Prags Erzbischof: „Papst versteht Europas Migrationkrise nicht, weil er aus Lateinamerika stammt“


Prags Erzbischof, Kardinal Duka, kritisiert Papst Franziskus wegen seiner Einwanderungspolitik
Prags Erzbischof, Kardinal Duka, kritisiert Papst Franziskus wegen seiner Einwanderungspolitik

(Prag) Har­te Kri­tik an der Migra­ti­ons­po­li­tik von Papst Fran­zis­kus übte der Erz­bi­schof von Prag, Domi­nik Kar­di­nal Duka. Fran­zis­kus ver­ste­he die Ein­wan­de­rungs­kri­se, in der sich Euro­pa befin­det, des­halb nicht, weil er latein­ame­ri­ka­ni­scher Her­kunft ist. Anders als in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und in Öster­reich, unter­stüt­zen die Kir­chen­ver­tre­ter der Visegrád-Grup­pe nicht die „Will­kom­mens­po­li­tik“ von Brüs­sel und Berlin.

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Am 7. Mai ver­öf­fent­lich­te die tsche­chi­sche Tages­zei­tung Lido­vé novi­ny ein Inter­view mit dem Pra­ger Erz­bi­schof. Dar­in sag­te der Kar­di­nal, daß die Art, wie Papst Fran­zis­kus die Migra­ti­ons­kri­se ver­ste­he, in der sich Euro­pa befin­de, sei­ne latein­ame­ri­ka­ni­sche Her­kunft wider­spieg­le. Die unter­schei­de sich grund­le­gend von der euro­päi­schen Sicht­wei­se zur Frage.

Denken von Franziskus unterscheidet sich von Vorgängern, „die Europäer waren“

Die Gesell­schaft und die Geschich­te Süd­ame­ri­kas habe einen gro­ßen Ein­fluß auf das Den­ken des Pap­stes, „das sich deut­lich von jenem von Johan­nes Paul II. und von Bene­dikt XVI. unter­schei­de, die Euro­pä­er waren“.

Das Inter­view mit Kar­di­nal Duka wur­de einen Tag nach der Ver­lei­hung des Karls­prei­ses an Papst Fran­zis­kus ver­öf­fent­licht. Im Vor­feld der Ver­lei­hung hat­te Mar­tin Schulz (SPD), der Prä­si­dent des Euro­päi­schen Par­la­ments, die Ver­lei­hung damit begrün­det, daß Papst Fran­zis­kus ein „gro­ßer Euro­pä­er“ sei.

Wört­lich sag­te Kar­di­nal Duka: „Die Sen­si­bi­li­tät von Papst Fran­zis­kus in sozia­len Fra­gen ist ver­schie­den von unse­rer in Europa.“

Eine Erklä­rung dafür kön­ne sein, „daß die Kluft zwi­schen Rei­chen und Armen in Latein­ame­ri­ka, als Fol­ge sei­ner indi­ge­nen Kul­tu­ren, viel grö­ßer ist“.

Dominik Kardinal Duka Primas von Böhmen
Domi­nik Kar­di­nal Duka Pri­mas von Böhmen

Der Wunsch des Pap­stes, den Men­schen zu hel­fen, sei „bewun­derns­wert, doch ist er manch­mal nicht rea­li­stisch“, so Prags Erz­bi­schof. „Ich an sei­ner Stel­le wür­de wahr­schein­lich auch in Trä­nen aus­bre­chen, aber sagen: Ich möch­te allen die­sen Per­so­nen hel­fen, aber es gibt kei­ne tota­le Lösung.“

Islamische Einwanderung kann zu einer „enormen Katastrophe“ führen

Kar­di­nal Duka wand­te sich gegen die von Papst Fran­zis­kus gefor­der­te undif­fe­ren­zier­te Auf­nah­me aller, die kom­men wol­len, sei­en es „Gute“ oder „Schlech­te“. Er sprach sich vor allem dage­gen aus, eine grö­ße­re Zahl von mos­le­mi­schen Migran­ten auf­zu­neh­men, die aus einer „ganz ande­ren Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on“ kom­men. Euro­pa sei nicht imstan­de, sie zu inte­grie­ren, wes­halb die Fol­ge „eine enor­me huma­ni­tä­re und wirt­schaft­li­che Kata­stro­phe“ sein könnte.

Es sei nur logisch, daß „wir in erster Linie und vor allem dar­auf ach­ten, die Chri­sten auf­zu­neh­men, denn sie sind die am mei­sten ver­folg­te Grup­pe, die um ihr Leben fürch­ten muß“. Zudem tei­len die Chri­sten mit den Euro­pä­ern eine gemein­sa­me Tra­di­ti­on und Kul­tur, was ihre Assi­mi­lie­rung erleichtere.

Der Pri­mas von Böh­men beton­te, daß es „die beste Lösung für vie­le Migran­ten wäre, die staat­li­che Ord­nung in ihren Hei­mat­län­dern wie­der­her­zu­stel­len, um ihnen zu Hau­se ein Leben in Wür­de zu garantieren“.

