Lehr­am­tes also an sei­ner natio­na­len Her­kunft? Der eine ist Pole, gut, wir ler­nen Pol­nisch (wie But­tig­li­o­ne es auch gemacht hat) und ver­tie­fen uns in deren Denk­mu­ster. Der ande­re ist Argen­ti­ni­er, dann gehen wir in die süd­ame­ri­ka­ni­sche Denkweise.
    Das ist zwar sicher inter­es­sant, sagt aber nichts über den Wahr­heits­ge­halt der betref­fen­den Dok­tri­nen aus. Der „Gene­ti­sche Trug­schluß“ ist hier immer sehr nahe.

    - Ist even­tu­ell das Den­ken Karol Woj­ty­las (als gan­zes, also nicht etwa Fami­lia­ris con­sor­tio für sich allei­ne genom­men) so schil­lernd, daß es von sich aus den Über­schritt in mehr oder weni­ger gegen­tei­li­ge Denk­rich­tun­gen ermög­licht oder nahe­legt? Dann hät­ten wir ein Pro­blem mit Woj­ty­la an sich – und ange­sichts dok­tri­nä­rer Unschär­fen in sei­nem Lehr­amt (Heinz-Lothar Barth hat aus­führ­lich dar­über geschrie­ben, beson­ders über die Ten­denz zur Aller­lö­sung) haben wir es wohl auch. Das müß­te auf dem Hin­ter­grund der katho­li­schen Tra­di­ti­on gründ­lich auf­ge­ar­bei­tet wer­den. Denn man hat wirk­lich den Ein­druck, daß Karol Woj­ty­las Moral­theo­lo­gie etwas iso­liert von sei­nen ande­ren Über­zeu­gun­gen steht. Im übri­gen hat auch er die For­de­run­gen von Fati­ma nicht umgesetzt.

    - Müs­sen wir daher nicht die gesam­te „neue“ oder „nach­kon­zi­lia­re“ Theo­lo­gie und Phi­lo­so­phie kri­tisch sich­ten und ggf. ver­wer­fen? Denn offen­sicht­lich ist der Wurm drin­nen, wenn zwei hoch­de­ko­rier­te Den­ker in ihrem Über­tritt in eine geg­ne­ri­sche Ideo­lo­gie (kei­ne Fra­ge, daß AL inhalt­lich Fami­lia­ris con­sor­tio wider­spricht) in einer inne­ren Logik sehen. 

    „Krea­ti­ve Treue“ ist dabei offen­bar ein Ter­mi­nus aus dem Orwell­schen Wahr­heits­mi­ni­ste­ri­um – mit „krea­ti­ver Treue“ kann man natür­lich alles rechtfertigen.

    Das ist alles ziem­lich schauderbar.

    Was also inter­es­siert uns eine „latein­ame­ri­ka­ni­sche“ Denk­art an sich? Über­haupt gar nichts!
    Uns inter­es­siert nur, was wahr ist! Wenn Latein­ame­ri­ka­ner ver­wirrt sind, dann müs­sen sie eben wie­der den­ken lernen!

    Das gilt auch für alle anderen.

  3. Frei nach dem Mot­to: „Wes­sen Brot ich ess‘, des­sen Lied ich sing!“
    „Krea­ti­ve Treue“ könn­te man auch mit „Kau­gum­mi-Theo­lo­gie“ über­set­zen. In Zukunft wer­den sich Ehe­paa­re vor dem Trau­al­tar die „krea­ti­ve Treue“ ver­spre­chen, was bei den Pro­te­stan­ten schon längst gang und gäbe ist: „Wir ver­spre­chen uns die Treue… solan­ge es gut­geht…, solan­ge ich es mit dir aus­hal­te.…, solan­ge sich kein ande­rer Part­ner gefun­den hat.…
    Der Krea­ti­vi­tät sind in Zukunft kei­ne Gren­zen gesetzt!

  4. Die Wahr­heit ist nicht argen­ti­nisch, nicht polnisch.
    Die Wahr­heit steht für sich.
    Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahr­heit und das Leben; nie­mand kommt zum Vater denn durch mich.“
    (Johan­nes 14,6)

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