
Manche Weihnachtsprediger reduzieren heute das Weihnachtsereignis auf den Menschen und die Menschlichkeit Jesu – vielfach mit arianischen Folgerungen.
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker.
Bei einer Nachbetrachtung von Weihnachtspredigten und ‑Meditationen fällt Folgendes auf:
Die mit Abstand am meisten zitierte Weihnachtsaussage war: Gott ist Mensch geworden. Dann folgt der Satz von der Menschenfreundlichkeit Gottes aufgrund der Menschwerdung. Das sind zwar richtige und biblisch fundierte Basissätze der Weihnachtsbotschaft. Gleichwohl ergibt sich ein Unbehagen und zwar dadurch,
was die Prediger nicht zitiert und ausgeführt haben – etwa aus dem Lukas-Evangelium:
â–ª Der Engel kündigt an: Heute ist euch der Erlöser geboren, der Messias und Herr.
â–ª Die Engel rühmen die Ehre Gottes.
â–ª Die Hirten loben und preisen Gott.
â–ª In diesem Kind ist das Heil für alle Völker, das Licht zur Offenbarung für die Heiden erschienen.
â–ª Das Kind ist vom Heiligen Geist gezeugt– so bei Matthäus.
â–ª Jesus wird sein Volk erlösen von seinen Sünden.
â–ª Wir (die drei Weisen) sind gekommen, um dem neugeborenen König zu huldigen.
â–ª Der in die Welt kam, durch den ist die Welt geworden – heißt es im Johannes-Prolog.
â–ª Wir schauten die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater.
Der Überblick macht klar: Manche Weihnachtsprediger reduzieren heute das Weihnachtsereignis auf den Menschen und die Menschlichkeit Jesu. Die gleichzeitig erschienene Herr-lichkeit Gottes, die Göttlichkeit des Kindes, der lang erwartete Messias und Herr, der Erlöser von unseren Sünden, das Heil für alle Völker und das Licht für die Heiden – alle diese biblisch geoffenbarten Bestimmungen des neugeborenen Kindes werden weitgehend ausgeblendet.
Arianische Folgerungen aus der Reduktion der Weihnachtsgeschichte
Die Fokussierung der Weihnachtsbotschaft auf die Menschlichkeit des neugeborenen Menschen Jesus zieht ein arianisches Christusbild nach sich. So hat es der protestantische Theologe Friedrich W. Graf kürzlich in einem FAZ-Streitgespräch mit Martin Mosebach dargelegt: Jesus war nichts als ein Mensch, in seinem erwachsenen Leben ein jüdischer Wanderprediger Und dann haben von ihm beeindruckte fromme Leute ihm den Titel ‚Messias’ oder ‚Sohn Gottes’ gegeben. Alle biblischen Glaubensaussagen werden von Graf arianisch-immanent interpretiert wie etwa die Auferstehung: Sie sei eine Symbolisierung von Freiheit oder innerweltlicher Transzendenz: Niemand geht im Vorhandenen auf. Auch von katholischen Theologen und Eminenzen werden die biblischen Erlöser- und Erlösungsaussagen zu Jesus Christus auf ähnliche Immanenz-Perspektiven heruntergebrochen.
Inkarnation als das Zentrale des Christentums
Dagegen stellt Mosebach die Inkarnation als das Zentrale des Christentums hin. Weihnachten – das ist zunächst der Eintritt Gottes in die Geschichte, in die „Fülle der Zeiten“. Eigentlich müssten wir das ganze Jahr über Weihnachten feiern, weil es immer um die Menschwerdung Gottes geht. Tatsächlich feiern wir in jeder heiligen Messe Weihnachten: Christus wird in der Messe geboren, stirbt darin und steht auf. Darin unterscheidet sich die christliche Auffassung von Goethes Lebensphilosophie.
Nach diesem Plädoyer für eine konsequente Inkanations-Theologie (und ‑Liturgie) scheint in der Weihnachtsaussage: Gott ist Mensch geworden eben doch die ganze christliche Wahrheit enthalten zu sein, nach der Jesus, der Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch ist.
Aus dem Inkarnationsgedanken den Tod Gottes folgern
Doch die Antwort vom Theologen Graf zerstört postwendend diesen scheinbaren theologischen Lichtblick: Ich bin gewiss dafür, den Inkarnationsgedanken sehr, sehr ernst zu nehmen. Inkarnation bedeutet immer auch den Gedanken des Todes Gottes zu denken, wenn Sie theologisch konsequent sind. Inkarnation bedeutet Anerkennung und Freiheit: Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein.
Wie funktioniert so eine Argumentation, aus dem Inkarnationsgedanken den Tod Gottes zu folgern? Oder wie ist Inkarnation als Prozess zu denken, bei dem Gott ein Knechtsmensch wird und der Mensch sich zum Dominus/Herr vergöttlicht?
