(Rom) Am Mittwoch endete die dreitägige Sitzung des C9-Kardinalsrats, den Papst Franziskus am 13. April 2013 als beratendes Organ für die Kurienreform und die Leitung der Weltkirche errichtet hatte. An der Leitung der Gesamtkirche hatte das Gremium bisher keinen Anteil und es sieht auch nicht danach aus, als würde sich daran etwas ändern. Die Kurienreform ist zwar ständiges Thema der zahlreichen Sitzungsperioden, doch fehlt es bisher an konkreten Ergebnissen. Gesprochen wurde dennoch über wichtige Themen: die Errichtung neuer Kongregationen an der Römischen Kurie, die Prozeduren bei Bischofsernennungen und die Beschleunigung der Verfahren wegen sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger.
Während der aktuellen Sitzungssession wurde vor allem über die Errichtung neuer Kongregationen an der Römischen Kurie gesprochen, wie das Presseamt des Vatikans mitteilte. Kongregationen werden die älteren Dikasterien genannt und sie stehen rangmäßig höher als die jüngeren Päpstlichen Räte, die erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entstanden.
Neue Kongregation für Laien, Familie und Leben
Eine neue Kongregation soll, so der Arbeitstitel des C9-Kardinalsrats, Kongregation für die Laien, die Familie und das Leben heißen. Ein entsprechender Vorschlag wurde Papst Franziskus übermittelt, nachdem ein Bericht von Kardinal Tettamanzi angehört wurde. Der ehemalige Erzbischof von Genua und Mailand war von Papst Franziskus beauftragt worden, eine Machtbarkeitsstudie zu erstellen. Tettamanzi wurde von Franziskus persönlich zum Synodalen für die Bischofssynode im Oktober 2015 ernannt.
Bei der zu Ende gegangenen Sitzungssession waren alle Mitglieder des C9-Rats anwesend außer Kardinal Maradiaga (Mittelamerika), der gesundheitsbedingt fehlte. Kardinal Maradiaga aus Honduras steht Papst Franziskus sehr nahe. Auch er wurde von diesem persönlich zum Synodalen für die Bischofssynode ernannt.
Vielleicht neue Kongregation für Caritas, Iustitia et Pax
Ebenfalls im Gespräch ist die Errichtung einer Kongregation für Caritas, Gerechtigkeit und Frieden. Der C9-Kardinalsrat gab diesbezüglich noch keine Empfehlung ab. Die Frage soll weiter geprüft werden.
Vatikansprecher Lombardi teilte mit, daß „inzwischen klar sei“, daß die Reform der Kurie nicht „auf einen Schlag“ stattfinden werde. Es gehe „stufen- und etappenweise vorwärts. Es ist dann der Papst, der in seiner Freiheit und mit seiner Autorität sieht, wann und wie die einzelnen Schritte reif sind.“
„Welche Figur von Bischof ist für die Welt von heute geeignet?“
Das zweite große Thema des C9-Treffens waren die Prozeduren bei den Bischofsernennungen. Konkret ging es dabei vor allem um die Qualitäten und Voraussetzungen der Kandidaten im Licht der Erfahrungen der heutigen Welt und der Informationssammlung.
„Welches ist die Figur des geeigneten Bischofs für die Welt von heute“, so Pater Lombardi. Dabei handle es sich um ein „immer aktuelles Thema“.
Der C9-Rat hörte zudem Msgr. Dario Viganò, den Präfekten des neuerrichteten Kommunikationssekretariats an, der über die Ausarbeitung von Statuten für sein Dikasterium berichtete. Vatikansprecher Lombardi gab bekannt, daß das Kommunikationssekretariat bereits seine Arbeit aufgenommen habe. Eine Präzisierung, die notwendig war, denn vom neuen Dikasterium hat man bisher in Rom kaum etwas mitbekommen. Die Entscheidungen über die Informationspolitik des Heiligen Stuhls stehen weiterhin dem Staatssekretariat zu, nicht dem neuen Dikasterium, so Pater Lombardi.
Das nächste C9-Treffen findet vom 10.–12. Dezember 2015 statt. Papst Franziskus war, wie gewohnt, während des gesamten Treffens anwesend, ausgenommen am Mittwoch vormittag wegen der Generalaudienz.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Osservatore Romano (VIS Screenshot)