
(Rom) In Italien hat auch der zweite Family Day eine große Mobilisierungs- und Widerstandsbereitschaft gegen eine staatlich gelenkte Zersetzung der Familie gezeigt. Ein Phänomen, das über die Grenzen hinaus Bedeutung hat. Mit dieser Bedeutung befaßt sich Rodolfo Casadei, Journalist des Wochenmagazins Tempi und Nahost-Experte, der seine Analyse zur Verfügung stellte zur Lage der Christenheit in Europa und der Notwendigkeit, zu einem vor-apokalyptisches Christsein zurückzufinden.
Was sagt uns der römische Family Day über die Lage des Christentums in Europa?
von Rodolfo Casadei
Der Erfolg des Family Day von Rom hat eine anthropologische, soziale und politische Bedeutung, die über den Kampf gegen den Gesetzentwurf Cirinnà (Legalisierung einer de facto „Homo-Ehe“ und daß Homosexuelle Kinder adoptieren können) hinausgeht. Es ist nicht zu vergessen, daß ein erheblicher Teil des katholischen Verbandswesens nicht an der Kundgebung teilnehmen wollte und auch nicht alle Bischöfe zur Teilnahme aufgerufen haben. Das kann man als Reflex der Bereitschaft sehen, den Glauben auf eine private Dimension zu reduzieren. Ohne näher auf die Beweggründe und den Vorwand einzugehen, mit denen die Verdunkelung des politischen Einsatzes begründet wird, der sich aus dem christlichen Glauben ergibt (als Ausdruck der göttlichen und natürlichen Ordnung im geordneten Zusammenleben der Menschen, aber auch als konkreter Ausdruck der Nächstenliebe): sie sind symptomatisch für die Lage der Religiosität in der westlichen Welt.
Freie Marktwirtschaft – freier Markt der Religionen
Eine interessante Diagnose dieses Phänomens einer Unterwerfungsbereitschaft, das nicht selten mit einem seltsamen schlechten Gewissen einhergeht, haben Rémi Brague und Elisa Grimi im Sammelband „Contro il cristianesimo e l’umanesimo – Il perdono dell’Occidente“ geliefert (Gegen das Christentum und den Humanismus – Die Vergebung des Westens). Darin lesen wir, daß die Religionen schon seit einiger Zeit die Unterstützung durch den Staat verloren haben, der normalerweise eine bestimmte Kirche privilegierte. Das begünstigte das Auftreten des religiösen Pluralismus und einer religiösen Fragmentierung in vielen Ländern. Das führte auch zu einer Konkurrenz zwischen den Religionen auf dem freien Markt der Bekenntnisse. „Die Präsenz dieser vielen Religionen nimmt das Aussehen eines Marktes an. Auf diesem Markt werden verschiedene Produkte angeboten. Um seine religiösen Bedürfnisse zu befriedigen, ist das Individuum frei, seine Wahl zu treffen. Es kann nicht nur zwischen unterschiedlichen Religionen wählen, sondern auch innerhalb einer jeden Religion, kann es à la carte sich ein Bouquet aus Elementen seines Gefallens zusammenstellen“ (S. 271).
Der Verlust einer vom Staat begünstigten Monopolstellung und damit in Folge auch des sozialen und familiären Drucks hat zur Entstehung eines regelrechten Religionsmarktes geführt. Letztlich die exakte Kopie des sich gleichzeitig durchsetzenden Wirtschaftssystems aus freiem Handel und Konsum. Ein Hinweis darauf, daß nicht die Religion selbst, Motor dieser äußeren Entwicklung ist. Der freie Markt kennt kein Monopol, sondern regelt sich nach Angebot und Nachfrage. Das Angebot der religiösen Gruppen neigt dazu, sich dem Konsumenten anzupassen und nicht umgekehrt.
