Jesuitenzeitschrift „Civiltà  Cattolica“ hat neuen Sitz – in Santa Marta


"Civilita Cattolica" das Jesuiten-Hausblatt der Agenda Franziskus
„Civi­li­ta Cat­to­li­ca“ das Jesui­ten-Haus­blatt der Agen­da Franziskus

(Rom) Die renom­mier­te römi­sche Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà  Cat­to­li­ca „hat einen neu­en Sitz. In San­ta Mar­ta“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. Die Zeit­schrift schrei­be, was Papst Fran­zis­kus in Sachen Fami­lie tun möch­te, aber viel­leicht nicht tun kann, weil ihn die Bischofs­syn­ode bremst. 

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Bereits 2014 ließ die Zeit­schrift kurz vor Syn­oden­be­ginn mit einer ein­sei­ti­gen Par­tei­nah­me zugun­sten des Kas­per-Vor­schlags auf­hor­chen. Da kein Arti­kel der Civil­tà  Cat­to­li­ca ohne aus­drück­li­che Ertei­lung der Druck­erlaub­nis durch das Staats­se­kre­ta­ri­at erscheint, läßt sich an der Jesui­ten­zeit­schrift die päpst­li­che Agen­da able­sen. Das Vor­ge­hen des Vor­jah­res wie­der­holt sich auch 2015. Einen Monat vor Eröff­nung der Syn­ode (zwei­ter Teil) publi­ziert die Zeit­schrift zwei Arti­kel, in dem die Umset­zung des Kas­per-Vor­schlags gefor­dert wird. Zudem legt sie einen Sam­mel­band vor, in dem erneut behaup­tet wird, das Kon­zil von Tri­ent habe die Zweit­ehe erlaubt. Dage­gen pro­te­stiert ein ame­ri­ka­ni­scher Wis­sen­schaft­ler mit einem offe­nen Brief an Synodenväter.

Unter Franziskus direkter Draht zur römischen Jesuitenzeitschrift – von Jesuit zu Jesuiten

„Die ‚Civil­tà  Cat­to­li­ca‘ ist nicht irgend­ei­ne Zeit­schrift. Sie wird aus­schließ­lich von Jesui­ten gestal­tet. Die Text­ent­wür­fe müs­sen vor der Ver­öf­fent­li­chung die Kon­trol­le der vati­ka­ni­schen Stel­len pas­sie­ren. Unter Pius XII. übte der Papst selbst die­se Kon­trol­le aus und reg­te eini­ge Arti­kel an. Johan­nes XXIII. über­ließ die­se Auf­ga­be dem Staats­se­kre­ta­ri­at und so auch sei­ne Nach­fol­ger“, so San­dro Magister.

Unter Papst Fran­zis­kus ist die Bin­dung zwi­schen Papst und Zeit­schrift jedoch wie­der ganz direkt. „Der der­zei­ti­ge Chef­re­dak­teur der ‚Civil­tà  Cat­to­li­ca‘, Pater Anto­nio Spa­da­ro, unter­hält mit Jor­ge Mario Berg­o­glio ein sehr enges Ver­trau­ens­ver­hält­nis, so daß er zum Fürst sei­ner Inter­view­er und Inter­pre­ten wur­de“, so der Vati­ka­nist des Wochen­ma­ga­zins L’Espresso.

„Alles, was die­se Zeit­schrift über die Fami­li­en­syn­ode schreibt“, las­se ver­mu­ten, daß es auf Fran­zis­kus zurück­zu­füh­ren ist. Alle bis­her zum The­ma von der Zeit­schrift ver­öf­fent­lich­ten Arti­kel las­sen eine „mehr oder weni­ger deut­li­che Unter­stüt­zung“ des Aggior­na­men­to-Pro­zes­ses erken­nen, der eine Erneue­rung der Ehe­pa­sto­ral im Namen der Barm­her­zig­keit anstrebt. Das sei die „wirk­li­che Absicht des Pap­stes“, so Magi­ster. „Eine Absicht, die sich für vie­le, ein­schließ­lich eini­ger­Au­to­ren der ‚Civil­tà  Cat­to­li­ca‘, durch die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on und der Seg­nung von Homo-Ver­bin­dun­gen kon­kre­ti­sie­ren sollte“.

