„Das Wunder von Zhengding“ – 10.000 Untergrundkatholiken bei Öffnung der Heiligen Pforte


Mehr als 10.000 Untergrundkatholiken scharten sich um ihren Bischof und nahmen an der Öffnung der Heiligen Pforte zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit teil. Die Polizei war massiv anwesend, griff aber nicht ein.

(Peking) In Zheng­ding (Pro­vinz Hebei) in der Volks­re­pu­blik Chi­na ver­sam­mel­ten sich 10.000 Unter­grund­ka­tho­li­ken, um an der Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te der Kathe­dra­le teil­zu­neh­men. Die chi­ne­si­sche Poli­zei war in Uni­form und Zivil mas­siv prä­sent, ver­such­te aber weder die Lit­ur­gie zu ver­hin­dern noch Ver­haf­tun­gen vor­zu­neh­men. Asia­news berich­tet vom „‘Wun­der‘ der Hei­li­gen Pfor­te von Zhengding“.

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„Es ist ein Wun­der! Es ist der himm­li­sche Schutz“, das habe die Zele­bra­ti­on der Hei­li­gen Mes­se und die Eröff­nung des Hei­li­gen Jah­res der Barm­her­zig­keit mög­lich gemacht, zitiert Asia­news chi­ne­si­sche Unter­grund­ka­tho­li­ken. Bischof Juli­us Jia Zhi­guo von Zheng­ding ist von Rom, aber nicht von der kom­mu­ni­sti­schen Regie­rung aner­kannt. Seit Jah­ren sitzt er im Haus­ar­rest. Das Regime übt star­ken Druck auf den Unter­grund­bi­schof und sei­nen Kle­rus aus. Mit Dro­hun­gen, Gewalt und auch mit Geld sol­len Bischof und Prie­ster dazu gebracht wer­den, sich der regi­me­hö­ri­gen Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung anzu­schlie­ßen. Doch Bischof Jia Zhi­guo hält eisern an der Ein­heit mit Rom fest und wag­te am ver­gan­ge­nen Sonn­tag einen küh­nen Schritt. Was für jeden katho­li­schen Bischof selbst­ver­ständ­lich ist, näm­lich öffent­lich eine Hei­li­ge Mes­se zu zele­brie­ren und zum Jubel­jahr die Hei­li­ge Pfor­te sei­ner Kathe­dra­le zu öff­nen, stellt in einer kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur eine Pro­vo­ka­ti­on des „real exi­stie­ren­den Athe­is­mus“ dar. Erst recht, wenn der Bischof offi­zi­ell unter Haus­ar­rest steht und somit sein Haus gar nicht ver­las­sen darf.

„Niemand wußte, was passieren wird“

Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, den 13. Dezem­ber war die Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te der Kathe­dral­kir­che ange­kün­digt wor­den. Nie­mand habe gewußt, was gesche­hen wer­de. Das Poli­zei­auf­ge­bot rund um die Kathe­dra­le wur­de bereits am Vor­tag ver­stärkt und signa­li­sier­te, daß die staat­li­chen Behör­den unru­hig waren und sich auf eine Poli­zei­ak­ti­on vorbereiteten.

Am Sonn­tag ver­sam­mel­ten sich dann mehr als 10.000 Katho­li­ken, um der Zele­bra­ti­on der Hei­li­gen Mes­se und der Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te bei­zu­woh­nen. Mit einer so gro­ßen Zahl hat­te nie­mand gerech­net. Die Span­nung sei enorm gewe­sen, so Asia­news, weil nie­mand wuß­te, wie das kom­mu­ni­sti­sche Regime auf die­se gro­ße Men­schen­men­ge reagie­ren wür­de. „Eine so gro­ße, nicht von der Par­tei kon­trol­lier­te Men­schen­an­samm­lung ist für die Regie­rung eine inak­zep­ta­ble Pro­vo­ka­ti­on“, wird ein Katho­lik der Diö­ze­se zitiert.

Die Poli­zei wur­de mit dem Ein­tref­fen von immer mehr Gläu­bi­gen ver­stärkt. Sie war mas­siv prä­sent, sowohl in Uni­form als auch in Zivil. „Wir haben jeden Augen­blick mit dem Beginn einer Poli­zei­ak­ti­on gerech­net. Und den­noch konn­te ich erstaun­li­cher­wei­se mit Gelas­sen­heit und inne­rer Samm­lung an der Zere­mo­nie teil­neh­men. Und wie durch ein Wun­der ist nichts pas­siert. Es blieb alles ruhig. So wie wir in Ruhe zusam­men­ka­men, so sind wir auch wie­der aus­ein­an­der gegan­gen. Das war wirk­lich ein Wunder.“

Die romtreue Untergrundkirche versammelte sich um ihren Bischof
Die rom­treue Unter­grund­kir­che ver­sam­mel­te sich um ihren Bischof

Untergrundbischof Jia Zhiguo öffnete die Heilige Pforte

Die Zele­bra­ti­on dau­er­te von 8.30–12.30 Uhr. Als „Wun­der“ bezeich­nen die Gläu­bi­gen auch, daß Bischof Juli­us Jia Zhi­guo die Hei­li­ge Mes­se zele­brie­ren und die Hei­li­ge Pfor­te öff­nen konn­te. „Ein gro­ßes Stau­nen und gro­ße Freu­de hat uns erfüllt, als wir unse­ren Bischof sahen. Wir dach­ten, daß ihn die Poli­zei sofort ver­haf­ten wird, noch bevor er die Kathe­dra­le erreicht. Doch er ging wei­ter und nie­mand hin­der­te ihn.“

