Samenbanken „ausgetrocknet“, seit Anonymität gefallen ist


Sperma-Spender verschwunden, seit Anonymität gefallen ist
Sper­ma-Spen­der ver­schwun­den, seit Anony­mi­tät gefal­len ist

(Washing­ton) Die bri­ti­schen Sper­ma­ban­ken für die hete­ro­lo­ge Inse­mi­na­ti­on, also die künst­li­che Befruch­tung einer Frau durch den Samen eines frem­den Man­nes, sind aus­ge­trock­net. Seit die Anony­mi­tät gefal­len ist, will nie­mand mehr „spen­den“. Damit wird die Heu­che­lei der schö­nen Wor­te auf­ge­deckt, die apo­dik­tisch glau­ben machen will, daß heh­re und phil­an­thro­pi­sche Beweg­grün­de Grund­la­ge des Mark­tes der hete­ro­lo­gen künst­li­chen Befruch­tung seien.

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Die ita­lie­ni­sche Nach­rich­ten­agen­tur ANSA mel­de­te: „Bri­ti­sche Sper­ma­ban­ken aus­ge­trock­net“. Sowohl BBC als auch The Guar­di­an mel­de­ten den Flop der Samen­ban­ken-Ein­rich­tun­gen. Bis­her gab es nur neun (!) Samenspender.

„Poten­ti­el­le Frei­wil­li­ge wer­den beson­ders vom Gesetz von 2005 abge­schreckt, das für die­se Art von Spen­den die Anony­mi­tät verbietet.“

Die neuen „Wikinger“: Bier, Lego und Sperma

Doch wie immer, wo es ums Geschäft und um Ideo­lo­gie geht, wei­gern sich die Ver­ant­wort­li­chen, die Rea­li­tät anzu­er­ken­nen. Lau­ra Wit­jens ist die Vor­sit­zen­de der vor einem Jahr errich­te­ten Natio­na­len Sper­ma­bank Eng­lands. Sie will statt des­sen „mit einer Wer­be­kam­pa­gne“ um „Spen­der“ wer­ben, die an den „Machis­mo“ appel­liert, jenen zwei­fel­haf­ten Männ­lich­keits­wahn, der eigent­lich seit lan­gem bekämpft wird. Man wol­le an den „männ­li­chen Stolz“ appel­lie­ren, um Samen­spen­den zu erhal­ten, so Wilt­jens. Ihr schwebt vor, einen ima­gi­nä­ren Super­hel­den der Zeu­gungs­kraft „ein­zu­set­zen“. Eine ähn­li­che Pro­pa­gan­da habe es in Däne­mark bereits gege­ben und sei „wirk­sam“ gewesen.

„Wenn es bei den Dänen funk­tio­niert hat, wird es auch bei uns funk­tio­nie­ren“, so die bri­ti­sche Inse­mi­na­ti­ons­spe­zia­li­stin. In Däne­mark wur­de das eine „Quel­le des Stol­zes“. Die Bot­schaft habe mehr oder weni­ger so gelau­tet: „Das ist die Inva­si­on der Wikin­ger. Däne­mark expor­tiert Bier, Lego und Sperma.“

Wer ist mein Vater?

Der Fall ist ein Bei­spiel dafür, wie Ideo­lo­gie, die zudem mit Geschäfts­in­ter­es­sen ver­bun­den ist, die Fähig­keit des Men­schen bene­belt, sich der Wirk­lich­keit bewußt zu wer­den. Die Samen­spen­der sind kei­ne groß­zü­gi­gen Phil­an­thro­pen, die um den Fort­be­stand der mensch­li­chen Spe­zi­es besorgt sind, auch nicht dar­um, unfrucht­ba­ren Paa­ren Eltern­glück zu ver­schaf­fen. Der erste Beweg­grund ist schlicht und ein­fach das Geld, das damit ver­dient wer­den kann. Alles aber unter einer Bedin­gung: daß die „Spen­der“ anonym blei­ben und damit kei­ner­lei Ver­ant­wor­tung für irgend etwas über­neh­men müs­sen, schon gar nicht für die Kin­der, die viel­leicht mit ihrem Sper­ma künst­lich gezeugt und gebo­ren werden.

