(Rom) Kardinal Joao Braz de Aviz, der Präfekt der römischen Ordenskongregation gewährte SIR, dem Pressedienst der Italienischen Bischofskonferenz, ein Interview. Dabei wurde ihm auch eine Frage zum Orden der Franziskaner der Immakulata gestellt, der seit August 2013 unter kommissarischer Kontrolle steht. Es ist das erste Mal, daß der Kardinal dazu Stellung nimmt. Wer sich Aufklärung erhofft, wird jedoch enttäuscht sein. Es handelt sich um ein Gefälligkeitsinterview. Dennoch lohnt sich ein zusammenfassender Überblick.
Der Kardinal hatte im Juli 2013 mit päpstlicher Zustimmung das Dekret unterzeichnet, mit dem der Ordensgründer und Generalobere, Pater Stefano Maria Manelli, sowie die gesamte Ordensleitung abgesetzt, ein Apostolischer Kommissar eingesetzt und der im Orden geltende überlieferte Ritus abgeschafft wurde.
Offiziell wurden bis heute keine Gründe für den drastischen Eingriff in den bis dahin blühenden Orden genannt. Der brasilianische Purpurträger hat nie öffentlich zur Frage Stellung genommen.
„Die Kunst des Sterbens lernen“ versus Ausnahmeerscheinung
Zur Lage des katholischen Ordenswesen sagte Braz de Aviz nun im Interview:
„In Europa und in den reichen Ländern begann sich die Überzeugung auszubreiten, daß die historischen Charismen an ihr Ende gelangt seien. An den Universitäten, besonders in Rom, hieß die Parole: ‚Die Kunst des Sterbens lernen‘. Es stimmt: viele Klöster schließen, die Berufungskrise hält an, die Überalterung der Ordensleute ist real.“
Durch das Jahr des geweihten Lebens (Advent 2014 bis Darstellung des Herrn 2016) habe sich aber die „Wahrnehmung, am Ende einer Geschichte angelangt zu sein, gewandelt. Jetzt gibt es Hoffnung, und das ist die schönste Frucht des Jahres. Wir dürfen uns nicht an die bereits erreichten Positionen klammern oder angesichts der enormen Schwierigkeiten den Weg verlieren“.
Der Orden der Franziskaner der Immakulata war eine Ausnahmeerscheinung. Ein junger, erst 1990 kanonisch errichteter Orden. Diese franziskanische Erneuerungsbewegung wollte als Antwort auf die Kirchenkrise nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zur Strenge der ursprünglichen Ordensregel zurückkehren. Das Armutsgelübde war keine Floskel, sondern gelebtes Charisma. Der Orden war der Tradition und dem überlieferten Ritus verpflichtet. Im Gegensatz zur verbreiteten Berufungskrise war der Orden reich an Berufungen sowohl für den männlichen als auch für den weiblichen Zweig. Er konnte von anderen Orden aufgegebene Klöster wiederbeleben und die Betreuung von Marienwallfahrtsorten übernehmen.
Ab 2008 wurde die Liturgie im Orden in der überlieferten Form, in der Seelsorge hingegen in beiden Formen des Römischen Ritus zelebriert. Damit wurde der Orden von Bischöfen auch in der Pfarrseelsorge eingesetzt. Durch den Wechsel von einem neurituellen zu einem altrituellen Orden stellten die Franziskaner der Immakulata in der Katholischen Kirche eine vielversprechende Neuheit dar.
Das Trümmerfeld von Kommissar Volpi
Das hatte allerdings zur Folge, daß sie der Ordenskongregation von Kardinal Braz de Aviz und nicht der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei für die Gemeinschaften des überlieferten Ritus unterstanden. Was unter dem Wohlwollen von Papst Benedikt XVI. zu einem Modell für junge Ordensleute alter Orden zu werden schien, die sich in einer teils schweren Berufungskrise befinden, wurde unter Papst Franziskus nur wenige Monate nach dessen Amtsantritt zum Paria erklärt.
Der erste, inzwischen verstorbene Kommissar, der Kapuziner Fidenzio Volpi (August 2013–Juni 2015) hinterließ ein Trümmerfeld: aufgehobene Klöster, Abzug aus ganzen Diözesen, Aufgabe von Wallfahrtskirchen, Schließung des ordenseigenen Priesterseminars, disziplinarische Maßnahmen, Suspendierungen, Einschüchterung und Drohung, einschließlich der Verbreitung gerichtlich festgestellter Lügen über den Ordensgründer und die alte Ordensleitung, (wofür er zur Zahlung von 20.000 Euro verurteilt und die vom Kommissar vor Gericht gebrachte Frage zugunsten von Pater Manelli und der mit dem Orden verbundenen Laienorganisationen entschieden wurde).
