Papst Franziskus wird im Juli den Weltjugendtag in Krakau und Auschwitz besuchen


Weltjugendtag 2016 in Krakau
Weltjugendtag 2016 in Krakau

(Rom) Papst Fran­zis­kus wird im Juli am XXXI. Welt­ju­gend­tag (WJT) in Kra­kau teil­neh­men. Dies gab das Pres­se­amt des Hei­li­gen Stuhls am Sams­tag bekannt.

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Es han­delt sich um den zwei­ten Welt­ju­gend­tag des Pon­ti­fi­ka­tes von Papst Fran­zis­kus. Zuletzt fand ein WJT 2013 im bra­si­lia­ni­schen Rio de Janei­ro statt. Das war weni­ge Mona­te nach dem Kon­kla­ve, bei dem Papst Fran­zis­kus gewählt wurde.

Wie es im Tages­bul­le­tin des Vati­kans hieß, wird der Papst „auf Ein­la­dung der höch­sten pol­ni­schen Staats­ver­tre­ter und der pol­ni­schen Bischö­fe“ vom 27. bis 31. Juli nach Kra­kau reisen.

Polnischer Episkopat auf Distanz zum Kurs von Papst Franziskus

Der pol­ni­sche Epi­sko­pat zeig­te sich bis­her distan­ziert gegen­über dem regie­ren­den Kir­chen­ober­haupt. Im Zusam­men­hang mit den bei­den Fami­li­en­syn­oden, die 2014 und 2016 in Rom statt­fan­den, wur­de dar­aus regel­rech­te Oppo­si­ti­on. Eine von Fran­zis­kus unter­stütz­te Even­tua­li­tät, kirch­lich ver­hei­ra­te­ten, zivil­recht­lich aber geschie­de­nen  und wie­der­ver­hei­ra­te­ten Gläu­bi­gen die Zulas­sung zu den Sakra­men­ten zu gewäh­ren, wird vom pol­ni­schen Epi­sko­pat abgelehnt.

Am 19. März wird Papst Fran­zis­kus das nach­syn­oda­le Schrei­ben zur Fami­li­en­syn­ode unter­zeich­nen. Zum Zeit­punkt des Welt­ju­gend­ta­ges wird sein Stand­punkt zur Unauf­lös­lich­keit der Ehe und zur Homo­se­xua­li­tät bekannt sein, eben­so die Reak­ti­on der pol­ni­schen Kirche.

Polen ist die Hei­mat von Papst Johan­nes Paul II. (1978–2005). Die Welt­ju­gend­ta­ge (WJT) sind eine Initia­ti­ve, die auf ihn zurück­ge­hen. Der erste WJT fand 1984 in Rom statt, als der pol­ni­sche Papst zum „Inter­na­tio­na­len Jahr der Jugend“ einlud.

Bis hin­ein in den Kreis der eng­sten Mit­ar­bei­ter von Papst Fran­zis­kus und unter maß­geb­li­chen Papst-Wäh­lern von 2013 wird das Pon­ti­fi­kat von Johan­nes Paul II. als „restau­ra­ti­ve Wen­de“ gese­hen, zu der eine inne­re Distanz besteht.

Krakau: alte Krönungs- und Hauptstadt Polens

Die Wawel-Kathedrale dern heiligen Stanislaus und Wenzel
Die Wawel-Kathe­dra­le dern hei­li­gen Sta­nis­laus und Wenzel

Der päpst­li­che Besuch in Polen ist daher nicht span­nungs­frei. Papst Fran­zis­kus nützt zudem Pasto­ral­rei­sen, Län­der zu besu­chen, deren Epi­sko­pa­te sei­ner Linie kri­tisch gegen­über­ste­hen, um unter den Bischö­fen für sei­nen Kir­chen­kurs zu werben.

Aus­tra­gungs­ort des XXXI. Welt­ju­gend­ta­ges ist Kra­kau, die geschichts­träch­tig­ste Stadt Polens. Kra­kau, in Klein­po­len gele­gen, war bis 1764 Krö­nungs­stadt der pol­ni­schen Köni­ge und bis 1596 Haupt­stadt des Landes.

Erz­bi­schof von Kra­kau ist seit 2006 Sta­nis­law Kar­di­nal Dzi­wisz, der lang­jäh­ri­ge per­sön­li­che Sekre­tär von Papst Johan­nes Paul II. Des­sen Nach­fol­ger, Bene­dikt XVI., ernann­te ihn kurz nach sei­ner Wahl zum Erz­bi­schof von Kra­kau und erhob ihn 2006 in den Kar­di­nals­stand. Im kom­men­den Monat voll­endet Kar­di­nal Dzi­wisz sein 77. Lebens­jahr. Sei­ne bal­di­ge Eme­ri­tie­rung wird ange­nom­men. Der Papst dürf­te das gemäß Kir­chen­recht ein­zu­rei­chen­de Rück­tritts­ge­such mit aller Wahr­schein­lich­keit erst nach dem Welt­ju­gend­tag annehmen.

