Besucht Papst Franziskus die blutige Front der Christenverfolgung?


Besucht Papst Franziskus Pakistan und die verfolgten Christen?
Besucht Papst Franziskus Pakistan und die verfolgten Christen?

(Rom) Papst Fran­zis­kus will nach Paki­stan rei­sen, das asia­ti­sche Land zwi­schen Chi­na, Indi­en, Afgha­ni­stan, Iran und dem Ara­bi­schen Meer, wo die christ­li­che Min­der­heit schwer zu lei­den hat. Die Nach­richt wur­de gestern über­ra­schend von der Ver­ei­ni­gung christ­li­cher Paki­sta­ner in Ita­li­en bekanntgegeben.

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Die Ein­la­dung, Paki­stan zu besu­chen, hat­te Pre­mier­mi­ni­ster Nawaz Sha­rif aus­ge­spro­chen. Über­bracht wur­de sie dem Papst am ver­gan­ge­nen Mitt­woch im Rah­men einer kur­zen Begeg­nung des katho­li­schen Kir­chen­ober­haupts mit zwei paki­sta­ni­schen Ministern.

„Wir haben den ihn eingeladen, und der Papst hat angenommen“

Die Mini­ster wur­den von Erz­bi­schof Joseph Coutts von Karat­schi beglei­tet. Zur Begeg­nung kam es am Ende der Gene­ral­au­di­enz. Ver­mit­telt wur­de sie durch das inter­na­tio­na­le katho­li­sche Hilfs­werk Kir­che in Not und stand im Zusam­men­hang mit dem fünf­ten Jah­res­tag der Ermor­dung des katho­li­schen Mär­ty­rers Shah­baz Bhatti.

Bhat­ti, der Mini­ster in der paki­sta­ni­schen Bun­des­re­gie­rung für die Min­der­hei­ten des Lan­des war, wur­de 2011 von isla­mi­schen Ter­ro­ri­sten ermor­det, weil er sich für die Frei­las­sung der katho­li­schen Fami­li­en­mut­ter Asia Bibi ein­ge­setzt hat­te. Asia Bibi wur­de 2009 wegen angeb­li­cher Belei­di­gung des Islam ver­haf­tet und zum Tode ver­ur­teilt. Seit­her war­tet sie im Gefäng­nis auf ihre Hinrichtung.

„Wir sind nach Rom gekom­men, um den Hei­li­gen Vater nach Paki­stan ein­zu­la­den, und er hat die Ein­la­dung ange­nom­men“, sag­te Kam­ran Micha­el, Bun­des­mi­ni­ster für Häfen und Schiffahrt, im Anschluß an die Gene­ral­au­di­enz. Micha­el, selbst Katho­lik, ist der­zeit der ein­zi­ge Christ in der paki­sta­ni­schen Bun­des­re­gie­rung. Mit ihm kam Sar­dar Muham­mad You­saf, der Bun­des­mi­ni­ster für reli­giö­se Ange­le­gen­hei­ten nach Rom. „Pre­mier­mi­ni­ster Sha­rif schätzt den Papst sehr und wünscht mit Nach­druck, ihn in Paki­stan begrü­ßen zu kön­nen. Wir sind sicher, daß der Papst einen wich­ti­gen Bei­trag zum inter­re­li­giö­sen Dia­log lei­sten kann“, so Michael.

Zurückhaltung des Vatikans

Wird Papst Fran­zis­kus tat­säch­lich eine Rei­se an eine so hei­ße und blu­ti­ge Front antre­ten? Die zurück­hal­ten­de Reak­ti­on der paki­sta­ni­schen Bischö­fe und der Umstand, daß Radio Vati­kan nicht über die Ein­la­dung berich­te­te, läßt erken­nen, daß noch kei­ne Ent­schei­dung gefal­len ist.

Erz­bi­schof Coutts, der auch Vor­sit­zen­der der Paki­sta­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz ist, mein­te: „Der Besuch wäre ein gro­ßer Segen. Wir wer­den sehen.“ Mehr woll­te er nicht dazu sagen.