Beson­ders scharf kri­ti­sier­te der Kar­di­nal die Migra­ti­ons­po­li­tik von Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel. Wört­lich sag­te der Pra­ger Erz­bi­schof: „Sie unter­gräbt eine gan­ze Rei­he zen­tra­ler Grund­sät­ze der Euro­päi­schen Uni­on in Sachen Sicher­heit, sozia­lem Frie­den und Schengen-Abkommen.“

Vor Kar­di­nal Duka hat­te bereits Anto­nio Kar­di­nal Cañi­zares, der Erz­bi­schof von Valen­cia und ehe­ma­li­ge Prä­fekt der römi­schen Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, die euro­päi­schen Regie­run­gen auf­ge­for­dert, die Ein­wan­de­rungs­fra­ge zu über­den­ken, da die Mas­sen­ein­wan­de­rung für die euro­päi­schen Völ­ker zu einem „Tro­ja­ni­sches Pferd“ wer­den kön­ne. Der spa­ni­sche Kar­di­nal warn­te vor einer „Migran­ten­in­va­si­on“ und for­der­te die EU und die euro­päi­schen Staats- und Regie­rungs­chefs auf, „nicht mit der Geschich­te und der Iden­ti­tät der Völ­ker spielen“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Lido­vé noviny/​Wikicommons (Screen­shot)

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4 Kommentare

  1. Das ist nicht das Ein­zi­ge was der Papst nicht ver­steht oder bes­ser aus­ge­drückt, nicht ver­ste­hen will!

  2. Auch wenn Papst Fran­zis­kus latein­ame­ri­ka­nisch geprägt ist, müss­te er sich doch soweit in die Mate­rie ein­den­ken und ‑füh­len kön­nen, um zu rea­li­sie­ren, dass das unge­brem­ste Ein­strö­men so vie­ler Guter und „Schlech­ter“ Pro­ble­me mit sich brin­gen wird.
    Auf wes­sen Schul­tern wer­den dann die sich abzeich­nen­den Pro­ble­me abgeladen?
    Auf sei­ne gewiss nicht!
    Und wenn es wahr ist, dass die Mos­lems die west­li­che Lebens­wei­se mit ihren (zumin­dest teil­wei­se frag­wür­di­gen) „Wer­ten“ und im Grun­de die gesam­te Gesell­schaft ver­ach­tet, wer­den sie sich nicht nur nicht inte­grie­ren wol­len, sie wer­den es auch gar nicht kön­nen – nur um den Preis der Selbst­auf­ga­be. Und dazu wer­den sie sicher nicht bereit sein.
    Die Ver­mu­tung liegt also nahe, dass die Mos­lems die­se in ihren Augen ver­ach­tens­wer­te Gesell­schaft unter­höh­len wol­len, um sie in ihrem Sin­ne zu verändern.

  3. Das Inter­view klingt recht ein­leuch­tend. Viel­leicht sind tat­säch­lich die latein­ame­ri­ka­ni­schen Wur­zeln schuld an den befremd­li­chen The­sen die­ses Pap­stes zum Migra­ti­ons­pro­blem. Aber das Kon­kla­ve woll­te es ja unbe­dingt so. Nun muss es das west­li­che christ­li­che Abend­land ausbaden.

  4. In der Medi­zin wird zwi­schen einem Kurie­ren der Ursa­chen und einem Kurie­ren der Sym­pto­me unter­schie­den. Letz­te­res gilt als nicht ziel­füh­rend. Über­tra­gen auf die mas­sen­haf­te fast völ­ker­wan­de­rungs ähn­li­che Zuwan­de­rung aus mos­le­mi­schen Län­dern gilt Glei­ches. Es gäl­te zuerst zu fra­gen, war­um ist das so und was sind die wah­ren Ursa­chen. Dazu haben aber die Poli­tik, die Kir­chen und auch der Papst bis­her geschwie­gen. Gebets­müh­len­ar­tig for­dern sie uni­so­no die unbegrenzte
    „Ein­wan­de­rung“ als Lösung eines Pro­blems, das aus vie­len Grün­den nicht funk­tio­nie­ren kann. Die „Migran­ten“ fin­den hier Bedin­gun­gen vor, für die sie nie aus­ge­bil­det wur­den. Sie kön­nen zukünf­tig zu einem gro­ßen Teil aus den Sozi­al­sy­ste­men und damit von den Bei­trags­zah­lern ali­men­tiert wer­den. Span­nun­gen zwi­schen den ihrer Bei­trä­gen beraub­ten Alt­zah­lern und den „Neh­mern“ sind vor­pro­gram­mentiert. Aber die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen von Mer­kel bis zum Papst wis­sen dar­um. Die Bischö­fe aus der nah­öst­li­chen Regi­on bit­ten uns fle­hent­lich unse­re Poli­tik zu ändern. Aber Kein Ver­nat­wort­li­cher in Euro­pa ist bereit sei­ne Gesin­nung zu ändern.
    Was drin­gend not­wen­dig wäre, ist die Wie­der­her­stel­lung der Wür­de der Men­schen, die zu uns kom­men. Arbeit in ihren Hei­mat­län­dern und die Mög­lich­keit, dass sie ihre ange­stamm­te Hei­mat wie­der auf­bau­en können.
    Besei­ti­gung und Äch­tung der Stell­ver­tre­ter­krie­ge, die die Lebens­grund­la­ge zer­stö­ren. Der soge­nann­te euro­päi­sche Huma­nis­mus soll­ten in den Hei­mat­län­dern der Migran­ten grei­fen. Wie sag­te einst Wood­row Wil­son: Es pas­siert in der Poli­tik nichts, was nicht gewollt ist. Bit­ter ist, dass das bis­he­ri­ge mora­li­sche Gewis­sen der Welt, der Papst, offen­sicht­lich zum Teil die­ses poli­ti­schen Systems gewor­den ist.

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