Grafls dialektische Inkarnationstheologie landet bei den Arianern
Mit dem Stichwort vom Wechsel zwischen Herr und Knecht gibt Graf einen Hinweis auf eine berühmte Schrift des deutschen Philosophen G. W. F. Hegel. An dessen dialektischer Philosophie – oder was er dafür hält – scheint er sich zu orientieren. Jedenfalls bedient er sich seiner Sprache. Der Gedanke vom Tode Gottes wäre in diesem Rahmen mit folgender Argumentation zu denken:
Mit der Inkarnation ist die Göttlichkeit im ganz Anderen des Menschen aufgehoben und das in zweisinniger Bedeutung:
â–ª Das Gottsein Gottes ist mit seiner Menschwerdung aufgehoben im Sinne von ‚zum Ende gekommen’. Damit wäre der Tod Gottes angesagt.
â–ª Andererseits lebt durch die Inkarnation das Göttliche im Menschsein weiter. Somit ist in der Menschheit das Göttliche aufgehoben im Sinne von aufbewahrt.
Bei dieser Art von Inkarnationstheologie wird vielfach die Lehre vom dreieinigen Gottes geleugnet, insofern man nicht an die Präexistenz des Fleisch gewordenen Logos und die Lehre vom eingeborenen Sohn des Vaters (Johannes-Prolog) glaubt. Daraus folgt die Theologie der Arianer, die an das wahre Gottsein von Jesus Christus nicht wirklich glauben. Schließlich ergeben sich aus diesem Gedankengang Phantasien über die Vergöttlichung der Menschheit im hybriden Sinne, nämlich zu sein wie Gott.
Alle Theologie auf ewig Anthropologie?
Der katholische Theologe Karl Rahner geht einen anderen Argumentationsweg, kommt aber zu ähnlichen Ergebnissen:
â–ª Wenn Gott selbst Mensch ist und es in Ewigkeit bleibt, dann wird alle Theologie auf ewig Anthropologie sein. Hinter dieser anmaßenden Aussage steht die theologische Spekulation, dass Gott in der Menschlichkeit aufgeht.
â–ª Die Gottmenschlichkeit darf nicht so sehr als etwas gesehen werden, was uns von Jesus (nicht Christus!) unterscheidet. Sie ist der Anfang der Bewegung der Selbsttranszendenz zur Nähe Gottes. Von da aus erscheint die Inkarnation als der bleibende Anfang der Vergöttlichung der Welt im Ganzen (Zitate aus Rahners ‚Kursbuch des Glaubens’).
Zwei widerstreitende Inkarnationstheologien
Aus diesem Befund ergibt sich, dass es zwei widerstreitende Inkarnationstheologien gibt: zum einen die klassisch-katholische, die auch Martin Mosebach vertritt, und zum andern die arianisch-dialektische. Die Vertreter dieser Philosophie benutzen die Formel: Gott ist Mensch geworden als Einfallstor für ihre heterodoxen Weiterführungen. Manch einer täuscht damit den Gläubigen Katholizität vor. Um in Zeiten des Arianismus’ jeder Missdeutung vorzubeugen, sollte der Glaubenssatz stets in folgender Form ausgesagt werden: Der (eingeborene) Gottessohn ist Mensch geworden.
Die Handschrift von Arianismus und dialektischer Inkarnationslehre kann man in manchen Auslegungen der biblischen Weihnachtsgeschichte erkennen. Ein Element ist die direkte oder implizite Bestreitung des (historischen) Wahrheitsgehalts der beiden Weihnachtsevangelien. Denn Zeugung durch den Heiligen Geist sowie Engelsverkündigung von Marias Kind als Messias und Erlöser, als Herr und Gott haben für moderne Theologen allenfalls Symbolwert. Der evangelische ‚Landesbischof’ in Braunschweig nannte kürzlich die biblische Weihnachtsgeschichte ausdrücklich eine Legende und deren Hauptaussagen Metaphern.
Humanistische Weihnachtspredigten im Rotary-Club
Auch der Kirchengeschichtsprofessor und Priester Hubert Wolf beteiligt sich an dieser Relativierung, bei der die Weihnachtsevangelien nicht in erster Linie als historische Berichte zu verstehen seien – im Gegensatz zu Papst Benedikts Darlegung in seinem dritten Jesus-Buch. Wolf legte kürzlich seine Schrift Ankunft 24. Dezember vor, in der er Meditationen zu Weihnachtsfeiern seines Rotary-Clubs in Münster versammelt. Darin will er vor allem die ungeheueren Potentiale der Menschwerdung Jesu Christi für die Menschwerdung des Menschen von heute ausschöpfen. Es geht dem Verfasser aber nicht um die spezifisch christliche Überwindung der Sündenknechtschaft, um die Nachfolge Christi oder die Angleichung an Jesus Christus auf dem Weg zur Vollkommenheit wie der Vater. Sondern Wolf destilliert aus der Bibel ausschließlich allgemein-humanistische Ratschläge: Einem Stern folgen soll bedeuten, gewohnte Bahnen zu verlassen. Oder: So wie Gott Mensch wurde in Bethlehem, … so stehen dir, Mensch, vor Gott stets alle unverbauten Möglichkeiten der Menschwerdung offen. Oder: Die Zukunft als Chance soll heißen, begeisterungsfähig bleiben und alle Seiten zum Klingen bringen.