Da begin­nen die Pro­ble­me. Jedes künst­li­che gezeug­te Kind beschäf­tigt sich mit der Fra­ge, häu­fig ein Leben lang, wer sein Vater ist oder sei­ne Leih­mut­ter. Alle wol­len eine Ant­wort dar­auf und vie­le begin­nen mit einer lang­wie­ri­gen Suche. Die Geschich­te von Ste­pha­nie Raey­mae­kers zeigt es exem­pla­risch auf (sie­he Wie­viel kostet das per­fek­te Kind? Die Brüs­se­ler Expo für den Kauf und Ver­kauf von Kin­dern). Heu­te kämpft die durch künst­li­che Befruch­tung gezeug­te jun­ge Frau für die Rech­te der Men­schen, denen es gleich geht, wie ihr.

Der Wunsch, die eige­nen Eltern zu ken­nen, ist von Natur aus dem Men­schen ein­ge­schrie­ben und läßt sich nicht durch schö­ne Erklä­run­gen aus­lö­schen. Mit der Fra­ge ist die eige­ne Exi­stenz ver­bun­den und auch die Fra­ge nach dem Sinn des eige­nen Lebens. Eine Fra­ge, die vor­der­grün­dig nichts mit Reli­gi­on, son­dern mit Sein zu tun hat.

Nur ein Geschäft

Die Pro­mo­to­ren der künst­li­chen Befruch­tung wol­len von sol­chen Fra­gen nichts wis­sen. Doch, ob sie es wol­len oder nicht, die Fra­ge steht im Raum und ver­schafft sich Gehör. Kin­der aus künst­li­cher Befruch­tung haben lang­wie­ri­ge Rechts­strei­te begon­nen und sich immer mehr durch­ge­setzt. Sie erstrit­ten sich das Recht, Aus­kunft über ihren Vater oder ihre Mut­ter zu erhal­ten. Teil­wei­se wur­den die Geset­ze zum Schutz ihrer Inter­es­sen geän­dert. Die Geschäf­te­ma­cher waren nicht begei­stert davon. In Groß­bri­tan­ni­en wur­de die Anony­mi­tät abge­schafft und sie­he da, mit einem Schlag waren die Samen­spen­den-Wohl­tä­ter geschwun­den. Genau­so wür­de es sich bei den „Leih­müt­tern“ ver­hal­ten. Bleibt die Bezah­lung aus, ist auch die Bereit­schaft schlag­ar­tig weg.

Die gan­zen schö­ne Hoch­glanz­wer­bun­gen, Inter­net­an­zei­gen und Medi­en­be­rich­te über die schö­ne, fort­schritt­li­che Welt der hete­ro­lo­gen künst­li­chen Befruch­tung plat­zen wie Sei­fen­bla­sen, sobald der Rubel nicht mehr rollt oder die „Spen­der“ sich ihrer Ver­ant­wor­tung stel­len müssen.

Wie wird also die bri­ti­sche Geschich­te wei­ter­ge­hen? Abge­se­hen vom gro­tes­ken Appell an ein „Wikin­ger-Syn­drom“ wer­den die Geschäf­te­ma­cher einen Schwarz­markt auf­bau­en oder sich im Aus­land Sper­ma besor­gen. Wann aber wird man ehr­li­cher­wei­se das Geschäft auch Geschäft nen­nen und das heuch­le­ri­sche Schön­re­den beenden?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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3 Kommentare

  1. „Poten­ti­el­le Frei­wil­li­ge wer­den beson­ders vom Gesetz von 2005 abge­schreckt, das für die­se Art von Spen­den die Anony­mi­tät verbietet.“
    Das ist ein har­ter Schlag für die barm­her­zi­gen Brü­der die doch nur gutes tun wollten.
    Aber in einer irren Welt die angeb­lich auf­ge­klärt ist neh­men die Kol­la­te­ral­schä­den im erschrecken­den Tem­po stän­dig zu. Mir soll es egal sein solan­ge die Mut­ter Got­tes einen Schirm hat wo man sich drun­ter stel­len kann denn ich fürch­te die Ein­schlä­ge wer­den bald sehr unge­müt­lich werden.
    Per Mari­am ad Christum.

  2. Anstatt stän­dig Hir­ten­brie­fe zu ver­fas­sen, die zu Spen­den, Spen­den und noch­mals Spen­den auf­ru­fen (zum Glück aber noch nicht zum Samen spen­den, aber das kommt bestimmt auch noch wenn die Kir­chen­aus­trit­te wei­ter­hin so rasant wach­sen), soll­ten die Bischö­fe ihre Schäf­chen mal über wirk­lich hei­ße Eisen, wie es die gan­ze Fort­pflan­zungs­ethik ist, auf­klä­ren! Aber was soll’s, solan­ge poten­ti­el­le Kir­chen­steu­er­zah­ler gezeugt wer­den ist es doch wurscht wie! Haupt­sa­che der Rubel rollt!

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