Fran­zis­kus wäre nicht der erste Papst, der das süd­asia­ti­sche Land besucht. 1981 leg­te Papst Johan­nes Paul II. bei einer Asi­en­rei­se eine Etap­pe am Hin­dus ein. Vor 35 Jah­ren waren die inne­ren Ver­hält­nis­se jedoch ganz ande­re. Damals gab es das berüch­tig­te Anti-Blas­phe­mie­ge­setz noch nicht und der Ein­fluß der Isla­mi­sten war nicht annä­hernd so groß wie heute.

Neben dem Chri­sten Shah­baz Bhat­ti wur­de 2011 auch der mos­le­mi­sche Gou­ver­neur des Pun­jab, Sal­man Taseer von Isla­mi­sten ermor­det. Taseer hat­te sich eben­falls für Asia Bibi ein­ge­setzt und eine Ände­rung des Anti-Blas­phe­mie­ge­set­zes gefor­dert. Sein Mör­der, Mum­taz Qadri, wur­de vor weni­gen Tagen hin­ge­rich­tet. Das war eine „Demon­stra­ti­on der Stär­ke“ durch die paki­sta­ni­sche Regie­rung, hieß es am Mitt­woch in der paki­sta­ni­schen Dele­ga­ti­on in Rom, denn im Vor­feld war es zu hef­ti­gen isla­mi­sti­schen Pro­test­kund­ge­bun­gen und Dro­hun­gen gekommen.

„Positive Signale“

Die Kir­che kön­ne die Todes­stra­fe nicht gut­hei­ßen, so Erz­bi­schof Coutts. Wich­tig sei jedoch, daß der Ober­ste Gerichts­hof den Ein­spruch gegen die Exe­ku­ti­on ablehn­te, der damit begrün­det wor­den war, daß selbst Kri­tik am Anti-Blas­phe­mie­ge­setz eine „Belei­di­gung des Islams“ sei. Im Umkehr­schluß soll­te damit der Mord an Taseer als „gerech­te Tat“ hin­ge­stellt werden.

Die­se The­se sei in Paki­stan sehr ver­brei­tet und wur­de auch im Zusam­men­hang mit dem Mord­an­schlag auf Shah­baz Bhat­ti vor­ge­bracht. Die Ent­schei­dung des Ober­sten Gerichts­hof habe dem „nun end­lich einen ersten Rie­gel vor­ge­scho­ben“, so der Erz­bi­schof, der noch von einem wei­te­ren „posi­ti­ven Signal“ berich­ten konnte.

„Seit Jah­ren pochen wir dar­auf, daß die Auf­wie­ge­lung zum Haß gegen Nicht-Mos­lems in den Schul­bü­chern auf­hö­ren muß. Anfang Febru­ar hat die Regie­rung end­lich zuge­si­chert, sich der Sache anzu­neh­men. Eben­so soll die Ver­brei­tung von Haß­pa­ro­len über die Laut­spre­cher der Moscheen unter­bun­den wer­den. Soll­te die Regie­rung ihr Wort hal­ten, wäre das ein wich­ti­ger Schritt.“

Besorgt zeig­te sich Erz­bi­schof Coutts über die rea­li­sti­sche Mög­lich­keit, daß sich die die „ohne­hin zahl­rei­chen isla­mi­sti­schen Grup­pen in Paki­stan“ mit Ter­ror­grup­pen wie dem Isla­mi­schen Staat (IS) und deren Orga­ni­sa­ti­ons- und Pro­pa­gan­da­ap­pa­rat zusam­men­schlie­ßen könn­ten. „Des­halb ist die Erzie­hung für uns das zen­tra­le Feld, auf dem wir sie bekämp­fen müssen.“

In Paki­stan leben mehr als drei Mil­lio­nen Chri­sten. Etwa 77 Pro­zent der Bevöl­ke­rung sind Sun­ni­ten, die den Ton im Land ange­ben. 19 Pro­zent sind Schii­ten, 1,9 Pro­zent Hin­dus, 1,7 Pro­zent Chri­sten, 0,04 Pro­zent Sikhs. Par­al­lel zum anti­so­wje­ti­schen Kampf in Afgha­ni­stan erfolg­te eine schritt­wei­se Isla­mi­sie­rung Paki­stans. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren eska­lier­te­die Gewalt gegen Chri­sten und ande­re eth­ni­sche und reli­giö­se Min­der­hei­ten dramatisch.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AsiaNews

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