Da Kardinal Braz de Aviz bisher nicht zum Thema Franziskaner der Immakulata Stellung nahm, erstaunt es nicht, daß es sich beim SIR-Interiew um ein Gefälligkeitsinterview handelt. Die einzige Frage zum geschundenen Orden will nur die jüngste Verleumdungskampagne gegen den weiblichen Zweig der Franziskanerinnen der Immakulata unterstützen, die am 4. November 2015 vom Corriere della Sera losgetreten wurde.
Das „andere“ Milieu und die innere Feindseligkeit
Im Juli 2013 war die Ordensleitung abgesetzt und der männliche Zweig unter kommissarische Verwaltung gestellt worden. Der weibliche Zweig hatte indirekt darunter zu leiden, da er für Seelsorge und Liturgie auf den männlichen Zweig angewiesen ist. Da die Ordensschwestern am überlieferten Ritus festhielten, den Ordensbrüdern dieser aber von der Ordenskongregation rechtswidrig untersagt und an eine Sondergenehmigung gekoppelt worden war, fehlte es nicht an Spannungen und seelischem Leiden.
Am 19. Mai 2014 ordnete Kardinal Braz de Aviz eine Visitation des weiblichen Zweiges an. Wie Kommissar Fidenzio Volpi, der Generalsekretär der italienischen Superiorenkonferenz, ein erklärter Gegner des überlieferten Ritus war, stammt auch die Apostolische Visitatorin, Sr. Fernanda Barbiero, aus einem Milieu, das jenem der Franziskanerinnen der Immakulata diametral entgegengesetzt ist. Bei der Ernennung von Visitatoren oder Kommissaren ist es üblich, Personen zu beauftragen, die eine gewisse Sensibilität für den zu visitierenden Orden haben, da es um Vertrauen und die Besserung eventueller Mängel geht, nicht um Gegensatz und Konfrontation. Doch weder bei Pater Volpi noch Schwester Barbiero, der Vertreterin einer „feministischen Theologie“, konnte von dieser Sensibilität eine Rede sein.
Als Sr. Barbiero nach einem Jahr ihren Visitationsbericht ablieferte, hatte sie dennoch nichts gefunden, was zu beanstanden gewesen wäre. Katholisches.info schrieb damals:
„Die gute Nachricht nach einem Jahr der Visitationen: gegen den jungen Frauenorden der Franziskanerinnen der Immakulata liegt nichts vor. Die schlechte Nachricht: er wird dennoch unter kommissarische Verwaltung gestellt.“
„Reichtümer des Konzils nicht ausreichend assimiliert“
Kardinal Braz de Aviz ernannte am 12. Oktober 2015 auch für die Franziskanerinnen der Immakulata eine Apostolische Kommissarin. Nach dem männlichen Zweig begann damit auch für den weiblichen Zweig die Umerziehung. Kardinal Braz de Aviz sprach mehrfach von „Normalisierung“. Im Gegensatz zum ersten Kommissarsdekret vom Juli 2013 wurde im neuen Kommissarsdekret ein Grund für den radikalen Vorgehen der Ordenskongregation angedeutet. Die Franziskanerinnen der Immakulata wurden unter kommissarische Verwaltung gestellt, weil sie die „Reichtümer des Konzils nicht ausreichend assimiliert“ hätten.
Damit bestätigte Kardinal Braz de Aviz mit mehr als zweijähriger Verspätung, was bereits 2013 vermutet, aber offiziell bestritten worden war (Kommissar Volpi bezichtigte inoffiziell den Orden „krypto-lefebvrianisch, jedenfalls traditionalistisch“ zu sein, Kurienerzbischof Carballo, der Sekretär der Ordenskongregation, behauptete – ebenso inoffiziell – einen „Mangel an Treue zum Konzil“). Der Eingriff richtet sich gegen die vom Orden gelebte Tradition und den überlieferten Ritus. Ein offenbar von manchen in der Kirche als „gefährlich“ empfundenes Modell sollte zerschlagen werden. Während die liberalen, neurituellen Orden wegen der Berufungskrise einem Siechtod entgegengehen, erlebte daneben ein strenger, traditionsverbundener und altritueller Orden eine Berufungsblüte. Das war für manche in der Kirche wie eine Faustschlag und daher unerträglich. Seit dem zweiten Kommissarsdekret steht auch fest, daß die Ordenskongregation aus ideologischer Abneigung gegen die Tradition handelt, jener „ideologischen Motivation“, die Papst Franziskus mehrfach ausgerechnet traditionellen Katholiken vorhielt.
