„Weder Umkehr noch Reue“ – Die abstrusen Thesen des ehemaligen Bergoglio-Sprechers und Papst-Freundes


Ex-Bergoglio-Sprecher und Papst-Freund mit abstrusen Ideen
Ex-Bergoglio-Sprecher und Papst-Freund mit abstrusen Ideen

(Rom) „Welt­wei­tes Gebets­netz des Pap­stes“ steht am Ende von „Das Video des Pap­stes“, jenem Video mit den Gebets­mei­nun­gen des Pap­stes für Janu­ar 2016, mit dem ein bis­her nicht gekann­ter Bruch in der päpst­li­chen Ver­kün­di­gung voll­zo­gen wur­de. Als katho­li­scher Prie­ster tritt dar­in der ehe­ma­li­ge Pres­se­spre­cher von Jor­ge Mario Berg­o­glio auf. Ein Mann mit abstru­sen Ideen.

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Im deut­schen Sprach­raum nennt sich die Initia­ti­ve Gebets­apo­sto­lat und ist eine Grün­dung fran­zö­si­scher Jesui­ten. Gegrün­det wur­de das L’Apostolat de la Prià¨re vom Jesui­ten Fran­çois-Xavier Gaut­re­let SJ bereits in den 1860er Jah­ren. 1890 wur­de es von Papst Leo XIII. offi­zi­ell dem Jesui­ten­or­den über­tra­gen. Damit begann die eigent­li­che inter­na­tio­na­le Aus­brei­tung. Seit­her ist der jewei­li­ge Gene­ral­obe­re auch für das Gebets­apo­sto­lat zustän­dig, das der­zeit im Auf­trag des Gene­ral­obe­ren vom fran­zö­si­schen Jesui­ten Fre­de­ric For­nos SJ gelei­tet wird.

„Unsägliches Video mit synkretistischer Botschaft“

Die Neu­ig­keit des Jah­res 2016 liegt dar­in, daß die Gebets­mei­nun­gen des Pap­stes nicht nur schrift­lich, son­dern auch mit einem Video ver­brei­tet wer­den. „Einem unsäg­li­chen Video mit einer latent syn­kre­ti­sti­schen Bot­schaft“, so Mes­sa in Lati­no.

Pro­du­ziert wur­de das umstrit­te­ne Video, unter der Auf­sicht des vati­ka­ni­schen Fern­seh­zen­trums Cen­tro Tele­vi­si­vo Vati­ca­no (CTV), von der Medi­en- und Wer­be­agen­tur La Machi von Bar­ce­lo­na. Die Ver­öf­fent­li­chung erfolg­te direkt auf Face­book, You­tube, Twit­ter und ande­ren Internetkanälen.

Der Papst spricht in sei­ner Mut­ter­spra­che Spa­nisch und sagt den Men­schen, wofür sie beten sol­len. Die Unter­ti­tel lie­gen in zehn ver­schie­de­nen Spra­chen vor.

Das erste Video, jeden Monat soll ein neu­es fol­gen, wur­de am 6. Janu­ar, dem Drei­kö­nigs­fest, ver­öf­fent­licht. Die andert­halb Minu­ten wol­len den „inter­re­li­giö­sen Dia­log“ för­dern. Die Reli­gi­on der Men­schen sei ver­schie­den, doch alle wür­den an „die Lie­be“ glau­ben, so die Bot­schaft in ihrem Kern.

Seit­her fehlt es nicht an hef­ti­ger Kri­tik, die dem Papst und sei­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­exper­ten vor­wirft, durch eine syn­kre­ti­sti­sche Bot­schaft eine Gleich­heit aller Reli­gio­nen zu behaup­ten und damit deren „Gleich-Gül­tig­keit“.

Guillermo Marcò, der ehemalige Pressesprecher der Erzbischofs von Buenos Aires

Jorge Mario Bergoglio bei der Kardinalserhebung (2001) mit Guillermo Marcò (ganz rechts)
Jor­ge Mario Berg­o­glio bei der Kar­di­nals­er­he­bung (2001) mit Guil­ler­mo Mar­cò (ganz rechts)

Anstoß erregt auch die Aus­sa­ge des Pap­stes, wonach alle Men­schen, gleich wel­chen Bekennt­nis­ses, „Kin­der Got­tes“ sei­en. Eine Behaup­tung, die im Wider­spruch zur Heil­gen Schrift ste­he, so die Kri­ti­ker. Dort wer­de ein­deu­tig gesagt, nur im Namen des Drei­ei­ni­gen Got­tes Getauf­te sind „Kin­der Got­tes“. Im Vati­kan unter Papst Fran­zis­kus scheint man sich mit sol­chen „Details“ nicht auf­zu­hal­ten. Der Jesui­ten­or­den zeigt sich dabei beson­ders eifrig.

