(Florenz) Vor genau 40 Jahren stieg er von der Bühne herunter. Damals war er Frontmann der Progressive Rock-Band „Biglietto per l‘Inferno“ (Fahrkarte zur Hölle). Im Februar 1976 verließ Claudio Canali das grelle Scheinwerferlicht der Musikszene, um sich auf die Suche zu machen. Gefunden hat er Gott. Heute lebt e als Eremit nach der Regel des heiligen Benedikt. Ein Besuch in der marianischen Eremitage von Garfagnana in der Toskana.
Wer ihn noch auf der Bühne sah, in extravaganter Kostümierung, kann sich kaum vorstellen, denselben Menschen vor sich zu haben: Heute heißt Claudio Canali einfach nur Fra Claudio und trägt eine schwere, grobe Mönchskutte und einen langen Bart. Er ist inzwischen 63 Jahre alt. Früher zog es die Menschen in Scharen zu seinen Konzerten. Heute zieht es eine Schar junger und älterer Menschen zur Mönchseremitage der Seligen Jungfrau von der Hilfe von Minucciano. Sie kommen nicht mehr, um den Rockmusiker zu hören, sondern um Gott zu finden.
„Gott war mir gnädig. Ich bin dankbar, wenn ich Sein Werkzeug sein kann“
Darunter sind auch Leute, die von Neugierde getrieben werden, um den Rocksänger in der Mönchskutte zu sehen. Manche wollen das noch immer nicht glauben. „Das ist eine gute Gelegenheit, um mit ihnen über Gott zu sprechen“, so Fra Claudio. „Jüngst kam einer und sagte: ‚Das ist doch ein Witz, das ist ein Scherz. Ich habe Dich damals gesehen auf der Bühne. Das jetzt bist doch nicht Du‘. Dann aber blieb er Stunden hier, weil er so viele Fragen hatte und verstehen wollte, was mein Leben so verändert hat. Ich sehe darin ein Gnadengeschenk Gottes. Selbst Eremiten können missionarisch wirken. Solchen Menschen sage ich dann einfach, was Sache ist: Gott ist heute mein Fels, mein ‚Rock‘. Das verstehen sie und manche werden davon geradezu erschüttert.“
Er blickt lange in die Ferne seiner Toskana, dann sagt er: „Gott ist ein gnädiger Gott, Er kommt den Menschen auf so vielfältige Weise entgegen. Er war auch mir gnädig. Ich bin dankbar, wenn ich Sein Werkzeug sein kann.“
Claudio Canali war ein sportlicher junger Mann und hatte eine bemerkenswerte Stimme. In der Gymnasialzeit wurde jemand auf ihn aufmerksam und holte ihn in eine Band. Er begann die Schule zu schwänzen. Die Eltern ermahnten ihn. „Wir haben in sehr bescheidenen Verhältnissen gelebt. Mein Vater hatte fünf Kinder zu ernähren. Da hieß es: ‚Entweder Du lernst oder Du gehst arbeiten. Faulenzen gibt es nicht.‘ Also machte ich die Musik zu meiner ‚Arbeit‘. Ich spielte an 20 Abenden im Monat in ganz Italien.“
Der Weg zum Rockstar

1973 kam der Durchbruch auch im Ausland als Sänger der Gruppe Fahrkarte zur Hölle. 1974 erschien das gleichnamige Album, das von der Musikzeitschrift Rolling Stone noch heute zu den 100 besten italienischen Alben gerechnet wird. Die „Stimme des Teufels“ sagte irgendwer und daraus wurde ein inoffizieller Werbespruch. „Anfangs dachten viele, wir seien eine Satanistenband. Das stimmte aber nicht. Es war ein gefährliches Kokettieren mit Worten aus einer Mischung von jugendlichem Gehabe und findigen PR-Leuten.“
Den ungewöhnlichen Namen der Band „Biglietto per l’Inferno“ entstand, „weil wir die Welt in vielem als ‚Hölle‘ auf Erden sahen und diese ‚Hölle‘ den Leuten mit unseren Liedern erzählen wollten. In den Liedern ging es um Terrorismus, um Drogen, um Ausgrenzung und Gefängnis. Da schwang natürlich auch das Klima von 1968 mit. Damals war es leicht, in diese Richtung instrumentalisiert zu werden. Ich habe aber nie an politischen Kundgebungen teilgenommen.“
