(Bonn) „Wir sagen: Hut ab!“, so nennt sich eine kurze katholische Benimm-Anleitung, die von katholisch.de, der offiziellen Internet-Plattform der Deutschen Bischofskonferenz empfohlen wird. Konkret geht es dabei um: „Diese zehn Dinge sollten Sie bei einem Kirchenbesuch nicht tun“.
Das ausgewählte Bild zum Artikel weist auf den Karneval hin. Für eingefleischte Jecken beginnt dieser ja bereits am 11.11., womit wir mitten in der närrischen Zeit wären. Doch über Humor läßt sich bekanntlich streiten und es erscheint zumindest fraglich, ob man sich über die heiligen Dinge überhaupt lustig machen soll und falls ja, in welcher Form.
Die „zehn Dinge“ sind sicher gut gemeint und sollen offenbar Kirchenfernen erste Handlungsanleitungen für ein angemessenes Verhalten in einer Kirche liefern. Daß solche Verhaltensanweisungen notwendig sind, mag einiges über den Zustand von Zeitgenossen aussagen, und auch Anlaß des Bedauerns sein, stellt das Anliegen aber keineswegs in Frage.
Knapp vorbei ist auch daneben – Leib Christi nicht zusammen mit Chipstüten nennen
Der katholische „Knigge“, den katholisch.de präsentiert, zielt dennoch um einiges am eigentlichen Anliegen vorbei. Ein Leser beispielsweise empfindet die zehn „Ratschläge“ als „dumm und erbärmlich“, mit denen die Heilige Messe und die katholische Liturgie „lächerlich“ gemacht werden. Das war wohl nicht die Absicht, wurde aber damit erreicht, wenn der Leib Christi in einem Atemzug mit „Chipstüten, Schokoriegeln oder Butterbroten“ genannt wird.
Das Verständnis für das Heilige dürfte kaum durch eine flapsige Sprache und einen salopp präsentierten Umgang geweckt werden können. Sie bleibt eine rein funktionale Benimmregel ohne Tiefgang.
Das Sakrale verlangt nach einer angemessenen Sprache, worauf bereits die Kirchenväter aufmerksam machten. Die nötige Ernsthaftigkeit gehört zum Wesen des katholischen Glaubens. Das gilt auch in der Karnevalszeit und selbstverständlich auch im rheinländischen Bonn, wo das „Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland“ und die sie betreibende APG – Allgemeine gemeinnützige Programmgesellschaft mbH ihren Sitz haben.
Knapp vorbei ist auch daneben – Das Weihwasserbecken ist nicht Omas Suppentopf
Wenn also „Benimmregel“ und „Erziehungstipps“, dann in einer Sprache, die der Ernsthaftigkeit der besprochenen Dinge gerecht wird. Nur ein Beispiel: Daß man die Finger nicht in den Suppentopf seiner Gastgeber steckt, dürfte auch unter Liberalen, Sozialisten oder Grünen zum „guten Ton“ gehören. Jeder Vergleich mit dem Weihwasser und dem Bekreuzigen beim Betreten einer Kirche verbietet sich.
Dieses Sakramentale bringt schon durch die natürliche Symbolik des Wassers, das Verlangen nach innerer Reinigung zum Ausdruck. Sie ist ein reinigender Schritt vom Alltag und seinen läßlichen Sünden hinein in das Haus Gottes in die Gemeinschaft mit Jesus. „Wasche ganz von mir ab meine Schuld! Reinige mich von meiner Sünde“, heißt es im Psalm 51, der nicht von ungefähr mit dem Bekreuzigen mit Weihwasser beim Eintritt in das Gotteshaus in Verbindung gebracht wird. Jedes Bekreuzigen mit Weihwasser ist Erinnerung und Erneuerung der Taufe, durch die wir neugeboren werden in Christus. „Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Ihn habt ihr von Gott, und nicht euch selber gehört ihr. Denn ihr wurdet erkauft um einen Preis. So verherrlicht denn Gott in eurem Leib!“, steht im Ersten Korintherbrief 6,19f.
Die debita reverentia gilt für jeden, der das Haus Gottes betritt und sich darin aufhält. Sie gilt auch für jene, die darüber sprechen oder schreiben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: katholisch.de (Screenshot)