EurOPA – Die wahren Gründe für den demographischen Winter


Leere Wiegen
Leere Wiegen

(Rom/​Brüssel) Vor weni­gen Tagen schlug Ita­li­ens Gesund­heits­mi­ni­ste­rin Bea­tri­ce Lorenz­in in einem Inter­view der Tages­zei­tung La Repubbli­ca Alarm: „In fünf Jah­ren haben wir mehr als 66.000 Gebur­ten ver­lo­ren, das heißt – um uns zu ver­ste­hen -, eine gan­ze Stadt in der Grö­ße von Sie­na. Wenn die­ser Trend anhält, und es uns nicht gelingt, ihn zu dre­hen, wer­den in zehn Jah­ren, also 2026, in unse­rem Land nur mehr weni­ger als 350.000 Kin­der im Jahr gebo­ren wer­den, das sind 40 Pro­zent weni­ger als 2010.“

Anzei­ge

Der demo­gra­phi­sche Nie­der­gang setz­te in Ita­li­en wie im übri­gen West­eu­ro­pa mit den 70er Jah­ren ein. 1983 sind in Ita­li­en erst­mals mehr Men­schen gestor­ben als gebo­ren wur­den.  In der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ist die Ster­be­ra­te schon seit 1972 höher als die Gebur­ten­ra­te. Das Sta­ti­sti­sche Bun­des­amt ver­kün­de­te den­noch 2015: „Deutsch­land wächst“. Es ist nicht das deut­sche Volk das wächst, denn das schrumpft seit 43 Jah­ren oder andert­halb sta­ti­sti­schen Gene­ra­tio­nen. Wenn die Gesamt­be­völ­ke­rung den­noch wächst, dann durch Ein­wan­de­rung von Aus­län­dern, Ein­bür­ge­run­gen und der höhe­ren Gebur­ten­ra­te der ein­ge­bür­ger­ten Aus­län­der. Zuerst kamen Ita­lie­ner, Spa­ni­er und Kroa­ten, dann Polen, Rumä­nen und Alba­ner, inzwi­schen Tune­si­er, Paki­sta­ni, Ben­ga­len, Sin­ga­le­sen Perua­ner, Sene­ga­le­sen, Nige­ria­ner. Und natür­lich sind für die gesam­te Zeit die Tür­ken nicht zu ver­ges­sen. In Deutsch­land wie in allen ande­ren west­eu­ro­päi­schen Staa­ten ist seit mehr als 40 Jah­re ein Bevöl­ke­rungs­aus­tausch gigan­ti­schen Aus­ma­ßes im Gange.

Geburtenniedergang

Die Fer­ti­li­täts­ra­te der Frau­en, die sta­ti­sti­sche Kin­der­zahl je Frau eines Lan­des liegt bei der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung auf dem Tiefst­stand, egal ob in Deutsch­land, Öster­reich, Ita­li­en, Frank­reich oder Eng­land. Mel­dun­gen der 90er Jah­re, die Gebur­ten­ra­te in Frank­reich wach­se wie­der, bedeu­te­ten kei­ne Trend­um­kehr. Es waren die Frau­en mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, wie es im Poli­tiker­deutsch heißt, die mehr Kin­der beka­men und die Rate nach oben drück­ten. Der Effekt war eine fal­sche Ent­war­nung, denn die Gebur­ten­ra­te der Fran­zö­sin­nen blieb wei­ter auf nied­ri­gem Niveau. Der Gesamt­ein­druck wur­de ledig­lich sta­ti­stisch ver­zerrt. Glei­ches gilt für die ande­ren Länder.

Sta­ti­stisch müs­sen 2,1 Kin­der je Frau gebo­ren wer­den, um zumin­dest den Bevöl­ke­rungs­stand bei Null­wachs­tum zu hal­ten. In Deutsch­land wer­den aber ledig­lich 1,38 Kin­der gebo­ren (in Ita­li­en 1,39). Wür­de man davon noch die Gebur­ten von Frau­en mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund abzie­hen, wür­de die gan­ze Dra­ma­tik der Gebur­ten­ra­te deut­scher Frau­en sicht­bar. Die Poli­tik zieht es vor, die Wirk­lich­keit vor dem eige­nen Volk zu ver­ber­gen. Die Völ­ker West­eu­ro­pas, allen vor­an das deut­sche Volk, lie­gen seit 40 Jah­ren im Ster­ben. 25 Pro­zent aller Frau­en kom­men in die Wech­sel­jah­re, ohne ein Kind gebo­ren zu haben.