Zu den Konzerten kamen 10.000 Menschen und mehr. Die Gruppe trat zusammen mit den bekanntesten Bands jener Zeit auf und mit Sängern wie Franco Battiato und Edoardo Bennato. Claudio Canali war der Frontmann, er bestimmte das Erscheinungsbild und die Außenwahrnehmung. Seine Kleidung war extravagant und schrill, wie es damals üblich war. „Bevorzugt trat ich in der Kostümierung auf, die wir ‚Prinz von Wales‘ nannten, häufig als Kontrapunkt mit einem Lederhelm von Piloten auf dem Kopf.“
Die Suche, Indien, Hare Krishna
Der schnelle Aufstieg zum Rockstar brachte aber keine Erfüllung. „Der Rausch des Konzertes, danach wurde gefeiert, immer waren viele Leute herum, und alle waren wir Freunde. Doch danach war ich nicht glücklich. Drogen habe ich immer abgelehnt, aber auch Beziehungen mit Mädchen konnten nicht die Leere füllen, die ich in mir hatte. Wenn ich alleine war, fühlte ich mich schlecht. Einer, von dem ich dachte, er sei mein Freund, nahm mich mit nach Indien. Damals fanden sich viele Europäer dort. Wir nahmen an vielen Festen teil. Bei einem dieser Feste hat man mir Drogen ins Essen gemischt. Mir ging es elend. Mein Freund bekam es mit der Angst zu tun und verschwand. Mich ließ er zurück. Man hatte mich ausgeraubt. Nur die Gitarre hatte ich noch und die mußte ich verkaufen. Drei Monate hatte ich dort verbracht, bis mich die italienische Botschaft nach Hause verfrachtete.
Zu Hause empfand ich plötzlich ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Familie, den Menschen, die mich wirklich kannten. Ich ging herum und bat alle um Entschuldigung. Sie hielten mich für verrückt. Nur meine Mutter ahnte, daß sich grundlegend etwas in mir änderte. Die anderen Bandmitglieder und in- und ausländische Journalisten drängten, weiterzumachen. Ich aber entfernte mich von der Band.
Eines Abends im Februar 1976 stieg ich von der Bühne und sagte den anderen, daß ich nie mehr auf die Bühne zurückkehren werde. Ich suchte nach Antworten. So stürzte ich mich in alle möglichen Sachen, auch in die Sekte Hare Krishna, die damals in Mode war, und trug deren orange Klamotten.
Die unscheinbare Begegnung Gottes

Entscheidend waren dann einige Begegnungen. Ich lernte eine junge Frau kennen, die ihr Leben der Gottesmutter Maria geweiht hatte. Wenn sie sprach, war ich wie angerührt. Meine christlichen Wurzeln hatte ich, Gott sei Dank, trotz aller Eskapaden nie ganz verloren. Da stieg ich zur Marienwallfahrtskirche von Valmadrera hinauf, gekleidet als Hare Krishna. Die Kirchenaufseherin schaute mich wegen des Aufzugs von oben bis unten an und meinte, sie schicke mich nun zu jemand, der mir ‚helfen‘ könne. Die Umstände, unter denen Gott einem begegnet, können ganz unscheinbar sein.
Sie schickte mich zu Fra Mario in die Eremitage von Minucciano. Ich ging sofort hin. Ich hätte auch meiner Wege gehen können. Die Frau hatte mir nur eine Adresse auf ein Blatt Papier geschrieben. Mich zog es aber hin und ich spürte dort sofort ein ungeahntes Heimatgefühl. Dann wurde es aber hart. Ich war ja in der Sekte und als ich dort von meinen Erfahrungen und dann auch von Jesus sprach, hagelte es schwere Vorwürfe.
