„Euthanasiewoche“ in den Niederlanden – Mißbrauch des „Sterbehilfe“-Gesetzes


Euthanasie
Euthanasie

(Amster­dam) 15 Jah­re nach Inkraft­tre­ten des nie­der­län­di­schen Eutha­na­sie­ge­set­zes wird nun in den Nie­der­lan­den auch eine „Eutha­na­sie­wo­che“ began­gen. Ein­ge­führt hat sie die ein­fluß­rei­che Neder­land­se Ver­eni­ging voor een Vri­j­wil­lig Leven­sein­de (NVVE). Bis 2006 hieß die 1973 gegrün­de­te Orga­ni­sa­ti­on noch Nie­der­län­di­sche Ver­ei­ni­gung für frei­wil­li­ge Eutha­na­sie.

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Anlaß für die Ein­füh­rung der „Eutha­na­sie­wo­che“, die vom 13.–20. Okto­ber gefei­ert wird, ist der 15. Jah­res­tag, an dem das nie­der­län­di­sche Par­la­ment das Eutha­na­sie­ge­setz ver­ab­schie­de­te. In Kraft getre­ten ist es am 1. April 2002.

Das Pro­gramm der „Eutha­na­sie­wo­che“ rich­tet sich vor allem an Jugend­li­che. Es wird ein Film vor­ge­führt über eine Frau, die sich im Alter von 27 Jah­ren für den Tod ent­schied. Dazu gibt es eine Dis­kus­si­on und das Café Dood­norm­aal. Dabei sind es gera­de die Eutha­na­sie­rer, die den Tod eben nicht als „nor­mal“ akzep­tie­ren wol­len. Es soll eine Art „Sieg“ über den Tod vor­ge­täuscht wer­den, indem man sich von ihm nicht über­ra­schen läßt, son­dern ihm zuvor­kommt. Eine rei­fe Lei­stung? Viel­mehr ein Para­dox. Die indi­vi­du­el­le „Selbst­be­stim­mung“ sei das Ent­schei­den­de, betont daher die NVVE.

Der Wunschkatalog der Euthanasierer

Hin­ter­grund der Akti­on sind NVVE-Ent­wür­fe für „Ver­bes­se­run­gen“ des Eutha­na­sie­ge­set­zes. Zum Bei­spiel soll, laut Vor­stel­lung der Eutha­na­sie­freun­de, künf­tig die Paar-Eutha­na­sie und die Auto-Eutha­na­sie mög­lich sein, also Eutha­na­sie­rung mit einem gelieb­ten Men­schen und die Selbst­eu­tha­na­sie­rung, eben­so die Eutha­na­sie für Demenz­kran­ke, die zwar nicht mehr selbst ent­schei­den kön­nen, aber deren Lebens­qua­li­tät ja ohne­hin „lebens­un­wert“ sei, wes­halb Ange­hö­ri­ge ent­schei­den sol­len kön­nen. Natür­lich alles im Namen einer „Befrei­ung“ aus „Qua­len“, wenn nicht sogar der Euphe­mis­mus „Erlö­sung“ gebraucht wird. Gibt es kei­ne Ange­hö­ri­gen, ein sprin­gen­der Punkt, soll­te der Staat die Eutha­na­sie­rung ent­schei­den kön­nen. Finanz- und Gesund­heits­mi­ni­ster wer­den sich freu­en. Die Kosten für die Gesund­heits­ver­sor­gung kön­nen redu­ziert wer­den. Und schließ­lich wünscht sich die NVVE noch die Eutha­na­sie für „Lebens­mü­de“.

Kill Pill kostenlos für jeden Niederländer ab 70

Die Ver­ei­ni­gung schlägt auch die Zulas­sung der Kill Pill zu, einer Kil­ler­pil­le, par­don, Ster­be­hil­fe, die grund­sätz­lich allen Nie­der­län­dern ab 70 gra­tis zur Ver­fü­gung gestellt wer­den soll, unab­hän­gig davon ob sie krank oder gesund sind. Ein Tötungs­in­stru­ment, das bequem in jeder Apo­the­ke abge­holt wer­den soll kön­nen. Der Staat regle­men­tiert streng den Waf­fen­be­sitz und soll gleich­zei­tig mas­sen­wei­se das per­fek­te Tötungs­in­stru­ment aus­ge­ben? Wer könn­te noch ent­schei­den, ob ein über 70jähriger Nie­der­län­der sich mit der Kil­ler­pil­le selbst ins Jen­seits beför­der­te oder viel­leicht doch von jemand ande­rem beför­dert wurde?

Mißbrauch: Psychisch Kranke euthanasiert, obwohl vom Gesetz untersagt

Eine soeben von JAMA Psych­ia­try ver­öf­fent­lich­te Stu­die könn­te die Freu­de der Nie­der­län­der mit der „Eutha­na­sie­wo­che“ trü­ben. Laut der Stu­die wur­den zwi­schen 2011 und 2014 psy­chisch Kran­ke in den Nie­der­lan­den eutha­na­siert, nur weil sie sich „allein fühl­ten, depres­siv waren oder unter Ernäh­rungs­stö­run­gen lit­ten“. Die Stu­die beklagt, daß das gel­ten­de Eutha­na­sie­ge­setz die­se vom Gesetz nicht gedeck­ten Tötun­gen nicht ver­hin­dert habe. Letzt­lich han­delt es sich dabei um Mord, der jedoch nicht geahn­det wird.

Die­ser Miß­brauch, so Kri­ti­ker, sei in den Nie­der­lan­den zum All­tag gewor­den und offen­sicht­lich nicht nur von der NVVE, son­dern auch vom Gesetz­ge­ber bil­li­gend gedul­det. Die zustän­di­gen Auf­sichts­be­hör­den schau­en weg.

In Bel­gi­en, wo die Lega­li­sie­rung der Eutha­na­sie zum sel­ben Miß­brauch führ­te, denkt das Par­la­ment nun über eine Ver­schär­fung des Geset­zes nach.

Die NVVE läßt sich von sol­chen Hor­ror­mel­dun­gen nicht beir­ren. Nur ein eutha­na­sier­ter Hol­län­der scheint ein guter Hol­län­der. Die NVVE will am Fest zum 15. Jah­res­tag der Eutha­na­sie­ein­füh­rung fest­hal­ten und die allein 2014 offi­zi­ell regi­strier­ten 5.306  Eutha­na­sie­op­fer fei­ern. Die Zunah­me gegen­über dem ersten Jahr betrug 182 Pro­zent. Damals ver­ur­sach­te das Gesetz „nur“ 1.882 Tote.

Zum Ver­gleich: 2014 star­ben in den Nie­der­lan­den 3.376 Men­schen an Unfäl­len (Ver­kehrs­un­fäl­le, Arbeits­un­fäl­le, häus­li­che Unfäl­le, Frei­zeit­un­fäl­le, ein­schließ­lich unbe­ab­sich­tig­tes Ver­gif­ten). 211 Men­schen wur­den gewalt­sam getö­tet (Mord, Totschlag).

Die NVVE will auch an den Schu­len für die Eutha­na­sie wer­ben. Die Schul­be­hör­den schei­nen kei­ne ethi­schen Beden­ken zu haben. Dazu bie­tet die Eutha­na­sie­ver­ei­ni­gung eige­ne Schul­pro­gram­me an mit dem Titel: „Eutha­na­sie – der nor­ma­le Tod“.

Die Tötungs­zah­len für 2015 lie­gen noch nicht vor. Schät­zun­gen gehen davon aus, daß in den Nie­der­lan­den jeden Tag an die 15 Men­schen eutha­na­siert werden.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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