Medienkampagne als Begleitmusik
Die Ernennung einer Kommissarin für die bisher noch einigermaßen verschont gebliebenen Franziskanerinnen der Immakulata löste neue Erregung im gläubigen Volk aus und rief die Eingriffe gegen den männlichen Zweig wieder in Erinnerung. Informierte Katholiken können die Verbissenheit bei der Verfolgung eines Ordens nicht verstehen, der alles erfüllte, was die Ordenskongregation eigentlich zur höchsten Freude veranlassen müßte. Wohl deswegen setzte als Begleitmusik Anfang November eine wie bestellt kommende Medienkampagne gegen die Franziskanerinnen der Immakulata ein mit Schauergeschichten über den weiblichen und den männlichen Zweig, wie sie aus vergleichbaren Kampagnen der 80er Jahre gegen das Opus Dei, der 90er Jahre gegen das Engelwerk, die Auerbacher Schulschwestern und andere katholische Gemeinschaften bekannt sind.
Die gewünschte SIR-Frage an Kardinal Braz de Aviz lautete:
SIR: Und der Fall der Franziskaner der Immakulata? Viele Menschen irritieren die Nachrichten über mit Blut geschlossene Pakte, Brandzeichen …
Kardinal Braz de Aviz: Wir arbeiten mit Hartnäckigkeit, weil die Fehlleitungen ernst sind. Das schreckliche Blutgelübde wurde von Papst Franziskus aufgehoben. Stefano Manelli ist entfernt worden. Die ökonomische Frage befindet sich in den Händen der italienischen Justiz. Die Ausbildung wurde den päpstlichen Universitäten und anerkannten Zentren übertragen. Es gibt drei Kommissare, die das Institut auf den Weg der Normalisierung führen. Das wird erst der Fall sein, wenn es Veränderungen gibt: nicht alle sind aber damit einverstanden. Wir vertrauen darauf, daß sich etwas rührt. Sicher ist, daß Stefano Manelli nicht mehr bleiben kann.
Die falschen Fragen
Im weiteren Interview spricht der Kardinal über die Lösung der Berufungs- und Ordenskrise und forderte dabei, was den missionarischen Auftrag betrifft, genau das, was die Franziskaner der Immakulata getan haben. Der Widerspruch scheint dem Kardinal dabei nicht aufzufallen. „Wir hätten viele Krisen in unseren Orden überwunden, wenn wir in die Mission gegangen wären. Wir haben es getan, aber nicht ausreichend“, so Braz de Aviz. Derselbe zwingt den Franziskanern der Immakulata eine „Normalisierung“ auf, die Unterordnung unter eine bestimmte Sicht des Zweiten Vatikanischen Konzils und den neuen Ritus, ohne sich die Frage zu stellen, ob die Ursachen für die Ordenskrise nicht vielleicht gerade in dieser „Normalisierung“ zu suchen sind. Von der Berufungskrise sind alte und jüngere Orden betroffen, nicht aber jene Orden, die die „Normalität“ überwinden und mit Strenge und Ernsthaftigkeit den Weg des gottgeweihten, monastischen und gemeinschaftlichen Lebens gehen. An der Spitze der Ordenskongregation will man sich derzeit offenbar die falschen Fragen stellen, was sich unweigerlich auf die Lösungsvorschläge auswirkt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Chiesa e postconcilio
Auch nach der Niederwerfung des Prager Frühlings sprachen die neuen Machtinhaber von der „Normalisierung“, d. h. von der Rückkehr zum orthodoxen Kommunismus. Hier ist es ähnlich: Papst Benedikt XVI. war zu einem gewissen Grad ein Alexander Dubcek der Kirche. Er erkannte, dass man mit Brutalmodernismus nicht mehr weiter kommt und versuchte – wenn auch unausgesprochen – einem Modernismus mit menschlichem Antlitz, sprich einem Reformmodernismus den Weg zu ebnen, ohne jedoch mit dem 2. Vatikanum und dessen angeblichen Früchten und Schätzen zu brechen. Unter Bergoglio ist dieser römische Frühling leider zu einem Ende gekommen, in der Kirche herrscht die altliberale Eiszeit der unmittelbaren postkonziliaren Ära.
Don Quijote, sehr richtig. Allerdings könnte es sich kein Papst unter den gegenwärtigen Machtverhältnissen in der konziliaren Kirche erlauben, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu brechen. Er wäre weg vom Fenster. Und selbst der sehr schlaue und vorsichtige Weg Ratzingers, die traditionelle Opposition zu sammeln (Ecclesia Dei), ihr Raum (Summorum pontificum) und eine kirchliche Struktur (geplantes Personalordinariat der Tradition zusammen mit der FSSPX) zu geben, die als Basis für eine zukünftige Überwindung des Konzils hätte dienen können, erschien den alten Seilschaften in Kirche und Gesellschaft als so brandgefährlich, das Ratzinger vor seiner Zeit weg und durch einen absolut dumpfbackig-linientreuen Apparatschik ersetzt werden musste. Diese Absetzung war allerdings nur möglich, weil Ratzingers Reformansatz durch die (unerwartete) Zerissenheit der traditionellen Kreise (Mangelnde Gefolgschaft und Konkurrenzdenken) und besonders durch das unsägliche Williamson-Interview (weltweiter medialer Nazi-Shitstorm) das Genick gebrochen wurde. Es waren unendlich tragische Zeiten damals, an deren Weichenstellungen wir uns heute abarbeiten.
