
(Rom) In der Basilika San Piero a Grado befindets sich, der Überlieferung nach, der Ort, an dem der Apostel Petrus im Jahr 44 seine erste Heilige Messe in Europa zelebrierte. Die dem ersten Stellvertreter Jesu Christi geweihte Petersbasilika befindet sich nicht in der bekannteren Adriastadt Grado, sondern in einem kleinen unbekannten Ortsteil der Stadt Pisa in der Toskana.
Grado liegt südwestlich von Pisa einen Kilometer vom Fluß Arno entfernt. Damals mündete hier der Hauptarm des Arno ins Tyrrhenische Meer. Heute liegt der Ort ganze sechs Kilometer vom Meer entfernt. Im Hafen von Grado ging nach ältester örtlicher Tradition der heilige Petrus an Land, als er auf einem Schiff von Palästina nach Rom gelangen wollte. Das war im Jahr 44 nach Christus. In jenem Jahr fand demnach die Zelebration seines ersten Meßopfers in Europa statt.
Frühchristlicher Kirchenbau
Nachweislich finden sich Spuren von Kirchenbauten aus frühchristlicher Zeit. Die älteste ergrabene Kirche stammt aus dem 4. Jahrhundert. Sie steht auf den älteren Fundamenten der alten Hafenanlage. Darüber wurde im 6./7.Jahrhundert, wahrscheinlich nach einem Brand, eine zweite Kirche errichtet.
Die heutige Basilika entstand im 10. Jahrhundert und wurde in den folgenden 200 Jahren umgebaut und erweitert. Die Kirche hat die Form einer dreischiffigen Basilika mit der Besonderheit, daß Ost- und Westfassade mit Apsiden abschließen. Der Grund dafür dürfte eine schwere Beschädigung der ursprünglichen Westfassade, vielleicht durch ein Arnohochwasser, gewesen sein. Wegen der Zerstörung wurde das Langschiff um zwölf Meter verkürzt. Der Eingang befindet sich seither an der Nordseite.
Antike Säule und Marmorplatte – der improvisierte Altar, auf dem Petrus zelebrierte

Die Kirche wurde, so die Überlieferung, genau über der Stelle errichtet, an der der Apostelfürst auf einem improvisierten Altar die erste Messe zelebriert hatte. Während der bisher wichtigsten archäologischen Grabungen von 1955–1965 wurden eine antike römische Säule mit einer Marmorplatte darauf entdeckt. Dabei handelte es sich um den Altar der frühchristlichen Basilika. Säule und Platte werden in der Basilika aufbewahrt.
Im Altarraum befindet sich seit dem 14. Jahrhundert ein Ziborium über dem Altar. Bei den Ausgrabungen wurde entdeckt, daß sich das Ziborium genau über dem Altar der frühchristlichen und der langobardischen Kirche befindet.
Die Ausgrabungen bieten durch die offensichtliche Bedeutung des Altarstandortes und die den ungewöhnlichen Altar gleich zwei Hinweise für die Echtheit der Petrus-Überliegerung. Dafür spricht auch die für einen kleinen Ort ungewöhnliche Größe des Kirchenbaus, für den wertvolles Materialien eingesetzt wurden, die die Bedeutung des Kultortes unterstreichen.
Papstporträts – älter als jene in St. Paul vor den Mauern

Im Jahr 1300, anläßlich des ersten, von Papst Bonfatius VIII. ausgerufenen Heiligen Jahres erteilte die mächtige langobardische Familie der Gaetani dem Maler Deodato Orlandi aus Lucca den Auftrag, die geeigneten Flächen des gesamten Mittelschiffs mit einem Freskenzyklus zu schmücken.
Das umfangreiche Werk besteht aus drei übereinanderliegenden Bildreihen und wurde vor kurzem restauriert. In der untersten Reihe finden sich die Porträts aller Päpste des ersten christlichen Jahrtausends, vom Apostel Petrus bis zu Johannes XVII., der im Jahr 1003 regierte. Papstporträts finden sich auch in der Patriarchalbasilika St. Paul vor den Mauern in Rom mit dem Unterschied, daß jene von San Piero a Grado älter sind.
Die mittlere Freskenreihe stellt das Leben des Apostels Petrus dar, darunter auch seine Schiffsreise nach Italien; dazu noch Szenen aus dem Leben anderer Heiliger, darunter des Apostels Paulus und des heiligen Papstes Silvester I. Die oberste Bildreihe zeigt die himmlische Stadt Jerusalem aus deren Fenster Engel und Heilige schauen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/San Piero a Grado (Screenshot)