Papst Franziskus: Europa erlebt eine „arabische Invasion“ – Vatikansprecher „präzisiert“


(Rom) Papst Fran­zis­kus sprach vor weni­gen Tagen davon, daß Euro­pa eine „ara­bi­sche Inva­si­on“ erle­be. Nach öffent­li­chen Pole­mi­ken bemüh­te sich der Vati­kan um Beruhigung.

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Papst Fran­zis­kus emp­fing am ver­gan­ge­nen Diens­tag im Gäste­haus San­ta Mar­ta im Vati­kan eine Dele­ga­ti­on sozia­li­sti­scher Abge­ord­ne­ter aus Frank­reich in Pri­vat­au­di­enz. Haupt­the­ma der Begeg­nung zwi­schen dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt und rund 30 Par­la­men­ta­ri­ern war die euro­päi­sche Ent­wick­lung. Fran­zis­kus zeig­te sich besorgt über den dro­hen­den Iden­ti­täts­ver­lust Euro­pas. In die­sem Zusam­men­hang sprach der Papst von einer „ara­bi­schen Inva­si­on“, die Euro­pa erlebe.

Laut der links­li­be­ra­len Wochen­zei­tung La Vie sag­te Franziskus:

„Wir kön­nen heu­te von einer ara­bi­schen Inva­si­on spre­chen. Das ist eine sozia­le Tatsache…“.

Einen direk­ten Zusam­men­hang mit der Mas­sen­ein­wan­de­rung stell­te das Kir­chen­ober­haupt nicht her, wes­halb, laut La Croix, nicht klar­ge­wor­den sei, ob sich Fran­zis­kus mit sei­ner Aus­sa­ge auf die Migra­ti­on oder einen ande­ren Kon­text, etwa die Dro­hun­gen durch die isla­mi­sche Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on Isla­mi­scher Staat (IS), bezog.

„Wie viele Invasionen hat Europa im Laufe seiner Geschichte erlebt!“

Der Islam und Europa
Der Islam und Europa

Fran­zis­kus füg­te laut La Vie hinzu:

„Wie vie­le Inva­sio­nen hat Euro­pa im Lau­fe sei­ner Geschich­te erlebt! Immer wuß­te es sich selbst zu über­tref­fen, immer ist es vor­an­ge­kom­men, ging gestärkt aus dem Aus­tausch zwi­schen den Kul­tu­ren hervor.“

Der Chef­re­dak­teur des Wochen­ma­ga­zin, Jean-Pierre Denis, hat­te die Abge­ord­ne­ten in den Vati­kan beglei­tet und nahm an der Audi­enz teil.

Das Wort von der „ara­bi­schen Inva­si­on“ fand gro­ße Auf­merk­sam­keit und löste in Frank­reich eine hef­ti­ge Pole­mik aus.

Lombardi: „Papst wollte nicht Öl ins Feuer gießen“

Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di SJ prä­zi­sier­te gestern die Aus­sa­ge gegen­über La Croix, der Tages­zei­tung der Fran­zö­si­schen Bischofs­kon­fe­renz.

„In kei­ner Wei­se woll­te er [Papst Fran­zis­kus] Öl ins Feu­er schüt­ten, um eine Kon­tro­ver­se zu pro­vo­zie­ren. Der Papst hat nicht von einer gewalt­sa­men oder besorg­nis­er­re­gen­den Inva­si­on gesprochen.“

Gleich­zei­tig erin­ner­te der Vati­kan­spre­cher dar­an, daß es sich bei der Begeg­nung mit den Abge­ord­ne­ten des seit 2012 in Frank­reich regie­ren­den Par­ti socia­list (PS) um eine Pri­vat­au­di­enz han­del­te und die Aus­sa­gen nicht den Rang offi­zi­el­ler Erklä­run­gen hätten.

Aus der „ara­bi­schen Inva­si­on“ wur­de im Bericht von La Croix, durch Ver­weis auf eine Papst-Rede vom 11. Janu­ar 2015, eine „Auf­wer­tung der Immi­gran­ten“ und dem, was sie „zum Vor­teil der gan­zen Gemein­schaft bei­tra­gen können“.

Papst Franziskus Karlspreisträger des Jahres 2016

La Croix war bemüht, den Ein­druck zu zer­streu­en, der Papst sei in irgend­ei­ner Form gegen die Mas­sen­ein­wan­de­rung oder auch nur gegen die isla­mi­sche Mas­sen­ein­wan­de­rung. Gera­de­zu als Beleg führ­te die Zei­tung der fran­zö­si­schen Bischö­fe an, daß Fran­zis­kus der Karls­preis­trä­ger 2016 ist. Am 6. Mai wird dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt im Vati­kan der Inter­na­tio­na­le Karls­preis zu Aachen für Ver­dien­ste um Euro­pa und die euro­päi­sche Eini­gung verliehen.

Karlspreis
Karls­preis

Die Schirm­her­ren der Karls­preis-Stif­tung sind der bun­des­deut­sche und der öster­rei­chi­sche Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck und Heinz Fischer, Phil­ip­pe, König der Bel­gi­er, König Feli­pe VI. von Spa­ni­en und Groß­her­zog Hen­ri von Luxemburg.

Erster Preis­trä­ger war 1950 der Grün­der der Pan­eu­ro­pa-Bewe­gung Richard Graf Cou­den­ho­ve-Kaler­gi. Der Groß­teil der Preis­trä­ger sind Poli­ti­ker, die für die euro­päi­sche Eini­gungs­idee und das trans­at­lan­ti­sche Bünd­nis ein­tre­ten, von Alci­de Degas­pe­ri über Kon­rad Ade­nau­er bis Robert Schu­man, von Win­s­ton Chur­chill über Geor­ge C. Mar­shall bis Hen­ry Kis­sin­ger oder von Abtrei­bungs­ideo­lo­gen wie Simo­ne Veil über Gro Har­lem Brundt­land bis Bill Clin­ton. Der ein­zi­ge reli­giö­se Ver­tre­ter, der im ersten hal­ben Jahr­hun­dert den Karls­preis ver­lie­hen bekam, war Frà¨re Roger Schutz, der Grün­der der öku­me­ni­schen Gemein­schaft von Tai­zé. 2004 wur­de dann kurz vor sei­nem Tod auch Papst Johan­nes Paul II. damit geehrt. Mit Fran­zis­kus folgt im kom­men­den Mai der zwei­te Papst als Preisträger.

Papst Bene­dikt XVI. wur­de der Preis nicht zuteil. Wäh­rend des­sen Pon­ti­fi­kat wur­de statt des­sen Andrea Ric­car­di, der Grün­der der katho­li­schen Gemein­schaft von Sant’Egidio aus­ge­zeich­net. Ric­car­di, der spä­ter selbst kurz­zei­tig ita­lie­ni­scher Mini­ster wer­den soll­te, hat­te mit Sant’Egidio unter ande­rem eine katho­li­sche Par­al­lel­di­plo­ma­tie auf­ge­baut, wenn die­se auch nicht immer im Ein­klang mit dem Vati­kan han­delt. Von Ric­car­di stammt auch die Idee zu den umstrit­te­nen, inter­re­li­giö­sen Assisi-Treffen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​La Croix/​Erzdiözese Wien(Screenhots)

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