Schon die Rede von „historischen“ Charismen kommt aus Unverständnis und muß in die Irre führen. Es sieht so aus, als würde man in Rom und anderswo an ein „New Age“ glauben, an das beginnende Wassermann-Zeitalter. Das ist Esoterik. Abgesehen davon, daß das „Wassermann-Zeitalter“, der Wassermann ist ein Luftzeichen, zwar nach Leichtigkeit, Toleranz, Frieden und Freude klingt, so ist das herrschende Kennzeichen doch das der Diktatur. Paßt natürlich alles zu Franziskus.
Und doch ist dies offensichtlich kein natürliches Geschehen, welches den Aberglauben bestätigen könnte, sondern eine Agenda. Eine allenfalls sich selbst erfüllende Prophezeiung aufgrund einer Verirrung in esoterischem Aberglauben.
Abgeschafft also gehören die Abrißbirnen. Abrißbirnen zu Pflugscharen! Beackern wir die Welt mit gutem katholischen Glauben.
Es hat leider wie bei dem Konzil versprochen, keinen Frühling und keinen Auf-
bruch gegeben. Der einzige große Aufbruch war, als nach dem Konzil tausende
Priester und Ordensleute weltweit, sich in den Laienstand versetzen ließen.
Eine Glaubenskrise setzte ein und damit ein Rückgang an Priester und Ordens-
gemeinschaften. Dieser gottlose Trend setzt sich fort bis in unsere heutige
Zeit. Aber die zuständigen Autoritäten wollen das nicht sehen, im Gegenteil
man bekämpft die traditionellen, altrituellen Gemeinschaften. Diese haben im
Gegensatz zu den Konzilsbeschwörern, regen Zulauf an Berufungen. Das wird
einfach nicht zur Kenntnis genommen, denn es darf nicht sein, was nicht sein
darf. So geht man einen anderen Weg, indem man andere Religionen beweihräu-
chert und hofiert. So leidet die Kirche Gottes Gewalt, die Sakralität schwin-
det und macht einem profanen Kult Platz.
Ich teile Ihre Auffassungen daher will ich an dieser Stelle nichts weiter dazu sagen . Nur eine dringende Frage weil ich noch nie davon gehört hatte : was bitte ist das „schreckliche Blutgelübde „?
Die Behauptung, im Orden würde ein Gelübde mit dem eigenen Blut geschrieben. Ein solches Gelübde, gibt es im Orden aber nicht, weshalb Papst Franziskus auch kein „Sondergelübde“ aufheben mußte.
Was hingegen grundsätzlich in der katholischen Kirche die persönliche Abtötung, eine Sühne- und Bußhaltung betrifft, dazu bietet der Artikel „Die Buße – vom Himmel erwartet und der Welt verhaßt“ von Roberto de Mattei eine kleine Einführung.
Danke, verehrter Giuseppe Nardi – wir sehen, mit welch verlogenen hasserfüllten Erfindungen gegen diese Gottesleute vorgegangen wird. Was heute mit Nachdruck geleugnet wird, ist der radikale Aufruf zur Busse und Umkehr, welcher das Evangelium Jesu Christi einleitet und bestimmt. Das ist gültig für alle Zeiten bis zur Wiederkunft des Herrn.
Das sogenannte „votum sanguinis“ dürfte allerdings etwas mehr sein, als das Unterschreiben mit dem „eigenen Blut“. Es geht hier nicht um die Tintensorte, sondern darum, dass man schwört, sein Leben zu lassen für die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis. Da der Orden sich ihr besonders verschrieben hat, wie der Name ja anzeigt, dürfte eben doch ein solches Gelübde abgelegt werden oder bis vor kurzem worden sein!!!
Diese votum sanguinis kam bereits im Hochmttelalter mit der Forderung nach der Dogmatisierung der Immaculata Conceptio auf. Das Dogma von Pius IX. hatte eine sehr lange Vorgeschichte und wurde in der Kirche kontrovers diskutiert. Der hl Thomas v.A. stand dieser Lehre allerdings skeptisch gegenüber.