Jüngste Ausgabe x‑ter Beweis für einseitig Unterstützung eines „Aggiornamento“-Prozesses

Das jüng­ste Heft der Zeit­schrift und ein dem­nächst erschei­nen­des Buch „sind der x‑te Beweis für die Aus­rich­tung“, so Magister.

In der Aus­ga­be vom 12. Sep­tem­ber 2015 fin­den sich zwei Arti­kel, die der Fami­li­en­syn­ode gewid­met sind. Der erste, im enge­ren Sinn theo­lo­gi­sche Arti­kel stammt vom flä­mi­schen Jesui­ten Bert Dae­lem­ans über die „Sakra­men­ta­li­tät der Ehe“. Dae­lem­ans ver­gißt nicht zu unter­strei­chen, daß auch „die Wun­den Teil einer gesun­den, rea­li­sti­schen und hoff­nungs­vol­len Ana­mne­se, des Sakra­ments“ sei­en, und daß die Kir­che sich „vor allem um die am stärk­sten ver­wun­de­ten“ Fami­li­en küm­mern sol­le. Eine Anspie­lung, so Magi­ster, auf ein Bild der Kir­che, das „Feld­la­za­rett“, das Papst Fran­zis­kus beson­ders mag.

Der zwei­te Arti­kel stammt vom argen­ti­ni­schen Jesui­ten Hum­ber­to Miguel Yáñez, eine Bespre­chung des Sam­mel­ban­des „Fami­glia e Chie­sa, un legame indi­vi­si­bi­le“ (Fami­lie und Kir­che, eine untrenn­ba­re Ver­bin­dung), der vom Päpst­li­chen Rat für die Fami­lie her­aus­ge­ge­ben und im Vati­kan­ver­lag erschie­nen ist.

„Es han­delt sich jedoch um eine Rezen­si­on mit kla­rer Aus­rich­tung, wie der groß­zü­gi­ge Raum belegt, der jenen, vom Rezen­sen­ten geteil­ten The­sen von einem der Her­aus­ge­ber, dem Theo­lo­gen Giam­pao­lo Dia­nin, ein­ge­räumt wird, der ein Ver­fech­ter der Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zur eucha­ri­sti­schen Kom­mu­ni­on ist“, so Magister.

Argumentationshilfe für Kasper-Vorschlag mit „typischen Bergoglio-Formulierungen“

Yáñez schließt sei­ne Buch­be­spre­chung mit der Aus­sa­ge, sich gera­de von Papst Fran­zis­kus „jenen Schritt nach vor­ne im Pro­zeß des Wan­dels“ zu erwar­ten, den die Syn­ode „nicht imstan­de sei, zu set­zen, weil intern zu sehr zer­strit­ten.“ Ein „Pro­zeß“, den der Jesu­it als „Hin­aus­ge­hen an die exi­sten­ti­el­len Rän­der“ beschreibt und damit eine „typi­sche For­mu­lie­rung Berg­o­gli­os“ auf­grei­fe, so Magister.

„Auch wenn man nicht zu einem tota­len Kon­sens zu allen Pro­ble­men kom­men soll­te: Die Aus­übung der Syn­oda­li­tät wird immer ein Reich­tum und ein Geschenk für die Kir­che sein. Und wie dem auch sei, der Nach­fol­ger des Petrus, wird, mit sei­ner Auto­ri­tät als Hir­te und Leh­rer, die Auf­ga­be haben, letzt­lich zu ent­schei­den, wel­che Wege beim kirch­li­chen Hin­aus­ge­hen gera­de an die exi­sten­ti­el­len Rän­dern ein­zu­schla­gen sind, wo sich die oben bespro­che­nen Bedin­gun­gen sam­meln“, so Hum­ber­to Miguel Yáñez.