Banalisierung der Weihnachtsgeschichte versus …
Menschwerdung des Menschen heißt für Wolf einfach, Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten. Die Anregungen des Autors mögen ja sinnvolle Lebensratschläge sein. Aber hat dazu Gott seinen Sohn in die Welt geschickt, damit die Menschen alle menschlichen Seiten ihrer Anlagen zum Klingen bringen können? Braucht man für solche humanistische Ratgeber-Predigten eigentlich noch die Bibel?
… Weihnachtsfrömmigkeit in alten Liedern
Die Banalisierung mancher Evangeliums-Auslegung und besonders der Weihnachtsgeschichte wird im Vergleich mit der Krippenfrömmigkeit der Christen früherer Jahrhunderte deutlich, wie sie in den alten Weihnachtsliedern aufscheint.
â–ª Sehet auf, der Retter kommt. Denn der Herr erlöst sein Volk.
â–ª Christ, der Retter, stieg hernieder, der sein Volk von Schuld befreit..
â–ª Wahr’ Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd’ und Tod
â–ª Der Abglanz des Vaters, Herr der Herren alle, ist heute erschienen in unserm Fleisch…
â–ª Oh göttliches Kind, was leidest du alles für unsere Sünd’.
â–ª Es ist der Herr Christ, unser Gott, der will euch führ’n aus aller Not; er will euer Heiland selber sein, von allen Sünden machen rein.
Die Antworten der Christen auf das Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes:
â–ª Sei uns willkommen, Herre Christ, der du unser aller Herre bist (11./13. Jh.)
â–ª Dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut, darum ich fest mich binde an dich mein höchstes Gut, eja, eja, an dich mein höchstes Gut (Friedrich Spee, 1637)
â–ª Oh lasst uns ihn liebend empfangen, die Herzen ihm öffnen allhier … (1781)
â–ª Kommt lasset uns anbeten den König, den Herrn (Adeste, fideles, 1790)
â–ª Lasst uns vor ihm niederfallen, ihm soll unser Dank erschallen: Ehre sei Gott in der Höhe!
â–ª Oh beugt wie die Hirten anbetend die Knie… (1811)
Text: Hubert Hecker
Bild: Lucas Cranach (1515)
Das ist ein guter Artikel!
Wie sehr aber selbst die Einheitsübersetzung hier regelrechte Übersetzungsfehler eingebaut hat, um diese Häresie zu rechtfertigen, habe ich gerade neulich schon mal verhandelt:
https://charismatismus.wordpress.com/2016/01/10/messianische-verheissung-des-propheten-jesaja/#comment-38734
Das wird in der Jesajastelle in dieser Übersetzung der EÜ tatsächlich der Passus, wo es heißt, Gott habe den Messias „bewahrt“ übersetzt, Gott habe ihn „geschaffen“ – den Sohn Gottes „geschaffen“. Und das, wo wir bekennen, dass er gezeugt und geboren ist 8schon aus Gott) und dann in der Inkarnation eben nicht wie bei Fleisch und Blut durch natürliche Zeugung durch einen Mann, sondern durch übernatürliche Zeugung seitens Gottes und die natürliche „Zeugung“ einer Frau, die aber dem geschehen nicht – wie bei einer menschlichen zeugung – „parallel“ gedacht werden darf. Marias zeugungs- und Geburtstätigkeit muss von ihrer Sündlosigkeit her gesehen werden und ist daher nur bedingt paralle zu setzen zu einer natürlich mütterlichen Zeugungstätigkeit, die in unserem hOrizont ja verdunkelt ist durch die Sünde nach gen. 3, 15,16, ebenso wie die des manne ssowieso, der hierfür offenbar unter Sünde GAR nicht in Frage kommen konnte.
Interessanterweise wird dieser Punkt in der mittelalterlichen Marienminne ausfürhrlich theologisch meditiert und sollte von uns wieder rezipiert werden. Es geht in diesen Mariendichtungen um die Inklusion des Menschen in die Gottheit, die sich durch Maria und in Christus vollzieht für immer.
Da „stirbt“ Gott nicht, andernfalls verfiele auch der Mensch dem ewigen Tod.
Ich sehe aber, dass wir allesamt, auch im konservativen Lager, sehr arianisch denken, oft auch ist eine Art Krypto-Arianismus, der über die „Verrechtlichung“ Jesu und eine Überbetonung der irdischen Hierarchie läuft. Unbemerkt führt nämlich auch die Überhöhung der Hierarchie zum selben Ergebnis wie das, was Herr Hecker da referiert.
Sehen Sie sich das mal an!
O Verzeihung für die vielen Tippfehler, irgendwie schluckt entweder meine Tastatur Befehle oder ich bin schneller als der Apparat überhaupt reagieren kann…
Bitte Verzeihung, ich gebe mir Mühe, das zu verbessern.
Theologen als Arianer und Zweifler wird es immer wieder geben, solange die Welt
besteht. Angefangen von dem Jesuiten Rahner, der großen Einfluss bei dem II. Vati-
kanum hatte, sein Sichten wurden als wegweisend und fast göttlich gesehen, und der
progressiven Theologen von heute, wird das Weihnachts-Geschehen rein rationell und
nicht als historisch betrachtet. So wird alles auf das rein Menschliche bezogen und
die göttliche Wirklichkeit verdeckt und relativiert. Mit diesem falschen Menschen-
bild erhebt sich der Mensch über seinen Schöpfer. Wie anders kann es sein, wenn
Franziskus davon spricht, dass Jesus durch unsere Sünden, zum großen Sünder wurde.
