Berufungskrise: Niedergang des Diözesanklerus – Wachstum der Tradition


Priesterweihen der Tradition
Prie­ster­wei­hen der Tradition

(Paris) In vie­len Gegen­den im säku­la­ri­sier­ten Euro­pa fin­det eine regel­rech­te geist­li­che Ver­step­pung statt. Emble­ma­tisch dafür ist die Beru­fungs­kri­se in Frank­reich. Die Zah­len spre­chen für sich: 1966 gab es in Frank­reich 4.536 Semi­na­ri­sten. Nur weni­ge Jah­re spä­ter, im Jahr 1975, war ihre Zahl auf 1.297 ein­ge­bro­chen. Der Nie­der­gang konn­te dann ver­lang­samt wer­den, setz­te sich aber fort. 1996 gab es 1.103 Semi­na­ri­sten. Es folg­te ein wei­te­rer Ein­bruch: 2005 waren es nur mehr 784. 2011 wur­de schließ­lich mit 710 Semi­na­ri­sten der nied­rig­ste Stand seit der Zeit der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on erreicht.

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Wenn die Mathe­ma­tik kei­ne Mei­nung ist, ergibt das seit 1966 einen Rück­gang von 84 Pro­zent. „Das ist das Ergeb­nis der von den moder­ni­sti­schen Theo­lo­gen vor­an­ge­trie­be­nen Wen­de, mit der sie den Sinn für das Über­na­tür­li­che zer­stört haben. Die Zah­len sind von sol­cher Ein­deu­tig­keit, daß sie jedem ‚moder­nen‘ Theo­lo­gen die Scha­mes­rö­te ins Gesicht trei­ben und ihn für immer in ein Buß­schwei­gen ver­fal­len las­sen müß­ten. Jeden­falls bedür­fen sie kei­nes wei­te­ren Kom­men­tars!“, so der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Blog­ger Cor­dia­li­ter.

Gefragt ist eine ern­ste Ana­ly­se einer kata­stro­pha­len Situa­ti­on. „Zah­len sind weder tra­di­tio­na­li­stisch noch moder­ni­stisch. Sie sind Fak­ten, die es gilt, zur Kennt­nis zu neh­men“, so Cordialiter.

Die Lage in Frank­reich ist dra­ma­tisch. In abseh­bar weni­gen Jah­ren wird es in eini­gen Diö­ze­sen kaum mehr akti­ve Prie­ster geben. Das Durch­schnitts­al­ter der Prie­ster liegt in die­sen Diö­ze­sen bereits heu­te bei 75 Jahren.

Schlüssel zur Berufungskrise wird in den Diözesen ignoriert

„Die Lage ist dra­ma­tisch ernst. Sie ist kein Grund, sich zurück­zu­leh­nen, aber auch kein Grund, zu ver­zwei­feln“, so Cor­dia­li­ter. Inner­halb der Beru­fungs­kri­se las­sen sich gegen­läu­fi­ge Ten­den­zen fest­stel­len. Wäh­rend der Diö­ze­san­kle­rus fast aus­zu­ster­ben droht, wach­sen die Orden und Gemein­schaf­ten des alten Ritus. Die Beru­fun­gen, die heu­te noch durch­drin­gen, füh­ren die jun­gen Män­ner dort­hin, wo der Glau­ben, die Lit­ur­gie, die Treue zu Chri­stus, zur Hei­li­gen Schrift und zur Tra­di­ti­on ernst genom­men werden.

„Die Hoff­nung ist, daß wei­te­re Semi­na­re eröff­net wer­den, in denen es einer noch grö­ße­ren Zahl an tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen jun­gen Män­nern ermög­licht wird, das katho­li­sche Prie­ster­tum anzu­stre­ben. Es sind die hei­li­gen Prie­ster, durch deren Vor­bild die Beru­fun­gen heranreifen.“
Dort wo die hei­li­ge Lit­ur­gie ehr­fürch­tig und wür­dig zele­briert wird, dort wo die Leh­re Chri­sti getreu ver­kün­det und die Ord­nung der Kir­che geach­tet wird, fin­den sich auch heu­te Beru­fun­gen. Die­se blü­hen­den Oasen in der Wüste, die Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on, eini­ge alte Klö­ster und eini­ge neue Insti­tu­te, soll­ten die gan­ze Auf­merk­sam­keit der Kir­chen­obe­ren fin­den, denn in ihnen liegt der Schlüs­sel ver­bor­gen, die Beru­fungs­kri­se zu überwinden.

Erstaun­li­cher­wei­se erwei­sen sich die diö­ze­sa­nen Kir­chen­lei­tun­gen als trä­ge, des­in­ter­es­siert oder sogar feind­se­lig. „Das Dilem­ma ist, daß der Weg zur Über­win­dung der Beru­fungs­kri­se vor aller Augen liegt, doch vie­le – und ich spre­che nur von den Ver­ant­wor­tungs­trä­gern – demon­stra­tiv weg­schau­en.“ Man müs­se den Ein­druck gewin­nen, sie woll­ten gar kei­ne Ver­bes­se­rung. Die Grün­de dafür sei­en viel­schich­tig und rei­chen tie­fer. Es sei nicht nur „Bequem­lich­keit“ oder „Welt­an­ge­paßt­heit“, son­dern in vie­len Fäl­len gehe es um eine „ande­re Theo­lo­gie“. Um die­se nicht in Fra­ge stel­len zu müs­sen, wer­de lie­ber der Nie­der­gang der Prie­ster­be­ru­fun­gen in Kauf genommen.

„Die Diö­ze­san­bi­schö­fe tra­gen die Ver­ant­wor­tung dafür, wie in ihrer Diö­ze­se auf die Beru­fungs­kri­se reagiert wird, ob das gute Bei­spiel igno­riert wird oder Nach­ah­mung fin­det. Sie wer­den dafür ein­mal zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den. Unab­hän­gig davon schrei­tet die Auf­lö­sung des Diö­ze­san­kle­rus vor­an und es ist nur mehr eine Fra­ge der Zeit, wann die Prie­ster­wei­hen der Tra­di­ti­on jene des Novus Ordo über­run­den wer­den, jeden­falls in Frank­reich“, so Cor­dia­li­ter.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: FSSP

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