Rom und Piusbruderschaft „waren sich noch nie so nahe“


Schmidberger-Brief: Einigung zwischen Rom und Piusbruderschaft auf der Zielgeraden?
Schmidberger-Brief: Einigung zwischen Rom und Piusbruderschaft auf der Zielgeraden?

(Rom) Seit Jah­res­be­ginn häu­fen sich Stim­men, die von einer bal­di­gen kano­ni­schen Aner­ken­nung der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX) durch Rom spre­chen. Loren­zo Ber­toc­chi von Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na unter­nahm den Ver­such, den aktu­el­len Stand zusammenzufassen.

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Neue Bewe­gung in die Sache brach­te ein ver­trau­li­cher Brief von Pater Franz Schmid­ber­ger vom 19. Febru­ar, der spä­ter im Inter­net auf­tauch­te. Pater Schmid­ber­ger gehört zu den histo­ri­schen Gestal­ten der von Erz­bi­schof Lefeb­v­re gegrün­de­ten Prie­ster­bru­der­schaft. Er war einer der eng­sten Mit­ar­bei­ter von Erz­bi­schof Lefeb­v­re und stand der Bru­der­schaft bereits als Gene­ral­obe­rer vor. Der­zeit lei­tet der Schwa­be das inter­na­tio­na­le Prie­ster­se­mi­nar der FSSPX im baye­ri­schen Zaitzkofen.

Kirchenrechtliche Anerkennung

Um unnö­ti­gen Spe­ku­la­tio­nen vor­zu­beu­gen, erlaub­te Schmid­ber­ger der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen US-ame­ri­ka­ni­schen Sei­te Rora­te Cae­li, sei­nen Brief ins Eng­li­sche zu über­set­zen und zu ver­öf­fent­li­chen. Der Brief ist an den Gene­ral­obe­ren, Bischof Ber­nard Fel­lay, und ande­re füh­ren­de Per­sön­lich­kei­ten der Bru­der­schaft gerich­tet. Er fand beson­de­res Inter­es­se, weil er zusätz­li­che Indi­zi­en für eine mög­li­che Eini­gung zwi­schen dem Vati­kan und der Bru­der­schaft ent­hält. Ent­spre­chen­de Gerüch­te hat­ten sich inten­si­viert, als Papst Fran­zis­kus Anfang April Bischof Fel­lay in Audi­enz empfing.

Im Mit­tel­punkt steht die Fra­ge der kir­chen­recht­li­chen Aner­ken­nung der Prie­ster­bru­der­schaft. Bis­her ver­trat Rom den Stand­punkt, daß Katho­li­ken nicht recht­mä­ßig die Sakra­men­te durch Prie­ster der Bru­der­schaft emp­fan­gen könn­ten. Papst Fran­zis­kus wisch­te ent­spre­chen­de Zwei­fel bei­sei­te, indem er im ver­gan­ge­nen Herbst Details zum Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit bekannt­gab und erklär­te, daß die Prie­ster der Pius­bru­der­schaft gül­tig und legi­tim die Beich­te hören und von den Sün­den los­spre­chen kön­nen. Die Aner­ken­nung der legi­ti­men Amts­aus­übung wur­de damit nicht de jure ent­schie­den, aber de fac­to vorweggenommen.

Als Form der kano­ni­schen Aner­ken­nung wird häu­fig eine Per­so­nal­prä­la­tur genannt, wie sie das Opus Dei hat „Das alles könn­te para­dox erschei­nen, da gera­de das Kir­chen­ver­ständ­nis der Tra­di­tio­na­li­sten von Lefeb­v­re und Papst Fran­zis­kus mit Sicher­heit nicht das­sel­be ist“, so der Autor. Doch gera­de dar­in könn­te der Schlüs­sel zu einer Eini­gung lie­gen, so Bertocchi.

Ebnet „Unberechenbarkeit und Improvisation“ von Papst Franziskus den Weg?