Wenn so weiter gesponnen, von Dämonen geführt, die Dreieinigkeit Gottes anders aus-
legt oder bezweifelt wird, dann ist es nur ein kleiner Schritt in Richtung Allah,
dem Alleinigen.
Was übrigens Hubert Wolf betrifft, bin ich immer wieder überrascht, dass seine unbestreitbar hohe wissenschaftliche Intelligenz offenbar den Transfer in eine Sicht des Glaubens nicht schafft.
Ich schätze ihn als Wissenschaftler sehr, aber ich bin jedesmal bestürzt, wenn ich seine banalen spirituellen Schlussfogerungen lese. Er ist wie unter einer akademischen Dunstglocke: er sieht brillant durch ihr geschliffenes Glas hindurch, kann sich aber aus ihrer Haube nicht befreien.
Pater Alexander Metz von der Petrus-Bruderschaft über die unverfälschte Bedeutung des Weihnachtsfestes:
-
Weihnachten heisst,
dass GOTT
in einer KONKRETEN PERSON,
an einem BESTIMMTEN ORT,
zu einer BESTIMMTEN ZEIT
in unsere Welt gekommen ist.
Sichtbar, hörbar, fassbar, in menschlischer Gestalt:
In Gestalt eines Kindes.
„Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht,
er hat Kunde gebracht“
( Joh 1,7)
Dabei wohnt Gott nicht nur in Bethlehem.
Sondern
dieses Kind IST GOTT.
Kein Gleichnis,
kein Bild,
kein Symbol,
sondern WIRKLICHKEIT.
Gleichnisse Bilder und Symbole können uns
nicht
erlösen.
All das hatten die Menschen auch schon vor Christus.
ERLÖSEN KANN UNS NUR
DER WIRKLICH UND WAHRHAFT IM FLEISCH ERSCHIENENE GOTT.
Das Gebet des Herrn
erinnert uns nicht nur täglich an dieses Geheimnis,
sondern es vermehrt in uns zugleich den Glauben.“
-
Der Engel des Herrn sprach:
-
Lk 2,11
Heute ist euch in der Stadt Davids der
Retter (Heiland)
geboren;
er ist (Christus) der Messias, der Herr.
–
Unser Herr und Gott Jesus Christus
Retter / Heiland
Messias / Gesalbter / Christus
Herr
Retter / Heiland bezeichnet Sein Tun,
Der zweite Name
– Christus der Messias ( Gesalbter )- bezeichnet
das Sein als Gott-Mensch.
Der dritte Name schliesslich – Herr – weist auf Seine Majestät hin.
Der von uns täglich geduldete Arianismus:
Nachdem in der Forma ordinaria des lateinischen Messritus das Nizäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis nicht verpflichtend weil ersetzbar ist, bleibt in der ganzen Messliturgie nur ein einziger verpflichtender Passus, der die Gottheit Christi bekennt, nämlich jene Schlussformel zum Tagesgebet, die jeder Gläubige, der das Stundengebet der Kirche betet, auswendig kennt:
„… (Darum bitten wir) durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.“
Nach meiner Erfahrung wird seit Jahren dieses einzig verbliebene Bekenntnis zur Gottheit Jesu in der hl. Messliturgie von 40 – 60 % der Zelebranten durch Abänderung der Formel unterschlagen. Wie sind die Erfahrungen anderer Leser?
„durch Jesus Christus, unseren Freund und Bruder, der mit dir lebt und uns liebt“… oft so gehört in Zürich, z.B. Liebfrauen
was folgt daraus für Zürich? Personalpfarrei der FSSP in Zürich
nie so gehört in meiner bayrischen Heimat
Hallo,
Eure Hegel-Auslegung ist einfach grauenhaft!
Es mag gut sein, dass Graf Hegel nicht versteht, aber es geht Euch wohl auch nicht besser.
Ausgerechnet Hegel, der als einziger Philosoph die Dreieinigkeit Gottes überhaupt je logisch gedacht hat, vorzuwerfen, dass sie „die Leugnung des dreieinigen Gottes zur Voraussetzung“ hätte, das ist schon geradezu grotesk!
Hegel denkt nicht nur die 1. Negation, d. i. der Tod Gottes, sondern ausdrücklich auch die 2. Negation, d. i. die Negation dieser ersten Negation, d. i. die Auferstehung Christi bzw. Gottes!
Ich bin in vielen Inhaltlichen Punkten eigentlich sehr einverstanden mit diesem Forum, aber bitte nicht auf einer so barbarischen philosophischen Grundlage, und bitte nicht mit dem Verleumden von Philosophen, nur weil man sie nicht verstanden hat.