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster stell­te sich unter­des­sen die Fra­ge, wer denn der katho­li­sche Prie­ster ist, der im Video neben einer Bud­dhi­stin, einem Mos­lem und einem Juden zu sehen ist. Magi­ster lie­fert auch gleich die Ant­wort dazu. Es han­delt sich um den Argen­ti­ni­er Guil­ler­mo Mar­có, den Papst Fran­zis­kus per­sön­lich „sehr gut“ kennt. Mar­cò war näm­lich jah­re­lang Berg­o­gli­os offi­zi­el­ler Pres­se­spre­cher als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires.

Die argentinische „Kommunikationspanne“ gegen Papst Benedikt XVI.

Ende 2006 muß­te sich Kar­di­nal Berg­o­glio von ihm tren­nen. Der Grund war eine „Kom­mu­ni­ka­tio­span­ne“.

Mar­cò wur­de nach der histo­ri­schen Regens­bur­ger Rede von Papst Bene­dikt XVI. vom Nach­rich­ten­ma­ga­zin News­week inter­viewt. Dabei schlug der Berg­o­glio-Spre­cher unsanft auf den deut­schen Papst ein und kri­ti­sier­te des­sen Wor­te über den Islam. Wört­lich sag­te Mar­cò: „Er hat in 20 Sekun­den zer­stört, was in 20 Jah­ren mit dem Islam auf­ge­baut wor­den war. Was er gesagt hat, ver­tritt mich nicht.“

Daß News­week den Pres­se­spre­cher von Kar­di­nal Berg­o­glio inter­view­te deu­tet dar­auf hin, daß der eigent­li­che Gesprächs­part­ner der Kar­di­nal selbst sein soll­te. Die­ser hat­te sich bereits zuvor von Papst Bene­dikt XVI. distan­ziert. Mar­cò ver­trat gegen­über der US-Zeit­schrift nichts ande­res als die Posi­ti­on sei­nes Arbeit­ge­bers. In Bue­nos Aires hat­te sich ein Pur­pur­trä­ger öffent­lich als Anti-Ratz­in­ger posi­tio­niert. Ein Vor­gang, der auch in ande­ren Erd­tei­len nicht unbe­merkt blieb. Das war um so bemer­kens­wer­ter, als Berg­o­glio der direk­te Gegen­spie­ler Bene­dikts XVI. im Kon­kla­ve von 2005 war. Die öffent­li­che Kri­tik kam kir­chen­in­tern nicht gut an. Der Erz­bi­schof von Bue­nos Aires hielt sich fort­an zurück.

Im Vati­kan war man kei­nes­wegs erfreut über die argen­ti­ni­schen Quer­schüs­se. Die Ent­las­sung Mar­còs durch Berg­o­glio war die „Berei­ni­gung“ der Ange­le­gen­heit gegen­über dem Vati­kan. Der Pres­se­spre­cher muß­te für den Kar­di­nal über die Klin­ge springe.

„Don Mar­cò ver­schwand aber nicht von der Büh­ne“, so Magi­ster. Sei­ne Ent­fer­nung als Pres­se­spre­cher tat auch der per­sön­li­chen Ver­bin­dung zu Berg­o­glio kei­nen Abbruch, wie sein nun­meh­ri­ges Auf­tre­ten im Video an der Sei­te von Papst Fran­zis­kus zeigt.

Papst-Freund: Umkehr, Reue, Buße und Beichte abschaffen – oder fast

Papst Franziskus mit Guillermo Marcò in Santa Marta
Papst Fran­zis­kus mit Guil­ler­mo Mar­cò in San­ta Mar­ta (2014)

Nicht bekannt sei, so Magi­ster, was Papst Fran­zis­kus dar­über denkt, was Mar­cò vor kur­zem in der Bei­la­ge Valo­res Reli­gio­sas der größ­ten argen­ti­ni­schen Tages­zei­tung El Clarà­n geschrie­ben hat.

Das Jubel­jahr, eine gro­ße Her­aus­for­de­rung“ heißt der Arti­kel Dar­in schreibt Berg­o­gli­os ehe­ma­li­ger Pres­se­spre­cher eine neue Fas­sung des Gleich­nis­ses vom ver­lo­re­nen Soh­nes. Die­ser keh­re nach Hau­se zurück, „nicht weil er bereut, son­dern aus Not­wen­dig­keit“. Das genü­ge, daß der Vater ihn wie­der in die Arme schließt, ohne Umkehr zu verlangen.