An der Sorbonne wurde gegen die Theologen, die den Glaubenssatz ablehnten, mehrfach dekretiert. Ab 1497 wurde für alle, die einen Abschluss machen wollen, das besagte „votum sangunis“ verpflichtend eingeführt. Lehrpersonen mussten es ohnehin schwören, sonst konnten sie nicht Lehrer an der Sorbonne sein.
Dieses „Blutgelübde“ besagte, dass der Eidleistende sich verpflichtete, die Lehre von der Immaculata Conceptio immer und überall zu verteidigen. Manche fügten diesem Satz auch noch bei, dass sie dies unter Einsatz ihres Lebens tun würden.
Interessant ist, dass die Streitfrage um die Immaculata Conceptio bereits zu Beginn des 15. Jh erbittert auch in den Fürstenhäusern debattiert wurde. König Alfonso V. bat König Sigismund, der durch Johannes XXIII (+ 1415) das Konstanzer Konzil einberufen ließ, die Frage auf einem Konzil zu klären. Das Konzil kam zustande, aber die Frage wurde wegen der schwerwiegenderen anderen Fragen nicht debattiert.
In den folgenden Jahrhunderten wurde die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis von vielen europäischen Fürstenhäusern massiv gefödert, es entstanden zahlreiche Bruderschaften, die sich unter den Schutz der Immaculata stellten und sich ihr in dem besagten Gelübde weihten. Insbesondere die Jeuiten und die Franziskaner legten das Blutgelübde ab.
Andererseits mussten Auswüchse dieses Glaubens durch die Inquisition bereits im 17. Jh auch wieder massiv eingedämmt werden – insbesondere bei den Franziskanern.
Das Blutgelübde wurde weithin als unangemessen beurteilt, weil es sich um eine theologische Meinung und kein Dogma handele. Die auf Thomas fußende dominikanische Skepsis gegen die Lehre hielt allerdings noch lange an, wurde jedoch von der Ritenkongregation immer wieder zurückgewiesen. Im Volk erfreute sich die Meinung einer großen Beliebtheit.
Allerdings wurde das „votum sanguins“ bereits zu Beginn des 19. Jh in manchen Bistümern kirchenrechtlich abgeschafft.
Es ist also hier die Frage offen, was genau die Rede von dem „Blutgelübde“ bei den Franziskanern der Immakulata meint.
Die Behauptung, es gebe hier kein Sondergelübde, glaube ich nicht – was sonst hätte dann aufgehoben werden müssen?
Man nenne endlich Ross und Reiter. Wenn F. etwas aufgehoben hat, dann muss das schriftlich vorliegen.
Diese schriftliche Vorlage hätte ich gerne zitiert. Erst dann wissen wir, was genau vorgeworfen wird. Also: Wie ist der Wortlaut der Aufhebung des Blutgelübdes durch F.?
Auch dieser Artikel bewegt sich weitgehend auf der Metaebene, und es werden keine konktreten Fakten genannt – weder pro noch contra. Alleine das ist schon verdächtig.
Tatsache ist aber, dass es franziskanische Gepflogenheit war und möglicherweise hier eben doch ist, ein solches votum sanguinis abzulegen.
Die Verfolgung der Franziskaner und der Franziskanerinnen der Immaculata geht direkt auf Franziskus zurück:
in Juli 2013 wurde die Ordensleitung der FFI abgesetzt und ein apostolischer Visitator eingesetzt für den männlichen Zweig ohne daß die Ordens- und die Glaubenskongregation je kontaktiert/konsultiert wurden; idem für den weiblichen Zweig in Dezember 2013, wobei letztere klagten und mit durchschlagenden Erfolg:
der Kardinal der Apostolischen Registratur anerkannte, daß diese Klage statthaft war weil die Schwester tatsächlich gehört hätten werden sollen; wenig später wurde dieser Kardinal, S.E. Raymund Burke, dann seines Amtes enthoben und an den Malteserorden wegdirigiert.
Rechtsbeugung und Intimidierung wie im wildesten Stalinismus.
Ebenso typisch wie im Stalinismus die Dummheit der kollaborierenden Schergen:
Verleumdungen und Falschaussagen v. P. Fidenzio Volpi, verlorene Prozesse vor italienischen Gerichte, viel Vertuschen und am Ende Zugeben einer „kleinen Unpäßlichkeit“ wo Volpi eine Hirnmassenblutung erlitten hatte und dann als apallisches Syndrom weltweit einmalig plötzlich wunderbare Wortmeldungen von sich gab…
Inzwischen revoltiert ein Großteil der italienischen Katholiken; viele Brüder der FFI erbaten eine Lösung ihrer Bindung an den Orden im jetzigen Stil, was von der jetzigen Leitung verweigert wird; zugleicherzeit hat P.Volpi damals ungefragt und nicht eingeladen vor der italienischen Bischofskonferenz gesprochen und die Bischöfe intimidiert, keine fliehende Brüder in ihre Diözese aufzunehmen.