Wirtschaftlicher Anreiz kann Geburtentrend nicht umkehren

Wo lie­gen die Grün­de für die­sen demo­gra­phi­schen Win­ter? Ita­li­ens Gesund­heits­mi­ni­ste­rin Lorenz­in nann­te wirt­schaft­li­che Grün­de. Das tun Poli­ti­ker Poli­ti­ker seit Jahr­zehn­ten reflex­ar­tig, wenn es um die­ses The­ma geht. Es müs­se „einen Zusam­men­hang mit der Wirt­schafts­kri­se geben“, mein­te die Mini­ste­rin. Liegt sie damit aber rich­tig, oder ist es nur eine Stan­dard­ant­wort, weil die Poli­tik sich um eine wirk­li­che Ursa­chen­for­schung drückt?

Lorenz­in mach­te einen Gegen­vor­schlag, wie er schon dut­zend­fach aus Mini­ster­mund in Euro­pa zu hören war, ohne irgend­wo – selbst bei pas­sa­bler Umset­zung – eine Trend­um­kehr bewir­ken zu kön­nen. Sie schlug vor, den Baby­bo­nus für Neu­ge­bo­re­ne zu ver­dop­peln. Der Grund für den demo­gra­phi­schen Nie­der­gang ist aber nicht in der Brief­ta­sche zu suchen, weder bei den Ita­lie­nern noch bei den Deut­schen. Der Grund ist in den Her­zen und Köp­fen zu suchen. Es geht vor allem um kul­tu­rel­le Grün­de und nicht um ökonomische.

Man kann Land für Land die Fami­li­en­po­li­tik ana­ly­sie­ren mit Baby­bo­nus und Kin­der­geld, mit mehr oder weni­ge umfang­rei­chen Steu­er­erleich­te­run­gen oder staat­li­chen finan­zi­el­len Zuwen­dun­gen für die Fami­li­en. Doch nir­gends haben sich des­halb die lee­ren Wie­gen wie­der gefüllt. Frank­reich, Deutsch­land und die Schweiz haben durch­aus ernst­haf­te Anstren­gun­gen unter­nom­men, um die Mut­ter­schaft zu unter­stüt­zen. Die Maß­nah­men ähneln sich sogar. Den­noch liegt die Gebur­ten­ra­te in Deutsch­land bei 1,38 (34 Pro­zent unter dem not­wen­di­gen Mini­mum), in Öster­reich bei 1,44 (31 Pro­zent unter dem not­wen­di­gen Mini­mum), in der Schweiz bei 1,52 (28 Pro­zent unter dem not­wen­di­gen Mini­mum). Frank­reich stellt mit 2,01 eine Aus­nah­me dar, deren Grün­de bereits ange­deu­tet wur­den. Den­noch bedeu­tet auch das ein Minus von vier Pro­zent. Mit ande­ren Wor­ten: Selbst bei glei­cher Aus­schüt­tung von finan­zi­el­len Anrei­zen, wird kei­nes­wegs die­sel­be Wir­kung erzielt.

Geld eine beliebte, aber ungeeignete Antwort der Politik

Das Geld mag eine belieb­te Ant­wort der Poli­tik sein, weil es die ein­fach­ste Ant­wort ist. Sie weist auf eine gewis­se Denk­faul­heit hin, mehr noch aber auf eine Scheu, sich wirk­lich mit der Fra­ge zu beschäf­ti­gen, weil die Kon­se­quen­zen gefürch­tet wer­den. Abtrei­bung gehört zum „poli­ti­schen Kon­sens“. Wel­cher Poli­ti­ker wagt die­ses Tabu zu brechen?

Ein simp­ler Beschluß zur Ver­schie­bung von Steu­er­gel­dern fällt da leich­ter. Ist damit aber schon alles zum Bes­se­ren gewen­det? Die Wirk­lich­keit beweist das Gegen­teil. Es läßt sich am Bei­spiel der euro­päi­schen Län­der nach­wei­sen, daß die Gebur­ten­ra­te auch in jenen Jah­ren der 80er und 90er Jah­re sank, in denen es kei­ne Wirt­schafts­kri­se gab, ja sogar Wirt­schafts­wachs­tums und Wohl­erge­hen herrschten.

Die bereits erwähn­te höhe­re Gebur­ten­ra­te unter Aus­län­dern und ein­ge­bür­ger­ten Ein­wan­de­rern, durch wel­che die Gesamt­sta­ti­stik ver­zerrt wird, spricht eben­falls dage­gen. Sta­ti­stisch gese­hen haben die Migran­ten ein gerin­ge­res Ein­kom­men und den­noch mehr Kinder.

Mit der seit Jahr­zehn­ten kon­ti­nu­ier­lich hohen Ein­wan­de­rungs­ra­te von Frem­den, ob sie nun Gast­ar­bei­ter, Asy­lan­ten, oder Flücht­lin­ge genannt wer­den oder mit der EU-Frei­zü­gig­keits­re­ge­lung ins Land kom­men, füllt die Poli­tik die leer gewor­de­nen Rei­hen auf, ohne jedoch mit dem eige­nen Volk ehr­lich dar­über zu spre­chen. Die feh­len­den eige­nen Kin­der wer­den durch Import aus ande­ren Welt­ge­gen­den, wo es noch Kin­der gibt, aus­ge­gli­chen. Daß dadurch die euro­päi­schen Völ­ker durch eine belie­bi­ge Ansamm­lun­gen von Men­schen aus den unter­schied­lich­sten Sprach‑, Kul­tur- und Reli­gi­ons­krei­sen ersetzt wer­den, scheint weder Poli­tik noch Wirt­schaft noch Kul­tur zu bewe­gen. Jeden­falls nicht den Main­stream, er zugleich Ver­hü­tung und Abtrei­bung, Gen­der-Theo­rie und Homo­se­xua­li­tät, Bevöl­ke­rung statt Volk, Glo­ba­li­sie­rung statt Hei­mat oder Vater­land för­dert. Viel­mehr scheint man im Bevöl­ke­rungs­aus­tausch ein anzu­stre­ben­des poli­ti­sches Expe­ri­ment zu sehen.

Geburtenkollaps hat kulturelle Ursachen

Die Wur­zeln des Übels sind, soweit steht fest, nicht vor­dring­lich wirt­schaft­li­cher Natur. Der Gebur­ten­kol­laps setz­te in West­eu­ro­pa in den 70er Jah­re ein. Ihm gin­gen eini­ge Ent­wick­lun­gen vor­aus, die maß­geb­li­chen Ein­fluß dar­auf hat­ten: die Ein­füh­rung der Anti­ba­by­pil­le, die Lega­li­sie­rung und Erleich­te­rung der Ehe­schei­dung und die Frei­ga­be der Abtrei­bung. Wer die Fami­lie tötet, tötet auto­ma­tisch auch die Grund­la­ge, die Vor­aus­set­zung für die Geburt von Kin­dern ist. Con­di­tio sine qua non war bis dahin, daß man kei­ne Kin­der in die Welt zu set­zen hat­te, solan­ge man nicht ver­hei­ra­tet war. Das hat­te gute Grün­de. Die Ehe bil­de­te den siche­ren Rah­men einer sta­bi­len Bezie­hung zwi­schen einem Mann und einer Frau, die Grund­be­din­gung für die Geburt und das gesun­de Her­an­wach­sen von Kindern.

