Evangelische Kirche Lettlands schafft Frauenordination ab


Evangelisch-lutherische Kirche Lettlands
Lutherische Kirche Lettlands schaffte am Wochenende die Frauenordination ab

(Riga) Wäh­rend exkom­mu­ni­zier­te „Prie­ste­rin­nen“ in Rom von der katho­li­schen Kir­che die Ein­füh­rung des Frau­en­prie­ster­tums for­dern, wur­de die Frau­en­or­di­na­ti­on von der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­sche Kir­che Lett­lands (LELB) offi­zi­ell abgeschafft. 

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Im Gegen­satz zur katho­li­schen Kir­che und den ortho­do­xen Kir­chen kennt der Pro­te­stan­tis­mus kein Wei­he­sa­kra­ment. Pasto­ren und Bischö­fe sind nach pro­te­stan­ti­schem Ver­ständ­nis Lai­en, die nicht geweiht, son­dern ordi­niert, das heißt, beauf­tragt wer­den, dem Got­tes­dienst vor­zu­ste­hen und bestimm­te Auf­ga­ben in der Gemein­de zu übernehmen.

Am Wochen­en­de spra­chen sich bei einer Syn­ode der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­sche Kir­che Lett­lands 201 von 282 Syn­oda­len dafür aus, künf­tig nur mehr Män­ner zu ordi­nie­ren und die Frau­en­or­di­na­ti­on auszuschließen.

Seit 1992 in der Praxis keine Frauenordination mehr

1975 hat­te die LELB die Frau­en­or­di­na­ti­on ein­ge­führt. Bis 1992 wur­den Frau­en für den Pasto­ren­dienst ordi­niert. Der Beschluß von 1975 hat­te zwar wei­ter­hin Gül­tig­keit, mit dem Ende der kom­mu­ni­sti­schen Herr­schaft ende­te jedoch in der Pra­xis auch die Ordi­nie­rung von Frau­en. Nun wur­de der Beschluß von 1975 auch offi­zi­ell zurück­ge­nom­men und in der Kir­chen­ver­fas­sung ver­an­kert, daß das Hir­ten­amt nur Män­ner vor­be­hal­ten ist.

Exkommunizierte virtuelle "Priesterinnen" der katholischen Kirche
Exkom­mu­ni­zier­te vir­tu­el­le „Prie­ste­rin­nen“ der katho­li­schen Kirche

Kri­tik übte der baye­ri­sche Lan­des­bi­schof, Hein­rich Bedford-Strohm, der zugleich Rats­vor­sit­zen­der der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land (EKD) ist. Obwohl demo­kra­ti­sche Syn­oden­ent­schei­dun­gen in evan­ge­li­schen Krei­sen anson­sten gerühmt wer­den, mein­te Bedford-Strohm trotz der sat­ten Mehr­heit von 72 Pro­zent für die Abschaf­fung der Frau­en­or­di­na­ti­on in Fern­dia­gno­se, daß die let­ti­sche evan­ge­lisch-luthe­ri­sche Kir­che der „Leid­tra­gen­de“ sei, „weil sie sich des gro­ßen Reich­tums von Frau­en im ordi­nier­ten Amt beraubt“.

58 lutherische Kirchen gegen Frauenordination

Daß man die Frau­en­or­di­na­ti­on in Lett­land ganz anders sieht, woll­te der EKD-Rats­vor­sit­zen­de nicht gel­ten las­sen. „Nie und nim­mer“ wür­de man in der evan­ge­li­schen Kir­che Bay­erns auf Pasto­rin­nen und Bischö­fin­nen ver­zich­ten, gab sich Bedford-Strohm sicher. Sei­ne schnel­le Reak­ti­on auf sei­ner Face­book-Sei­te ver­rät jedoch eine gewis­se Sor­ge, daß auch in Deutsch­land der Wider­stand gegen die Frau­en­or­di­na­ti­on neu auf­flam­men könnte.

Im Luthe­ri­schen Welt­bund (LWB) gibt es 30 Mit­glieds­kir­chen, die eine Frau­en­or­di­na­ti­on ableh­nen. 116 Mit­glieds­kir­chen erlau­ben sie. Auch die Kir­chen des Inter­na­tio­na­len Luthe­ri­schen Rates (ILR), in dem soge­nann­te „alt­kon­fes­sio­nel­le“ luthe­ri­sche Kir­chen zusam­men­ge­schlos­sen sind, ordi­nie­ren nur Män­ner. Dem ILR gehört die Selb­stän­di­ge Evan­ge­lisch-Luthe­ri­sche Kir­che Deutsch­lands (SELK) an.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vir­tu­el­le Diö­ze­se (Screen­shot)

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