Das „Problem“ mit Hegel ist sehr komplex, so dass ich es hier nicht ausreichend darstellen kann. Dabei geht es primär um den Punkt der Parusie Jesu, den Hegel nicht konkret entwickelt hat. Es fehlt aber grundsätzlich jeder Ausblick auf die Zukunft in der Hegelschen Philosophie. Doch wen soll dies im Jahre 2016 daran hindern, d. h. nun einmal in einer Zeit 200 Jahre nach Hegel, sozusagen von ihm aus gesehen und damit philosophisch immanent nicht nun auch diesen Punkt zu entwickeln. Ich habe jedenfalls gefunden, dass sich dies ganz logisch aus dem Hegelschen Denken ergibt, wenn man also Hegel mit Hegel, da auch die Geschichte nun einmal fortgeschritten ist, weiterführt.
Ich weiß, das war jetzt schon zuviel, zu kompliziert. Aber es ist nicht ganz unwichtig festzuhalten, dass diejenigen, die heute die Glaubenssubstanz der Kirche zerstören, sich dabei zu 100% n i c h t auf Hegel berufen können. Denn Hegels Anliegen war es vielmehr genau umgekehrt, die Wahrheit der christlichen Glaubenssubstanz, wenn sie schon wenigstens in der Realität offensichtlich kontinuierlich zerstört wird, wenigstens noch in der Vernunft und in der Philosophie festzuhalten. Wenn er nun aber damit nicht zum Abschluss gekommen ist, warum sollten wir nicht selbst anfangen zu denken und nicht selbst auch noch etwas tun?
Es ist aber offenbar nicht jeder zum Philosophen berufen, und die Mehrheit unserer katholischen Theologen von heute offensichtlich schon gar nicht! Und auch das Bild, das die Gesellschaft Jesu, die eigentlich einmal als die intellektuelle Speerspitze der Kirche gedacht war, in diesen Zeiten abgibt, erscheint mir nur noch grauenhaft.
Dr. phil. Raphael Wild
Danke für den Hinweis, dass das nicht so einfach ist. Ich denke, der Autor wollte allerdings eher den gängigen „Vulgärhegelianismus“ beschreiben als hegels komplexe Gedankenführung selbst.
Hegel hat die kirchliche Lehre von der Trinität grundsätzlich sogar gegen ihre damals sehr verbreiteten Kritiker verteidigt.
Allerdings sah er in ihr religiös-sinnliches vermengt mit dem Gedanklichen (Geistigen) und wertet das als „Unvollkommenheit“ der Lehre. Ich dachte immer, ohne dafür Spezialist zu sein (!), er stößt sich an den allzu naturhaften begriffen wie „Vater“ oder „Sohn“, die eben doch ein bestimmtes natürliches Phänomen evozieren und dem Verstand den Weg zu einer geistigen Auffassung versperrt. Denn wenn der Verstand sich daran versucht, endet erschnell im Widesprüchlichen oder rein Formalen, das an der Vitalität dessen, von dem hier doch die rede ist, abrutscht wie ein Kletterer an einer steilen Wand, weiß er eben doch, dass er mit rationalen Methoden dem Mysterium nicht auf die Spur kommen kann.
Ich habe diese Kritik nie überprüft – stimmt das? Etwa wenn man die Werke des Augustinus oder Thomas untersucht und daraufhin abklopft?
Wäre eine gigantische Aufgabe… Die formale Logik kommt jedenfalls diesem Mysterium nicht bei und insofern sind die Väterreflexionen sehr begrenzt und klären v.a. formale Bedingungen, also etwa anhand der Frage nach dem Filioque.
In der Tat sind die fruchtbareren, also wirklich „geistigen“ Ansätze in der Mystik zu finden.
Es liegt in der Tragik der Dinge, dass heute katholische Theologen sich aus Hegel auch das ausbrechen, was ihnen passt und den Rest einfach vergessen. Nicht anders betreiben es die Neuscholastiker, die sich aus ihrem Idol Thomas auch nur das zu Herzen nehmen, was sie brauchen können…
Ob die SJ da wirklich je eine echte intellektuelle Speerspitze war?
Immerhin ist Ignatius derjenige, der die scholastische Verkrustung überhaupt als erster propagiert hat (in den Exerzitien)und die SJ hat nach ihrer Wiederzulassung Anfang des 19. Jh mit allen bandagen diese geistige verennung u.a. gegen Kant und Hegel durchgeboxt und dabei ebenfalls eine Verkürzung und Verzerrung von deren Anliegen in katholischen Köpfen produziert.
Es ist alles sehr wirr! Und man müsste enorm viel recherchieren, um mit all diesen Urteilen und Vorurteilen angemessen umzugehen.
Dass sich im Tradilager allerdings ein paar selbsternannte Spezialisten tummeln, die mit ein paar Handstreichen die Philosophiegeschichte der letzten 500 Jahre abkanzeln, leider nach römischem Vorbild, ist auch wahr. ich hatte aber den Autor hier bislang nicht als einen solchen geisteswissenschaftlichen Quacksalber im Verdacht.