Pater Schmidberger mit Erzbischof Lefebvre
Pater Schmid­ber­ger mit Erz­bi­schof Lefebvre

Doch zurück zum Schmid­ber­ger-Brief. Die­ser legt der Bru­der­schaft nahe, das römi­sche Ange­bot der kir­chen­recht­li­chen Aner­ken­nung anzu­neh­men. „Es ist viel­leicht gera­de Papst Fran­zis­kus mit sei­ner Unbe­re­chen­bar­keit und Impro­vi­sa­ti­on, der zu sei­nem sol­chen Schritt imstan­de sein könn­te“, so Pater Schmid­ber­ger. Die Mas­sen­me­di­en wür­den ihm einen sol­chen Schritt ver­zei­hen, den sie Bene­dikt XVI. nie ver­zie­hen hät­ten, so der ehe­ma­li­ge Sekre­tär von Msgr. Lefebvre.

„Mit sei­nem auto­ri­tä­ren, um nicht zu sagen, tyran­ni­schen Regie­rungs­stil, wäre er mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit imstan­de, eine sol­che Maß­nah­me auch gegen Wider­stän­de durchzusetzen.“

Die von Pater Schmid­ber­ger in sei­nem Brief dar­ge­leg­te Linie sei vor­herr­schend in der Pius­bru­der­schaft, so Ber­toc­chi. „Mit Sicher­heit ist es auch die Linie, die der Gene­ral­obe­re Msgr. Fel­lay ver­folgt, der sich bei der Begeg­nung mit dem Papst davon über­zeugt habe, daß das Kir­chen­ober­haupt einen ehr­li­chen Wil­len habe, zu einer Ver­söh­nung zu gelan­gen. Der Papst schätzt die Prie­ster der Pius­bru­der­schaft vor allem wegen ihres mis­sio­na­ri­schen Ein­sat­zes, das er in Bue­nos Aires bei ihnen gese­hen hatte.“

Ber­toc­chi kommt daher zum Schluß: „Was sich letzt­lich abzeich­net, ist jetzt ein gro­ßer poli­ti­scher Rea­lis­mus von Sei­ten der Bru­der­schaft oder zumin­dest ihres wich­tig­sten Teils. Dabei spar­te Schmid­ber­ger in sei­nem Brief nicht mit Kri­tik an den ‚libe­ra­len Ideen‘ des Pap­stes und sei­ner dar­aus fol­gen­den Amts­füh­rung, die ‚viel Ver­wir­rung in die Kir­che bringen‘“.

Der wich­tig­ste, in Rom regi­strier­te Punkt sei zunächst jedoch, daß die Pius­bru­der­schaft Fran­zis­kus als recht­mä­ßi­ges Papst aner­kennt „und wir für ihn beten“, wie es im Schmid­ber­ger-Brief heißt.

„Christus hat es zugelassen, daß Franziskus auf dem Stuhl Petri sitzt“

Das umstrit­te­ne Kir­chen­ober­haupt, das im tief­sten Inne­ren der katho­li­schen Kir­che immer grö­ße­re Bauch­schmer­zen ver­ur­sacht, scheint sich für die kano­ni­sche Aner­ken­nung der Pius­bru­der­schaft als „Wink der Vor­se­hung“ zu erweisen.

„Im Augen­blick als Chri­stus die Kir­che errich­te­te, hat er die gesam­te Rei­he der Päp­ste durch die Kir­chen­ge­schich­te vor­her­ge­se­hen, auch einen Papst Fran­zis­kus. Und er hat zuge­las­sen, daß er den Stuhl Petri besteigt.“

Als „Wink der Vor­se­hung“, so Ber­toc­chi, könn­te sich Fran­zis­kus auch erwei­sen, weil er, im Gegen­satz  zu Bene­dikt XVI., „eine Ver­söh­nung ohne dok­tri­nel­le Bedin­gun­gen akzep­tie­ren könnte.

Die Fra­ge der Aner­ken­nung des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils durch die Bru­der­schaft könn­te sich in einer sehr all­ge­mei­nen For­mu­lie­rung erschöp­fen, wie jüngst Kuri­en­erz­bi­schof Gui­do Poz­zo, der Sekre­tär der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei sag­te. „Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil kann im Kon­text der gesam­ten Tra­di­ti­on der Kir­che und ihres bestän­di­gen Lehr­am­tes ange­mes­sen ver­stan­den wer­den“, so Poz­zo, der damit zu ver­ste­hen gab, daß von der Pius­bru­der­schaft nicht mehr ver­langt werde.

