Dschihadisten-Angriff gegen christliche Stadt im Libanon – 9 Tote, 24 Verletzte


(Bei­rut) Im Liba­non spreng­ten sich am Mon­tag sie­ben mus­li­mi­sche Selbst­mord­at­ten­tä­ter in der Chri­sten­stadt Al-Qaa an der syri­schen Gren­ze in die Luft. Dabei wur­den min­de­stens neun Men­schen getö­tet und wei­te­re 24 verletzt.

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Am gest­ri­gen Mon­tag wur­de der Liba­non von einer Atten­tats­wel­le gegen Chri­sten erschüt­tert. Am Mor­gen spreng­ten sich vier Selbst­mord­at­ten­tä­ter in der zum Groß­teil von Chri­sten bewohn­ten Stadt Al-Qaa im Ost­li­ba­non in die Luft. Im Abstand von knapp zehn Minu­ten zün­de­ten nach­ein­an­der vier Atten­tä­ter ihre Spreng­sät­ze. Der erste Atten­tä­ter klopf­te an eine Haus­tür. Als einer der christ­li­chen Bewoh­ner die Tür öff­ne­te, spreng­te sich der Angrei­fer in die Luft. Als die Men­schen am Ort des Ver­bre­chens zusam­men­lie­fen, zün­de­ten der Rei­he nach drei wei­te­re Atten­tä­ter ihre Sprengsätze.

Dschihadisten wollen Zugang zum Mittelmeer erkämpfen

Der seit 2011 anhal­ten­de Syri­en-Kon­flikt führt auch im Liba­non zu erhöh­ten eth­ni­schen und kon­fes­sio­nel­len Span­nun­gen. Jede Gemein­schaft des Liba­non ver­fügt über Schwe­ster­ge­mein­schaf­ten in Syri­en, die vom Krieg betrof­fen sind. Zudem ver­su­chen die Dschi­ha­di­sten-Mili­zen gezielt im Liba­non Unru­he zu stif­ten. Es ist erklär­tes Ziel des Isla­mi­schen Staa­tes (IS), sich einen Zugang zum Mit­tel­meer zu erkämp­fen. Die „Sol­da­ten des Kali­fen“ waren bis­her dar­auf bedacht, in kei­nen Kon­flikt mit Isra­el zu tre­ten, wes­halb der Weg zum Mit­tel­meer nur über die syri­schen Küsten­pro­vin­zen oder den Liba­non füh­ren kann. Die syri­sche Küste wird von Ala­wi­ten bewohnt. Staats­prä­si­dent Assad, selbst Ala­wit, kon­zen­triert daher sei­ne mili­tä­ri­schen Maß­nah­men beson­ders auf die Ver­tei­di­gung die­ser Provinzen.

Auch die liba­ne­si­sche Armee befin­det sich seit zwei Jah­ren im inten­si­ven Grenz­ein­satz, um die Dschi­ha­di­sten-Angrif­fe abzu­weh­ren. Im August 2014 kam es in der Nähe der Stadt Arsal zu den ersten grö­ße­ren Feu­er­ge­fech­ten zwi­schen Kämp­fern des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) und dem syri­schen Al-Qai­da-Able­ger al-Nus­ra und der liba­ne­si­schen Armee.

Damals ver­schlepp­ten die Dschi­ha­di­sten 30 Liba­ne­sen als Gei­seln, die erst nach 18 Mona­ten lang­wie­ri­ger Ver­hand­lun­gen frei­ge­kauft wer­den konnten.

Am Abend drei weitere Selbstmordattentate

Nach dem durch die Atten­ta­te am Mor­gen aus­ge­lö­sten Cha­os schlu­gen in den Abend­stun­den drei wei­te­re Selbst­mord­at­ten­tä­ter in Al-Qaa zu. Laut Augen­zeu­gen­be­rich­ten waren sie auf Motor­rä­dern unter­wegs und spreng­ten sich in die Luft. Etwas außer­halb der Stadt und am Stadt­rand war es meh­re­re Stun­den lang zu Feu­er­ge­fech­ten zwi­schen der liba­ne­si­schen Armee und den isla­mi­schen Fana­ti­kern gekommen.

Der Orts­pfar­rer Eli­an Nas­ral­lah zeig­te sich gegen­über der Tages­zei­tung L’Orient-le Jour „nicht über­rascht“ von den Atten­ta­ten. „Seit eini­ger Zeit ope­rie­ren Ter­ro­ri­sten­grup­pen in der Gegend.“ Die Bedro­hung gebe es bereits „seit vier Jah­ren“. Ziel der Dschi­ha­di­sten sei es, so Pfar­rer Nas­ral­lah, die Chri­sten zu ver­trei­ben. In der Gegend hät­ten Chri­sten und Mos­lems bis­her „vor­bild­lich in Frie­den zusam­men­ge­lebt: Das wol­len die Ter­ro­ri­sten zerstören“.

Der maro­ni­ti­sche Patri­arch von Antio­chi­en, Kar­di­nal Bécha­ra Pierre Raï , äußer­te sich besorgt über die neue Gewalt­wel­le: wegen der Gewalt gegen Chri­sten, aber auch wegen der inne­ren Ein­heit des Liba­non. Er rief die Staats­ver­tre­ter des Lan­des auf, „Ver­ant­wor­tung für den Liba­non zu tra­gen, um neue Tra­gö­di­en abzuwenden“.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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