Seit­her rühmt man sich, daß ein Zusam­men­le­ben auch ohne Trau­schein mög­lich ist, und daß ohne for­ma­le Bin­dung auch Kin­der gezeugt wer­den kön­nen. Wir rüh­men uns, alles „auch so“ tun zu kön­nen. Soweit die Theo­rie, die aber durch die Wirk­lich­keit nicht bestä­tigt wird. Mehr noch, die durch die Wirk­lich­keit schla­gend wider­legt wird. Die sta­bi­len Bezie­hun­gen wur­den weit­ge­hend ver­nich­tet. Vie­le hei­ra­ten gar nicht mehr. Und selbst von den geschlos­se­nen Ehen wer­den mehr als die Hälf­te geschie­den. Der Ego­is­mus, alles „auch so“ und vor allem bin­dungs­los tun zu kön­nen, hat ein Schlacht­feld hin­ter­las­sen. Die seit Jahr­zehn­ten zum höch­sten Gut sti­li­sier­te „indi­vi­du­el­le“ (sprich bin­dungs­los) Frei­heit hat einen Preis, einen exor­bi­tant hohen Preis. Sie ver­langt, daß Mann und Frau unab­hän­gig von­ein­an­der – stän­dig bedacht, mor­gen viel­leicht allei­ne dazu­ste­hen, oder ohne­hin nie eine fest Bin­dung ein­ge­hen zu wol­len -, die Schei­dung stets im Hin­ter­kopf, beruf­lich erfolg­reich sind, um ein siche­res Ein­kom­men zu haben. Die von den Femi­ni­stin­nen und den Gen­der-Ideo­lo­gen zur Staats­dok­trin erho­be­ne Kar­rie­re der Frau­en läßt kei­nen oder wenig Spiel­raum für Kin­der. Die ego­isti­sche Selbst­ver­wirk­li­chung ist Trumpf, sie ver­zehrt viel Geld, das nicht mehr für Kin­der zur Ver­fü­gung steht. Der Fort­be­stand der Fami­lie, die Wei­ter­ga­be des eige­nen enge­ren (Fami­lie) und wei­te­ren (Volk) Erbes wur­de durch eine inter­na­tio­na­li­sti­sche Umer­zie­hung viel­fach aus­ge­trie­ben. Wofür lohnt es sich zu leben? Nach mir die Sint­flut? Die Sinn­fra­ge wird, im sel­ben Ver­hält­nis wie die Bedeu­tung der Reli­gi­on schwin­det, mit per­ma­nen­tem Kon­sum beant­wor­tet. Und der kostet. Das bedeu­tet, spitz for­mu­liert, noch mehr Arbeit, Aus­schau nach wei­te­rem Gewinn zur Finan­zie­rung der eige­nen Unter­hal­tung. Tat­säch­lich fehlt es nicht an Wohl­stand. Ein Wohl­stand, der auf dem Erzeu­gen immer neu­er Bedürf­nis­se beruht, die über die Wer­bung geweckt werden.

Geburtenrückgang von 17 Prozent in nur sechs Jahren (2008–2014)

Ita­li­ens Gesund­heits­mi­ni­ste­rin gab bekannt, daß 2014 363.916 Kin­der von ver­hei­ra­te­ten Eltern gebo­ren wur­den. Das waren rund 100.000 weni­ger (Minus 22 Pro­zent) als 2008. 2014 wur­den 138.000 Kin­der von nicht ver­hei­ra­te­ten Eltern gebo­ren. Das waren fast 26.000 mehr als 2008 (Plus 23 Pro­zent). Aus den Zah­len ist nicht der fal­sche Schluß abzu­lei­ten, daß die Ehe­lo­sig­keit der Gebur­ten­ra­te gut­tä­te. Die Zahl besagt zunächst nur, daß durch die Abnah­me der Ehen auch die Zahl der Kin­der ver­hei­ra­te­ter Paa­re abnimmt. In Sum­me bedeu­tet die Ent­wick­lung einen Gebur­ten­rück­gang um fast 75.000 Kin­der oder 17 Pro­zent. Zieht man die Gebur­ten von Aus­län­dern und ein­ge­bür­ger­ten Migran­ten ab, ist der Rück­gang bei den Ita­lie­nern noch dramatischer.

Dar­aus läßt sich able­sen, daß die Gebur­ten sin­ken, weil ein Kind in der Regel nur gezeugt wird, wenn sta­bi­le Ver­hält­nis­se gege­ben sind. Genau die­se aber neh­men aus einer Viel­zahl von Grün­den rapi­de ab. Die Paa­re glau­ben nicht mehr an die Unauf­lös­lich­keit  der Ehe, wes­halb der eine oder der ande­re oder bei­de Part­ner es sich mehr als genau über­le­gen, bevor sie ein Kind zeu­gen. Die Mög­lich­keit eines Schei­terns der Ehe wird auto­ma­tisch als „nor­mal“ in Rech­nung gestellt, weil fast das gesam­te öffent­li­che und pri­va­te Lebens­um­feld genau das sug­ge­riert. In Fil­men wer­den kaum mehr funk­tio­nie­ren­de Ehen gezeigt. Die Part­ner­schaf­ten sind wech­selnd. Es geht pri­mär nur um Sexua­li­tät und Lust­be­frie­di­gung. Nach dem Sex ist alles wie­der aus und jeder geht bin­dungs­los sei­ner Wege. Die Lebens­wirk­lich­keit sieht nicht viel anders aus. Obwohl sie ein­mal anders war. Schei­dung und Insta­bi­li­tät im trau­schein­lo­sen Zusam­men­le­ben, bei gleich­zei­ti­ger Ver­schie­bung der Lebens­idea­le und Lebens­schwer­punk­te haben für lee­re Wie­gen gesorgt. Die Unsi­cher­heit, wie das Mor­gen sein wird, tut dem Wunsch nach Mut­ter­schaft, der jeder Frau von Natur aus inne­wohnt, nicht gut.