Alles sehr detailliert dokumentiert und weltweit in die Medien verbreitet.
Kardinal Braz do Aviz ist schon sehr lange bekannt als kein großes Licht (um es höflich auszudrücken).
Nicht zuletzt durch sein großes körperliches Format ist er der ideale Mann, hinter dem die Urheber dieser skandalösen Verfolgung sich verstecken können.
Das Schweigen der vielen Mitwisser im Vatikan ruft nur Walgung auf.
Der Skandal um die Behandlung der Brüder und Schwester der FFI durch Franziskus ist die große und bleibende Hypothek dieses „Pontifikats“ und zugleich das Erbärmlichkeitszeugnis erster Kategorie für die viele schweigende Mitläufer.
Justi epulentur
WUNDERBAR! Danke.
An dieser WILLKÜR (!) die hier vorgetragen wird, scheiden sich die Geister offen und sehr direkt und brutal und sie werden „kenntlich“…Dass aber, ist das „Gute“ hierbei und ist auch im Neuen Testament Wort Gottes, uns mitgeteilt worden. Auch das Mitleiden am „Leib Christie“ somit. Ich leide als Laie sehr mit diesem Orden mit (und bete bzw. bin somit aufgerufen um Versöhnung zu beten etc.) und ich komme ihm (IHM) somit auch näher und das bezeugt wieder den wahren Geist, wie ich glaube dort und in mir selber, und das ist der Heilige Geist und nicht der von der Welt, Der „Fall“ betrifft also mich selber, wo ich „stehe“ und IHM angehöre oder nicht…
Der (Sünden)„Fall“ betrifft also mich stets selber, wo und wie ich vor Gott (und den Menschen) für Gott (ein) „stehe“ und IHM angehöre, oder nicht…
Die Geschichte zeigt aber eines deutlich es gab Mißstände ihm Orden ein Orden der sich als Bi ritual versteht kann nicht ohne Generalkapitel mehr oder minder mit diktatorischen Methoden alle zur Übernahme der alten Liturgui zu zwingen die Franziskanner sind keine ED Gemeinschaft und der größte Fehler war das Gerede von BXVI von der Hermeneutik der Kontinuität erst zu nehmen und theologisch in die Richtung zu arbeitet
was die Blut Pakt Geschichten ect betrifft so etwas muß abgestellt werden solche Idiotien sind Kinderkrankheiten von neuen Gemeinschaften
Sehr geehrter Herr @Thoma Kovacs,
Wenn Probleme oder Schieflagen in einer Gemeinschaft oder einem Orden auftreten, muß sorgfältig untersucht werden und ggf. in Anschluß geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
Dann sind die Kongregation für die Orden und bei Glaubenssachen die Glaubenskongregation involviert; und diese verfügen über die große notwendige Erfahrung in der Behandlung solcher Fälle und sind versiert in Untersuchungsmethoden und den notwendigen Hilfestellungen.
Dies fehlt in dem Fall der FFI total.
Im Übrigen geht man in einen Orden oder in eine Gemeinschaft freiwillig hinein; diktatorial wird da nichts aufgelegt;
und die Mönche, Brüder, Schwestern und Nonnen bekommen eine lange Vorbereitungszeit um sich zu entscheiden.
Man weiß immer, worauf man sich einläßt- wenn man anderes behauptet, belügt man zuallererst sich selbst.
Aber wie so häufig im Leben: es ist keine Schande, wenn man feststellt daß ein Orden oder ein Konvent nicht zu einem passen;
nur muß man dann nicht unbedingt den Orden oder die Gemeinschaft oder einen Oberen dafür verantwortlich machen.
Allzu häufig wird die Trauer über das Nicht-passen vermischt oder ersetzt durch Frust und nicht selten Wut und Haß auf die frühere Kolleg(inn)en.
Ganz abstrus und gefährlich finde ich die Abtrennung und Isolierung der Ecclesia-Dei-Gesellschaften: hier wird eine für die Kirche sehr ungesunde Apartheid kreiert;
bei der jetzigen Entwicklung im christlichen Westeuropa sind es alsbald nämlich diese Bantustans und Reservate die den Hauptteil an geistliche Männer und Frauen stellen werden.
Der Säkularklerus in Frankreich und Nordbelgien ist ein rasch verschwindendes Auslaufmodell.
Das scheint mir jedoch das endgültige Ziel der Modernisten und vatikanischen Amokläufern zu sein:
das eigene Vehikel schrott fahren und an die Betonwand quetschen, und dann feststellen daß „alles“ verloren ist.