„Werden Irrtümer auch nach Anerkennung beim Namen nennen“

Pater Schmid­ber­ger beton­te umge­kehrt in sei­nem Brief, daß sich die Pius­bru­der­schaft auch in Zukunft nicht den Mund ver­bie­ten las­sen wer­de, wenn es dar­um geht, die Irr­tü­mer auf­zu­zei­gen und zu kri­ti­sie­ren, die sie in der Kir­che erkennt.

„Wir nen­nen die Irr­tü­mer vor einer Aner­ken­nung beim Namen und wer­den das auch nach einer Aner­ken­nung tun.“

Ber­toc­chi glaubt eine neue „Real­po­li­tik“ zu erken­nen. Im Schmid­ber­ger-Brief heißt es:

„Wenn Gott Sei­ner Kir­che, die aus tau­send Wun­den blu­tet, wirk­lich effi­zi­ent zu Hil­fe kom­men will, hat er tau­send Mög­lich­kei­ten, das zu tun. Zu die­sen gehört auch eine offi­zi­el­le Aner­ken­nung der Prie­ster­bru­der­schaft durch Rom.“

„Steht die Aner­ken­nung wirk­lich unmit­tel­bar bevor?“, fragt sich Ber­toc­chi. „Einer­seits kann man sagen, daß der Vor­schlag kon­kret und auch in sei­nen recht­li­chen Details bereits ent­wor­fen ist, vor allem aber, daß der Papst die Aner­ken­nung wünscht. Die Bru­der­schaft hat sich Zeit genom­men, vor allem um intern zu arbei­ten, wo es ohne Zwei­fel Wider­stän­de gegen die Aner­ken­nung gibt. Eini­ge Indis­kre­tio­nen besa­gen, daß die Ver­söh­nung schwer­lich noch vor dem Herbst erfol­gen kön­ne. Inter­es­sant wird daher sein, die Reak­tio­nen jener ‚libe­ra­len‘ Welt zu sehen, von Bischö­fen, Theo­lo­gen und Mas­sen­me­di­en, die gro­ßen Gegen­druck erzeugt haben, als Bene­dikt XVI. das­sel­be Ziel ange­streb­te“, so Bertocchi.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: sspx (Screen­shot)

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15 Kommentare

  1. Viel­leicht liegt ja wirk­lich der tie­fe­re Sinn die­ses Pon­ti­fi­ka­tes in der kano­ni­schen Aner­ken­nung der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., denn wie Goe­the schrieb: wo Gefahr droht, wächst das Ret­ten­de zu gleich. Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Prie­ster­bru­der­schaft könn­te dann in der Tat in fer­ne­rer Zukunft in der Katho­li­schen Kir­che eine ganz wich­ti­ge Rol­le annehmen.

  2. Die Gewaen­der auf dem ober­ste­hen­den Bild gefael­len mir sehr! Die Katho­li­sche Kir­che braucht auch etwas schoenes.Natuerlich ist das mei­ne per­soen­li­che Geschmackssache.

    • Die impo­san­te­re lit­ur­gi­sche Optik der Prä-Vati­ka­num-II-Ära ist nur eine Sache von vie­len, die den Unter­schied zur Post-Vati­ka­num-II-Ära deut­lich macht. Der rich­tig gro­ße Knack­punkt ist ein Pro­te­stan­ti­sie­ren, das die Moder­ni­sten schon seit vie­len Jahr­zehn­ten der Kir­che auf­zwin­gen wollen.

  3. Auf die Wei­se einer fast bedin­gungs­lo­sen Aner­ken­nung der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. ist es ein Leich­tes für den UNO-freund­li­chen Papst Fran­zis­kus, die­se star­ke Grup­pe der Tra­di­ti­on zu zäh­men und dem Dik­tat der Eine-Welt-Reli­gi­on zu unter­wer­fen. Eine größt­mög­li­che Distanz zu Rom und das treue Fest­hal­ten an der einst unver­än­der­ten Mis­sa Triden­ti­na Pius V., in der noch viel in den Ora­tio­nen um den Schutz der Mut­ter­got­tes und gegen die Fein­de der Kir­che gebe­tet wird, wür­de den schlei­chen­den gei­sti­gen Tod verhindern.

