Wechsel in Mariazell – „Liturgische Kreativität“ und Zutrittsverweigerung


Wallfahrtsbasilika Mariazell in der Steiermark
Wallfahrtsbasilika Mariazell in der Steiermark

(Wien) In Maria­zell, dem wich­tig­sten öster­rei­chi­schen Wall­fahrts­ort, fin­det ein Füh­rungs­wech­sel statt. Der Wall­fahrts­ort gehört als Supe­rio­rat zum eben­falls in der Stei­er­mark gele­ge­nen Bene­dik­ti­ner­stift St. Lam­brecht. Nach fast 25 Jah­ren gibt Pater Karl Schau­er das Amt des Supe­ri­ors ab. Nach­fol­ger wird sein Mit­bru­der Pater Micha­el Sta­berl, wie der Abt von St. Lam­brecht bekannt­gab. Pater Schau­er hat­te sich um den Wall­fahrts­ort ver­dient gemacht, war aller­dings auch durch „lit­ur­gi­sche Krea­ti­vi­tät“ und man­geln­de „Gast­freund­schaft“ gegen­über der Pius­bru­der­schaft aufgefallen.

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Der 60jährige Stei­rer, Pater Karl Schau­er, wird Maria­zell zum 1. Sep­tem­ber ver­las­sen und „künf­tig in der Diö­ze­se Eisen­stadt tätig sein“, wie es in der Aus­sendung von Abt Bene­dikt Plank heißt.

Neu­er Supe­ri­or von Maria­zell wird der 45 Jah­re alte Pater Micha­el Sta­berl, ein gebür­ti­ger Maria­zel­ler und bis­he­ri­ger Stadt­pfar­rer von Maria­zell sowie Lan­des­feu­er­wehr­kurat für die Steiermark.

Pater Schau­er, Jahr­gang 1956, trat 1976 in das Bene­dik­ti­ner­stift St. Lam­brecht ein und wur­de 1983 zum Prie­ster geweiht. 1992 wur­de er Supe­ri­or von Maria­zell. Unter sei­ner Amts­füh­rung wur­de die Gene­ral­sa­nie­rung der Wall­fahrts­ba­si­li­ka und des Supe­rio­rats im Wert von 40 Mil­lio­nen Euro durch­ge­führt. Als Supe­ri­or begrüß­te er 2007 Papst Bene­dikt XVI. bei des­sen Besuch des Wall­fahrts­or­tes. In Anknüp­fung an die habs­bur­gi­sche Tra­di­ti­on, daß Maria­zell das Natio­nal­hei­lig­tum der öster­rei­chi­schen Erb­lan­de war, wur­den nach dem Ende der kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur neue Kon­tak­te geknüpft, die 2004 in der Abhal­tung eines Mit­tel­eu­ro­päi­scher Katho­li­ken­ta­ges in Maria­zell mün­de­ten. 2010 wur­de Pater Schau­er die Ehren­bür­ger­schaft der Stadt Maria­zell verliehen.

Abt Bene­dikt Plank schrieb nun zu Pater Schau­er: „In den inten­si­ven Jah­ren sei­nes Dien­stes in Maria­zell ist eine gewal­ti­ge Auf­bau­ar­beit in spi­ri­tu­el­ler, völ­ker­ver­bin­den­der und bau­li­cher Hin­sicht gesche­hen, für die wir sehr dank­bar sind.“

Aller­dings ent­wickel­te Pater Schau­er in sei­ner Amts­zeit auch eine „lit­ur­gi­sche Krea­ti­vi­tät“, die ihres­glei­chen sucht. Dazu gehör­ten Zele­bra­tio­nen, in denen der Bene­dik­ti­ner die Wand­lungs­wor­te am Gna­den­al­tar mit dem Rücken zum Altar direkt dem Volk zuge­wandt und ohne Mis­sa­le sprach, wobei er in einer Hand die Hosti­en­scha­le, in der ande­ren den Kelch hielt.

Die Zeit­schrift Die Wahr­heit des öster­rei­chi­schen Ver­eins „Hei­mat­mis­si­on“ schrieb 2003: „Maria­zell. Nach einer anstren­gen­den, ver­reg­ne­ten Fuß­wall­fahrt ver­sucht eine Hand­voll gläu­bi­ger Pil­ger eine (halb­wegs) ordent­li­che Mes­se zu ergat­tern. Der erste Ver­such: Der Prie­ster erscheint im Regen­man­tel, kei­ne lit­ur­gi­schen Gewän­der, das all­ge­mei­ne, das gewöhn­li­che ist für den Got­tes­dienst gut genug – Novus Ordo Mis­sae nach dem Mot­to: „Ver­reg­ne­te Berg­tour“. Der 2. Ver­such ist nicht bes­ser – nur anders.“

Zu stän­di­gen Kon­flik­ten kam es zwi­schen Schau­er und der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., die seit Jah­ren ihre öster­rei­chi­sche Natio­nal­wall­fahrt nach Maria­zell durch­führt. Die erste Wall­fahrt 1975 wur­de von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re ange­führt, der in der Basi­li­ka zele­brie­ren und pre­di­gen konn­te. Unter Pater Schau­er ver­schlech­ter­ten sich die Beziehungen.

Im vori­gen Jahr ver­wei­ger­te Schau­er dem Gene­ral­obe­ren der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., Bischof Ber­nard Fel­lay, und einer gro­ßen Pil­ger­schar der öster­rei­chi­schen Natio­nal­wall­fahrt der Pius­bru­der­schaft, trotz früh­zei­ti­ger Anmel­dung, „kate­go­risch“ den Zutritt zur Basi­li­ka. Die Wei­he­er­neue­rung zum 100jährigen Jubi­lä­um der Wei­he Öster­reichs an das Hei­lig­ste Herz Jesu durf­te nicht ein­mal auf dem Vor­platz der Basi­li­ka ver­rich­tet wer­den, da Schau­er selbst das unter­sag­te. Bischof Fel­lay und die Pil­ger muß­ten auf einen öffent­li­chen Platz vor der ört­li­chen Schu­le ausweichen.

Pater Sta­berl gilt als umgäng­lich und beliebt, wes­halb eini­ge Hoff­nung auf Ent­span­nung besteht.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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1 Kommentar

  1. Was Wand­lungs­wor­te betrifft:
    in 1966–1968 waren in den nie­der­län­disch­spra­chi­gen Gebie­ten (Niedr­lan­de und Bel­gi­en) 617 unter­schied­li­che Hoch­ge­be­te vor­han­den, als Fol­ge von Neue­rungs­hy­ste­rie am Ende des 2. Vati­ka­ni­schen Konzils.

    Den Haupt­vo­gel schoß wohl ein äusserst begei­ster­te modrni­sti­sche, etwas dicke­re und nicht sehr klu­ge Pfar­rer in Lie­de­ker­ke( west­li­ches Bra­bant) ab:
    in sei­ner Prä­fa­ti­on für die gewöhn­li­che Sonn­ta­ge hör­te man:
    „…Die­se loben die Engel und Erz­engel, die Che­ru­bim und Sera­phim, DIE ASTRONAUTEN UND DIE KOSMONAUTEN, die ohne Auf­zu­hö­ren täg­lich singen…“
    Die ame­ri­ka­ni­sche und rus­si­sche Raum­fahrt­pro­gram­me waren die­sem Kerl wirk­lich in den Kopf gefahren.
    Quod reges del­irant, ple­ct­un­tur Achivi.

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