
(Rom) Wie die Vatikanisches Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI. gestern mitteilte, jährt sich am 29. Juni zum 65. Mal die Priesterweihe des deutschen Papstes. Aus diesem Anlaß wird der emeritierte Papst in den Apostolischen Palast zurückkehren.
Am 28. Juni wird dieses Jahrestages mit einer Feierstunde in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes gedacht, an der der emeritierte Benedikt XVI. und der amtierende Papst Franziskus teilnehmen werden. Papst Benedikt wird dabei ein Buch über das Priestertum überreicht, das zu diesem Anlaß veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um den 12. Band der Gesammelten Schriften von Joseph Ratzinger mit dem Titel „Künder des Wortes und Diener eurer Freude“. Der Band ist dem Thema des Priestertums gewidmet. „Es handelt sich um eine Sammlung von 80 Texten zur Theologie und Spiritualität des Weihesakraments, die nicht nur theologisch-wissenschaftliche Studien umfasst, sondern auch Meditationen zur Priesterspiritualität und Homilien zum Amt des Bischofs, Priesters und Diakons: Frucht des reichen Schaffens des Theologen, Bischofs und Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre Joseph Ratzinger, dessen Zeitspanne von 1954 bis 2002 fast ein halbes Jahrhundert abdeckt“, heißt es auf der mehrsprachigen Internetseite der Vatikanischen Stiftung.
Das Priestertum ist „nicht einfach ‚Amt‘, sondern Sakrament: Gott bedient sich eines armseligen Menschen, um durch ihn für die Menschen da zu sein und zu handeln,“ betonte Benedikt XVI. am 11. Juni 2010 bei der Messe zum Abschluß des Priesterjahres, das er zum 150. Todestag von Jean-Marie Vianney, dem Schutzheiligen aller Pfarrer der Welt, eingeläutet hatte.
Wir waren über vierzig Kandidaten, die „Adsum“ sagten

Auf der Internetseite der Vatikanischen Stiftung wurde zur Ankündigung des Ereignisses folgender Text veröffentlicht:
„ Wir waren über vierzig Kandidaten, die auf den Aufruf hin ‚Adsum‘ sagten: Ich bin da – an einem strahlenden Sommertag, der als Höhepunkt des Lebens unvergesslich bleibt“, schreibt Joseph Ratzinger in seiner Autobiographie Aus meinem Leben. „Man soll nicht abergläubisch sein. Aber als in dem Augenblick, in dem der greise Erzbischof mir die Hände auflegte, ein Vöglein – vielleicht eine Lerche – vom Hochaltar in den Dom aufstieg und ein kleines Jubellied trällerte, war es mir doch wie ein Zuspruch von oben: Es ist gut so, du bist auf dem rechten Weg.“ Auch sein älterer Bruder Georg empfing an diesem Tag die Priesterweihe. Joseph Ratzinger erinnert sich: „Am Tag der ersten heiligen Messe leuchtete unser Pfarrkirche St. Oswald in ihrem schönsten Glanz, und die Freude, die den ganzen Raum fast greifbar ausfüllte, zog alle in die lebendigste Weise »aktiver Teilnahme« am heiligen Geschehen hinein, die keiner äußeren Geschäftigkeiten bedurfte. Wir waren eingeladen, den Primizsegen in die Häuser zu tragen, und wurden überall, auch von ganz unbekannten Menschen, mit einer Herzlichkeit empfangen, die ich mir bisher nicht hatte vorstellen können. So habe ich ganz unmittelbar erfahren, wie sehr Menschen auf den Priester warten, wie sehr sie auf den Segen warten, der aus der Kraft des Sakraments kommt. Da ging es nicht um meine Person oder die meines Bruders: Was hätten wir jungen Leute aus unserem Eigenen heraus schon den vielen bedeuten können, denen wir nun begegneten? Sie sahen in uns Menschen, die vom Auftrag Christi berührt waren und seine Nähe zu den Menschen tragen durften“ (S. 71–72).
Die Vatikanisches Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI. wurde 2010 auf Initiative von Papst Benedikt XVI. im Vatikan errichtet. Sie verleiht den Joseph-Ratzinger-Preis, der seit 2011 jährlich für besondere wissenschaftliche theologische Leistungen vergeben wird. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird in Absprache mit dem emeritierten Papst verliehen. Die Preis-Träger 2015 sind der libanesische Theologe Nabil el-Khoury und der brasilianische Theologe Mario de França Miranda SJ.