Vormoderne Ordnung weitgehend zerschlagen

An dieser Stelle könnte man einwenden, daß Religion eine Spezialware ist, bei der Gesetz von Angebot und Nachfrage nicht gilt. Dieser Einwand hätte eine gewisse Berechtigung, wenn wir noch in der Vormoderne leben würden, als die Gesellschaft sich noch als Volk und damit als Gemeinschaft verstand und die Bindung zwischen den Generationen lebendig und real war. Wir leben aber in der Postmoderne, die geprägt ist durch Individualismus und fluktuierende, lose und zeitlich auf Begrenztheit angelegte Bindungen, eine Zeit, in der es kein Volk mehr gibt, sondern nur mehr eine mehr oder weniger zufällige Summe von Individuen, die sich zur selben Zeit am selben Ort befinden. Familiäre Bindungen sind durch eine Unzahl von Brüchen porös, Lebensabschnittspartner, Geschwister, die nur Halbgeschwister sind und jeweils nur etwas vom gemeinsamen Leben teilen, Alleinerziehende, getötete Kinder, Geschwister, Tanten, Onkel, Enkel durch Abtreibung, räumliche und emotionale Entfremdung durch Globalisierung. Das Individuum leidet an Einsamkeit, Anonymität, affektiver Dürre, psychologischer Zerbrechlichkeit, die aus der Zerstörung der Vaterfigur herrührt.
„Viele erwarten sich von Religion nicht bekehrt und geheiligt, sondern befriedigt zu werden“
Brague und Grimi sprechen eine vernichtende Wahrheit aus:
„Viele unserer Zeitgenossen erwarten sich von der Religion nicht bekehrt und geheiligt zu werden, sondern einfach nur befriedigt zu werden“ (S. 274).
Einst wagte der Gläubige zu sagen: „Meine Religion ist die wahre Religion“. Heute rühmt er sich vor allem sagen zu können: „Ich fühle mich wohl“. Das persönliche Wohlbefinden und nicht das öffentliche Zeugnis für die Wahrheit und die sich aus der Wahrheit ergebende Änderung des eigenen Lebensstils ist zum Hauptzweck der religiösen Erfahrung geworden.
In der vormodernen Zeit war sich jeder Mensch bewußt, Teil eines Ganzen zu sein. Die Ordnung war eine Gewißheit, die ihn als Individuum überragte. In der Religion suchte er die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Seins und darauf, wie er dieser objektiven, von Gott geschaffenen Ordnung dienen konnte mit dem Bestreben, Gottes Willen zu tun. In der postmodernen Zeit hat der Mensch keine sicheren Bezugspunkte mehr: alles ist subjektiv, alles veränderbar, heute so, morgen schon ganz anders, was schert es mich, was ich gestern gesagt habe, die „Flexibilität“ ist der Maßstab aller Dinge. Gibt es noch eine Wahrheit? Ist nicht auch sie relativ? Besser gesagt: Hat nicht auch die Wahrheit relativ zu sein? Wenn es eine Wahrheit gibt, dann ist sie für den postmodernen Menschen nicht erkennbar und nicht begreifbar. In der Regel ist der Besitz eines Smartphones wichtiger. Aus dem vielfältigen Angebot folgt der Umkehrschluß: Wenn es ein so breitgefächertes Angebot an Religionen gibt, ist das Beweis dafür, daß es keine Wahrheit gibt und letztlich das eine wie das andere Angebot gleichermaßen vom Wahrheitsanspruch her haltlos ist. Womit wir wieder bei der Religion als Dienstleistungsunternehmen zur Befriedigung individueller Wünsche nach Wohlbefinden sind. Der postmoderne Mensch, der vom Leben verletzt wird (sentimentaler Schiffbruch, Demütigungen in den sozialen Beziehungen, Enttäuschungen, berufliches Scheitern, nichterfüllte Jugendträume) fragt nicht nach der Wahrheit, sondern nach Genugtuung, Ruhe, Beseitigung von Schuldgefühlen.
Religiöses Angebot durch Anpassung geändert
Entsprechend hat sich die Art und Weise geändert, wie viele religiöse Gruppen die Dinge betrachten. Sie bemühen sich, für potentielle Proselyten attraktiv zu wirken. Das ist ihnen sogar wichtiger, als den Willen Gottes zu tun. Auch hier greift das kapitalistische Denken der freien Marktwirtschaft in das Religiöse ein. Erfolg zählt. Wie viele Anhänger habe ich, Anhänger bedeuten Geld. Sie sorgen sich auch oft mehr um soziale Anerkennung oder zumindest Duldung. Daher bemühen sie sich, nicht „negativ“ aufzufallen, nicht der momentanen Mehrheitsmeinung zu widersprechen und ja nicht in einer kontroversen Frage die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen. Ihr Ziel ist eine „gute Presse“ und die wird durch die Betonung eines kleinsten gemeinsamen Nenners angestrebt, auch um den Preis einer Preisgabe der eigenen religiösen Identität, oder durch auffällig lautes Nachsprechen der Meinung der Mächtigen, um von denen (und damit auch von den Medien) wohlwollend wahrgenommen zu werden.