Kinder brauchen stabile Bindungen zwischen den Eltern

Das Kind ist in der Lebens­pla­nung zwar nach wie vor gege­ben. Sta­ti­sti­ken zei­gen, daß jun­ge Men­schen nach wie vor unge­bro­chen eine Sehn­sucht nach einer dau­er­haf­ten Lebens­be­zie­hung und der Grün­dung einer Fami­lie mit Kin­dern haben. Sie schei­tern aber, weil die Errei­chung die­ser Idea­le nicht geför­dert, viel­mehr Hohn und Spott preis­ge­ge­ben wer­den, manch­mal ganz direkt, häu­fig sub­til. Das Unter­be­wußt­sein regi­striert es.

Das Kind kommt so erst nach einer qua­si per­fek­ten Lebens­pla­nung. Zuerst heißt es, das Leben genie­ßen, denn danach „hängt man“. Par­al­lel steht die Kar­rie­re ganz oben auf der Prio­ri­tä­ten­li­ste. Das ist für Män­ner nor­mal, denn sie zeu­gen kei­ne Kin­der, son­dern haben die Auf­ga­be, der Frau und Mut­ter und den Kin­dern die Lebens­grund­la­ge zu sichern. Was nach dem christ­li­chen Ver­ständ­nis eine gegen­sei­ti­ge Ergän­zung dar­stellt, wird vom Femi­nis­mus und den Gen­der-Ideo­lo­gen zum unver­söhn­li­chen Gegen­satz. Die männ­li­che Kar­rie­re­pflicht wird von ihnen daher unter­schieds­los auch auf die Frau­en pro­ji­ziert. Wer aber bekommt dann die Kin­der? Bis es irgend­wie paßt, sind die Frau­en häu­fig schon 35 Jah­re und älter. Die höch­ste Frucht­bar­keits­stu­fe errei­chen Frau­en bereits im Alter von unge­fähr 18 Jah­ren. Mit 35 oder 40 Jah­ren sinkt die Wahr­schein­lich­keit, schwan­ger zu wer­den, rapi­de ab. Der gün­sti­ge Zeit­punkt ist fak­tisch ver­paßt. So stol­pert man von einer Fehl­pla­nung in die näch­ste. In die­ser Lei­stungs­lo­gik muß sich auch das Kin­der­krie­gen der indi­vi­du­el­len Lebens­pla­nung  unter­ord­nen. Mach­bar­keits­wahn und Geschäfts­tüch­tig­keit haben einen neu­en Wirt­schafts­zweig ent­ste­hen las­sen. Das Kind aus der Retor­te. Schwan­ger­wer­den auch wenn die Natur es nicht mehr ermög­licht. Das Kind wird nicht mehr als Geschenk gese­hen, son­dern zuerst als Last, wenn man es (noch) nicht will, es unge­wollt ist. Dann wird es plötz­lich zum Muß, wenn man es end­lich haben will. Der Zwang des fal­schen Zeit­punk­tes führt zuerst zur mas­sen­haf­ten Tötung unge­bo­re­ner Kin­der, dann zum kosten­auf­wen­di­gen Ver­such, eine Schwan­ger­schaft erzwin­gen zu wol­len. Das Kind wird zum Objekt. Es wird zuerst als Feind des eige­nen Wohl­be­fin­dens gese­hen, dann soll­te es auf Knopf­druck kom­men, so wie man ein Pro­dukt im Kauf­haus bestellt.

Der Paradigmenwechsel der Verhütungsmentalität

Das ist das Ergeb­nis einer Kul­tur, die das Indi­vi­du­um betont und das Wohl­füh­len. So funk­tio­niert das Leben aber nicht, jeden­falls nicht das wer­den­de Leben. Der mas­sen­haf­te Ein­satz von Ver­hü­tungs­mit­teln fällt mit dem Nie­der­gang der Gebur­ten­ra­te zusam­men. Die Kul­tur der west­li­chen Staa­ten fei­ert zwar das Leben der Leben­den  und ist den­noch eine Kul­tur des Todes. Kin­der wer­den „ver­hü­tet“ oder abge­trie­ben. Die Ver­hü­tungs­pra­xis erhöht die Risi­ken, daß Frau­en nie mehr Kin­der gebä­ren kön­nen. Das Nach­wir­ken der Ver­hü­tungs­prä­pa­ra­te nach derem Abset­zen ist nur ein Aspekt dabei. Die Gesund­heit der Frau­en wird signi­fi­kant ange­grif­fen, wie ein erhöh­tes Auf­tre­ten von Brust­krebs zeigt.