Die Orga­ni­sa­ti­on des WJT liegt in der Hand des Päpst­li­chen Lai­en­ra­tes. Die kon­kre­te Durch­füh­rung erfolgt durch ein ört­li­ches Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee. Infor­ma­tio­nen zum WJT 2016 in Kra­kau fin­den sich auf der mehr­spra­chi­gen Inter­net­sei­te kra​ko​w2016​.com.

Papst und Jugendliche in Ausschwitz?

Am 4. März wur­de auf der WJT-Inter­net­sei­te die Nach­richt ver­öf­fent­licht: „Über 225 Tau­send Pil­ger pla­nen wäh­rend des WJT Ausch­witz zu besu­chen“. Zugang zum ehe­ma­li­gen natio­nal­so­zia­li­sti­schen Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger „wer­den nur die Teil­neh­mer des WJT haben, die sich im Vor­aus dafür anmel­den“. Die Sei­te erin­nert an das Gefan­ge­nen­la­ger für Polen ab 1940 und den „Ver­nich­tungs­ort für Juden“ ab 1942. Erin­nert wird vor allem an das Mar­ty­ri­um zwei­er Hei­li­ger, von Pater Maxi­mi­li­an Maria Kol­be und Schwe­ster Tere­sia Bene­dic­ta a Cruce (bür­ger­lich Edith Stein), einer zum katho­li­schen Glau­ben kon­ver­tier­ten jüdi­schen Philosophin.

Zwei Päp­sten besuch­ten bis­her die Gedenk­stät­te des ehe­ma­li­gen KZ’s Ausch­witz. Die WJT-Sei­te nennt „min­de­stens 1,1 Mil­lio­nen Men­schen, zum Groß­teil Juden, aber auch Polen, Roma, sowje­ti­sche Gefan­ge­ne und Men­schen ande­rer Natio­na­li­tä­ten“, die „die Deut­schen in Ausch­witz vernichteten“.

Beim Ausch­witz-Besuch von Johan­nes Paul II. 1979 bete­te der Papst vor Gedenk­ta­feln aus dem Jahr 1969, auf denen „vier Mil­lio­nen“ Opfer genannt wur­den. Als Papst Bene­dikt XVI. 2006 Ausch­witz besuch­te, gedach­te er vor den Tafeln aus dem Jahr 1995 der Opfer, deren Zahl mit „1,5. Mil­lio­nen“ ange­ge­ben wurde.

Nach dem Ende der kom­mu­ni­sti­schen Herr­schaft hat­te die erste freie pol­ni­sche Regie­rung die weit über­trie­be­nen Opfer­zah­len nach unten kor­ri­giert. Inzwi­schen wur­de die Zahl erneut kor­ri­giert. Als Bene­dikt XVI. Ausch­witz besuch­te, hat­te die Muse­ums­di­rek­ti­on der Gedenk­stät­te die Opfer­zah­len bereits auf 1,1 Mil­lio­nen kor­ri­giert. Der deut­sche Papst ver­mied nach dem unan­ge­neh­men Zah­len­vor­fall beim Besuch sei­nes Vor­gän­gers jede Nen­nung einer Opferzahl.

Wie Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di im Janu­ar sag­te, sei es „sehr wahr­schein­lich“, daß auch Papst Fran­zis­kus im Rah­men des WJT die Gedenk­stät­te Ausch­witz besu­chen wer­de. Im Sep­tem­ber 2014 stif­te­te Papst Fran­zis­kus der Stif­tung Ausch­witz-Bir­ken­au 100.000 Euro. Sie ist die Trä­ge­rin des Muse­ums und der Gedenk­stät­te (zu Opfer­zah­len und Zustif­tung des Pap­stes sie­he Papst Fran­zis­kus spen­det Ausch­witz-Gedenk­stät­te 100.000 Euro).

Text: Andre­as Becker
Bild: krakow2016

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5 Kommentare

  1. Ich hof­fe dass Kar­di­nal Dzi­wisz sich nicht eme­ri­tie­ren laesst. Da die Kir­che erfah­re­ne Kar­di­nae­le wie ihn braucht.

  2. Das bleibt mal noch abzu­war­ten, ob er nach Kra­kau fah­ren kann. „Papst“ Fran­zis­kus wur­de bspw. gestern in Deutsch­land wie Kanz­le­rin A.M. von den Wäh­lern abge­straft. Und gera­de auch in Polen erfreut sich die­ser Papst ein wei­ten Anti-Sym­pa­thie. Kaum einer will ihn.

  3. Es bleibt nur zu hof­fen, dass Papst Fran­zis­kus beim Besuch von Ausch­witz, dem Grund­satz der glei­chen Men­schen­wür­de aller ermor­de­ten unschul­di­gen Opfer, Juden und Katho­li­ken treu blei­ben wird. Zu Zei­ten Papst Johan­nes-Paul II, muss­te ein gegrün­de­tes Kar­me­li­te­rin­nen­klo­ster auf jüdi­schen Druck ver­legt wer­den, und meh­re­re Kreu­ze auf jüdi­schem Druck ent­fernt. Auch ent­fern­ten jüdi­sche Besu­cher das Kreuz auf dem Gräb der, zum Chri­sten­tum über­ge­tre­te­nen Kar­me­li­te­rin Edith Stein und ersetz­ten es durch einen Davidstern!

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