Werbestrategien statt Wahrheitsverkündigung

Sie vertrauen nicht mehr auf die Stärke, die der Botschaft innewohnt, und nicht mehr auf die Gnade dessen, von dem sie behaupten, nur das Instrument zu sein. Sie investieren lieber in ausgeklügelte Werbe- und Kommunikationsstrategien und Bündnisse und in den Aufbau guter Beziehungen zu den weltlichen Mächten, an deren Seite man sich gerne sonnt. Damit einher geht der Verzicht, sich der Welt zu widersetzen und deren Übel anzuklagen. Sie suchen lieber die Akzeptanz statt einer möglichen, ja wahrscheinlichen Gegnerschaft.
Dafür gibt es einen doppelten Grund.
Erstens: die religiösen Bewegungen selbst sind von der postmodernen Zerbrechlichkeit erfaßt; ihre Anführer und ihre Basis leiden, wie die Gesamtgesellschaft, unter dem Tod des Vaters und unter der Krise der menschlichen Vernunft. Wie bereits erwähnt, löst sich die organische Gemeinschaft in die bloße Summe der Individuen auf. Die Ablehnung der Welt und die Zurückweisung durch einen Teil der Gesellschaft, besonders der Medien, von denen die vernehmbare öffentliche Meinung gemacht wird, wird für jene unerträglich, die ihre Standhaftigkeit verloren haben, weil ihnen die Verwurzelung in der intakten Familie, der Halt des Vaters und die gelebte Brüderlichkeit verlorengegangen ist, oder sie diese gar nie erlebt haben. Es fehlt an jener Klarheit in den wichtigsten Dingen, für die man bereit ist, sich für die Brüder zu opfern, anstatt die Brüder dem Opportunismus zu opfern.
Zweitens: Religiöse Gruppen sehen im Verzicht auf jede öffentliche Anklage der Übel dieser Welt eine effiziente Strategie, sich einen möglichst großen Teil vom Markt der religiösen Nachfrage zu sichern. Um so mehr konzentrieren sie sich darauf, die Nachfrage nach Ruhe und Wellness zu befriedigen. Wer Trost und psychologische Genugtuung sucht, will ja nicht Ablehnung von Arbeitskollegen und Nachbarn erfahren, wegen der unangenehmen Wahrheiten, die er ihnen sagt. Und noch weniger will man Repressalien durch die Mächtigen dieser Welt erleben, die ziemlich unerfreulich werden können. Das alles bedeutet nämlich Streß. Und genau den soll man ja, so die gängige Meinung, vermeiden, denn schließlich lebt man ja nur einmal und sollte dieses Leben möglichst genießen.
Family Day für dieses Denken eine störende Provokation
Wer sich in diesen Denkschablonen bewegt, für den war natürlich der Family Day Salz auf die Wunden, eine unnötige und störende Provokation, eben Streß, weil die Regierung, der Großteil der Medien und viele Bekannte, Vorgesetzte anders denken.
Das alles vorausgeschickt läßt sich sagen, daß ein ehrliches und authentisches Christentum auf dem freien Markt der Religionen nicht mithalten kann. Dort kann es keine neue Anhängerschaft finden, sondern bestenfalls bereits vorhandene „Klientel“ verlieren. Der Grund ist einfach: Das Christentum ist kein Glauben der psychologischen Genugtuung und der Ruhe. Es ist ein Glauben, der auf Kalvaria führt unter Schlägen und Beschimpfungen und dabei angespuckt werden durch die Mächtigen dieser Welt, ihren willfährigen Höflingen und dem von ihnen kontrollierten Mob. Der Christ hat keinen anderen Weg als den Weg, den auch Sein Herr Jesus Christus gegangen ist. Er ist denselben Mechanismen und Gegenspielern ausgesetzt und demselben „Publikum“, das mit Mehrheitsentscheid die Freilassung von Barabbas forderte und die Kreuzigung für Christus. Es ist der Glauben, der seit 20 Jahrhunderten wiederholt: „Ich bin nicht gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34). Alle, die sich dieser Tatsache entziehen und ein „anderes“ Christentum verbreiten möchten, ob Gläubige, Hirten oder sogar Bischöfe, werden daran scheitern. Christus hat das Hundertfache dessen auf Erden verheißen, die Seinetwillen etwas aufgegeben haben, aber auch Verfolgung, und vor allem das ewige Leben (Mk 10,28–30). Er hat nichts verheimlicht, sondern seinen Jüngern vorhergesagt, daß ihre Verfolger auch sie vor den Sanhedrin zerren und anklagen und sie in den Synagogen geißeln werden (Mt 10,17.22). Man kann nur staunen darüber, wie ein religiöses Bekenntnis, das so etwas verheißt, so viele Völker Europas bekehren konnte, zuletzt die Litauer vor 700 Jahren.
Der Grund für das Christsein liegt im menschgewordenen Gott
Um zu erklären, warum Millionen Menschen auf unserem Kontinent durch die Generationen für sich und ihre Kinder die Taufe wünschten, genügt es nicht, auf das bißchen brüderliche Liebe zu verweisen, die die Christen mit all ihren menschlichen Schwächen geben konnten. Es genügt auch nicht, auf die Anziehungskraft der mildtätigen Essensausgabe durch die Klöster in den Zeiten des großen Hungers zu verweisen; auch nicht auf das Ansehen von Königen und Kaisern, die sich der Reihe nach bekehrten, manchmal aus politischem Interesse, manchmal aus Überzeugung. Denn oft genug haben sie der Kirche schwer geschadet und den Glauben mißachtet.
Das Christentum ist zur menschlichen Faser geworden, aus der die europäische Kultur gewoben wurde. Ein Gewebe, das durch die perfekte Symbiose des griechischen Denkens und des römischen Rechts wurde, weil es Antwort gab auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und des menschlichen Leidens. Es hat nicht versprochen, dieses Leiden zu beseitigen, sondern es zu erklären und zu heiligen. Gott hat freiwillig selbst dieses Leiden auf sich genommen, indem er Mensch wurde. Er hat vom Leben als ungeborenes Kind im Mutterleib bis zum Leiden und Sterben am Kreuz alle Lebensphasen des Menschen durchlebt und durchlitten. Er selbst hat sich zum Opfer gemacht, um den Menschenopfern ein Ende zu bereiten (man lese René Girard). Er erlöst und errettet. Er gab die Antwort, auf die die alte Menschheit gewartet hatte.
Die gefährliche Illusion des postmodernen Menschen

Die Illusion des modernen Menschen, auch des postmodernen, ist es, das Leiden aus dem menschlichen Sein zu entfernen und sollte das nicht im Guten möglich sein, dann auszumerzen. Denn wenn die Antwort des Christentums nicht mehr akzeptiert wird, macht sich der Mensch wieder auf die Suche, dem Leiden zu entgehen. Die Flucht beginnt von neuem, die Christus vor 2000 Jahren beendet hat. Eine Flucht, die keine Antwort findet außer eine schreckliche. Der Rückfall in die Unmenschlichkeit auf Erden und der Verlust des ewigen Lebens.
Wenn die neuen Technologien im Dienst der Lebensqualität und die neuen rechtlichen Konstruktionen, die es ermöglichen sollen, Drama und Leid auf dem Rechts- und Dienstleistungsweg zu beseitigen (legale Abtreibung, Euthanasie, Gleichstellung homosexueller Beziehungen mit der Bindung von Mann und Frau, Drogenfreigabe, künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft) nicht genügen, dann wendet man sich der spirituellen Welt zu. Wenn aber im Mittelpunkt der spirituellen Suche das eigene Wohlfühlen steht und damit ein egoistisches Ich, dann wird der Weg nicht zum Christentum führen, sondern unweigerlich zu fernöstlicher, esoterischer, synkretistischer, okkulter, letztlich beliebiger Religiosität verführen. Das Gleichnis von den protestantischen Kirchen Nordeuropas zeigt es: Wenn das Christentum sich willfährig dem Zeitgeist andient und sich um immer neue Bequemlichkeit für eine Wohlfühlklientel bemüht, endet es in der Selbstauslöschung, auch wenn die ausgehöhlte Fassade wie eine Ruine noch etwas überdauert. Warum? Weil es seiner eigenen Natur widerspricht.