O Verzeihung, das wimmelt wieder von Tippfehlern. Seien Sie mir gnädig – ich kann eigentlich rechtschreiben…
Sie sprechen genau die richtigen Punkte an! Der schwierigste ist auch genau der, den Sie zuerst anführen, nämlich warum Hegel, nachdem er einen Gottesbegriff aufweisen kann, der die Struktur von „Drei Personen eines Wesens“ zeigt, sich dann doch mit den traditionellen, nicht aus der Philosophie gewonnenen und halt auch nicht zu gewinnenden Namen und Bezeichnungen dieser drei Personen „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“ so schwer tut, und diese als „naiv“ oder gar „kindlich“, oder im besten Fall als „glücklich“ abtut oder im Grunde abwertet. Und das, obwohl es bei ihm nie außer Zweifel steht, dass er mit seiner Gottesstruktur nicht irgend einen, dem christlichen Gott vielleicht etwas ähnlichen „Gott der Philosophen“ meint, sondern den christlichen Gott selbst.
Das ist nach meiner Auffassung der einzige Punkt, der für die Passagen, in denen Hegel die Dreieinigkeit Gottes abhandelt, der Klärung bedarf, alles andere lässt sich aus meiner Sicht leicht ableiten. Doch kann manchmal auch nur ein Punkt ein ganzes Kartenhaus zum Einsturz bringen oder zumindest eine Revision der bisherigen Sichtweise erfordern.
Nun könnte ich hier einen Anlauf unternehmen und versuchen Ihnen eine Erklärung dazu anzubieten, doch würde dies wohl eine seitenlange Ausführung von mir erfordern, und das wäre den anderen Lesern gegenüber nicht fair. Denn es handelt sich hier nicht um ein Hegel-Forum. Folgendes aber kann ich in Kürze sagen:
Der „historische Hegel“ ist für uns heute nicht mehr von absolutem Interesse. Es kann uns egal sein, inwieweit Hegel in seinem eigenen Bewusstsein selbst die „Subjekt-Objekt-Spaltung“ aufgehoben und sich entsprechend der Objektivität Gottes genähert hat. Das ist und war seine eigene Sache. Ebenso ist von uns auch nicht mehr von absolutem Wert, was er z. B. in den Vorlesungen über die Philosophie der Religion 1821, was dann 1824 oder dann 1827 usw. gesagt hat und wie sich das eine aus dem anderen entwickelt hat. Denn dass Hegel nicht einfach ein Entwicklungsdenken propagiert hat, sondern stets auch in eigener ständiger Entwicklung begriffen war, steht außer Zweifel.
Anders verhält es sich dagegen mit dem „systematischen Hegel“. Der „historische Hegel“ ist schließlich 1841 von Feuerbach widerlegt worden. Doch schaut man sich an, wie Feuerbach Hegel widerlegt, so widerlegt er Hegel allein – mit Hegel. Schließlich war es Hegel auch selbst, der immer wieder betont hat, dass man seine Philosophie nur dann begreifen könne, wenn man sich zuvörderst anhand der „Phänomenologie des Geistes“ überhaupt erst einmal auf den Standpunkt des „absoluten Geistes“ erhebt. Anders kann man einen systematischen Standpunkt nicht einnehmen.
Und anhand insbesondere der abschließenden Kapitel der „Phänomenologie des Geistes“ kann ich Ihnen nach insgesamt etwa 15-jähriger intensivster Arbeit (zwischen 1990 und 2005) versichern, dass am Ende der „Erfahrung des Bewusstseins“, d. h. auf seinem Wege zur Erkenntnis des „Absoluten“, also zur Selbst- und zur Gotteserkenntnis, tatsächlich eine mystische Erfahrung steht. Wie Sie sagen, dass die wirklich geistigen Ansätze in der Mystik zu finden sind.
D. h. ganz am Ende dieses langen und nicht enden wollenden dialektischen intellektuellen Geflechts auch alle Gegensätze hindurch kippt das Ganze am schließlich – dialektisch – in sein genaues Gegenteil um, und das ist die Mystik. Doch diese Mystik ist damit auch in keiner Weise irrational, sondern eben durch und durch dialektisch-rational gerechtfertigt.
Hegel hat es eigentlich selbst in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Religion“ zum Ausdruck gebracht, indem er sich ausdrücklich auf Meister Eckhart beruft, und dabei die – ganz ungewöhnlich für ihn – die ältere katholische Theologie der protestantischen vorzieht: „Das Auge, mit dem mich Gott sieht, ist das Auge, mit dem ich ihn sehe; mein Auge und sein Auge ist eins. …“ In seiner Vorrede zur „Phänomenologie des Geistes“, die Hegel nachweislich erst nach der Abfassung des Werkes geschrieben hat, formuliert er: „Das Wahre ist so der bacchantische Taumel, an dem kein Glied nicht trunken ist …“ Und das soll nicht die Begeisterung über den Durchbruch der Subjektivität (des Bewusstseins) in die Objektivität (Gottes) zum Ausdruck bringen, sondern etwa dem Rotweinkonsum geschuldet sein? Kaum glaubhaft. Aber das kann uns auch egal sein. Denn entscheidend ist nur zu wissen, dass es funktioniert.
Was aber ist nun das Systematische bei Hegel, das bis heute nicht überholt ist? Es ist ganz kurz und einfach: das logische Prinzip der „Negation der Negation“. Dieses ist bis heute nicht widerlegt, nicht „überholt“, nicht „geknackt“ worden, und daher bis heute logisch gültig.