Ich aber fühlte mich zu Jesus hingezogen. Ich hatte Ihn gefunden, weil Er mich gesucht hatte. Im Alter von 38 Jahren stieg ich auf den Berg hinauf und begann mein Postulat in der Eremitage. Das war vor 25 Jahren. Nach acht Jahren legte ich 1999 in der Antoniuskirche von Valmadrera die ewigen Gelübde ab.
Man hat den jungen Menschen „die Hoffnung auf das ewige Leben genommen. Jesus schenkt sie neu“
Anfangs war es sehr schwer. Meine Vergangenheit lastete wie ein Mühlstein auf mir. Es war ein hartes Ringen, das Erkennen, wie nichtig mein bisheriges Leben war, und alles, was bisher von mir war, hinter mir zu lassen. Dann aber verstand ich, daß Gott vergibt und vergißt.
Hier hat mich der Herr mit meinen Talenten versöhnt, die er mir geschenkt hat. Hier kann ich auch wieder singen, Gregorianischen Choral, die Psalmen, das Lob Gottes, zu dem die Liebe und die Erkenntnis drängen, wie der heilige Augustinus sagt.“
Vor allem junge Menschen zieht es hinauf zur Eremitage, wo die kleine Gemeinschaft der Mönchseremiten lebt und Gott preist. Der Blick von Fra Claudio geht wieder in die Ferne und man weiß nicht, ob er über die Landschaft schweift oder darüber hinausgeht. Nach einer kurzen Pause sagt er: „Das ist kein Zufall. Hier finden sie eine Gemeinschaft von Brüdern, die ihnen Gutes will. Viele sind unglücklich. Man hat ihnen die Hoffnung auf das ewige Leben genommen.“
Nach einiger Zeit fügt er hinzu: „Ich sage ihnen, sie sollen auf der Suche nicht woanders hingehen, sondern dort, wo sie stehen, darüber hinausgehen auf Jesus zu. Die Macht des Gebets liegt in der Bereitschaft des Herzens, dann wirst du die Stimme des Herrn Jesus Christus hören und du wirst spüren, wie Er dich am Arm nimmt und führt. Er schenkt die geraubte Hoffnung neu.“
Eremiten nach der Regel des Heiligen Benedikt mit überliefertem Ritus

In Garfagnana lebten durch Jahrhunderte Eremiten. An diese Tradition knüpft die heutige Mönchsgemeinschaft an. Drei Mönchseremiten haben die ewigen Gelübde abgelegt, einer von ihnen ist Priester. Sie leben nach der Regel des Mönchsvaters Benedikt. Die Spiritualität haben sie von den Kamaldulensern, einem benediktinischen Eremitenzweig übernommen. Die Liturgie feiern die Eremiten in der überlieferten Form des Römischen Ritus.
1994 wurden sie als Eremitengemeinschaft vom Erzbischof von Lucca kanonisch anerkannt. Seit 1997 gehören sie der Kongregation der Kamaldulensereremiten an. Einst gab es 16 Eremitagen in Garfagnana. Die meisten können noch besucht werden. Zwei davon sind noch bewohnt, eine davon ist Minucciano.
Tag und Nacht mit Gott Zwiesprache halten
„Der Mönch wird so genannt, weil er Tag und Nacht mit Gott Zwiesprache hält und lediglich Seine Dinge betrachtet, aber nichts auf dieser Erde besitzt. Er hat keine andere Sorge als die Wiederkunft des Herrn zu erwarten“, so das Selbstverständnis der Eremiten von Garfagnana, deren Morgenlob um 3.45 Uhr morgens beginnt.