Mar­cò ver­tritt damit im Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit offen eine Barm­her­zig­keits­theo­rie, die Kri­ti­ker auch, ver­steckt, hin­ter der „neu­en Barm­her­zig­keit“ von Papst Fran­zis­kus ver­mu­ten: eine Barm­her­zig­keit ohne Bekeh­rung, die Auf­he­bung von Reue, Umkehr und Buße, letzt­lich die Auf­he­bung des Jesus-Postu­lats: „Geh und sün­di­ge nicht mehr“.

Mar­cò schlägt dem Papst vor, „die Pra­xis des Beicht­sa­kra­ments zu über­ar­bei­ten“, denn schon zu vie­le Jahr­hun­der­te lang, habe „die Kir­che den Sün­dern mit allen mög­li­chen Stra­fen gedroht, im gegen­wär­ti­gen und im ewi­gen Leben, vor allem für die pri­va­ten Sün­den, noch genau­er für jene, die mit der frei­en Aus­übung der Freu­den und der Sexua­li­tät ver­bun­den sind“.

Soll damit die Sün­de abge­schafft wer­den? Nein, sagt Don Mar­cò, doch soll­te, so sein Vor­schlag an den Papst, die Beich­te „nur mehr bei Sün­den von öffent­li­chem Ärger­nis“ not­wen­dig sein. So sei es, jeden­falls nach Mei­nung von Don Mar­cò, Pra­xis der Kir­che bis ins 12. Jahr­hun­dert gewe­sen. Die pri­va­ten Ver­hal­tens­wei­sen hin­ge­gen soll­ten eine Sache zwi­schen dem Mensch und Gott sein, die sich jeder selbst aus­ma­che, denn der Mensch sei imstan­de, im forum inter­num Gut und Böse zu unterscheiden.

„Eindruck, daß an der Richtung etwas nicht stimmt“

Papst Fran­zis­kus, der soeben über die Barm­her­zig­keit ein Gesprächs­buch mit sei­nem Haus­va­ti­ka­ni­sten Andrea Tor­ni­el­li  vor­leg­te, ein Büch­lein, das sich vor allem an Sün­der und Beicht­vä­ter rich­tet, wird den The­sen sei­nes ehe­ma­li­gen Pres­se­spre­chers kaum fol­gen kön­nen. Mar­cò wirft den­noch einen wei­te­ren Schat­ten auf das argen­ti­ni­sche Pon­ti­fi­kat. Immer­hin war er etli­che Jah­re die „Stim­me sei­nes Herrn“. Es befrem­det zumin­dest, daß in Berg­o­gli­os eng­stem Umfeld in üppi­gem Aus­maß häre­ti­sie­ren­de Über­zeu­gun­gen wuchern. „Eini­ges [an die­sem Pon­ti­fi­kat] ver­mit­telt den Ein­druck, daß an der Rich­tung etwas nicht stimmt“, kom­men­tier­te der spa­ni­sche Histo­ri­ker, Jour­na­list und katho­li­sche Blog­ger Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña im Zusam­men­hang mit der Bischofs­syn­ode in Rom.

Mar­cò war Berg­o­gli­os Pres­se­spre­cher, er stürz­te wegen einer unan­ge­mes­se­nen und in Rom als „unver­schämt“ ver­stan­de­nen Kri­tik an Papst Bene­dikt XVI., die Kar­di­nal Berg­o­glio genau­so ver­tre­ten hat­te. Eine Über­ein­stim­mung im Den­ken zwi­schen Berg­o­glio und Mar­cò fand im ersten Video des Gebets­apo­sto­lats „unsäg­li­che“ Bestätigung.

Das gilt für die Annah­me einer „Gleich-Gül­tig­keit“ aller Reli­gio­nen, da das fried­li­che Zusam­men­le­ben der Men­schen als höhe­res Gut gese­hen wird. Das gilt eben­so für die Behaup­tung eines auto­no­men Gewis­sens als höch­ster Instanz, wie es Papst Fran­zis­kus gegen­über Euge­nio Scal­fa­ri ver­tre­ten hat. Und es gilt latent auch für ein Barm­her­zig­keits­ver­ständ­nis ohne Umkehr und Reue. Zen­tra­le Begrif­fe wie Ablaß, Stra­fe, Fege­feu­er, Gericht wur­den von Papst Fran­zis­kus im Zusam­men­hang mit dem Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit bis­her gemieden.

Papst Fran­zis­kus kön­ne den Vor­schlag sei­nes „Freun­des“ (Magi­ster) schwer­lich auf­grei­fen, so Magi­ster, „aber es ist leicht vor­stell­bar, daß Don Mar­cò ihn bereits in die Pra­xis umsetzt. Ohne Furcht und ohne Reue.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Das Video des Papstes/​Youtube/​Pinterst/​Periodistadigital (Screen­shot)

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