Was aber soll das sein, so ein logisches Prinzip, der „Negation der Negation“ oder kurz, der „zweiten Negation“. Eigentlich ganz einfach. Denn verlassen wir einmal die Sphäre des Logischen und gehen ganz praktisch die des Glaubens, so bezeichnet die 1. Negation das Fallen, den „Sündenfall“, und dagegen die Negation dieser Negation oder die 2. Negation das Sich wieder Aufrichten vom Fall. So einfach? Oder doch so schwer? Denn diese 2. Negation findet offenbar kaum irgendwo statt. Stattdessen stürzt sich alles auf die 1. Negation, und will uns eitel erzählen, dass das schon der ganze Hegel sei. So geschehen ja auch am obigen Beispiel, „dass alle Theologie auf ewig Anthropologie sei“. Ein Satz im übrigen dem Sinn nach von Feuerbach. Offenbar ist also der „Vulgärhegelianismus“ gar kein Hegelianismus, sondern ein Feuerbacherianismus. Dabei kann man allerdings 100 Negationen aneinanderreihen, durch eine solche im Prinzip quantitative Unendlichkeit kommt man in keiner Weise zu der „qualitativen 2. Negation“, wie sie hier gefordert ist.
Man bricht sich also, wie Sie völlig richtig sagen, immer nur die 1. Negation aus Hegel heraus, und unterschlägt die 2. Oder man täuscht, in erster Linie wohl sich selbst, und dann aber auch das Publikum, dass man hiermit schon Hegels 2. Negation präsentiere, und reiht doch nur eine zweite 1. Negation einer ersten hintan. Das ist wohl schon der ganze Zustand der gegenwärtigen Theologie. Und wie es scheint, ist es wohl auch der Fluch einer ganzen Generation, genannt die 68-Generation, diese 1. Negation bis zum Äußersten auswalzen und repräsentieren zu müssen. Dabei hat sie selbst Hegel aus der Klamottenkiste wieder ausgekramt, wohl nicht realisierend, dass Hegels 2. Negation ihr eigentlich das Grab schaufelt. Und jetzt ist dieser Geist sogar – oder endlich – auch im höchsten geistlichen und moralischen Amt, das die Gesellschaften zu vergeben haben, angekommen, d. i. dem Papstamt.
Ich selbst bin in Frankfurt am Main aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass in der Bundesrepublik Deutschland in Frankfurt sich die Avantgarde der 68-Bewegung abgebildet hat, und nicht etwa in Berlin. Aber wie dem auch sei, in meiner Schulzeit hat sich im Gymnasium die Generationengrenze gezeigt. Zwei Klassen über mir tobte noch die Auseinandersetzung, während wir selbst nicht mehr davon berührt waren. Wir konnten im Grunde, ohne das auch richtig zu begreifen, diese Generation vor uns instinktiv oder intuitiv nicht ausstehen. Irgend etwas muss uns zuwider gewesen sein. Wir kleideten uns auch bewusst anders, und verhielten uns anders. Wir wollten definitiv nicht so sein wie die Generation vor uns.
Somit ist es also vielleicht auch noch nicht einmal mein eigenes Verdienst, dass mich auf der Ebene des Bewusstseins oder des Logischen die Stufe der 1. Negation nicht mehr besonders interessiert, sondern für mich die Faszination erst in der nächsten Stufe der Negation dieser Negation liegt. Wie dem auch sei. Ich bete jedenfalls und hoffe, dass diese Generation dann endlich die Löffel von den Hebeln der Macht abgibt. Ihre ständige Fallsucht, ihre ständige „Dekonstruktion“, ihre permanente innere Widersprüchlichkeit, die sie offenbar aufzuheben nicht imstande ist, ist nicht mehr zu ertragen.
Dr. phil. Raphael Wild
@ Raphael Wild
Vielen Dank für Ihre ausführliche, interessante und anschauliche Antwort! Ich habe sie gerade erst entdeckt. Ich danke auch ausdrücklich für dieses wirklich anregende Posting – ein echtes Highlight.
Wie ich sagte, bin ich kein Spezialist für Hegel, muss aber gestehen, dass mich Ihre Überlegungen „anschubsen“, mich damit etwas mehr zu beschäftigen. Es wirkt auf mich plausibel, und auch faszinierend, was Sie als „historische Entwicklung“ im Umgang mit Hegel im kulturellen Kontext darlegen, an Ihrer eigenen Lebensspanne und Biografie ausgerichtet!
Sie bieten ja damit immerhin eine Perspektive auf einen „Ausweg“. Und das ist auch das eigentlich Brisante an Ihren Gedanken, das, was aufmerken lässt.
Sie werden es mir nachsehen, dass ich darauf im Moment nicht mehr sagen kann – ich arbeite v.a. künstlerisch und kann mich mit Ihren langjährigen Studien zu dem Thema einfach nicht messen.
