(London/Paris) In Syrien werden die Christen von Moslems der Dschihad-Milizen verfolgt, getötet oder vertrieben. Als Flüchtlinge suchen verfolgte Christen auch in Europa Zuflucht. Sie haben es nicht nur mit einer starken Konkurrenz von Schein-Flüchtlingen zu tun, sondern werden von den Regierungen Frankreichs und Großbritanniens diskriminiert, weil sie Christen sind. Moslems finden in diesen Ländern leichter Aufnahme als Christen.
England und Frankreich haben im Rahmen der EU-Absprachen zugesichert, 20.000 bzw. 24.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Obwohl das Flüchtlingsdrama durch den Krieg in Syrien entstanden ist und Christen zu den ersten Opfer gehörten, werden sie von den Regierungen der beiden Länder wegen ihrer Religionszugehörigkeit diskriminiert. Während im deutschen Sprachraum öffentliche kirchliche Stellungnahmen zur Flüchtlingsfrage undifferenziert wirken und wenig von gesundem Hausverstand aufweisen, weil weder zwischen Flüchtlingen und Wohlstandsmigranten unterschieden wird noch zwischen Christen, Moslems und Angehörigen anderer Religionen, hat in England der frühere anglikanische Primas Alarm geschlagen.
„Christen werden als Letzte behandelt“
In England meldete sich der ehemalige anglikanische Erzbischof von Canterbury, Lord Carey, zu Wort und schlug Alarm. In der Tageszeitung The Telegraph schrieb er: „Wer von uns seit Monaten um Mitgefühl für die syrischen Opfer wirbt, erlebt eine große Frustration, weil die christliche Gemeinschaft, wieder einmal, im Stich gelassen und als Letzte behandelt wird.“
Großbritanniens Premierminister David Cameron kündigte an, daß als Flüchtling nur aufgenommen werde, wer sich bereits in einem UNO-Flüchtlingslager befindet.
„Subtile“ Diskriminierung
„Auf diese Weise“, so der ehemalige anglikanische Primas, „diskriminiert Cameron unabsichtlich die Christen, die am meisten von diesen unmenschlichen Schlächtern, die sich Islamischer Staat nennen, betroffen sind.
In den UNO-Lagern wird sich kein Christ finden, weil sie von den Islamisten angegriffen und deren Zielscheibe wurden und aus diesen Lagern verjagt wurden. Deshalb suchen sie Zuflucht in Privathäusern und Kirchen.“
Der ehemalige Erzbischof von Canterbury ermahnte die britische Regierung: „Großbritannien sollte sie [die verfolgten Christen] als Priorität betrachten, weil sie die verwundbarste Gruppe sind.
Abgesehen davon sind wir eine christliche Nation und die syrischen Christen hätten keine Probleme, sich zu integrieren.
Manchen wird es nicht gefallen, was ich sage, aber die Masseneinwanderung von Moslems in den vergangenen Jahren nach Europa war überzogen und hat zur Entstehung von Ghettos geführt, in denen eine Parallelgesellschaft lebt.“
Aufruf an die Anglikaner
Nach der Veröffentlichung von Lord Careys Alarmruf sprach der amtierende Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, persönlich das Problem bei einer privaten Begegnung mit Premierminister Cameron an. Welby wiederholte Cameron gegenüber die Worte, die er am vergangenen Monat bereits im britischen Oberhaus ausgesprochen hatte: „In den UNO-Flüchtlingslagern haben sich Radikalisierung und Einschüchterung breitgemacht. Deshalb war die christliche Bevölkerung gezwungen, aus den Lagern zu flüchten.“
Diskriminierung christlicher Flüchtlinge durch Frankreich
Die Diskriminierung der Christen bei der Flüchtlingsaufnahme ist nicht nur in Großbritannien ein Problem, sondern auch in Frankreich. Der Syrien-Experte an der Universität Tours, Frédéric Pichon, sagte am vergangenen 11. September auf Radio Courtoisie: „Heute Nachmittag habe ich mit einem hohen Funktionär der Republik gesprochen, der für die Flüchtlingsaufnahme zuständig ist, und der mir erlaubte, es allen weiterzugeben, was er mir gesagt hat. Deshalb nütze ich die Gelegenheit, um dies zu tun. Es gibt präzise Anweisungen der Regierung, das Problem der Christen des Nahen Ostens zu ignorieren.“
Der erste Grund, weshalb „irakische und syrische Christen seit acht Monaten auf ein Einreisevisum der französischen Botschaft im Libanon warten“, sei der, daß „die Anträge von einer libanesischen Privatgesellschaft geprüft werden, die einem sunnitischen Moslem gehört.“
„Das ist ein hoher Funktionär, ein Präfekt, der mir das gesagt hat, und er hat den Christen geraten, kein Visum zu beantragen, sondern den Weg durch die Türkei zu versuchen und weiter über die illegalen Wege, denen all die anderen Einwanderer folgen, wenn sie eine Chance haben wollen“, so Pichon.
Christen als Assad-freundlich eingestuft: „deshalb werdet ihr nie ein Visum bekommen“
„Wie mir der Funktionär sagte, ist das Konzept der Anweisungen folgendes: Man kann Syrer aufnehmen, aber unter der Bedingung, daß sie nicht für das Regime [Assad] sind. Mit anderen Worten: Seid ihr Alawiten oder Christen, dann seid ihr regimefreundlich und deshalb werdet ihr nie ein Visum bekommen.“ Die Tatsache, daß die Christen am stärksten von einer brutalen Verfolgung betroffen sind, spielt keine Rolle, das seien die Anweisungen der französischen Regierung in Sachen Flüchtlingshilfe.
In Syrien werden sie von sunnitischen Moslems verfolgt, vertrieben und zu Flüchtlingen gemacht, weil sie Christen sind und in Frankreich wird ihnen von der sozialistischen Regierung die Flüchtlingshilfe verweigert, weil sie Christen sind.
Moslems als Übersetzer
In derselben Sendung auf Radio Courtoisie bestätigte Marc Fromager, Direktor der französischen Sektion des katholischen Hilfswerks Kirche in Not die Diskriminierung der Christen: „Seit Jahren erhalte ich aus ganz Frankeich Nachrichten und Hinweise dieser Art.“ Die Christen haben noch mit weiteren Problemen zu kämpfen, so Fromager.
„Die ägyptischen Christen beispielsweise, die aus ihrem Land flüchten, weil sie bedroht werden: Ihre Fälle werden von den französischen Behörden mit Hilfe arabischer Übersetzer behandelt, die fast alle maghrebinische Moslems sind. Seltsamerweise wird kaum einem dieser Christen politisches Asyl gewährt, was im Klartext bedeutet, daß sie zurückgewiesen werden, obwohl es offensichtlich war, daß die ägyptischen Christen an Leib und Leben bedroht waren. Die Moslems finden hingegen sehr leicht Aufnahme.
Es bräuchte neutrale Übersetzer, die ihre Arbeit gut machen“, so Fromager.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL