65. Priesterjubiläum von Papst Benedikt XVI. – Priestertum nicht nur „Amt“, sondern Sakrament


Joseph Ratzinger wird am Peter-und-Pauls-Fest 1951 von Michael Kardinal von Faulhaber, dem Erzbischof von München-Freising zum Priester geweiht
Joseph Ratzinger wird am Peter-und-Pauls-Fest 1951 von Michael Kardinal von Faulhaber, dem Erzbischof von München-Freising zum Priester geweiht

(Rom) Wie die Vati­ka­ni­sches Stif­tung Joseph Ratz­in­ger – Bene­dikt XVI. gestern mit­teil­te, jährt sich am 29. Juni zum 65. Mal die Prie­ster­wei­he des deut­schen Pap­stes. Aus die­sem Anlaß wird der eme­ri­tier­te Papst in den Apo­sto­li­schen Palast zurückkehren.

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Am 28. Juni wird die­ses Jah­res­ta­ges mit einer Fei­er­stun­de in der Sala Cle­men­ti­na des Apo­sto­li­schen Pala­stes gedacht, an der der eme­ri­tier­te Bene­dikt XVI. und der amtie­ren­de Papst Fran­zis­kus teil­neh­men wer­den. Papst Bene­dikt wird dabei ein Buch über das Prie­ster­tum über­reicht, das zu die­sem Anlaß ver­öf­fent­licht wur­de. Dabei han­delt es sich um den 12. Band der Gesam­mel­ten Schrif­ten von Joseph Ratz­in­ger mit dem Titel „Kün­der des Wor­tes und Die­ner eurer Freu­de“. Der Band ist dem The­ma des Prie­ster­tums gewid­met. „Es han­delt sich um eine Samm­lung von 80 Tex­ten zur Theo­lo­gie und Spi­ri­tua­li­tät des Wei­he­sa­kra­ments, die nicht nur theo­lo­gisch-wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en umfasst, son­dern auch Medi­ta­tio­nen zur Prie­ster­spi­ri­tua­li­tät und Homi­li­en zum Amt des Bischofs, Prie­sters und Dia­kons: Frucht des rei­chen Schaf­fens des Theo­lo­gen, Bischofs und Prä­fek­ten der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re Joseph Ratz­in­ger, des­sen Zeit­span­ne von 1954 bis 2002 fast ein hal­bes Jahr­hun­dert abdeckt“, heißt es auf der mehr­spra­chi­gen Inter­net­sei­te der Vati­ka­ni­schen Stiftung.

Das Prie­ster­tum ist „nicht ein­fach ‚Amt‘, son­dern Sakra­ment: Gott bedient sich eines arm­se­li­gen Men­schen, um durch ihn für die Men­schen da zu sein und zu han­deln,“ beton­te Bene­dikt XVI. am 11. Juni 2010 bei der Mes­se zum Abschluß des Prie­ster­jah­res, das er zum 150. Todes­tag von Jean-Marie Vian­ney, dem Schutz­hei­li­gen aller Pfar­rer der Welt, ein­ge­läu­tet hatte.

Wir waren über vierzig Kandidaten, die „Adsum“ sagten

29. Juni 1951
29. Juni 1951

Auf der Inter­net­sei­te der Vati­ka­ni­schen Stif­tung wur­de zur Ankün­di­gung des Ereig­nis­ses fol­gen­der Text veröffentlicht:

„ Wir waren über vier­zig Kan­di­da­ten, die auf den Auf­ruf hin ‚Adsum‘ sag­ten: Ich bin da – an einem strah­len­den Som­mer­tag, der als Höhe­punkt des Lebens unver­gess­lich bleibt“, schreibt Joseph Ratz­in­ger in sei­ner Auto­bio­gra­phie Aus mei­nem Leben. „Man soll nicht aber­gläu­bisch sein. Aber als in dem Augen­blick, in dem der grei­se Erz­bi­schof mir die Hän­de auf­leg­te, ein Vög­lein – viel­leicht eine Ler­che – vom Hoch­al­tar in den Dom auf­stieg und ein klei­nes Jubel­lied träl­ler­te, war es mir doch wie ein Zuspruch von oben: Es ist gut so, du bist auf dem rech­ten Weg.“ Auch sein älte­rer Bru­der Georg emp­fing an die­sem Tag die Prie­ster­wei­he. Joseph Ratz­in­ger erin­nert sich: „Am Tag der ersten hei­li­gen Mes­se leuch­te­te unser Pfarr­kir­che St. Oswald in ihrem schön­sten Glanz, und die Freu­de, die den gan­zen Raum fast greif­bar aus­füll­te, zog alle in die leben­dig­ste Wei­se »akti­ver Teil­nah­me« am hei­li­gen Gesche­hen hin­ein, die kei­ner äuße­ren Geschäf­tig­kei­ten bedurf­te. Wir waren ein­ge­la­den, den Pri­miz­se­gen in die Häu­ser zu tra­gen, und wur­den über­all, auch von ganz unbe­kann­ten Men­schen, mit einer Herz­lich­keit emp­fan­gen, die ich mir bis­her nicht hat­te vor­stel­len kön­nen. So habe ich ganz unmit­tel­bar erfah­ren, wie sehr Men­schen auf den Prie­ster war­ten,  wie sehr sie auf den Segen war­ten, der aus der Kraft des Sakra­ments kommt. Da ging es nicht um mei­ne Per­son oder die mei­nes Bru­ders: Was hät­ten wir jun­gen Leu­te aus unse­rem Eige­nen her­aus schon den vie­len bedeu­ten kön­nen, denen wir nun begeg­ne­ten? Sie sahen in uns Men­schen, die vom Auf­trag Chri­sti berührt waren und sei­ne Nähe zu den Men­schen tra­gen durf­ten“ (S. 71–72).

Die Vati­ka­ni­sches Stif­tung Joseph Ratz­in­ger – Bene­dikt XVI. wur­de 2010 auf Initia­ti­ve von Papst Bene­dikt XVI. im Vati­kan errich­tet. Sie ver­leiht den Joseph-Ratz­in­ger-Preis, der seit 2011 jähr­lich für beson­de­re wis­sen­schaft­li­che theo­lo­gi­sche Lei­stun­gen ver­ge­ben wird. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird in Abspra­che mit dem eme­ri­tier­ten Papst ver­lie­hen. Die Preis-Trä­ger 2015 sind der liba­ne­si­sche Theo­lo­ge Nabil el-Khou­ry und der bra­si­lia­ni­sche Theo­lo­ge Mario de Fran­ça Miran­da SJ.

Die vati­ka­ni­sche Stif­tung ist nicht mit der gleich­na­mi­gen  Joseph Ratz­in­ger Papst Bene­dikt XVI.-Stiftung mit Sitz in Regens­burg zu ver­wech­seln, die bereits 2007 aus dem Joseph-Ratz­in­ger-Schü­ler­kreis ent­stan­den ist, aber eng mit der vati­ka­ni­schen Stif­tung zusammenarbeitet.

Text: Gisuep­pe Nardi
Bild: Fon­da­zio­ne Vati­ca­na Joseph Ratz­in­ger – Bene­det­to XVI (Screen­shot)

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