Ich bin jedenfalls in ständiger Reflexion über das Mysterium der Trinität und bin überzeugt, das dieses Dogma die Grundlage jeder anderen Definition darstellt und ein unerschöpflicher Quell der Gotteserkenntnis. Gerade weil es kein einfacher Monotheismus ist, hat sich Gott erkennbar gemacht für den Menschen und bezieht ihn sogar – „abbildlich“ – in seine dreipersönlich-wesenseine Struktur mit ein. Ich erschauere vor der Größe dieses Gedankens, des bloßen Gedankens schon, wie viel mehr vor der geistigen, göttlichen Realität, die dahinter steht und unserem schwachen Verstehen einen wirkich unverdienten Adel verleiht, desssen ich mich so gerne würdig erweisen würde und dem ich aufgrund meiner Endlichkeit nur tapsend nachstreben kann…
Nochmals vielen Dank und alles Gute für Ihre Arbeit!
wenn hinter den Zitaten nicht Rahner gestanden wäre, hätte ich es für Dalai Lama gehalten 😉
@Damian. Warum gehen Sie denn in einen Gottesdienst, in dem die Gottheit Christi geflissentlich ignoriert wird?
Man weiß halt oft nicht im voraus, wer gerade zelebriert.
Die zitierten Aussagen Prof. Grafs und anderer erscheinen mir eher adoptianistisch als arianisch.
Arius und Nachfolger bestritten die Gottheit des Sohnes (bzw. Logos) überhaupt nicht. Sie sahen ihn aber eher als Gottheit zweiter Klasse. „Geschaffen in der Zeit und vor der Schöpfung“. Das Problem war ein christologisches. Wer hing am Kreuz? Nach Arius war die Seele der Logos und der konnte leiden, weil Geschöpf.
Die ganze Idee setzt den Sohn zwar an zweite Stelle, aber nicht auf die verniedlichte Gutmensch-Ebene, die oben zitierte Herrschaften gerne hätten.
Kein Arianer hatte je ein Problem mit der Weihnachtsgeschichte. Im Gegenteil, Arius argumentierte mehr mit der Bibel als seine Gegner.
Meine Frage an Prof. Graf: Wenn das so ist, wie sie sagen, warum sollte das dann für mich relevant sein? Was gehen mich jüdische Wanderprediger der Zeit des Tiberius an? Und warum soll ich dann mit meinen Steuergeldern ihren Lehrstuhl finanzieren?
Die Trinität als absolut wesensgleiche Einheit steht nach wie vor in Frage, und man merkt an immer neu aufbrechenden Debatten, wie schwankend der Boden hier ist.
Mir fiel spontan auch die Debatte um das Engelsgebet von Fatima ein, bei dem ja gesagt wird, der Beter opfere nicht nur Fleisch und Blut (also die menschliche Seite Jesu), sondern auch die Gottheit auf.
das Trdientinum hat in der Tat definiert, dass im Tabernakel Fleisch, Blut UND Gottheit Jesu Christi aufbewahrt würden.
Nun kommt bis heute der Einwadn, die Gotthiet habe aber doch weder leiden noch sterben können.
das ist wahr – um leiden zu können, wurde Gott Mensch. Am kreuz hing also … der Mesnch? NUR der Mensch?
Nach der Lehre, wie ich sie schließe, wenn der röm. Katechismus etwa sagt, im Grab sei die Gottheit bei dem Leichnam Christi verweilt bis er wiederauferstand, denke ich, dass die Zwei-NaturenLehre ja nicht sagt, es ahndle sich um zwei Personen. Die ein Person ist Gott UND Mensch, dies aber kann niemand trennen, obwohl diese beiden Naturen in der Person unvermischt sind, ein mysterium, aber auch in Grenzen logisch auffassbar.
Die Zwei-Naturen-Lehre knüpft direkt an die Trinitätslehre in der „Konstruktion“ an: Ebenso wie ich in der Gottheit nicht eine Hierarchie deklarieren darf, ohne häretisch zu argumentieren, ebenso darf ich das nicht in der Person Jesu Christi. In seiner Person ist der Mensch Christus dem Gott Christus nicht untergeordnet – das wäre unlogisch, weil ja eben von einer Einheit in der Zweiheit gesprochen wurde.
Wenn das falsch ist, bitte ich um Nachweise aus der Lehre. Das wäre ganz wichtig.
Wenn also immer wieder gesagt wird, es sei ja „nur“ der Mensch Jesus geopfert worden, nicht aber seine Gottheit, dann ist das unlogisch, denn Gott hat sich so sehr mit dem Fleisch verbunden, dass er zwar nicht starb wie Fleisch und Blut, aber in der engsten Bindung ans Fleisch förmlich mit ihm den Weg in den Tod ging, also in diesem Sinne sehr wohl litt und starb (aber bitte: in diesem Sinn).
Die vulgäre moderne Theologie aber macht sich nicht mehr die Mühe, diese subtilen Fragen überhaupt ins Visier zu nehmen. Mit einer besipiellosen Oberflächlichkeit wird einfach darüber weggesegelt.
Wie geagt steht aber auch die konservative Theologie in der Gefahr hier durch die Vornahme einer „Trennung“ zwischen der Gottheit und Menschheit in Christus eben doch auch auf diesem Weg abzugleiten.