Der 79 Jah­re alte Bischof Jia Zhi­guo befin­det sich seit fünf Jah­ren im Haus­ar­rest. Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag miß­ach­te­te er ihn ein­fach und ris­kier­te damit die sofor­ti­ge Ver­haf­tung. Gegen allen Druck hält er an der Ein­heit mit Rom fest und wei­gert sich, Mit­glied der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung zu wer­den, die vom kom­mu­ni­sti­schen Regime als von Rom getrenn­te Natio­nal­kir­che errich­tet wurde.

Versöhnung und Verfolgung, das Schicksal der chinesischen Untergrundchristen

Papst Bene­dikt XVI. schrieb nach sei­nem Amts­an­tritt einen Brief an die Chri­sten Chi­nas. Sein Bestre­ben war es, die durch Regie­rung und kom­mu­ni­sti­sche Par­tei gespal­te­ne Kir­che zur Ein­heit zurück­zu­füh­ren. Neben der „offi­zi­el­len“ regime­treu­en Kir­che mit Bischö­fen, die von der Par­tei ein­ge­setzt, aber von Rom nicht aner­kannt sind, gibt es eine rom­treue Unter­grund­kir­che, deren Bischö­fe, Prie­ster und Ordens­leu­te seit Jahr­zehn­ten schwe­rer Ver­fol­gung aus­ge­setzt sind. Hin­zu kom­men als drit­ter Zweig noch jene Bischö­fe und ihre Diö­ze­sen, die von Peking und von Rom aner­kannt sind.

Im Zuge der päpst­li­chen Bestre­bun­gen kam es 2007 zur Ver­haf­tung von Bischof Juli­us Jia Zhi­guo. Einer von vie­len im Lau­fe sei­nes Lebens. Nach meh­re­ren Mona­ten wie­der frei, setz­te er die vom Papst ange­reg­te Ver­söh­nung erfolg­reich fort. In der Pro­vinz Hebei, einer der chi­ne­si­schen Pro­vin­zen mit dem höch­sten Chri­sten­an­teil, kam es zur Aus­söh­nung zwi­schen ihm, dem Unter­grund­bi­schof, und dem „offi­zi­el­len“ Bischof Jang Taoran, der in die Ein­heit mit Rom zurück­kehr­te. Die bei­den Bischö­fe arbei­te­ten bereits an gemein­sa­men Pasto­ral­plä­nen. Als das Regime 2009 davon erfuhr, wur­den bei­de ver­haf­tet und ver­schwan­den an unbe­kann­ten Orten. Erst 15 Mona­te spä­ter tauch­te Bischof Jia Zhi­guo wie­der auf und wird seit­her im Haus­ar­rest gehalten.

Das „Wun­der von Zheng­ding“ ist auch im Zusam­men­hang mit der har­ten Chri­sten­ver­fol­gung in der Pro­vinz Zhe­jiang zu sehen. Seit dem Früh­jahr 2014 wur­den in Zhe­jiang Tau­sen­de christ­li­che Kir­chen und Sym­bo­le regel­recht dem Erd­bo­den gleichgemacht.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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4 Kommentare

  1. Dan­ke für die­sen ermu­ti­gen­den Bericht. Asia­news ist auch mei­ner Erfah­rung nach eine her­vor­ra­gen­de Quelle.

    Lei­der ist die chi­ne­si­sche Unter­grund­kir­che im Westen wenig bekannt oder aber bei „pro­gres­si­ven“ Kle­ri­kern wenig beliebt (wie ich selbst erleb­te). Es ist daher sehr ver­dienst­voll, die­se kraft­vol­le Kir­che im Westen mehr bekannt zu machen. 

    Sehr ein­drucks­voll schrieb auch Micha­el D. O’Bri­en in sei­nem nach­drück­lich zu emp­feh­len­den monu­men­ta­len Werk „A Father’s Tale“ (Igna­ti­us, 2011) zu die­sem Thema.

    • Man schaue sich nur den Open Doors Welt­ver­fol­gungs­in­dex an, ich könn­te plat­zen vor Wut, denn die ver­folg­ten Katho­li­ken fin­den dar­in gar kei­ne oder nur sehr wenig Beachtung!
      Dar­um sage auch ich: Danke!
      Und ich fra­ge Sie, Herr Schrems: Könn­ten Sie noch ein­mal mehr zu Fati­ma erzählen?

  2. Wäh­rend hier in Deutsch­land und Euro­pa der Glau­be immer mehr geschrumpft ist, wächst er bei den ver­folg­ten Chri­sten in Chi­na und Nord­ko­rea. Dort erfah­ren immer mehr Men­schen das leben­di­ge Wir­ken unse­res Herrn und Got­tes und gehen den Glau­bens­weg mit Jesus Chri­stus. Ich bete oft für die­se Chri­sten dort im Unter­grund. Das ist eine wun­der­ba­re­re und von tie­fem Wir­ken der Hand des Aller­höch­sten erfüll­te Gemein­schaft des Glau­bens dort, in der ich auch ein Vor­bild sehe.

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