Die lebens­feind­li­che Men­ta­li­tät fin­det ihren Höhe­punkt in der Tötung unge­bo­re­ner Kin­der. 1983 gab es in Ita­li­en erst­mals mehr Todes­fäl­le als Gebur­ten. Im Jahr davor hat­te die Abtrei­bung einen Höchst­stand erreicht. Die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der ist der Haupt­grund für den Gebur­ten­man­gel. Min­de­stens jedes fünf­te gezeug­te Kind wird getö­tet. Wür­de die Abtrei­bung ver­bo­ten, wie es für ein zivi­li­sier­tes Land selbst­ver­ständ­lich sein soll­te, wür­den 20–25 Pro­zent mehr Kin­der gebo­ren werden.

Zahl der abgetriebenen Kinder entspricht Geburtendefizit der EU

Bevor man also ver­sucht, die Zeu­gung von mehr Kin­dern zu för­dern, soll­te es dar­um gehen, die bereits gezeug­ten Kin­der nicht zu töten. Das Insti­tu­te of Fami­ly Poli­ci­es in den USA errech­ne­te, daß die Zahl der Abtrei­bun­gen in den EU-Staa­ten (offi­zi­ell 1.207.646 Kin­der) genau dem Defi­zit an Gebur­ten ent­spricht, unter dem Euro­pa lei­det, und die das ein­sti­ge Abend­land zum euro­päi­schen Opa machen, bzw. zur Oma, wie Papst Fran­zis­kus dem Euro­päi­schen Par­la­ment sag­te. Die Kryp­to­ab­trei­bun­gen durch che­mi­sche Prä­pa­ra­te oder bei künst­li­cher Befruch­tung wur­den in der Rech­nung gar nicht berücksichtigt.

Um das Geburts­de­fi­zit aus­zu­glei­chen und das obli­ga­te „Wachs­tum“ zu sichern, för­dert die EU statt­des­sen die Mas­sen­ein­wan­de­rung. Jähr­li­che müß­ten es 1,5 Mil­lio­nen Men­schen sein. Im Jahr 2015 wur­de unter dem Schlei­er­wort „Flücht­lings­kri­se“ genau die­ses „Auf­fül­len“ der lee­ren Wie­gen durchexerziert.

Nicht Wirtschaftskrise schuld an Geburtenrückgang, sondern umgekehrt

Zusam­men­fas­send läßt sich sagen, daß nicht die Wirt­schafts­kri­se den Gebur­ten­rück­gang ver­ur­sacht, son­dern daß die lee­ren Wie­gen auch die Bank­kon­ten lee­ren. Auf die­sen Zusam­men­hang und die­se Gefahr mach­te bereits vor Jah­ren der bekann­te Öko­nom und Finanz­ex­per­te Etto­re Got­ti-Tede­schi, der ehe­ma­li­ge Prä­si­dent der Vatik­an­bank IOR auf­merk­sam. Mehr­fach kam er auf die Fra­ge zurück, ohne damit beson­de­re Auf­merk­sam­keit zu fin­den, weil das Gesag­te nicht erwünscht ist.

„Die aktu­el­le Kri­se ist eine Fol­ge des radi­ka­len Gebur­ten­ein­bruchs in der west­li­chen Welt, der flä­chen­deckend um 1975 ein­setz­te. Die­ser Nie­der­gang pro­vo­zier­te ein Ein­knicken der Wirt­schafts­ent­wick­lung und die Zunah­me der Fix­ko­sten  auf­grund der schnel­len Alte­rung der Bevöl­ke­rung (Sozi­al­ko­sten mit Gesund­heits­we­sen und Medi­ka­men­ten) sowie infol­ge­des­sen eine Zunah­me von Abga­ben und Steu­ern und den Zusam­men­bruch der Wachs­tums­ra­te der Ersparnisse.“

Ein Men­ta­li­täts­pro­blem muß auf der kul­tu­rel­len Ebe­ne ange­gan­gen und gelöst wer­den. Wer hat den Mut dazu? Wir müs­sen jeden Tag dem demo­gra­phi­schen Nie­der­gang ins Auge schau­en. Wer aber wagt die Umkehr ein­zu­for­dern und die Trend­wen­de einzuleiten?

Text: Andre­as Becker
Bild: MiL

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!