Tibi Christe splendor Patris
(für @Marienzweig: „Dir, Christus, Glanz des Vaters…“-Anfang des Hymnus für den Erzengel St. Michael (Vesper des Erzengelfestes); (sehr schön gesungen von der Schola der Abtei Fontgombault)
Naja – so einfach ist das alles ja nicht, da ein Ausscheiden aus einem Orden, je länger einer/eine dort lebt, eine immer höhere psychische und soziale Hürde zu überwinden hat. Nach 20 Jahren wieder zurückzukehren in die Welt – das ist fast unmöglich. Und Opfer katastrophaler ordensinterner Strukturen gab es schon vor Jahrhunderten. Und eine Politik des Verschweigens und Schönredens gab es ebenso lang.
Und natürlich gibt es auch immer ungeeignete Leute, aber die sind ja leider stets besonders karriereinteressiert und eben nicht die, die dann wieder gehen…
Oft durchschaut ein anfangs enthusiastischer Novize die Tiefenstruktur gar nicht und erfährt das erst im Lauf der Jahre. Viele, sehr viele sind erst nach 10 oder 15 Jahren allmählich aufgewacht, und es haben sich auch in der angeblich so guten alten Zeit gerade in Klöstern ganze Dramen der Verlogenheit und Heuchelei und Gewalttätigkeit abgespielt.
Stellvertretend sei da an die inzwischen seliggesprochene Rosa Flesch erinnert.
Da ich inzwischen einige grauenhafte Szenerien erfahren habe, auch von engsten Verwandten, bin ich bei den FI weiterhin misstrauisch.
Immerhin hatten wir doch gerade neulich einen so positiven Bericht über dieses spanische altrituelle Ordenshaus https://www.katholisches.info/2016/02/03/gebet-um-heilige-priester-altritueller-orden-wird-50/, das offensichtlich überhaupt nicht behelligt wird.
Wir wissen immer noch nicht, was hier eigentlich genau läuft und niemand sagt es uns – auch der Artikel hier nicht. Mir fehlen einfach die konkreten Abläufe und Fakten.
Es hat von in der Anfangszeit bei den Franziskanischen Bewegung Auseinandrsetzungen zwischen einerseits Konventualen und anderseits Observanten,Rigoristen, Fratizellen usw. gegeben; und Weiterverzweigung bei den Tertiariern, dem Dritten Orden f. Laien, auch z.B. bei den Kapuzinern (wovon in der Anfangszeit interessanterweise einige führende Personen protestantisch wurden, so wurde der Ordensleiter Bernardo Ochino kalvinist).
Es gibt sehr viele franziskanische Klöster/Konvente/Häuser und Richtungen in Italien, und sie tun sich nach dem Konzil überall schwer.
Die Franziskaner und die Franziskanerinnen der Immaculata dagegen florieren und blühen, und wohl durch ihre ganz eigene Spiritualität und die Rückbesinnung auf die Alte Liturgie.
Moderne franziskanische Häuser gibt es in Überfluß; sie werden immer wieder geschlossen, „unter Schmerzen der Ordensleitung und des (jeweiligen) Bistums“.
Warum gerade die FFI so florieren und Nachwuchs haben, und die Anderen nicht: die Frage will Kard. Braz do Aviz natürlich nicht beantworten, ist die Antwort darauf doch zugleicherzeit die Bankrotterklärung für die postkonziliären Kirche.
(Das notabene v. Walter Kasper herausgegebene Lexikon f. Theologie und Kirche (Ausgabe 1993.2001) vermeldet übrigens daß schon bei seiner Veröffentlichun 1963 „Perfectae caritatis“ als ungenügend angesehen wurde).
Junge Orden und Gesellschaften sind sehr häufig stark geprägt von ihrem Gründer(in): starke spirituelle Naturen haben es immer schwer mit der hierarchischen Führung der Kirche: St. Franziskus v. Assisi, St. Ignatius von Loyola, St. Bernhardus v. Clairvaux, die Hl. Theresa v. Avila…
Die Kirchengeschichte gibt einem da die Erfahrung und die Weisheit, die unterschiedliche Geister zu unterscheiden.
Bei den FFI wird stattdessen ein Vernichtungsfeldzug in stalinistisch-peronistischer Facon durchgeführt.
Die Putschisten sind nur an die bisher reichliche finanzielle Unterstützung durch die Freunde und die Sympathisanten der FFI interessiert.
85 % dr Brüder stehen übrigens hinter P. Stefano Manelli FI.
