(Rom) Zu einer liturgischen „Stilblüte“ kam es am vergangenen Gründonnerstag in Roiate in der suburbikarischen Diözese von Palestrina.
In der Pfarrei Maria Himmelfahrt zelebrierte der 50 Jahre alte Pfarrer Don Antonino Costa die Gründonnerstagsliturgie im Gewand eines Prälaten oder Abtes. Auf welches, wo genau ausgegrabene Privileg er sich dabei berief, weiß niemand so recht zu sagen.
Roiate, ein Ort mit 750 Einwohnern, malerisch am Abhang der Monti Ernici südöstlich von Rom gelegen, kann auf eine beachtliche Geschichte zurückblicken. Seit dem 4. Jahrhundert gehört der Ort zur Diözese Palestrina. Der heilige Benedikt von Nursia soll hier einen Fußabdruck im Fels hinterlassen haben, über dem die Pfarrkirche errichtet ist. Viele Pilger strömten in früheren Zeiten deshalb in den Ort. Im Lauf der Jahrhunderte „schwitzte“ der Fußabdruck immer wieder. Die Volksfrömmigkeit sah darin ein „schlechtes Omen“ für die Zukunft. Auf dem Fels entstanden Tropfen einer Flüssigkeit, die gesammelt und für die Letzte Ölung der Sterbenden verwendet wurden. Im vergangenen Jahrhundert soll der Fels nur dreimal „geschwitzt“ haben, im Zusammenhang mit dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg und dem Erdbeben von Irpinia im Jahr 1980.
Der Ortsname von Roiate dürfte auf die Langobarden zurückgehen, die 568 ins Land kamen und hier – zumindest einige ihrer Adelsfamilien – bis ins Hochmittelalter eine Rolle spielten. 962 verlieh Kaiser Otto I. dem Ort Marktrechte. Derselbe Kaiser bestätigte 967 die damals schon alte Territorialherrschaft der Benediktinerabtei Subiaco. Diese weltliche Herrschaft Subiacos wurde jedoch 1753 von Papst Benedikt XIV. beendet, und Roiate direkt der Verwaltung durch die Congregatio boni regiminis der Römischen Kurie unterstellt. Das alles taugt nicht, um die „Prälatisierung“ des Pfarrers zu erklären.
Liturgischer „Pastiche“
Roiate wurde am Gründonnerstag der vergangenen Wochen zum Schauplatz eines absonderlichen Spektakels. Don Costa ließ sich einen enormen Baldachin und einen Thron errichten, auf dem er während der Liturgie Platz nahm. Seine Rangerhöhung bekundete er durch das Tragen eines Rockett und einer Dalmatik unter der Kasel, wie es nur für Bischöfe und Äbte üblich ist. Das alles mag irritierend und zweifelhaft sein, das eigentliche Problem aber ist es nicht.

„Inakzeptabel ist ein damit verbundener liturgischer Pastiche“, so Messa in Latino. Don Costa ließ einen quadratischen Tisch im Altarraum aufstellen, auf dem er das Letzte Abendmahl plastisch nachstellte, wobei „plastisch“ im übertragen Sinn wörtlich zu nehmen ist. Neben prunkvollen Kerzenständern standen nämlich zwölf rote Plastikteller auf dem Tisch, dazu reich mit allerlei Früchten gefüllte Schalen, ein Teller mit geschnittenem Brot, eine Karaffe voll Rotwein und zwei Hostienbecher.
Nicht am Altar, sondern an diesem kurios drapierten Tisch zelebrierte der Pfarrer die Missa in Coena Domini.
„In der bunten katholischen Welt hatten wir schon Ähnliches gesehen. Was in der unendlichen Sammlung von Liturgiemißbräuchen noch fehlte, war das Blut Christi in Sektgläsern“, so Messa in Latino. Der „prälatisierte“ Pfarrer verwendete bei der Eucharistiefeier keinen Kelch, sondern ein Sektglas, das er über den Plastiktellern und dem Obst elevierte.
Auf der Internetseite der Diözese Palestrina schreibt des Liturgische Amt, daß es seine Aufgabe sei, „das vertiefte Verständnis des unermeßlichen Schatzes der liturgischen Riten und des liturgischen Lehramtes, gemäß der Tradition der Kirche und im Gehorsam gegenüber dem Heiligen Geist, zu fördern.“
„Nur schade, daß dieses ‚vertiefte Verständnis‘ in Roiate noch nicht angekommen scheint“, so Messa in Latino.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino