
(Oslo) Die lutherische Kirche Norwegens beschloß auf ihrer Synode, künftig auch homosexuelle Paare zu trauen. Als Reaktion darauf werden katholische Priester nicht mehr als Standesbeamte fungieren und keine Zivilehen mehr schließen.
In Norwegen muß die Zivilehe nicht vor einem Standesbeamten im Rathaus geschlossen werden. Jeder lutherische Pastor oder katholische Priester kann als Standesbeamter fungieren. An die kirchliche Trauung wird eine Zeremonie angeschlossen, die vom Staat anerkannt wird. Bisher wurde diese für den Staat relevante Zeremonie von allen christlichen Konfessionen einheitlich durchgeführt. Das soll sich nun ändern.
„Die Politiker könnten aggressiv werden“ gegen die katholische Kirche und gegen die katholischen Priester. Mit diesen Worten begründete Bischof Bernt Ivar Eidsvig von Oslo die Entscheidung, daß katholische Priester in Norwegen keine zivilen Trauungen mehr durchführen werden. Damit reagiert die katholische Kirche auf die Entscheidung der lutherischen Synode, homosexuelle Verbindungen zu akzeptieren.
Für den 2005 von Papst Benedikt XVI. ernannten Bischof, der Augustiner-Chorherr im Stift Klosterneuburg bei Wien ist, sei es „offensichtlich, daß wir die in unserer Kirche zelebrierten Ehen von jenen der anderen unterscheiden müssen“.
Politischer Druck auf katholische Kirche, die „Homo-Ehe“ zu akzeptieren
Bischof Eidsvig gab mit den Worten: „Die Politiker könnten aggressive werden“ zu verstehen, daß es erheblichen politischen Druck auf die katholische Kirche des Landes gibt, die „Homo-Ehe“ zu akzeptieren. „Aggressiv“ könnten die Regierenden gegen jene religiösen Gemeinschaften werden, so der Bischof, die sich weiterhin weigern, „Homo-Ehen“ zu schließen. Um sich diesem Druck zu entziehen, sei es „besser, keine Ehen mehr im Namen des Staates zu schließen“.
Die Präventivmaßnahme soll verhindern, daß Homo-Paare, vielleicht auch nur aus Poli-Aktionismus, bei katholischen Priestern um eine Trauung anfragen, und die Ablehnung zu einem Medienspektakel gegen die katholische Kirche machen.
Bischof Eidsvig bedauerte, daß die lutherische Synode die „Homo-Ehe“ anerkannte. Die Katholiken möchte weiterhin „gute Beziehungen mit der lutherischen Kirche pflegen“, so der Bischof. „Ihre Entscheidung können wir aber nicht verstehen und hoffen, daß sie es sich noch einmal überlegen.“
Die „Homo-Ehe“ wurde 2009 vom Staat in Norwegen eingeführt. Die lutherische Kirche hatte sich bisher geweigert, an solchen Verbindungen mitzuwirken. Innerhalb des Lutherischen Weltbundes war sie damit den afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Gemeinschaften gefolgt. Lutherische Pastoren, die keine „Homo-Ehen“ schließen wollen, sind laut Synodenbeschluß nicht dazu gezwungen.
Für die katholische Kirche ist das kein akzeptabler „Kompromiß“, da die „Homo-Ehe“ nicht eine Frage des persönlichen Ermessens eines Priesters sei, sondern ein Widerspruch zur von Gott gestifteten Ehe zwischen einem Mann und einer Frau.
Am 31. Oktober wird Papst Franziskus die lutherische Gemeinschaft besuchen – auch die katholische?
Zusammen mit protestantischen Religionsvertretern nahm Bischof Eidsvig gegenüber der Tageszeitung Norway’s Vart Land Stellung. Die „Homo-Ehe widerspricht nicht nur der christlichen, sondern auch der historischen und universalen Sicht der Ehe“.
Die Trennung der religiösen von der zivilen Trauung werde dazu beitragen, die Priester „vor dem wachsenden Druck zu schützen, auch gleichgeschlechtliche Paare trauen zu sollen“.
Bischofs Eidsvig erinnerte auch daran, daß Papst Franziskus am kommenden 31. Oktober die norwegische lutherische Gemeinschaft besuchen werde. Das katholische Kirchenoberhaupt nimmt an diesem Tag in Stockholm an einem ökumenischen, katholisch-lutherischen Reformationsgedenken teil.
Obwohl er es für „unwahrscheinlich“ halte, äußerte Bischof Eidsvig gegenüber CNS die Hoffnung, daß Papst Franziskus bei dieser Gelegenheit auch die Katholiken Norwegens besuchen könnte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: IxR
Da darf doch wohl nicht wahr sein, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche nach Stockholm kommt, um an einem lutherischen Reformationsgedenken teilzunehmen ‑was ihn an sich nichts angeht- aber die Katholiken Norwegens nicht aufsucht?