Die vatikanische Stiftung ist nicht mit der gleichnamigen Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung mit Sitz in Regensburg zu verwechseln, die bereits 2007 aus dem Joseph-Ratzinger-Schülerkreis entstanden ist, aber eng mit der vatikanischen Stiftung zusammenarbeitet.
Text: Gisueppe Nardi
Bild: Fondazione Vaticana Joseph Ratzinger – Benedetto XVI (Screenshot)
Gottes Segen und Beistand für Papst Benedikt XVI. emer.
Zwei Anmerkungen möchte ich gerne machen.
1.
„…zog alle in die lebendigste Weise »aktiver Teilnahme« am heiligen Geschehen hinein, die keiner äußeren Geschäftigkeiten bedurfte.“
Heute habe ich oft den Eindruck, dass die „äußeren Geschäftigkeiten“ bestimmend sind und das „heilige Geschehen“ eher in den Hintergrund tritt.
2.
„wie sehr Menschen auf den Priester warten, wie sehr sie auf den Segen warten, der aus der Kraft des Sakraments kommt.“
Das ist sicher auch heute so.
Viele warten wirklich auf einen solchen Priester, weil sie spüren, dass sie ihn dringend nötig haben.
Andere meinen, keinen Priester zu brauchen.
Doch auch sie würden ihn brauchen ‑vielleicht mehr denn je- sind sich dessen aber nicht mehr bewusst und so fehlt er ihnen scheinbar nicht.
Aber ihrer Seele fehlt etwas.
Man sollte sich bei der theologischen Beurteilung nicht von Gefühlen leiten lassen. Ich habe Benedikt auch gemocht, mag ihn immer noch. Er ist den deutschen Katholiken das, was JP2 den polnischen Katholiken war und ist. Aber es geht um das Katholische, nicht um das Nationale oder Emotionale.
Benedikt begeht sein 65 Priesterjubiläum in der Zeit nach Amoris Laetitia, als der „Zweitpapst“ nach Gänsewein. Und er selbst, der Benedikt, hat Amoris Laetitia und das Pontifikat von Bergoglio mit seinem Rücktritt erst möglich gemacht.
Was nützt die Priesterweihe, was nützen die intellektuellen Gaben, der akademische Höhenflug, die schnelle kirchliche Karriere, wenn es so endet? Finis coronat opus.
Traurig, aber wahr. Wie Bischof Athanasius Schneider sagt, indem er durch die Blume von der „Kirchenkrise“ spricht, aber die Apostasie der Geistlichen meint: „Man sollte langsam das Denken einschalten“.
Siehe das Interview bei uns oder woanders auch:
https://traditionundglauben.wordpress.com/2016/06/15/bischof-athanasius-scheider-omne-malum-a-clero-oder-die-kirchenkrise-durch-klerus-gemacht/
@Tradition und Glaube
Sie stellen in Ihrem Blogbeitrag das Interview mit Weihbischof Athanasius Schneider vor.
Danach sagte er im Gespräch mit Professor Stark, „Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hätte(n) die Kommunion an Wiederverheiratete ausnahmslos verboten.“
Darum verstehe ich nicht, wie sich wieder einmal der emeritierte Papst anlässlich seines 65-jährigen Priestertums in der Öffentlichkeit mit seinem Nachfolger treffen kann, so als ob nichts wäre.
Warum hält er sich hier nicht etwas zurück? Macht er sich denn gar keine Gedanken?
@ Marienzweig
Vielleicht ist er ein guter Teamplayer.
Liebe Marienzweig,
ich denke, Papst Benedikt vertraut darauf, dass Gott die Verirrungen des jetzigen Pontifikates schon wieder korrigieren wird. Wie Gott eingreift, dass wissen wir und Papst Benedikt nicht. Man spürt aber, dass das Bewusstsein für die Ungereimtheiten dieses Pontifikates stetig wächst. Warten wir ab, wie es weiter geht. Möglicherweise wird die katholische Kirche in den deutschsprachigen Ländern sich weiter marginalisieren, dafür aber in vielen afrikanischen Ländern wachsen und gedeihen. Dadurch werden sich irgendwann auch die Kräfteverhältnisse im Konklave verschieben. Da Papst Franziskus ein grottenschlechter Theologe ist, darf man davon ausgehen, dass die von ihm eingeschlagenen pastoralen Abenteuer, korrigiert werden. Schon jetzt regt sich Kritik, die teils derart grobe logische Widersprüche in den päpstlichen Schreiben offenlegt, dass es schon peinlich ist.