Ganz schäbig: hochbetagt und leidend an schwerer Emphysembronchitis wurde er äusserst lang in Hausarrest gehalten im rauhen Gebirgsklima; sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide; nachdem der Widerstand gegen den Amoklauf v. FRanziskus hardnäckig war, stets größer wurde und die Proteste lauter, und der Kommissar Volpi die eine juristische Niederlage nach der anderen einstecken mußte, war der Vatikan gezwungen in aller Eile den schwerkranken P.Manelli FI nach einem klimatisch viel milderen Ort zu verlegen, damit er nicht dort im Gebirge nicht als Märtyrer sterbe.
(Ein Schelm, wer jetzt an die Zurückholung v. Nelson Mandela von dem Robbeneiland in Südafrika denkt).
(Finis)
@zeitschnur,
Auf der Homepage des französischen Districts der FSSPX finden Sie links b auf dem Banner „ordes religieuses“ mit der „branche masculine et féminine“ des „religieux por le rite latin“.
Bei den Männern sehr interessant die Capucins (Pater Régis de cacqueray verzichtete vor kurzem auf eine führende Position im französischen Distrikt um hier einzutreten);
bei den Frauen haben es mir persönlich die kontemplative Dominikanerinnen v. Avrillé angetan, und wohl ganz besonders das neugebaute/renovierte Kloster- man kann sich übrigens in Deutschland ein Beispiel nehmen an die finanzielle Großzügigkeit womit die Gläubigen dort soviel bewegen.
„Wir wissen immer noch nicht, was hier eigentlich genau läuft und niemand sagt es uns – auch der Artikel hier nicht. Mir fehlen einfach die konkreten Abläufe und Fakten.“
Das scheint Sie aber bspw. am munteren Kolportieren von Bergers Gerüchten bezüglich der Gründe von Ratzingers Amtsverzicht nicht zu hindern. Heuchler!
@Zeitschnur,
Das Leben in einem Orden/Gemeinschaft ist ein ganz spezieller Weg um Gott zu suchen, Gott zu finden und sehr speziell Unseren Herrn Jesus Christus nachzufolgen.
Eine Abtei/Kloster/Konvent/Kommunität ist keine psychotherapeutische Praxis und keine psychiatrische Anstalt.
Man ist erst interessiert und neugierig, erst Gast, dann Kandidat(in), dann Novize und dann kommen erst die zeitliche und dann erst, recht spät, die ewige Gelübde; und letztere können bei Zweifel ein oder zweimal verschoben werden.
Eilig ist da nichts sehr viel Zeit für Reife und Überlegung auch;
aber entscheiden muß man sich- genauso wie bei der Ehe.
Sehr auffallend bei ausgetretenen Patres/Mönchen ist, wie häufig sie stets wieder betonen wie prägend die damalige Jahren waren- und dann kommt fast immer sofort im Anschluß die Wehklage, daß so wenig für die Sozialversicherung gezahlt wurde.
(Wie das übrigens für ausländischeMönche/Nonnen in einem dritten Land aussieht, weiß ich nicht).
So tief ist die „Lösung von den irdischen Gütern“ dann doch nicht im Menschen verankert.
Es liegt jedoch in der menschlichen Natur um alle Unbill, besonders psychische Schwäche und soziale Fehler, bei den anderen, besonders beim Umfeld und dem unmittelbaren sozialen Rahmen zu suchen.
Das hat jedoch mit der FFI nichts zu tun.
Danke, @Adrien Antoine,
für Ihre steten Übersetzungen.
Auf youtube bin ich leider nicht fündig geworden, was Ihren Hinweis auf die Schola der Abtei Fontgombault („Christus, Glanz des Vaters“) betrifft.
@Thomas Kovacs: Wenn jemand diktatorische Methoden anwendet, dann ist es der „Papst“ F. in Rom. Dieser fungiert nämlich als intrigantischer Aktionist. Und in dieser „Funktion“ ragt er derzeit wie die Spitze eines Eisberges über alle Destroyer hinaus!
Hochgeehrte @Marienzweig,
Wenn man bei Google/web-suche „Youtube Tibi Christe splendor Patris“ eingibt, bekommt man eine Liste mit Musikstücken;
die erste 2 sind „…Inno gregoriano…Vianini“: de Hymnus v. St.-Michael, gesungen door Giovanni Vianini aus Mailand (genau: er wurde vor 2 Monaten aus der Heimatbasilika mit seiner altgedienten Schola herausgeworfen);
rechts oben in dem Balken mit sonstigen Vorschlägen ist ganz oben der gleiche Hymnus (gepostet von EduardoSV), unter dem Motto Catolicovaticano.com: hier singt die Schola v. Fontgombault in ihrer Spitzenzeit (ca. Mitte der 80er Jahren- die CD wurde 1990 gemacht als Vorbereitung des 900-jährigen Jubiläums der Abtei (1091–1991).
Fantastische Stimmen!