    • Die Pius­bru­der­schaft tut gut dar­an, sich alle Frei­hei­ten her­aus­zu­neh­men und sich auf kei­ne fau­len Kom­pro­mis­se ein­zu­las­sen. In Zukunft darf eh‘ jeder Gläu­bi­ge tun und las­sen was er will, da man allein dem eige­nen Gewis­sen ver­pflich­tet ist – und das ist gut so! Machen wir regen Gebrauch davon!

    • Sie haben Recht,es scheint,alsob man die­se PiusX-Grup­pe zaeh­men will?Ich mei­ne dass die tra­di­tio­nel­le Grup­pe Chri­stus Koe­nig und Hoeherpriester,wo ich mit ver­bun­den bin, auch schon so eine Aner­kan­nung bekom­men hat von Papst Fran­zis­kus, und ich dach­te schon dass das irgend­wo eigen­ar­tig ist, da nich zusammenpassend.Aber, wenn es anders ist, ich ler­ne sehr ger­ne etwas neu­es dazu!

      • Das Insti­tut Chri­stus König und Hoher­prie­ster wur­de 1990 mit der Zustim­mung von Sil­va­no Kar­di­nal Pio­va­nel­li gegrün­det. Es war von Anfang an in „offi­zi­ell“ kirch­li­che Struk­tu­ren ein­ge­bun­den. Fran­zis­kus muß­te kei­ne Aner­ken­nung des Insti­tuts erklä­ren, weil es schon vor sei­ner Amts­zeit einen kano­ni­schen Sta­tus erhielt.

  4. So sehr ich mir eine Aner­ken­nung und Ein­bin­dung der Pius-Bru­der­schaft wün­schen wür­de, habe ich doch ein Problem.
    Wenn ich bestimm­te Ent­schei­dun­gen des Pap­stes Fran­zis­kus nicht mit­tra­gen bzw. gut­hei­ßen kann, wie kann ich dann inner­lich ein Will­kom­men der FSSPX anneh­men, nur weil es einem Anlie­gen mei­ner­seits ent­ge­gen­kä­me? Wäre das nicht sehr opportunistisch?
    Die­se päpst­li­che Sprung­haf­tig­keit und Unbe­re­chen­bar­keit – wie ist sie nur einzuordnen?

    • «Die­se päpst­li­che Sprung­haf­tig­keit und Unbe­re­chen­bar­keit – wie ist sie nur einzuordnen?»
      dafür gibt’s im Baye­ri­schen den Kalau­er: dafür hat dir der Herr­gott zwei Ohren gege­ben… damit’s zum einen rein geht und zum ande­ren wie­der raus kann 😉
      Ich versuch’s prak­tisch zu sehen: Wenn Fran­zis­kus die SPPX ohne Wenn und Aber als katho­lisch gut­heißt, dann kann ich allen Pro­gres­si­ven vor­hal­ten, daß sie gegen den fal­schen Feind gekämpft haben oder mit dem Bekämp­fen Lefeb­v­res bewußt von ande­ren Sachen ablen­ken wollten…

      • @ Kosta­di­nov

        Es ist natür­lich der Gip­fel der Schi­zo­phre­nie, wenn die Tod­fein­de der Kir­che, die u. a. in der Frei­mau­re­rei orga­ni­siert sind, immer mehr Aner­ken­nung durch den höch­sten Kle­rus erhal­ten, aber Bewah­rer der tra­di­tio­nel­len Leh­re der Kir­che zu Aus­sät­zi­gen erklärt werden.

  5. Falls es wirk­lich zu die­sen Schritt kom­men soll­te, wird es inner­halb der FSSPX zu einer gro­ßen Spal­tung kom­men. Die Bru­der­schaft wird sicher nicht geschlos­sen die­sen frag­wür­di­gen Schritt wagen.