Jesuitenzeitschrift gibt Pro-Kasper-Sammelband heraus

Ein dem­nächst erschei­nen­des Buch der Civil­tà  Cat­to­li­ca, die der Fami­li­en­syn­ode gewid­met ist, trägt den Titel: „Die Fami­lie, ein Feld­la­za­rett“ (La fami­glia, ospe­da­le da cam­po). Der Unter­ti­tel, so Magi­ster, klä­re dar­über auf, was damit gemeint ist: „Bibli­sche, theo­lo­gi­sche und pasto­ra­le Debat­te über die Ehe in den Bei­trä­gen der Autoren der Civil­tà  Cattolica“.

Der Band erscheint im Ver­lag Quer­inia­na, der auch die ita­lie­ni­sche Aus­ga­be der Zeit­schrift Con­ci­li­um her­aus­gibt. Der Band sam­melt auf 300 Sei­ten die Auf­sät­ze von zwölf Jesui­ten, alles Autoren der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift. Das Vor­wort stammt von Pater Anto­nio Spa­da­ro. Wer wis­sen will, was Papst Fran­zis­kus gera­de zum The­ma denkt, soll­te es genau lesen.

Eini­ge Auf­sät­ze sind bereits in der Zeit­schrift erschie­nen, so auch jener von Dae­lem­ans. Eben­so die bei­den Auf­sät­ze von Pater Gian­car­lo Pani, Kir­chen­hi­sto­ri­ker an der Uni­ver­si­tät La Sapi­en­za in Rom und vor kur­zem in die Redak­ti­on der Civil­tà  Cat­to­li­ca auf­ge­nom­men. Aus der Feder von Pater Pani stamm­te jener ein­gangs erwähn­te Arti­kel unmit­tel­bar vor der Bischofs­syn­ode 2014, der den Ein­druck erwecken woll­te, als habe das Kon­zil von Tri­ent die Zweit­ehe erlaubt (sie­he Vene­zia­ni­sche „Zweit­ehe“? Über­ra­schungs­coup zum Auf­takt der Bischofs­syn­ode mit Ver­zer­rung des Kon­zils von Tri­ent).

Panis verdrehtes Konzil von Trient erneut vorgelegt – Antwort des Moraltheologen Christian Brugger

Eine Rei­he von Fach­wis­sen­schaft­lern wie­sen Panis The­se ent­schie­den zurück. Der Jesu­it habe den histo­ri­schen Zusam­men­hang zer­ris­sen oder igno­riert, um ein Argu­ment für die heu­ti­ge Dis­kus­si­on rund um die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zu kon­stru­ie­ren (sie­he u.a. Rober­to de Matt­eis spit­ze Ant­wort auf einen jesui­ti­schen Win­kel­ad­vo­ka­ten zur Zweit­ehe).

Einer, der sich damals gegen Pani zu Wort mel­de­te, so Magi­ster, war der Pro­fes­sor für Moral­theo­lo­gie am St. John Vian­ney Theo­lo­gi­cal Semi­na­ry von Den­ver (USA), E. Chri­sti­an Brug­ger, ein aus­ge­wie­se­ner Ken­ner des Kon­zils von Trient.

Wäh­rend die Civil­tá Cat­to­li­ca, unge­rührt von der Kri­tik, Panis Auf­satz mit dem Sam­mel­band erneut vor­legt, ant­wor­tet Brug­ger auf die Her­aus­for­de­rung durch Pani mit einer gründ­li­chen Stu­die über die Ehe­leh­re des Tri­en­ter Kon­zils, die aller­dings erst 2016 fer­tig­ge­stellt sein wird. Aus die­sem Grund schrieb Pro­fes­sor Brug­ger 22 Syn­oden­vä­tern aus den USA, Kana­da, Eng­land, Irland, Austra­li­en und Neu­see­land den per­sön­li­chen Brief „But this the Catho­lic Church can­not do“, mit dem er sich ent­schie­den gegen eine Zulas­sung der Zweit­ehe aus­spricht, die einem Bruch mit der gesam­ten Kir­chen­ge­schich­te gleichkäme.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cielo

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