
(Jerusalem) Die politische Herrschaft über Jerusalem wechselte im Lauf der Geschichte mehrfach. Eine Bildergalerie dokumentiert die letzten Jahre der osmanischen Herrschaft von 1900–1918, bevor Palästina zum britischen Mandatsgebiet wurde.
637 wurde die Stadt, in der Christus gekreuzigt, von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, von den sarazenischen Moslems erobert. Mit Hilfe eines jüdischen Aufstands gegen die christlichen Byzantiner konnten die heidnischen Perser Jerusalem erobern. Den Byzantinern gelang zwar die Rückeroberung. Als kurz darauf der islamische Angriff begann, waren die Kräfte jedoch aufgezehrt.
Im selben Jahr, als Jerusalem unter mohammedanische Herrschaft gelangte, wurden die Christen und Juden zu Dhimmis, zu Bürgern zweiter Klasse erklärt. Eine Situation, an der sich nach dem islamischen Gesetz, der Scharia, bis heute nichts geändert hat.
Von 1099 bis 1187 konnte in den Kreuzzügen Jerusalem befreit und das Königreich Jerusalem errichtet werden. Letzteres bestand zwar bis 1291, doch die Stadt selbst, war bereits nach der vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei den Hörnern von Hattin verlorengegangen.
1517 eroberten die türkischen Osmanen Jerusalem
1517 eroberten die türkischen Osmanen Jerusalem von den in Ägypten herrschenden Mamelucken und gliedert das Heilige Land in das Osmanische Reich ein. Der erste Osmanenherrscher Süleyman I. „der Prächtige“, ließ die heute noch weitgehend intakte Stadtmauer errichten und Jerusalem gemäß seiner Bevölkerung in vier Viertel unterteilen, einem moslemischen, einem jüdischen und zwei christlichen Vierteln: dem armenischen Viertel und dem christlichen Viertel, in dem alle nicht-armenischen Christen zu leben hatten. 400 Jahre sollte die türkische Herrschaft in Jerusalem dauern.
Retronaut veröffentlichte einen Artikel von Alex Q. Arbucke und dazu eine Fotosammlung. Sie dokumentiert die letzten Jahre der osmanischen Herrschaft in Jerusalem von 1900 bis 1918. Die Aufnahmen bieten einen Einblick in das Leben der Stadt und der Christen und bieten einen Eindruck vom Aussehen Jerusalems vor 100 Jahren.
Christen, Juden, Moslems in Jerusalem
Um 1910 zählte Jerusalem laut Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon (1911) fast 60.000 Einwohner. Zwei Drittel davon waren Juden, rund 20 Prozent Christen, fast 12 Prozent Moslems und ein Prozent andere, vor allem Drusen.
Die jüdische Einwanderung nach Palästina seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die Bevölkerungsverhältnisse verändert, wie ein Vergleich mit der Zeit um 1830 zeigt. Damals lebten laut dem Damen Conversations-Lexikon (1835) 39.000 Menschen in Jerusalem: 51 Prozent waren Christen, 26 Prozent Moslems, 21 Prozent Juden und zwei Prozent andere. In Ermangelung einer staatlichen Volkszählung handelt es sich nicht um exakte Angaben, aber zumindest um brauchbare Richtwerte einer Momentaufnahme. Im Laufe der Jahrhunderte gab es in der Bevölkerungszusammensetzung erhebliche Schwankungen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Retronaut
Einmal mehr ein äusserst interessanter Artikel über die Kath. Kirche im Orient.
In diesen Zeiten von Verwirrung und Drangsal ist qualitätsvolle Journalistik mehr denn je gefragt.
Herzlichen Dank, Herr Giuseppe Nardi!