  6. Hoch­ver­ehr­ter @Suarez!
    Dan­ke für Ihre Ein­schät­zung des tie­fe­ren Sinns des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus, die ich gern tei­le. Was ich schon an ande­rer Stel­le gesagt habe, möch­te ich hier hin­zu­fü­gen: Es zeigt sich, wohin der moder­ni­sti­sche Auf­bruch der katho­li­schen Kir­che füh­ren wür­de, wenn die Welt­kir­che im „Geist des Kon­zils“, der immer noch ein deut­scher ist, mit­ma­chen und sich von der deut­schen Sek­ti­on des Jesui­ten­or­dens, der Kas­pe­ria­ner und den Pro­gres­si­sten­theo­lo­gen domi­nie­ren las­sen und in eine „gro­ße Zukunft“ (Kar­di­nal Marx, 2015) zie­hen las­sen wür­de. Aus die­sem pro­te­stan­ti­sier­ten deut­schen „Geist“ her­aus ist 2010 Papst Bene­dikt XVI. vor­ge­wor­fen wor­den, er fah­re die Kir­che an die Wand und man müs­se ihn vor sich selbst schüt­zen – wohl indem man sein Pon­ti­fi­kat von Anfang an ins Zwie­licht zu setz­ten trach­te­te. Mitt­ler­wei­le wis­sen wir über die Umtrie­be der Moder­ni­sten­krei­se um Papst Fran­zis­kus, die ihr Zen­trum an der Gre­go­ria­na in Rom haben, noch mehr und es ist für die nicht gera­de Erfreu­li­ches. Kar­di­nal Mül­ler hat in Spa­ni­en einen län­ge­ren Vor­trag über AL gehal­ten, der gestern in der Tages­post vor­ge­stellt und am kom­men­den Sams­tag in der glei­chen Zei­tung im Orgi­nal abge­druckt wer­den wird. Die Schlag­zei­le der Vor­anzei­ge lau­tet: „Kar­di­nal Mül­ler: Papst hält an der Leh­re sei­ner Vor­gän­ger fest. Zusatz: Der Glau­bens­prä­fekt sieht in dem nach­syn­oda­len Schrei­ben von Fran­zis­kus kei­ne Neue­run­gen für Wie­der­ver­hei­ra­te­te. Daher das rela­ti­ve Schwei­gen in ihren Wäldern?

  7. Fort­set­zung:

    Aus dem Vor­trag eini­ge Sät­ze des Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Kar­di­nal Mül­ler zur Kom­mu­ni­on für Wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne, wie sie die Tages­post vom 3.5.16 zitiert:

    „Hät­te AL eine so ver­wur­zel­te und so gewich­ti­ge Dis­zi­plin auf­kün­di­gen wol­len, hät­te es sich deut­lich aus­ge­drückt und die Grün­de dafür ange­ge­ben. Es gibt jedoch dar­in kei­ne Aus­sa­ge in die­sem Sin­ne. Der Papst stellt in kei­nem Augen­blick die Argu­men­te sei­ner Vor­gän­ger in Fra­ge. Die­se basie­ren nicht auf der sub­jek­ti­ven Schuld die­ser unse­rer Brü­der und Schwe­stern, son­dern auf der sicht­ba­ren, objek­ti­ven Lebens­füh­rung, die den Wor­ten Chri­sti ent­ge­gen­ge­setzt ist.“

    „Ohne näher dar­auf ein­zu­ge­hen, reicht es aus, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sich die­se Fuß­no­te auf objek­ti­ve Situa­tio­nen der Sün­de im All­ge­mei­nen bezieht, nicht auf den spe­zi­el­len Fall der zivil wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Denn die Situa­ti­on der Letzt­ge­nann­ten hat eigen­tüm­li­che Züge, die sie von ande­ren Situa­tio­nen unterscheidet.“