Wäre Immer-noch-Papst-Benedikt nicht „freiwillig“ zurückgetreten, wäre er sowas von „zurückgetreten worden“, dass er heute nicht mehr unter den Lebenden wäre! Ihm blieb nicht die geringste Wahl!
Ich liebe Papst Benedikt. Ich hoffe dass er ein schoenes Fest hat.
Suarez 16. Juni 2016 at 16:41
Wie tröstlich wäre es, wenn Sie recht hätten, lieber Suarez!
Aber wird einmal korrigiert werden, was heute mehr und mehr als falsch angesehen wird?
Es bräuchte dazu einen psychisch äusserst stabilen und starken Menschen, der als Papst das Nötige tun müsste.
Er hätte die halbe Welt gegen sich:
einflussreiche Interessengruppen, einflussreiche Medien, „mündige“ Christen, die sich nichts vorschreiben lassen wollen und wohl auch nicht gerade wenige Bischöfe. Es sind modernistisch Gesinnte, die teilweise an den Schalthebeln sitzen, zumindest heute. Sie schreiben ja, dass sich dies auch einmal verschieben könnte.
Also werde ich Ihren Rat befolgen und versuchen, in Ruhe abzuwarten und die Hoffnung nicht zu verlieren.
Mein Gott, wie oft habe ich schon mein total gestörtes Verhältnis zu Franziskus in der Beichte zur Sprache gebracht!
Liebe Marienzweig,
schon viele Menschen haben zum christlichen Glauben gefunden, die jeden Glauben längst verloren glaubten. Die Erfahrung der Sterblichkeit, die Unerbittlichkeit des Todes, der uns geliebte Menschen hinwegreißt, lassen den Menschen immer wieder erkennen, dass nicht er das letzte Maß des Seins ist und schon gar nicht der Grund allen Seins.
Es mag sein, dass sich die meisten Menschen, zumindest hier im saturierten Westen, nichts vorschreiben lassen wollen. Sobald aber die Illusion der totalen Beherrschung der Wirklichkeit durch den Menschen ans Licht tritt – und sie tritt ja immer wieder ans Licht, wie z.B. kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Menschen auf einmal erkannten, welches Grauen da vor ihren Augen Wirklichkeit angenommen hatte – wird auch der Glaube wieder wachsen.
Die kirchliche Lehre von der Erbsünde ist ja gerade wahr, weil sie sich immer wieder an der Lebenswirklichkeit beweist. Der Mensch verfällt eben immer wieder dem Bösen, das ist seine Natur, wobei er auch immer wieder zur Umkehr fähig ist, darum lässt uns Gott ja auch nicht ins Nichts fallen, sondern fängt den reuigen Sünder in seinen liebenden Händen auf.
Ich bin mir auch sicher, dass es in Zukunft Päpste wie Benedikt oder Johannes Paul geben wird, die trotz der Wut des Zeitgeistes diesem mit klarem Verstand und liebender Güte entgegentreten werden. Die Lüge hat Macht aber nie die absolute Macht!
Papst Franziskus ist ein „Kind der 68er“ Zeit. In ihm haben sich theologische Missverständnisse mit weltlich ideologische Messianismen, wie der Marxismus, zusammengefunden. Der Glaube verflacht unter solch einer Allianz, wie man nun deutlich erkennt. Papst Franziskus muss mittlerweile schon erklären, ob und was an seinen Schreiben katholisch ist bzw. wie sie mit der Kontinuität der Lehre sich vereinbaren lassen. Seine Antworten sind dann so hilflos wie bezeichnend, wenn er Zuflucht zu Mainstream-Theologen wie Kardinal Schönborn nehmen muss, auf die er lediglich verweist. Das wäre so als würde der amerikanische Präsident auf Nachfrage, wie eine zentrale politische Erklärung von ihm zu verstehen sei, darauf verweist, dass man da seinen Redenschreibern ganz und gar vertrauen könne, die wüssten schon, was sie schreiben und kennten sich bestens in der Politik aus.