Papst und Patriarch auf Kuba: Gemeinsame Erklärung von zehn Seiten – „Änderungen noch möglich“


Patriarch Kyrill I. ist am Donnerstag n Havanna angekommen. Heute wird er mit Papst Franziskus zusammentreffen und eine gemeinsame Erklärung von zehn Seiten unterzeichnen
Patriarch Kyrill I. ist am Donnerstag n Havanna angekommen. Heute wird er mit Papst Franziskus zusammentreffen und eine gemeinsame Erklärung von zehn Seiten unterzeichnen

(Havan­na) Papst Fran­zis­kus und der rus­sisch-ortho­do­xe Patri­arch Kyrill I. von Mos­kau tref­fen sich heu­te auf Kuba zu einer ersten Begeg­nung von histo­ri­scher Bedeu­tung. Bei die­ser Gele­gen­heit ist die Unter­zeich­nung einer gemein­sa­men Erklä­rung vor­ge­se­hen, die einen Umfang von zehn Sei­ten haben wird, wie die rus­si­sche Pres­se­agen­tur Sput­nik News (ehe­mals RIS Novo­sti) unter Beru­fung auf die Dele­ga­ti­on der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che berichtete.

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Patri­arch Kyrill I. von Mos­kau und der gan­zen Rus lan­de­te bereits am Don­ners­tag zu sei­nem Besuch auf Kuba. Staats­prä­si­dent Raul Castro war per­sön­lich zum Emp­fang auf den Flug­ha­fen gekom­men. Papst Fran­zis­kus wird heu­te auf dem Weg nach Mexi­ko in Havan­na einen Zwi­schen­stopp machen, um Kyrill zu tref­fen. Am Abend wird das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt zu sei­nem Pasto­ral­be­such auf das Fest­land weiterreisen.

„Der Text der gemein­sa­men Erklä­rung ist umfang­reich und umfaßt zehn Sei­ten“, so die Pres­se­agen­tur. Die Zustim­mung bei­der Sei­ten zum Doku­ment sei in der Nacht auf Don­ners­tag erfolgt. Bis dahin wur­de um For­mu­lie­run­gen gerungen.

Drei Stunden für das Treffen veranschlagt

Es ist, laut Sput­nik News, nicht aus­ge­schlos­sen, daß bei­de Sei­ten bei der Begeg­nung auf dem Flug­ha­fen von Havan­na noch „eini­ge Ände­run­gen“ ein­brin­gen wer­den. Über den Inhalt der Erklä­rung wur­de noch nichts bekannt. Es wird ange­nom­men, daß die Lage der Chri­sten im Nahen Osten ein wich­ti­ges Gesprächs­the­ma bei der Begeg­nung ist. Ob und in wel­cher Form umstrit­te­ne Fra­gen (Ukrai­ne, Unier­te) ange­spro­chen wer­den, ist noch nicht klar.

Für das Tref­fen zwi­schen den bei­den Kir­chen­ober­häup­tern sind bis­her drei Stun­den veranschlagt.

Die von ger­ma­ni­schen Warä­gern geführ­te Rus hat­te unter Kie­wer Füh­rung im 9. Jahr­hun­dert den christ­li­chen Glau­ben grie­chi­scher Prä­gung ange­nom­men und damit 1054 das Schis­ma zwi­schen Ost- und West­kir­che an der Sei­te Kon­stan­ti­no­pels mit­ge­macht. Im 13. Jahr­hun­dert wur­de Mos­kau zum Erz­bis­tum erho­ben. Par­al­lel ver­la­ger­te sich im Zuge der Mon­go­len­ab­wehr das poli­ti­sche Macht­zen­trum der Rus dort­hin. Die Erobe­rung Kon­stan­ti­no­pels durch die mos­le­mi­schen Osma­nen 1453 und der Anspruch auf die ost­rö­mi­sche Kai­ser­wür­de durch die erste Zaren­krö­nung 1547 führ­ten par­al­lel 1589 zur Errich­tung des Mos­kau­er Patriarchats.

Zu einer Begeg­nung zwi­schen dem Ober­haupt der latei­ni­schen Kir­che und dem Ober­haupt der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che mit gro­ßem Ein­fluß auf die gesam­te grie­chi­sche Kir­che war es bis­her nicht gekom­men. In den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren hat­te Mos­kau eine sol­che abge­lehnt, doch kam es zu lang­sa­men Schrit­ten der Annä­he­rung, die nun im Tref­fen von Havan­na mün­den. Der rus­sisch-ortho­do­xe Kir­che gehö­ren etwa zwei Drit­tel aller ortho­do­xen Chri­sten an.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: SMM (Screen­shot)

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