    „Der Grund­satz ist, dass nie­mand ein Sakra­ment – die Eucha­ri­stie – wirk­lich emp­fan­gen wol­len kann, ohne gleich­zei­tig den Wil­len zu haben, den ande­ren Sakra­men­ten, dar­un­ter dem Ehe­sa­kra­ment, gemäß zu leben. Wer auf eine dem Ehe­band ent­ge­gen­ge­setz­te Art und Wei­se lebt, wider­setzt sich dem sicht­ba­ren Zei­chen des Ehesakraments.
    Was sei­ne Exi­stenz im Leib betrifft, macht er sich zum ‚Gegen­zei­chen‘ der Unauf­lös­lich­keit, auch wenn ihn sub­jek­tiv kei­ne Schuld trifft. Gera­de des­halb, weil sich sein Leben im Leib dem Zei­chen ent­ge­gen­stellt, kann er nicht zum höch­sten eucha­ri­sti­schen Zei­chen gehö­ren, in dem sich die mensch­ge­wor­de­ne Lie­be Jesu manifestiert,
    indem er die Kom­mu­ni­on emp­fängt. Wür­de ihn die Kir­che zur Kom­mu­ni­on zulas­sen, so wür­de sie das bege­hen, was Tho­mas von Aquin ‚Falsch­heit in den sakra­men­ta­len Zei­chen‘ nennt.“

    • Zur Ergän­zung:
      Kar­di­nal Mül­ler ist im Recht, wenn er sagt:
      „Ohne näher dar­auf ein­zu­ge­hen, reicht es aus, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sich die­se Fuß­no­te auf objek­ti­ve Situa­tio­nen der Sün­de im All­ge­mei­nen bezieht, nicht auf den spe­zi­el­len Fall der zivil wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Denn die Situa­ti­on der Letzt­ge­nann­ten hat eigen­tüm­li­che Züge, die sie von ande­ren Situa­tio­nen unterscheidet.“

      Der betref­fen­de Satz in AL lautet:
      „Auf­grund der Bedingt­hei­ten oder mil­dern­der Fak­to­ren ist es mög­lich, dass man mit­ten in einer objek­ti­ven Situa­ti­on der Sün­de – die nicht sub­jek­tiv schuld­haft ist oder es zumin­dest nicht völ­lig ist – in der Gna­de Got­tes leben kann, dass man lie­ben kann und dass man auch im Leben der Gna­de und der Lie­be wach­sen kann, wenn man dazu die Hil­fe der Kir­che bekommt.[351]“
      Aller­dings kann sich die Fuß­no­te 351 weder spe­zi­ell auf „Wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne“ bezie­hen noch die­se indi­rekt einschließen.
      Da jede Wie­der­ver­hei­ra­tung einer/​es Geschie­de­nen, obwohl sie den Wor­ten Jesu und damit dem Wil­len Got­tes ent­ge­gen­steht, aus frei­em Wil­len geschieht, ist sie nicht nur objek­tiv, son­dern ein­deu­tig auch „sub­jek­tiv schuld­haft“. Nicht­wis­sen schei­det ange­sichts der Tat­sa­che aus, dass im sakra­men­ta­len Ehe­schlie­ßungs­ver­spre­chen „… bis dass der Tod euch schei­det“ der Wil­len Got­tes im vol­len Bewusst­sein bejaht wor­den ist. Somit erüb­rigt sich eine Dis­kus­si­on, ob bei der Wie­der­ver­hei­ra­tung der eine oder ande­re Betei­lig­te doch nicht auch ein wenig unschul­dig gewe­sen ist. Damit schei­det die Zulas­sung Wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zur Hl. Kom­mu­ni­on unter Bezug­nah­me auf Fuß­no­te 351 aus, die lautet: 

      „In gewis­sen Fäl­len könn­te es auch die Hil­fe der Sakra­men­te sein. Des­halb » erin­ne­re ich [die Prie­ster] dar­an, dass der Beicht­stuhl kei­ne Fol­ter­kam­mer sein darf, son­dern ein Ort der Barm­her­zig­keit des Herrn « (Apo­sto­li­sches Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um [14. Novem­ber 2013], 44: AAS 105 [2013], S. 1038). Glei­cher­ma­ßen beto­ne ich, dass die Eucha­ri­stie » nicht eine Beloh­nung für die Voll­kom­me­nen, son­dern ein groß­zü­gi­ges Heil­mit­tel und eine Nah­rung für die Schwa­chen « ist ( ebd., 47: AAS 105 [2013], S. 1039)[351].

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