Die Gebetszeit durchdringt den ganzen Tag. Sieben bis acht Stunden am Tag verbringen die Eremiten im Wechsel zwischen dem liturgischen und dem persönlichen Gebet. Die Gemeinschaft pflegt das monastische Stundengebet und betet wöchentlich den gesamten Psalter. Im Mittelpunkt steht die tägliche Heilige Messe, die Einsamkeit, die Stille, die brüderliche Liebe in der Gemeinschaft sowie die intellektuelle und manuelle Arbeit.
In Minucciano gibt es weder Telefon noch Fernsehen, weder Internet noch Radio und auch keine Zeitungen. Die Eremiten halten drei vierzigtägige Fastenzeiten im Jahr. Das Mittagessen wird gemeinsam eingenommen, das Abendessen einzeln, um das Gleichgewicht zwischen Gemeinschaft und Einsiedlerleben zu bewahren.
Die Eremitage liegt zwei Kilometer vom nächsten Dorf entfernt. Seit 1989 gibt es eine Gemeinschaft von Oblaten, Priester und Laien, die mit der Eremitengemeinschaft verbunden sind. Weitere Informationen über Garfagnana finden sich in einem älteren Artikel.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Romualdica
Hier kann man lesen, wie wunderbar Gottes Wege und Vorsehungen sind. Aus einem jungen Mann wird nach vielen Jahren der Wirren und Irrungen ein Gottesmann. Um als Eremit zu Leben und zu Handeln, gehört mehr als beten, denn es ist ein hartes entsagungsreiches Unterfangen. Man muss wirklich von Gott ergriffen sein und sich ganz in seinen Dienst stellen. Eremit Fra Claudio spricht ein Thema an, von dem heute kaum gesprochen wird :..Man hat den jungen Menschen die Hoffnung auf das ewige Leben genommen..Mit anderen Worten :..durch den Niedergang des Glaubens hat man praktisch den Glauben der Jugend und jungen Menschen weggenommen und somit gestohlen.
Zwei Dinge: Erstens gibt es keine oder kaum Angebote der katholischen Kirche an junge Menschen, speziell NACH ihrer Firmung. Da werden sie im wahrsten Sinn des Wortes dem Teufel und der Welt überlassen. Zweitens gibt es, allgemein gesprochen, so gut wie keine Seelsorge-Angebote für ein jüngeres Publikum, wo die brennenden Glaubensinhalte vermittelt werden. Wie z.bsp dass mit dem Tod eben NICHT alles aus ist, die 10 Gebote vor Gott unendlichen Wert haben und dass Reichtum und Ruhm in der Welt ins ewige Verderben der Hölle führt.
Matthäus 6,19–34:
19 Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen,
20 sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.
21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
22 Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein.
23 Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!
24 Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.4
25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?5
28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
30 Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
32 Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
33 Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.
@dhmg, Sie schreiben u.a.:
„Erstens gibt es keine oder kaum Angebote der katholischen Kirche an junge Menschen, speziell NACH ihrer Firmung.“
Dazu kann ich nur sagen:
Was die katholische Kirche nicht schafft, erledigt Aldi.
Einerseits erfreulich, andererseits beschämend!
Erfreulich deshalb,
weil ein Discounter sich bemüht, religiös ungebildeten Kindern Ostern zu erklären und das sogar sehr gut.
Andererseits beschämend,
weil man solch eine lebendige, kindergerechte Darlegung des Osterfestes eigentlich von der Kirche und ihren Repräsentanten erwarten könnte.
Den Gender-Flyer zu drucken und zu verbreiten war doch auch möglich.
http://www.pro-medienmagazin.de/wirtschaft/detailansicht/aktuell/erstaunlich-christlich-aldi-sued-erklaert-ostern-95159/
Auch wenn Werbung mit im Spiel sein sollte – diese Leute tun etwas!
Vergelt’s Gott, fällt mir dazu ein. Welcher Konzern macht das heutzutage sonst noch?
Beeindruckend!
Bei dem holländischen Geschäft Hema werden Schokolade-Ostereier jetzt als „Versteckeier“ angeboten, um die nicht-christliche Kundschaft nicht zu beleidigen!