Christsein hat vor-apokalyptischen Charakter
Wenn das Christentum seinem Ursprung treu bleiben will, kann das christliche Zeugnis im postmodernen Westen gar nicht anders, als einen vor-apokalyptischen Charakter anzunehmen. Es ist gerufen, aus Loyalität gegenüber der Wahrheit, immer mehr Zeugnis über die letzten Tage abzulegen und sich nicht um sozialen Frieden, friedliches Zusammenleben und um einen Platz auch für das Christentum im neuen Machtsystem zu kümmern. Fabrice Hadjadj sagte:
„Wir befinden uns nicht notwendigerweise am Ende der Zeiten, wir sind aber in eine Zeit eingetreten, die dem Ende der Zeiten ähnelt.“
Es ist Aufgabe der Christen ein Zeugnis zu geben, das auf der Höhe der Zeit ist, einer Zeit, „die dem Ende der Zeiten ähnelt“. Der apokalyptische Ausgang ist nicht mehr eine dunkle Prophezeiung, die Gegenstand von Manipulation und Sensationsgier ist, sondern eine historische Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit, die konkrete Gestalt annimmt. Die wachsende Hegemonie der Technologie, die täglich die völlige Kontrolle und Überwachung des menschlichen Lebens ausweitet, impliziert, daß sich diese Realität in ihr Gegenteil verkehrt, nicht nur technisch, sondern auch im menschlichen Verhalten: das völlige und selbstzerstörerische Fehlen von Kontrolle. Der Tag rückt näher, an dem ein Terrorist durch einen einfachen Knopfdruck Teile der Welt in die Luft jagen kann, vielleicht sogar die ganze Welt.
Leben mit Blick auf die Ewigkeit
Die Tatsache, daß die Menschheit einen apokalyptischen Weg eingeschlagen hat, bedeutet nicht, daß das christliche Zeugnis nicht neue zivilisatorische Leistungen hervorbringen kann. Brague antwortet im Interview wie folgt auf Elisa Grimi:
„Die Zivilisation des christlichen Europas wurde von Leuten aufgebaut, deren Ziel es gar nicht war, eine ‚christliche Kultur‘ zu schaffen. Wir verdanken sie Personen, die an Christus geglaubt haben, nicht Personen, die an das Christentum geglaubt haben. Man denke an Papst Gregor den Großen. Was er zum Beispiel mit dem Gregorianischen Choral geschaffen hat, hat nicht nur bis heute unverwechselbaren Bestand, sondern war Ausgangspunkt und Impuls für die gesamte Musikgeschichte der Welt. Was aber hat diese Christen ausgezeichnet, was hat Gregor den Großen ausgezeichnet? Sie stellten sich vor, daß das Ende der Welt nahe ist. Für eine sich in Jahrhunderten entfaltende christliche Kultur war also gar keine Zeit. Er wollte nur Ordnung schaffen in der Welt, ehe er sie verlassen würde. Ein bißchen so, wie jemand eben sein Haus in Ordnung bringt, bevor er auf Urlaub fährt. Christus ist nicht gekommen, um eine Kultur zu schaffen, sondern um die Menschen zu retten, welcher Kultur auch immer.“
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi (Screenshots)
Die katholische Christenheit hat in ihrer Mehrheit das Wissen und Erahnen einer
christlichen Moral, Ethik und entsprechend das Glaubensfundament. Dass nun Bi-
schöfe, Kardinäle und sogar Franziskus eine Unterstützung verweigern, muss be-
denklich stimmen. Diese große Demonstration für die Familie, hätte mehr Gewicht
wenn Rom mit einer Stimme diese großartige Aktion unterstützt hätte. Aber auch
hier :..die Kirche lässt die Menschen allein.